Hohner Morino VI N

  • Ersteller polifonico
  • Erstellt am
polifonico
polifonico
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
02.11.24
Registriert
07.03.12
Beiträge
1.221
Kekse
14.732
Ort
Berlin
Hallo Leute,

normalerweise gehöre ich nicht unbedingt zu den Fans der Firma Hohner.
Das könnte sich aber adhoc geändert haben.
Bisher begeisterten mich immer eher die Italiener.
Ich habe lange Scandalli und Paolo Soprani gespielt .
Die Ansprache war super, der Bass voll und laut , schmelziges Tremollo ,
wunderbar !

Von Hohner kannte ich nur die alte Lucia meiner Tante und die ordentliche, aber leidenschaftslose Atlantic, die ich meinem Bruder gekauft hatte, als dieser auch zu spielen anfing.

Eben gerade kam ein riesiges Paket aus Süddeutschland an und darin : eine Hohner Morino VI N.
Schon ein beeindruckend großer Kasten , 45 Tasten , vorgelagert MIII.

Der Anreiz war eigentlich dem Zufall geschuldet.
Bei ebay waren jetzt in Folge einige im Angebot, die alle deutlich unter 1500€ weggingen.
Für ein Cassotto Instrument zunächst mal ein guter Kurs. Ich wollte zudem ein Akkordeon mit 45 Tasten haben.
Mein Hauptinstrument ist eine große Victoria , auch mit 45 Tasten und Cassotto,
jedoch freebass , d.h. keine Akkorde im Bass.
Die habe ich jetzt seit etwas mehr als drei Jahren fast ausschließlich gespielt um mich im MIII sicher zu fühlen.
Mein Problem war dann bei einem Instrumentenwechsel, daß alle großen Cassotto Akkordeons die breite Tastatur haben. Ich spiele 80% MIII und vielleicht 20% auf einem Stradella Bass Akkordeon.
Hierfür habe ich noch eine kleine Victoria mit 96 Bass, die auch die etwas schmaleren Tasten hat.
Probeweise hatte ich mal eine Cantus zur Option, ein tolles Teil, aber die breiten Tasten brauchten immer eine Zeit der Umstellung.

Mein Neuerwerb , die Morino hat eben genau diese schmalen Tasten,
hinzu kommt das Cassotto , welches vom Klang her eigentlich ein Muß für mich ist.
Das absolute Kaufkriterium war jedoch der Preis.
Inkl. Porto kam es hier zu 1150 € an !
Das Auktionsangebot war recht dürftig in der Beschreibung. Die Bilder sahen jedoch fast zu gut aus und es war die Rede davon, daß die Klappenbeläge gemacht seien.
Man hätte auch eine Fake Auktion vermuten können,
zumal der Verkäufer seit Jahren nichts mehr bei ebay angeboten hatte.

Die Verpackung war super,
Luftpolsterfolie im Koffer , die Bassmechanik fixiert , viel Styropor in einem riesen Karton.

Optisch fast tadellos,
keine Beulen oder auffällige Schaden, zwei drei Risse auf den Tasten.
Das Modell scheint ein recht spätes zu sein, da die Registerschieber schon die flachen, mit dem mittigen Schaltwerk sind.

Nicht nur die Klappen waren mal neu belegt worden, auch die Ventile waren nicht mehr die originalen , sondern wurden mal irgendwann inkl. Wachs in Bass und Diskant erneuert.
Sonderbarerweise sind die Nieten, aber auch nur diese teilweise etwas rostig . Sonst alles tadellos, auch keine Oxidationen an den Alustangen.
Die Stimmzungen hatten deutliche Spuren von wohl mehreren Stimmungen,
eigentlich eher ein Minuspunkt - die Stimmung ist aber in allen Tonlagen nahezu perfekt !
Scheint ein gut gepflegtes Orchesterinstrument gewesen zu sein.

Der Klang überrascht mich jetzt doch. Zum einen habe ich noch nie selbst eine Morino gespielt und die, welche ich hören durfte, waren folkloristisch noch brauchbar (also eher verstimmt...).

Sehr gerade Töne, fast wie bei meiner Victoria , etwas tempramentlos und auch , gemessen an dem Gehäusevolumen nicht schreiend laut.
Braucht etwas Druck , um den Stimmen Ausdruck zu verleihen (wie bei der Victoria) .
Sehr angenehmes Tremollo, sogar in der 3 chörigen Schwebung.

Das MIII Manual gibt es hier im Grunde dazu -
meine Victoria ist besser zu spielen, da die Stimmen nicht vorgelagert und auch noch vierreihig sind.
Doch auch hier ganz saubere Töne, auch in den Tiefen ohne Flattern.
Nur die letzte Oktave ist etwas ungewöhnlich - hier spielt immer ein hoher Basston mit , wahrscheinlich als Aktivierungshilfe für die langen Basszungen.
Nicht ganz so meins, da kommt die Victoria ohne aus ( wenn auch mit leicht verspäteter Ansprache ).

Das war jetzt wirklich ein großes Glück , normalerweise würde ich Instrumente nicht ungespielt kaufen.
Auf jeden Fall aber eine gute Option für Musiker,
die vielleicht mit Cassotto und/oder MIII liebäugeln.
Man sollte aber schon mit einer eher stattlichen Figur gesegnet sein. Das Teil ist riesig und mit 16 kg weiss Gott kein Federgewicht.

Die beiden Fotos sind die Bilder der ebay Auktion ,
fast zu schön ...
Bildschirmfoto 2019-06-03 um 16.50.04.png
Bildschirmfoto 2019-06-03 um 16.50.19.png
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Eben gerade kam ein riesiges Paket aus Süddeutschland an und darin : eine Hohner Morino VI N.
Schon ein beeindruckend großer Kasten , 45 Tasten , vorgelagert MIII.

Glückwunsch, und willkommen im Club :great:. Der Reparateur meines Vertrauens hat dieses Akkordeonmodell treffend in einem Satz beschrieben: "Das Instrument ist ein Traum, aber das Gewicht bringt einen um." ;).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das Instrument ist ein Traum, aber das Gewicht bringt einen um
Die Victoria wiegt nur 400 gr weniger und ist genauso gross.
Noch geht es vom Gewicht , wir sprechen uns in 20 Jahren noch einmal...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Der Vorbesitzer meiner VI N hat sich vor 18 Jahren auch aus Altersgründen bzw. weil er das Instrument nicht mehr "stemmen" konnte, von ihr getrennt. Ich hoffe, ich habe noch ein paar Jährchen Spaß an ihr, zumal ich sie vor anderthalb Jahren komplett habe durchstimmen lassen und sie seitdem klanglich noch besser geworden ist ;).

die Morino hat eben genau diese schmalen Tasten

Die Tastatur finde ich hervorragend bespielbar (das können die Italiener einfach ;)), und die schmalen Tasten kommen mir ebenfalls sehr entgegen.

Das Modell scheint ein recht spätes zu sein, da die Registerschieber schon die flachen, mit dem mittigen Schaltwerk sind.

Das hat meine VI N (Baujahr 1979) auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh das freut mich, noch einen „Flagschiff“-Kollegen dazu bekommen zu haben.
Ich spiele zwar das Vorgänger Modell VI M, bin aber auch vom Klang sehr begeistert.

Viele bemängeln an den VI M (die ja recht leicht ist) und N die Unhandlichkeit aber ich finde es macht einfach Spaß auf so nem Teil.

Ist dein Tremolo „normal“ gestimmt oder eher flach?
Als Orchesterinstrument müsste es ja eher eher klassisch sein - also relativ schwingend.

Grüße und Glückwünsche zu der Kiste!
 
Hallo,

fast zu schön ...
:)

herzlichen Glückwunsch zu Deinem neuen Instrument. Deine neue VIN sieht sehr sympathisch aus. Hat sie auch zwei originale Bassschieberegister? Eigentümer manchmal lassen sie entfernen.

Gruß, Vladimir
 
Das Tremolo an meiner Morino erscheint mir relativ flach ,
bin aber kein Orchesterspieler und habe daher wenig Vergleich.
Klingt auf jeden Fall nicht wie "von der Nordseeküste".
(Obwohl da dann der eigentliche "Charme" darin besteht,
daß dort ein dreichöriges Tremolo nicht sauber gestimmt ist...)
Meines klingt auf Zug und Druck exakt gleich -
sauber gestimmt ist in der Akzeptanz fast wichtiger als flach oder mit viel Schwebung.
Werd' mir aber wahrscheinlich noch einen Hebel einbauen,
um einen der offenen 8'' Chöre abschaltbar zu machen.
Zum einen klingt es dann noch etwas flacher -
zum anderen ist der Output dann etwas reduziert.
Ich mag es nicht wenn es da so fanfarenartig rausschallert.

Von der Größe bin ich so hin- und hergerissen.
Das Spielen hat dann immer was akademisches .
Schon der Akt des Aufladens und Anschnallens,
die Frage taucht auf, ob man sich das Akkordeon umgehängt hat,
oder man selbst Anhängsel des Akkordeons wird ?
Da kann man nicht noch schnell ein paar Noten raussuchen,
man ist da schon deutlich fixiert !

Das kenne ich schon von meiner Victoria,
das Gefühl, man hätte sich aus Versehen ein Harmonium umgeschnallt...
Allerdings auch mit den klanglichen Vorzügen des Harmoniums ,
was Intensität , Tonumfang und Luftvolumen angeht.
Man spielt anderes , ernsthafter , als hätte man eine Mission !

Mein kleines 96 Bässiges , kann man mal so , fast im Vorbeigehen,
auf den Schoß nehmen , mal eben was rumdudeln ,
dabei Kuchen essen oder dem Briefträger öffnen.
Diese Leichtigkeit , das flatterhafte Federgewicht ,
spiegelt sich auch in dem Spiel wider .
Das hat auch was !

Hat sie auch zwei originale Bassschieberegister? Eigentümer manchmal lassen sie entfernen.
Bei mir war alles dran und funktionierte auch perfekt.
Im Bass habe ich die langen Schieber aber entnommen,
da er doch sehr am Handballen stört.
Sie sind eigentlich als Schnellzugriff für die Register gedacht,
da die normalen Registerklappen doch durch das vorgesetzte MIII weit nach oben verschoben sind.
Der Kurze, zum Zuschalten einiger Höhen in den Akkordeon habe ich dran gelassen.

Im Diskant stören diese nicht in der Haptik ,
ich habe sie aber auch abgeschraubt, da sie zu Nebengeräuschen neigen
und im Zweifel unnötig herum scheppern.

Ist natürlich alles gut verwahrt , um jederzeit wieder die Möglichkeit der Vervollständigung zu haben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Auch von mir herzlichen Glückwunsch!

Ich hätte ein paar Fragen zu deiner Neuerwerbung:
1. Hast du die 16 kg nachgewogen? Ich hatte bei dem Modell 18 kg im Kopf.
2. Inwieweit unterscheidet sich deine Morino von der Spielbarkeit her von der Giulietti, die du zuletzt hattest? Hatte die eine breitere Tastatur?
3. Ich kenne die Morino 4S mit vorgelagertem M3 und deren Bass unterscheidet sich klanglich von allen anderen M3-Akkordeonen, die ich kenne. Ich finde ihn "romantisch", während ich die anderen "barock" finde, jedenfalls weniger klar und präzise, dafür weicher und gesanglicher. Verstehst du was ich meine und findet sich der Klangcharakter der 4S auch bei der 6N?

Viele Grüße
 
Die Morino VI N taucht immer wieder zu sehr günstigen Preisen auf. Einfach deshalb, weil die momentan nicht sehr gefragt ist. Stichwort: Groß und schwer.

Die ist in der Zeit gebaut worden, als auf das Gewicht eines Instrument überhaupt kein Augenmerk gelegt wurde.

Momentan achten die Hersteller aber massiv darauf, Gewicht zu sparen (zumindest einige) und das treibt die Preise der entsprechenden 'Musikmöbel' in den Keller.
 
Hallo Arrigo

zu 1.Hab noch einmal gewogen (wenn ,man bei unserer alten Seca Waage von genau sprechen kann)
es sind nur 16 kg !

zu 2.Die Giulietti war irgendwie kompakter, obwohl das Griffbrett und die Höhe sich ähnlich anfühlen.
Was bei der Morino auffällt, ist der sehr tiefe Balg. Dadurch steht sie fast wie eingemauert auf den Oberschenkeln.
Zum Körper hinneigen , um die Tasten einzusehen macht nicht wirklich Spass, da sich die Balgecken sehr nachhaltig
in die Oberschenkel bohren.
Die Giulietti hatte ich aber unter ganz anderen Vorraussetzungen erworben.
Sie sollte meine Victoria ersetzen , da ich neben dem freebass gern auch die Option für den Stradellabass gehabt hätte.
Die Hohner wird die Victoria nicht ersetzen, ich liebe das vierreihige MIII Manual , das dreireihige der Morino werde ich nur sehr wenig einsetzen.
Ich habe sie eigentlich nur wegen der schmalen Tasten und dem Cassotto gekauft.
Die Giulietti hatte auch 4 Reihen MIII , jedoch vorgelagert . Wäre ich jetzt relativ frisch mit dem Melodiebass unterwegs, würde ich wahrscheinlich sagen,
daß man sich in dieser extremen Handhaltung auf 3 Reihen vielleicht schneller zurechtfindet ?
Bei der Giulietti waren die Bassknöpfe größer, gefühlt fand man die Töne sicherer.
Bei der Morino ist das MIII Manual etwas von den anderen Knöpfen erhöht und abgesetzt , sehr angenehm !
Da passiert es mir eigentlich kaum, vom MII aus Versehen ins MIII zu greifen.
Die Giulietti hat ein fast durchgehendes Knopfraster , was bei mir viele Orientierungsprobleme und Greiffehler verursachte.

zu 3. Wenn Du bei dieser Frage auf den Klang der Melodiebasstöne anspielst , diese scheinen bei der Morino von sehr tief aus dem Inneren zu kommen.
Bei meiner Victoria und bei der Giulietti sind sie direkter. Bei der Victoria und der Giulietti waren auch die Bässe klarer , daß bei der Morino die tiefen Töne immer zweistimmig
klingen , finde ich doch recht unbefriedigend. Allerdings geht das da fast ohne Nebengeräusche von statten.
Die Giulietti hatte extrem starke Flattergeräusche die laut Herrn Makarenko , vom Akkordeonzentrum Brusch , nicht von den Ventilen, sondern von den Stimmen verursacht wurden.

Wenn sich die Frage eher nach dem Klang im Stradellabass richtet , merkt man bei der Morino nicht , daß es ein Melodiebassinstrument ist.
Bei Konverterakkordeons und auch bei denen mit vorgelagerten Melodiebässen werden, wie Du natürlich weißt , die Töne für den Stradellabass aus den Einzeltönen des Melodiebasses "rekrutiert".
Oft sind mir da die Grundbasstöne zu tief . Ich hatte erst vor zwei Wochen Gelegenheit eine ältere Mengascini Convertor zu spielen.
Im Stradellabass waren die Grundtöne so tief , daß teilweise nur indifferentes Gebrubbel ankam.
Die Meinung, daß die Morino oft wegen eines zu wenig dominanten Basses gerügt wird , kann ich nicht teilen.
Der Bass ist nicht sonderlich durchsetzungsstark ( was auch dem Geschmack der damaligen Zeit geschuldet ist ) ,
ist aber in allen (sind ja nur drei) Registern recht ausgewogen. Bei meiner Giulietti war das nicht so.

Hallo Morigol ,

die Morino VI N ist sicherlich derzeit ein recht unpopuläres Instrument.
Und das nicht nur wegen der Ausmaße und des Gewichts.
Ich bin nicht sicher, ob die Altersstruktur der Akkordeonspieler in der Masse mehr nach oben klettert
und deshalb viele betagte Musiker sich davon trennen , da sie erst recht im Alter körperlich eine Belastung darstellt.
Auf jeden Fall ist das Marktangebot von Morinos dieser Bauart gerade recht gross.
Dadurch kann man aber zu dem Preis eines mittelmäßigen 96bässigen Akkordeons ein ausgewachsenes Konzertakkordeon erweben.
Zudem noch mit der Option , sich mit dem Melodiebass anzufreunden.
Obwohl , wie hier im Forum beschrieben , die Blütezeit der Morinos (die M-Modelle) , mit der Geburt des neuen Topinstruments Gola zu Ende ging ,
hat man hier auch mit dem N-Modell auf jeden Fall ein Akkordeon , welches in der technischen Präzision und im Klang auch heute noch Mapstäbe setzt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
die Morino VI N ist sicherlich derzeit ein recht unpopuläres Instrument.
auf jeden Fall ein Akkordeon , welches in der technischen Präzision und im Klang auch heute noch Mapstäbe setzt.
Die entscheidende Frage ist halt, wie man spielen will. Wenn ich das Instrument viel bewegen - zum Beispiel leicht anheben und auf den Oberschenkel niedersausen lassen - will, hab ich immer mit der Masse zu kämpfen. Fingervibrato kommt bei mir bei leichteren und handlicheren Instrumenten besser zur Geltung. Wenn man aber den Schwerpunkt auf ruhiges Spiel legt, kann einem die Masse auch entgegenkommen, zumal ja auch das Balgvolumen groß ist, so dass man ihn nicht so viel hin und her bewegen muss, wenn man sparsam registriert. Mie Miki spielt ja auch eine Riesenkiste (gut, eine Gola mit vorgelagertem Manual) und die kommt mit dem Riesenteil ganz gut aus, obwohl sie auch kein Bodybuilder in Übergröße ist.

Ich bin gespannt, was du in zwei drei Wochen erzählst und ob du dich mit dem Instrument nach wie vor wohl fühlst. Deine Victoria ist schon etwas ziemlich anderes. Nichtsdestotrotz ist der Klang natürlich ein starkes Argument. Auf jeden Fall wünsch ich Dir viel Spaß mit dem Instrument. Halt uns auf dem Laufenden.
 
Danke Polifonico,

Die Meinung, daß die Morino oft wegen eines zu wenig dominanten Basses gerügt wird , kann ich nicht teilen.
Ich kenne die Kritik anders und so wie ich sie kenne, kann ich sie bestätigen. (Mit der Einschränkung, dass sich meine Erfahrung auf die S-Modelle beschränkt, denn die späteren und die N-Modelle kenne ich nur vom Sehen, noch nicht einmal vom Hören, und den beiden M-Modelle die mir bisher untergekommen sind, hätte ich, obwohl voll funktionstüchtig, klanglich ohne Zögern eine Atlantic oder Verdi vorgezogen. Es soll bei den M-Modellen aber auch richtig schöne geben, wie mir von mehreren Seiten versichert wurde. Sie haben sich nur nicht bei mir gemeldet.)
Zum einen sind, wie du ja selber schon einmal geschrieben hast, M3-Modelle (vorgelagert und Converter, Freebass kenne ich keine) und Standardbass-Modelle was den Bass-Klang angeht, völlig unterschiedlich.
Die Kritik bei den Standardbass-Instrumenten bezieht sich, soweit ich sie kenne und bestätige, nicht darauf, dass der Bass zu wenig dominant, also zu leise ist, im Gegenteil.
Der Bass ist, wenn auch besser als bei günstigeren Instrumenten, vergleichsweise tiefbassarm mit gerade bei den 5-chörigen Bässen zu dominaten Höhen und zudem mit vergleichsweise extremen Nebengeräuschen - deinen Ausdruck Flattergeräusche finde ich sehr treffend. Insgesamt ist der Bass für diese Preisklasse also - und ich bin schon Morino-Fan - zu lärmend, wobei die Konkurrenz auch nicht konstant auf höherem Niveau ist, sondern zum Teil noch tiefer.
Überhaupt verstehe ich nicht, warum für die Hohner Morino nur Extreme verwenden werden, positiv wie negativ. Auch wenn es die Firma Hohner freut, so tut man doch jedem Instrument Unrecht.

Dadurch kann man aber zu dem Preis eines mittelmäßigen 96bässigen Akkordeons ein ausgewachsenes Konzertakkordeon erweben.
Aber nicht, wenn du den vorraussichtlichen alters- und abnutzungsbedingten Reparaturaufwand mitrechnest (Anzahl der Ventile, Klappenfilze oder -federn im Bass).

zu 3. Wenn Du bei dieser Frage auf den Klang der Melodiebasstöne anspielst , diese scheinen bei der Morino von sehr tief aus dem Inneren zu kommen.
Sorry, dass ich noch einmal nachhake, aber ich kenne nicht so viele, die sich nicht allerspätestens nach 2-3 Akkordeonen (vernünftigerweise) auf ihr Instrument festgelegt haben und damit so viel gespielt haben, dass sich ihr Gehör dem Instrument angepasst hat und jede Abweichung vom eigenen Instrument automatisch als schlecht bewertet wird.
Der Unterschied, den ich meine ist der, den ich auch bei den Cassotto-Chören im Diskant mache zwischen eher sterilen, etwas deftigen, aber sehr präsenten Klang (Pigini, Weltmeister Supita und mit Abstrichen auch Hohner Morino) und den Modellen mit speziellerem, eigentümlicherem Klang (teurere Bugaris und Guerrinis, Golas, z.T. Weltmeister Cantus). Das soll jetzt für die Erst- oder Zweitgenannten nicht abwertend klingen, ich finde sie klanglich gleichwertig, aber eben komplett anders.
Was mich beim M3 der S-Morinos eben wundert ist, dass er in meinen Ohren von der Klangfarbe her eine Bugari, Guerrini oder Cantus ist, während die M3-Teile von Bugari und Guerrini eher Supitas oder Piginis sind.
Also entweder ich bin da besonders empfindlich und das ist für andere gar nicht nachvollziehbar oder ich habe ein besonderes Modell der Morino 4 BS getestet oder du hast meine Frage 3 mit "Nein" beantwortet. Sehe ich das richtig?
 
Zum einen sind, wie du ja selber schon einmal geschrieben hast, M3-Modelle (vorgelagert und Converter, Freebass kenne ich keine) und Standardbass-Modelle was den Bass-Klang angeht, völlig unterschiedlich.

Ich kenne die Modelle der Morino VM , VIM (mit ArtistePlatten), VIN, VN, VS und weiß nicht , ob ich den Bassklang der VN VS ... mit der VIN vergleichen kann. Der ist , wie soll ich sagen... anders... Der Bass der VIN kommt kräftig und satt und fast schon grollend, brummend mit markanter Tiefe. Darin unterscheidet er sich nach meinem Eindruck von den vorgenannten Modellen. Wobei der Bass der VIM auch grollend kommt, aber nicht so ausgewogen. In den "jährlichen Weihnachtsgrüßen" von Wil_Riker in den Hörproben kann man das m.E ganz gut hören. Die Aufnahmen bringen den Klang in etwa so rüber, wie ich den beim ausprobieren empfunden habe.


Mit allen anderen genannten Modellen tu ich mich schwer da eine Klassifizierung vorzunehmen, da die für mich alle typische Merkmale aufweisen, die sie gewissermaßen auszeichnet und markant und unverwechselbar macht. Da hat jedes Modell seine speziellen Eigenschaften die es von den anderen heraushebt.

Vom Klang fand ich die VIN ein Klasse Instrument. Mir lag nur die Haptik nicht - ich empfand es als ob ich einen Klotz vor mir hatte. Da empfand ich andere MIII Kisten deutlich angenehmer in der Handhabung. Aber das ist mein ganz subjektives persönliches Empfinden und möchte ich hier nicht verallgemeinern.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo Arrigo ,

Das Akkordeon ist für mich immer ein Kompromiss .
Zum einen hat man geballt in einer doch tragbaren Kiste , die Möglichkeiten als feine Einzelstimme oder orchestral zu spielen.
Ersteres kann genial klingen, letzteres ist doch begrenzt durch die technischen Möglichkeiten der Konstruktion , ich denke da an den Bassknick , oder die Schichtung der Einzeltöne in den Akkorden.
Hier müssen die Hersteller oft versuchen, etwas im Klang zu kaschieren , zumeist wird versucht, das mit Tonschichtungen in mehreren Chören gleichzeitig zu lösen.
Ich bin absolut kein Fan von Soundbrei . Entweder möchte ich die Stimmen einzeln wahrnehmen , oder sie verschmelzen zu einem Klang.
Im Diskant gelingt das den meisten Instrumenten in einigen Registern. Im Bass gelingt das theoretisch nur im Melodiebass , dies jedoch auf Kosten der Spielbarkeit und Klangfülle.

Bei den Klangfarben würde ich da eine andere Unterscheidung treffen, als Du .
Es gibt zunächst einmal viele Instrumente, die gar keinen speziellen oder guten Klang haben.
Dann gibt es Instrumente, die einen sehr speziellen , modelltypischen Klang haben.
Bei meiner Paolo Soprani war das so , das totale Jazz Akkordeon - das Instrument hat richtig gesungen !
Allerdings passte der Sound nicht zu jeder Musik , wenn man Bach spielte war er viel zu schmalzig und changierend.
Das entspräche tendenziell vielleicht dem, was Du von Guerrinis Bugaris etc. erwartest.
Andere Instrumente, wie Supitas , Pigini oder auch meine Victoria haben schon einen klaren und kräftigen Ton,
der aber nicht so modulationsfähig ist . Manchen guten Spielern gelingt es hier mit hohen Körpereinsatz noch etwas mehr Seele einzuhauchen.

Bei der Morino VI bin ich da positiv überrascht.
Es ist eher so ein Mittelding. Einerseits sind die Diskantstimmen 16"+8" im Cassotto schon speziell , etwas nasal , so in Richtung Fargot , recht modulationsfähig.
Die beiden Chöre im Bass haben eine recht ähnliche Klangcharakteristik , noch "romatisch" , wie Du es beschrieben hast aber aber sehr akurat .
Ansonsten hat das Instrument recht viele Facetten ,
was man meist so kennt, dieses dreichörige Tremolo ist mir zu matschig , kommen noch Chöre dazu wird's kritisch.
Die Oktavstimmungen jedoch, also 16"+8" im Cassotto und der frei 4" klingen sehr unisono , das habe ich bisher so nur bei der Settimio Soprani Artist erlebt.
Der Bass kann auch schnell zu höhenlastig in den Akkorden werden , dies läßt sich jedoch durch einen kleinen genialen Schieberegler abschalten.
Wie schon beschrieben ist er tiefbassarm , hat also keine Ausreißer nach unten , die ich von einigen Converorakkordeons kenne.
Dieses "grollend, brummend mit markanter Tiefe" , was Maxito der VIN zuschreibt, kann ich bei meinem Modell so nicht bestätigen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Noch einmal vielen Dank!

Ich habe genau den richtigen gefragt und ich denke, dass du genau so unterscheidest wie ich, nur dir ist diese Unterscheidung weniger wichtig. Und die Bezeichnung "modulationsfähig" finde ich dafür genial.

Das ist deine romantische Jazz-Paolo-Soprani, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses "grollend, brummend mit markanter Tiefe" , was Maxito der VIN zuschreibt, kann ich bei meinem Modell so nicht bestätigen.

Ich eigentlich auch nicht - ich finde ihn ziemlich ausgewogen :gruebel:.
 
Das ist deine romantische Jazz-Paolo-Soprani, oder?
Ja genau, da hatte ich sie gerade ganz frisch !
Hätte ich vielleicht nicht weggeben sollen ,
klingt schon ziemlich genial...
 
Das Akkordeon ist für mich immer ein Kompromiss .
Es gibt kein Instrument, das in sich perfekt wäre. Jedes Instrument hat seinen Bereich in dem es gut funktioniert und andere, wo deutliche Schwächen zutage kommen.
Ein wenig weiss ich da von meinem Mitspielern in meiner Klezmer Truppe. Jeder hat da seine Problemzonen.

Das Akkordeon hat da sogar noch mit am wenigsten Schwächen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich eigentlich auch nicht - ich finde ihn ziemlich ausgewogen :gruebel:.

Hallo zusammen,

ich finde das hängt mit der Spielweise zusammen. Inzwischen haben meine VI N und ich uns gut aufeinander eingespielt (siehe Thread "Welche Morino ist die richtige"). Bei langen Tönen, wie zum Beispiel in einem Choral, haben die größten Zungen genug Zeit zum Anlaufen. Das kontra E klingt dann schon sehr grollend, finde ich. Allerdings ergibt sich für mich daraus zusammen mit den andren Chören ein sehr ausgewogenes Klangbild. Überhaupt finde Ich die VI N ein sehr ausgewogenes und dabei auch universelles Instrument. Für mich besonders mit den Modifikationen asymmetrisches Tremolo und alle 8-Füße separat schaltbar. Für meine Ansprüche ist da von schottisch, über französisch und italienisch, alpin und Balkan bis hin zur Kirchenmusik und Jazz alles dabei.
Ich hoffe du spielst sie noch @polifonico und hast genau so viel Freude daran wie ich.
Wer außer @polifonico und @Wil_Riker spielt hier eigentlich noch VI N?

Herzliche Grüße
UTN
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben