Hohner Atlantic IV De Luxe: Präsentation und Fragen

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Hallo zusammen,

aus der Gitarren-Ecke kommend möchte ich euch Fachleuten ein Instrument präsentieren, welches nach einer Hausentrümpelung gerade noch einer Entsorgung durch den Sperrmüll entgangen ist :eek:
Meine spärlichen Kenntnisse über das Instrument: es ist ein Akkordeon :redface: . Sie wurde in den 70ern neu angeschafft und äußerst selten gespielt (ich habe mich bei euch ein wenig eingelesen und weiß daher, dass dies nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist). Sie fristete zig Jahre in einem trockenen Keller ihr Dasein.

Als "technische" Information wurde mir noch mit auf den Weg gegeben, dass ein "Leslie-Effekt" eingebaut sei.

Ich selbst komme aus einer musikalischen Familie und weiß daher halbwegs, welche Komponenten/Knöpfe/Bedienelemente bei Akkordeons üblich sind :D ;) Hier allerdings stellen sich mir doch einige Fragen, aber an dieser Stelle erstmal ein paar Bilder:

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Was ich nicht einordnen kann, sind folgende Bedienelemente:

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Ebenso rätselhaft sind die Anschlüsse:

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Im Koffer befindet sich eine Stromversorgung mit passendem 11-poligen Verbindungskabel und ein Fußschalter bzw. Fußschweller:

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Nun ist meine Frage: Was kann dieses Instrument mehr als ein "herkömmliches" Akkordeon? Was enthält diese VOX II Ausstattung? Hat jemand irgendwelche offiziellen Beschreibungen dazu? Kann mir jemand sonst wissenswertes zu diesem Instrument sagen?

Freue mich auf eure Antworten ;)
 
Eigenschaft
 
da gibt es hier deutlich bessere Spezialisten...

...aber mal kurz zusammengefaßt: Damit hat Hohner in den 70/80igern versucht auf den boomenden Heimorgelmarkt aufzuspringen und sogar was bühnentaugliches (*) anzubieten - grob ist das eine zeittypische Orgel mit einem Akkordeon kombiniert, sprich, man hat zwei Instrumente in einem, mit beiden Sounds.

(*) wirklich bühnentauglich wurde das Teil, wegen dem Gewicht, aber nur mit Stativ und somit war es "showmäßig" aber wieder unterbelichtet, weil zu statisch.

Ich habe das Teil eigentlich nur bei Alleinunterhaltern gesehen, die vom Akkordeon kamen und dann halt auch die Orgel mit im Gepäck hatten. Insgesamt war das weder Fleisch noch Fisch!


Zu den techn. Details kann Dir sicherlich Claus sehr viel Näheres berichten.
 
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Hallo Foxytom,

das Wesentliche hat William Basie schon geschrieben; diese Kiste war für Akkordeonisten gedacht, die sich auch elektronisch betätigen wollten. In der damaligen Zeit hat das Instrument sogar eine ziemliche Verbreitung erfahren, vor allem halt bei Alleinunterhaltern, die "mit der Zeit" gehen wollten.

Sehr beliebt war die Möglichkeit, rechts Akkordeon zu spielen und mit der linken Hand elektronische Begleitung zu machen. Für diesen Zweck waren 2 Mikrofone eingebaut, die über einen internen Vorverstärker gingen und separat verstärkt werden konnten (Siehe rätselhafte Anschlüsse)

Es gab auch noch die "Hohner-Electravox", da war gar nichts mehr vom Akkordeon drin, also ein rein elektronisches Gerät. Mit diesem Ding habe ich damals Tanzmugge gemacht.

Die Vox II war die zweite Generation der "gemischten" Instrumente, von ihr gab es später auch noch die "Vox 2 P", ein ähnliches Gerät, bei dem die Elektronik in ein extra Kistchen ausgelagert war.

Weiterhin tauchten noch später die Generationen "Vox 3" und "Vox 4" auf, bis dann die Ära dieser Instrumente zu Ende ging. Es war auch nicht nur Hohner, der sich damit befasste; auch die Italiener (z.B. Farfisa) bauten solche Kisten.

Wir haben es also hier mit einem Akkordeon zu tun, das zusätzlich einen Orgelteil enthält, und das man "sowohl als auch" oder auch "kombiniert" spielen konnte. Eine Beschreibung habe ich leider nicht vorrätig; ich besitze nur für Reparaturen (manchmal taucht tatsächlich noch so ein Ding auf) ein Komplettschaltbild im Format A 2. Wenn Du das haben willst, bitte Nachricht über PN.

Das Instrument wird über den 20poligen Flachstecker am Netzgerät angeschlossen. Dieses versorgt den Orgelteil mit den Betriebsspannungen von +12 und -15 V, außerdem laufen über dieses Kabel die Tonspannungen von Diskant und Bass. Vom Netzgerät gehen die Tonspannungen über ein sog. Diodenkabel an den Fußregler. Dieser besitzt zwei "Diodenbuchsen". Nun müsste noch ein Anschlusskabel mit einem gelben Ring vorhanden sein; je nachdem, wo man dieses an den Fußregler-Ausgangsbuchsen anschließt, kann man Diskant oder Bass oder beides zusammen an einen Verstärker anschließen. Ob man allerdings noch einen Verstärker mit Diodenbuchse am Eingang zur Verfügung hat, ist wohl fraglich; da muss meistens ein Adapter auf Klinke her.

Das Orgelteil besitzt Klangfarben in verschiedenen Fußlagen, die über die Wippschalter eingeschaltet werden. Zusätzlich gibt es noch jede Menge Regler und Schalter für verschiedene Effekte, wie "Repeat", "Vibrato", "Percussion", "Sustain", "Bass-Volume", "Akkord-Volume", "Mikro-Volume" usw.

Wenn Du das Ding wirklich in Betrieb setzen willst, schließe es halt mal an und lausche den Sphärenklängen, die da rauskommen.

Man muss sich halt über eines klar sein: Das Ding ist ein Kind seiner Zeit; damals war das Stand der Technik, aber heute, wo man Instrumente wie Tyros & Co. gewohnt ist, kann man den Sound wohl schlicht nicht mehr ertragen.

Wenn ich Dir was raten darf: Du oder wer immer auf dem Akkordeon spielen will, sollte m.E. diese Elektronik einfach vergessen. Die Atlantic selbst ist ein durchaus brauchbares und sehr robustes Akkordeon, das auch heute noch tausendfach gespielt wird und das sicher noch viele Jahre seinen Dienst tun kann; vor allem sieht es ja auch äußerlich noch richtig gut aus. Wie es mit der Stimmung, dem Zustand von Stimmzungen und Tastenbelägen aussieht, wäre nachzuprüfen, aber eine etwaige "Auffrischung" lohnt sich da sicherlich. Bei der Gelegenheit kann man ja gleich den alten Elektronikkram rausschmeißen, der stört nur bei Servicearbeiten.

Aber einen Versuch mit der Elektronik kannst Du ja vorher mal machen, und sei es zur Belustigung.

Gruß Claus

P.S. Es sind ja einige wunderliche Dinge eingebaut, aber garantiert kein Leslie-Effekt. Wenn man das haben wollte, hat man bei Hohner ein gar nicht so schlechtes Leslie-Gerät kaufen können.
 
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Hallo,

vielen Dank schonmal euch beiden! :great:

Jetzt wird mir auch die Bedeutung des ebenfalls bei der Entrümpelung aufgetauchten 4-kanaligen Röhrenverstärkers (Hohner Champion) samt 2 riesigen 4x12 Boxen klar. Der Verstärker ist nämlich für jeden Kanal mit je DIN- und zwei unterschiedlich empfindlichen Klinkeneingängen ausgestattet. Mit Hall und Vibrato. Das war also eine Alleinunterhalter-Komplettlösung, mit der allerdings heutzutage kaum jemand etwas anfangen kann/mag.

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p.s. naja, evtl. ist dieser Thread ja dennoch interessant für euch. Im besten Fall belustigend ;)
 
Ich würde bewusst daraus ein Revival machen. Wenn die ganzen Sachen gut erhalten sind, solltest Du gerade damit touren, so wie auch der Alleinunterhalter mit den alten Heimorgeln, das ist dann wieder was besonderes.

Grüße

Ippenstein
 
@Ippenstein: Ich kann dir die Sachen gerne unentgeltlich zur Verfügung stellen, um dir damit eine Revival-Tour zu ermöglichen :D ;)

Ehrlich, vor 35 Jahren wäre ich um solch professionelles Equipment mehr als erfreut und dankbar gewesen, der Verstärker und die Boxen funktionieren ja auch hervorragend... aber irgendwie sind diese Zeiten vorbei. Da müssten vielleicht noch mal 20 Jahre vergehen, dann wäre das wieder "vintage" und "cool" ... so, wie eben jetzt das Zeugs aus den 60ern ;)
 
vielleicht was für Helge Schneider...?
 

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