Holz Traversflöte

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Quantz
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Hallo,
ich brauche eine Beratung bez. einer Traversflöte.
Ich spiele Querflöte und alle Blockflöten in einem Hobby - Kammermusikensemble für Alte- und Barockmusik.
Hier meine Fragen:
Ist der Umstieg auf eine Holz- Traversflöte vom Ansatz her schwierig?
Wie sind die Griffe? Ähnlichkeit mit Alt- oder Querflöte?
Brauche ich dafür Unterricht?
Bei ebay gibt es ein Angebot: Traversflöte von Jamin Fils (Frankr.) 6 Klappen, 4 tlg.
Könnt ihr so eine Flöte empfehlen?
Danke!
Quantz
 
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Hallo,

ob der Umstieg von Böhm- auf Traversflöte ansatztechnisch schwierig ist, ist eine sehr individuelle Sache. Ich find's nicht unbedingt leicht, für dich kann's aber ein Klacks sein...generell kann man sagen, dass Traversflöten deutlich (!) kleinere und meist kreisrunde bis ganz leicht ovale Anblaslöcher haben. Dementsprechend geht sehr viel Luft einfach "flöten", wenn du deinen Böhmflötenansatz benutzt. Der Lippenspalt muss deutlich schmaler sein als bei der Böhmflöte. Und ganz allgemein "verträgt" eine Traversflöte weniger Luft als eine Böhmflöte.

Die Griffe sind ansich leicht, die Intonation allerdings nicht. Das ganze Instrument ist im Grunde ein großer Kompromiss, denn du willst möglichst ohne Klappen in allen Tonarten spielen können...damit das geht, müssen die Tonlöcher so angeordnet werden, dass alle Gabelgriffe mehr oder weniger gut stimmen...und dadurch stimmt in der Regel das ganze Instrument eher weniger gut. Bei der Böhmflöte hast du ja den Luxus, dass alle Tonlöcher akustisch korrekt angeordnet sind und die Klappen das ganze dann greifbar machen, und man muss intonationstechnisch nur sehr wenige Kompromisse eingehen. Da du bei der Traversflöte keine (bzw. nur eine) Klappen hast, müssen die Tonlöcher näher zusammenrücken und alles muss gegeneinander abgewogen werden...daher gibts bei der Traversflöte auch Tonarten, die "eher gehen" als andere. Ganz allgemein musst du ständig deinen Ansatz ändern, da jeder Ton anders intoniert werden muss/will. Es gibt Traversflöten, die besser stimmen als andere, aber die ganzen Kompromisse machen auch viel vom Klangcharakter aus, daher nimmt man intonatorische Seltsamkeiten zugunsten eines speziellen Tons oftmals in Kauf...

Was die Griffweise angeht, such mal nach dem, von dem du deinen Forumsnamen hast. Der hat eine wunderbare Flötenschule für seinen Chef Friedrich den Großen geschrieben und darin gibs auch Informationen zu den Griffen. Auch sonst ist die Lektüre lohnend und allein der Wortlaut ist schon spaßig...alternativ hilft der Suchbegriff "Grifftabelle Traversflöte" weiter.

Ob du Unterricht dafür brauchst kann dir hier keiner verraten. Auch wenn Travers- und Böhmflöte beides Querflöten sind und die Tonerzeugung prinzipiell die gleiche ist, sinds verschiedene Instrumente...

Das Ebay-Angebot konnte ich nicht finden. Generell wäre ich bei Flöten von Ebay vorsichtig. Die alten Teile brauchen oftmals noch viel käufliche Liebe (sprich: Werkstattstunden beim Instrumentenbauer) um spielbar zu werden, und selbst dann ist es meistens wie Lotto. Um da was brauchbares zu schießen braucht man viel Erfahrung und muss in der Materie drin sein. Außerdem gibt es so viel, was sich "Traversflöte" nennt, aber letztendlich nicht das ist, was du suchst. V.a. die vier Klappen würden mich irritieren, in der Regel hat *die* Traversflöte für historisch informierte Aufführungspraxis eine Klappe (Dis), oder zwei (Dis und Es), wenn man die Ausführung von deinem Namensvetter spielen will. Allgemein haben sich für den Anfang die Plastik-Traversflöten von Aulos bewährt. Wenns etwas mehr sein darf, wird's sofort vierstellig. Natürlich gibts auch Traversflöten mit mehr als einer (oder zwei) Klappen, das sind aber dann nicht die Standardinstrumente für das, was du spielen willst. Zu Mozarts Zeiten war die einklappige Traversflöte immer noch Standard, die zusätzlichen Klappen waren nur Arbeitserleichterungen. Erst später wurden die Tonlöcher aufgrund der gestiegenen Lautstärke der Orchester immer größer (großes Loch = lauter Ton), sodass die Gabelgriffe der einklappigen Flöte nicht mehr funktionierten und die ganzen Klappen damit obligatorisch wurden. Und weil das Ergebnis irgendwie ergonomischer Müll war kam dann auch sehr schnell Theobald mit seiner Böhmflöte.

Wenn du noch Fragen hast, frag nur.

Beste Grüße,
shib

PS: noch ganz wichtig ist der Stimmton und der hängt von eurem Ensemble ab. Moderne Flöten sind bei a=440..442Hz, "standardisierte" Barockstimmung ist a=415Hz und das ist ein Halbton unter der Kammerstimmung. Die a's von antiken Flöten von Ebay können zwischen 390 und 466Hz liegen und wenn man nicht genau weiß, welche Fragen man dem Verkäufer stellen und wie man die Antworten interpretieren muss, setzt man sich da schnell in die Nesseln.
Die Aulos-Plastikflöten gibts in 440 und 415Hz, mit einer Flöte beides spielen geht nur wenn man sich separate Mittelstücke für jede Stimmung kauft, und das wird dann auch wieder vierstellig.
 
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Hallo shib,
vielen Dank für deine ausführliche und fundierte Beratung! Jetzt kann ich das Problem Traversflöte schon eher einordnen!Ich werde doch lieber bei meinen "alten Flöten" bleiben, denn gerade beim Ensemblespiel sollte die Tonhöhe schon passen und nicht allzu kompliziert herzustellen sein.
Wir sind immer auf der Suche nach Noten für unser Ensemble ( Flöte1, Flöte 2, Geige (od. Bratsche),Cello und Cembalo). Zur Zeit spielen wir die Tafelmusiken von Telemann. Hast du vielleicht noch einen Noten-Tipp (Quartett mit B.C.) für uns?
Nochmals herzlichen Dank,
viele Grüße
Quantz
 
K
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Bitte Boradregel #12 beachten! ... Verkäufe NUR im Flohmarkt ;)

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