Hilfe gesucht: "Restaurierung" Hohner Arietta I M

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justifield
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Hallo Liebe Akkordeon-Liebhaber,

25 Jahre spiele ich nun Akkordeon [Borsini Professional (Knopf, MIII), Hohner Gola 465 (Knopf) & Weltmeister Meteor )Piano Diskant, 120Bässe], kenne mich leider mit der Mechanik und dessen Funktionalität wenig bis gar nicht aus. Allerdings habe ich eine Mechanische- & Holzausbildung.

Da nun auch meine Schwiegermutter Leidenschaft am Akkordeonspielen gewonnen hat, möchte ich ihr nun die alte Arietta aufarbeiten (lassen). Zum Geburtstag möchte ich ihr daher 10 Unterrichtsstunden und das Gerät schenken, Anspruch und Qualität sollen/brauchen daher nur entsprechend sein. So viel zur Geschichte :)

Jeder Gang macht schlank, daher zunächst zum "Fachgeschäft" (Königshoff in Detmold, wobei ich eher der typische Brusch-Kunde bin). Kostenpunkt 550-700 EUR (Generalüberholung, Wachsen, Waschen, entrosten, Stimmung, Diskant-neu aufsetzen). Die ersten 20 EUR war ich nun los. Für mich als Student sind die kalkulierten Kosten viel zu teuer und dem Wert des Gerätes nicht entsprechend. Zudem ist der Zeitansatz von 4-6 Wochen für mich nicht nachvollziehbar.

Da an dem Gerät aber sentimentale Erinnerungen hängen und die Schwiegermutter ein Gerät braucht, möchte ich mich also an die Restaurierung des Gerätes wagen.

Zustand- & Fehlerbericht:

1. Diskantseite:
- Pianotasten verzogen, Welle am Kopfende (Unterseite) rostig, Abdeckung fehlt
- Pianotasten mit leichtem Stockschimmel (???, braune Flecken)
- Halbtontasten optisch gerade
- Clavishebel vom mittleren "a" verbogen, Klappe schließt nicht richtig, bei einem der beiden Register pfeift der Ton durch
-Klappenbelege sehen auf erstem Blick noch gut aus, lediglich das Leder auf der Klappe zur Befestigung des Clavishebel in der Nut der Klappe zerlegt sich teilweise in seine Bestandteile
- Stimplattenwachs nicht mehr der beste (bei Fingernageltest bleibt ein weisser Strich), Stimmplatten zudem genagelt, Ventile an einigen Stellen leicht rostig, Registermechanik weist starken Grünspan auf
- ihr habt es sicherlich vermutet, Stimmung vor allem im oberen Bereich schlecht.

2. Balg
- Grundsätzlich scheint der Balg dicht zu sein (wegen dem pfeiffenem "a" natürlich nicht eindeutig zu sagen
- Balkeckschoner weisen Grünspan auf
- Balgrahmendichtung unterschiedlich beansprucht (an den Ecken stark eingedrückt, an den Längsseiten kaum beansprucht)
- Der Kalikogewebeleim scheint nicht mehr richtig zu kleben, an einigen Stellen löst sich der Kalikostreifen (ist der überhaupt Original, silberner Streifen zu schwarzem Balg und weiseem Gerät???)
- Der Zustand scheint fast "neuwertig": keine Beanspruchung zu erkennen, Balg noch recht starr

3. Bassseite
- beim Anspielen klemmten einige Knöpfe, nach mehrmaligem Betätigen wurde es dann leichtgängiger
- wird wohl am Grünspan an der Mechanik liegen, ist aber keine alte Holzmechanik, sondern schon die neuere Generation
- sicherlich nicht treffgenau 440 Hz, aber für die ersten Akkordeonstunden sicherlich ausreichend

Da ich nicht weis, ob meine Schwiegermutter dabei bleibt, ist eine komplette und sofortige Restaurierung nicht notwendig, die wichtigsten Dinge, vor allem auf der Diskantseite sind aber fällig. Dementsprechend meine Fragen:

1. Ist der Preis gerechtfertigt?
2. Lassen sich die mechanischen Sachen selber machen? WIe würdet ihr die Relationen einschätzen (Mechanik und Stimmung)
3. wenn nein, wer findet sich hier, der mir diese Arbeiten zu einem fairen Preis anbietet? Kennt ihr jemand aus dem Forum?
4. Wie hoch ist der Materialaufwand für die einzelnen Aufgaben?

Über reichliche & qualifizierte Antworten bin ich Euch sehr dankbar, herzlichen Gruß aus dem Lipperland

justifield
 
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Lieber Justifield
bei Deiner Schilderung des Instrumentes erwartete ich eigentlich eine ziemliche Ruine, die Bilder machten mir aber einen guten Eindruck. Ich bin aber kein Spezialist. Du spielst ja selbst sehr hochklassige Instrumente, so dass vielleicht die Messlatte höher liegt als bei einer Anfängerin, wie Deine Schwiegermutter.

Ich denke, mit Putzen der Balgecken und Tastatur, Richten des Clavishebels und "Wiederbeleben" des Instrumentes durch Spielen kann schon viel erreicht werden.

Bleibt die Stimmung: ev. ist das der Knackpunkt, doch vielleicht reicht es auch für die ersten 10 Stunden.

Ich habe erst vor kurzem eine Tango VM in erbärmlichem Zustand (Register klemmten, schmutzig, Diskantstoff in Fetzen) wiederbelebt mit obigen Massnahmen. Es macht richtig Spass, ein Instrument wieder zum Klingen zu bringen. Eine grosse Hilfe waren mir die vielen Hinweise in diesem Forum (Stichwort Lagerfeuer). :great:
 
Aber dann bitte beide Fäden lesen und vernünftiges Werkzeug benutzen. Ich hatte bei der Sache mit der Sibylla Brand nur laienhaftes Material, mit dem man nichts gut machen kann.

Der Preis für die Überholung klingt in Ordnung. Die Wartezeit von 4 - 6 Wochen kommt dadurch, daß die Stimmung ihre Zeit braucht und manche Überarbeitungen ebenfalls Zeit brauchen.

Die Frage ist, ob man für das Geld nicht auch schon ein Instrument bekommt, das in einem besseren Zustand ist und mehr bietet. Aber bei Liebhaberei ist ja nichts zu teuer.

Grüße

Ippenstein
 
Hallo Jusitfield,

angesichts der beschriebenen "Mängel" die dir auffallen sind die angegebenen Kosten sicher nicht zu hoch gegriffen, wenn du alles richten lassen willst - eher sogar noch günstig. das Problem mit Geräten in dieser Größen und Leistngsklasse ist imer, dass die wiederaufarbeitung immer ein vielfaches dessen kostet, was das Gerät im derzeitigen Zustand noch an Materialwert hat. Nicht umsonst geistern soviele "Ruinen" in Ebay rum und so wenige, die wirklich gut in Schuss sind!

Du kannst dich ja mal in die verschiedenen Files einlesen, in denen schon Leute selber aktiv geworden sind und kannst dann mal schauen, wieviel an Arbeiten du schon selber übernehmen kannst. Aber für nen "fuffi" wirst du trotzdem keine komplette Stimmung bekommen und die Bassmechanik muss ja wohl auch gerichtet werden - und die selber richten ist wiederum eine Geschichte für sich!

hier hast du schon mal für den Anfang ordentlich was zum lesen:
https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/311664-vom-lagerfeuerholz-zum-akkordeon.html
https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/349034-vom-lagerfeuerholz-zum-akkordeon-teil-ii.html
https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/356988-restauration-einer-hohner-lucia-iv-p.html

https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/308274-reparaturkosten-thread-kostet-welche-reparatur.html

Für Reparaturbetriebe kannst du ja mal in der Kopfleiste des boards nachschauen, ob noch welche aus deiner Gegend aufgelistet sind

Wenn du dich aber nicht abschrecken lässt und auch noch einen Großteil dran selber machst, wirst du sehen, dass dir das Instrument hinterher mindestens so ans herz gewachsen sein wird, wie deine "großen"!

Alternativ kannst du ja mit den Unterrichtsstunden auch erstmal deine Meteor leihen. Dann hast du nen größeren Zeitpuffer für mehr selber dran machen. Machen kann man vieles, aber als Novize sollte man auch genügend Zeit einrechnen.

gruß, maxito

P.S. grade noch deine Bilder angeschaut - so schlimm sieht das Teil doch gar nicht aus. Ist aber schon noch ne Menge an "Kleinigkeiten, außer Stimmstöcke richten, was gemacht werden muss.
 
Liebes Board,
und besonders, lieber Ippenstein,

danke für Eure Ideen, Beiträge und Ratschläge, sowohl hier im Board, als auch als privater Nachricht.
Auf Grund der Einschätzungen und des fortgeschrittenen Literatur-Studiums zum Thema habe ich mich entschlossen, die mir machbar erscheinenden Arbeiten selber durchzuführen, die Diskant-Stimmung anschließend extern machen zu lassen und die Tastatur & Bass-Stimmung erst einmal zu lassen wie sie ist. Sollte die Schwiegermutter nach 10 Unterrichtsstunden dann immer noch Spaß am Gerät und der Musik haben, werden diese beiden AUfgaben in Angriff genommen. Vielleicht bin ich dann auch schlauer, was die Handarbeit angeht :)

Mein Arbeitsplan mit entsprechenden Fragen sieht also folgendermaßen aus:

1. Clavishebel vom pfeifendem "a" von Klappe lösen, reinigen, Hebel richten & mit Spezialwachs wieder montieren.
- wie heisst der Spezialwachs = Akkordeonwachs? Gibt es den vielleicht in Rot? oder werden in diesem Fall nur Farbpigmente dem Wachs zugemischt?
- sollten gleich Filz & Lederplättchen unter der Klapper erneuert werden?
- hat die Stärke Auswirkungen auf die Klangqualität? auf verschiedenen Seiten der Anbieter werden zwar Farbtabellen gezeigt und nach Diskant-, Bassseite, Holzklappe und teurere Geräte differenziert, eine detaillierte Begründung fehlt.

2. Bassmechanik ausbauen und entrosten
- werde heute testen, ob die Mechanik in einem Stück auszubauen ist. Idealerweise lege ich sie in einem Stück in chemischer Lösung (welcher?) ein und belasse sie dort 7-14 Tage. Evtl. Nacharbeit mit feiner Messingbürste, sofern ich damit überhaupt an jede Stelle komme :-( Der Fachmann erzählte mir, dass jeder einzelne Hebel ausgebaut wird)

sofern beide Arbeitsschritte erfolgreich waren, wage ich mich an die Stimmstöcke der Diskantseite

3. Stimmstöcke
- Stimmplatten ausbauen (gewachst und genagelt): da es sich im vorliegenden Fall um unbehandeltes Sperrholz handelt, brauche ich noch einen Tipp, wie ich die Stimmplatten entferne, oder Macken im Holz zu hinterlassen? (erst Wachs, dann Nägel entfernen?, wie die Platten anheben?)
- Stimmplatten reinigen & entrosten: Im Forum benutzen viele die Wunder-Waffe Aceton :) oder Oranex HT; später ist von einer "Bio-Alternative" die Rede, ich habe noch diese Lösung gefunden: http://www.stringsandboxes.de/epages/es117831.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/es117831_stringsandboxes/Products/SHG-200 Was könnt ihr empfehlen?
- Ventilieren mit Pattex Repair Extreme (elastisch, 8 EUR) (wann Leder, wann Plastik-Streifen?)
- einwachsen (mit Wachstopf & Batikkännchen mit Aluminiumguß (oder Messinghohlkugel DM 35mm, hier bleibt das Wachs länger flüssig), da Tropfenbildung hier verhindert/vermindert wird (Wachs fließt erst, wenn der Ausfluß (1 oder 1,5 mm) die Stimmplatte/ den Stimmstock berührt, oder gibt es ähnliche Ausflußmöglichkeiten für den Lötkolben???), überflüssiges Wachs mit Schabern entfernen (mit Sicherheit erfüllt auch eine in Form gebogene Befestigung aus Bücherversand-taschen Ihren Zweck)
- extern stimmen lassen

zweite Erfolgsprobe, sofern positiv:

4. Balg
- obwohl der Balg top ist und fast neuwertig erscheint, bilden sich kleine Kürschner in den Kalikostreifen. Da auch optisch nicht schön, evtl.sogar gar nicht mehr original (welcher Fachmann der alten Schule baut einen silbernen Streifen auf ein weisses Akkordeon mit schwarzem Balg?) würde ich diese gg. schwarze austauschen. Wie wurden diese damals geklebt?

Ich freue mich auch weiterhin gute Ratschläge von Euch zu bekommen. Da der Thread von Ippenstein (Stichwort Lagerfeuer) letztendlich mein Mut-Macher war und somit Ippenstein zum Mentor wird, verfolge ich seine Idee weiter und werde hier meine Fortschritte und auch das Scheitern das Projektes niederschreiben.
Gruß
Justifield
 
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bei dem Wetter kann man(n) ja nur loslegen;-) Bei besten Wetter auf der Terasse, Sonnengeschützt mit einem kalten Wasser ;-)

Zwischenstand:
- Clavishebel des pfeifenden a2 gerichtet. Dazu die Tage mehr. (die Clavishebel der Arietta ist dankenswerter Weise mit Rundmaterial ausgestattet worden, so dass ich mir aus einfachen Materialien Richtwerkzeug herstellen konnte. Kostenpunkt 3,99 EUR; Zeitansatz 45 min)
- Registermechanik dokumentiert, demontiert, groben Rost mit feinem Schleifvlies entfernent und sämtliche Teile in Entroster eingelegt (als Lipper spart man, so dass ich Restflüssigkeit von Hammerite "Rostenferner.Tauchbad-Konzentrat" benutzt habe. NP ca. 10 EUR, lasse es über Nacht in der Flüssigkeit, Bilder von den Ergebnissen stelle ich morgen ein)

für alle weiteren Arbeitsgänge habe ich noch Fragen, in der Hoffnung jemanden zu finden, der bereits damit Erfahrung hat, so dass ich mir Fehler erspare.

1. Die "Folie" des Koffers hat sich gelöst und es treten Kürschner auf. Womit wurde der Belag geklebt, welche handelsübliche Alternative kann ich nehmen?
2. Immer wieder wird diskutiert, ab wann eine neue Stimmplatte fällig ist. Daher meine beispielhaften Platten in den Bildern. Bezeichnen wir es als angerostet mit großer Wahrscheinlichkeit, dass der Rost durch Oranex zu entfernen ist, oder ist der Zustand doch "verrostet", so dass eine neue fällig wird? (ist interessant, um jetzt eine Großbestellung aufzugeben und Versandkosten durch Nachbestellungen zu vermeiden)
3. Für die Bestimmung der Ventilgröße hatte ich ursprünglich vor, die alten mit einem Messschieber zu messen. Jetzt ist mir aber vor allem auf der Bassseite aufgefallen, dass diese "bündig" mit den Stimmzungen abschließen. Diese sind doch aber passig in den Schlitz eingearbeitet, müssten die Ventile nicht ein wenig überstehen, damit sie komplett schließen??? Bei mir ist ein kleiner Spalt von <1mm zu sehen (hoffentlich auf den Bildern zu erkennen)
4. Wie wurden die Kalikostreifen seiner Zeit geklebt? Eigentlich will ich wissen, wie ich sie lösen kann ;-) (der Kleber scheint hart geworden zu sein, an einigen Stellen bildeten sich so Kürschner

Bilder findet ihr hier:
http://picasaweb.google.com/104456884203412832288/Akkordeon?feat=directlink


In der Hoffnung auf Eure Hilfe und weitere Antworten auf meine Fragen bedanke ich mich im Voraus bei Euch. Morgen mehr. Jetzt muss ich üben :-(
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Stimmplatten sind in Ordnung und sehen gut aus. Das bißchen Rost ist nicht ernstzunehmen. Oranex löst Wachs, aber keinen Rost. Da kann man mit verschiedenen Möglichkeiten ran.

Meine Meinung - so lange die Stimmung noch paßt: Spielen, bis das Wachs kommt. Die Nägel halten die Stimmplatten. Später - wenn es ernst und das neu gemacht wird, die Nägel weglassen. Das heutige Wachs ist sehr gut.
Ventile: Es gibt die in verschiedenen Längen zu kaufen. Es ist Standardware. Und was nicht passend ist, wird durch eine gute Schere nachher passend gemacht. Die Ventile sollen max. 1 mm über den Schacht hinausragen. Grundsätzlich sollen sie in abdecken.

Grüße

Ippenstein
 
die Stimmung auf der Diskantseite muss dringend gemacht werden :-( zumal man von hier bis ins Internet die Ventile flattern hört :-( Wenn durch Entwachsen, reinigen, Entrosten, Ventilieren und neu wachsen nicht grob verstimmt wird, werde ich es jetzt wagen.


hier nun die Ergebnisse der Entrostung der Registermechanik.
http://picasaweb.google.de/104456884203412832288/Entrostung_Resgistermechanik?feat=directlink

Die Bilder vom Urzustand im Thread weiter oben.
Die Teile wurden über Nacht eingelegt, dann mit Wasser abgewachsen, trocken gewischt und dann mit feinem Schleifvlies "poliert"
 
Hast Du entsprechendes Material und Werkzeug für die "Stimmstockpflege"? Wenn das Wachs/Ventile neu gemacht ist, ist normalerweise auch die Stimmung wieder besser.
 
das Werkzeug/Material, was mir fehlt, werde ich mir bei Hoffmann http://www.akkordeon-service-hoffmann.de/mieten/kaufen.
bin noch am kalkulieren, welche Angebote (Ventile) für mich am besten sind. Etwas unübersichtlich die pdf ;-)
Habe mich aber für den Wachstopf mit zwei Löffeln entschieden.

Habe mir heute schon mal aus Altmaterial in vergleichbaren Größen "Stimmplatten" abgekantet, die ich auf eine Sperrholzplatte nageln werde und hiermit das wachsen üben werde.

Aber wie gesagt...ich mache mir dazu am Wochenende ein Bild und rufe dann zwecks Mengen und Tipps noch mal durch. Die Ergebnisse zur Registermechanik haben mich aber positiv gestimmt.
 
Hallo Justifield,

was deine Kofferfolie angeht, da kannst du so ziemlich alles nehmen, was dir in die Hände fällt - nur Selbstklebefolie würde ich nicht nehmen, weil der nichthärtenden Kleber dazuführen kann, dass die Folie wieder abgeht oder wandert.

So Kunstlederimitate oder auch andere Materialien, wie robustes Leinen oder kannst du eventuell bei einem Buchbinder bekommen. Aufgeklebt wird das am sinnvollsten mit wasserfestem Holzleim, oder im Fall von Kunstledder würde ich eher mit Pattex aus der Dose arbeiten. Leinen vielleicht abschließend mit Klarlack überstreichen - macht witterungsbeständiger. Buchbinder haben aber oft auch ganz andere Materialien, wie z.B. marmoriertes Paier oder Elefantenhautpapier, mit denen normalerweise Bücher robust eingebunden werden. Aber mit einem entsprechenden Klarlacküberzug, werden die Dinger auch auf einem Koffer haltbar.

Du kannst aber auch ganz andere Materialien verwenden, je nachdem wie robust du mit dem Koffer umgehen willst. Bei meiner Verdi II hab ich den Koffer einfach mal mit Glasfasergewebe und mit Polyesterharz aufgebracht überzogen (allerdings nur einen Teil) und anschließend schwarz gestrichen - sieht man nciht glech auf den ersten Blick, was ich da verwendet habe und ist wirklich sehr robust und strapazierfähig. So ein Akkordeonkoffer ist ja keine Schmuckschatulle, sondern ein Gebrauchsgegenstand, der das Akkordeon beim Transport schützen soll.

Gruß, maxito
 
Liebes Forum,

hier nun die ersten Ergebnisse. Einen ausführlichen Bericht mit meinen Erfahrungen werde ich nach Projektende einstellen. Ich bitte um etwas Geduld. Meine Erlebnisse daher nur in aller Schnelle, Bilder Hier:

http://picasaweb.google.de/104456884203412832288/Arietta_danach?feat=directlink
http://picasaweb.google.de/104456884203412832288/Entrostung_Resgistermechanik?feat=directlink

zur Registermechanik siehe meinen Beitrag oben.
Bassmechanik:
Bei der Arietta I M hatte ich Glück, und die Bassmechanik war in zwei Einheiten aufgebaut, die beide einzeln demontiert werden konnten. Vorsicht muss man bei der unteren Einheit walten lassen. Diese Baugruppe ist mit vier metrischen Schrauben an einer Schlagmutter befestigt, die im Sperrholz verankert ist. Sind die Schrauben verrostet, löst sich die Mutter und dreht mit. An Die Schlagmutter ist nur von der anderen Seite zugänglich, dafür müssten aber Buchenleisten zur Befestigung der Stimmstöcke entfernt werden. Da diese mit Weissleim geklebt waren, habe ich schlussendlich die Schraube samt Mutter aus dem Holz gezogen und anschließend die Stelle mit GFK Matte und Epoxi wieder ausgebessert. Sitzt, wackelt & hat Luft (in diesem Fall natürlich nicht, es ist luftdicht verklebt:) )

Um sämtliche Metallteile der Baugruppe zu entrosten, habe ich die Klappen von dern Clavishebeln gelöst (einfach nach vorne abziehen) & die beiden Basseinheiten, mit den Clavishebeln, den Schrauben, der Luftdurchfluss-Mechanik sowie der gerändelten Schraube für den Bassriemen bei ca. 60 Grad 45 Minuten lang in ein Ultraschallbad gelegt. Die Zeit ist vom Grad der Verschmutzung und Verrostung abhängig, da kann man sich in 15 Minuten Schritten voran tasten. Je länger die Zeit im Bad, desto größer die Gefahr, dass sich die Messing-Schieber von den Stangen lösen. In meinem Fall ist das nicht passiert. Anschließend werden alle Teile mit Wasser "neutralisiert" und mit dem Heißluftfön VORSICHTIG getrocknet.

Nach der Erfahrung mit dem Ultraschallbad würde ich keine Teile mehr mit Entroster bearbeiten, das Ultraschallbad hat das gleiche Ergebnis in kürzerer Zeit und ist kostengünstiger. Ich habe ein 5 Liter Bad vor Ort, habe mich aber auch erkündigt. Beim örtlichen Auto- & Motorrad- Restaurator hätte das Bad wohl 10-15 EUR gekostet.

Die Klappen habe ich mit einer groben Feile vom Kleber und den Deckplättchen befreit, bit 100 Schmiergelleinen fein geschliffen und dann mit Akkordeonwachs wieder angebracht. In der Fachliteratur ist dafür ein extra Wachslöffel vorgesehen, ich habe ein Batikkännchen mit 1mm Ausfluss dafür genommen. Ergebnis siehe Bild, für mich war es optisch ausreichend, technisch sowieso.

Stimmstöcke:
Bei den bis dato ausgeführten Arbeiten hatte ich auch vorher keine Bedenken. Nachher erst Recht nicht. Die Arbeiten kann jeder Frau & jeder Mann ausführen, der einen Satz Schraubendreher hat. Wie ich gezeigt hatte, geht der Rest mit dem Ultraschallbad, nur die Klappen müssen angewachst werden (wobei man diese auch wieder verkleben könnte).

...wo wir beim Thema sind.
Ich muss vorweg schicken, dass ich mich zunächst einmal lange damit beschäftigen musste, wie die Arbeiten auszuführen sind. Dank des Forums hier konnte ich erste Eindrücke sammeln. Es lässt sich viel lesen, fragen und erfahren, aber es ist alles zunächst nur theoretisch. Daher kann ich jedem Nachmacher nur empfehlen, die ersten 100 EUR in einen Workshop zu investieren. Adressen & Angebote findet ihr bei vielen Fachwerkstätten, aber auch hier im Board.
Auf Grund zeitlicher Restriktionen musste ich mir den Workshop sparen, konnte aber auch dankenswerter Weise auf die Hilfe von Thomas Hoffmann (Akkordeonservice Hoffmann) zurückgreifen, der mir per Mail & in langen Telefonaten das wichtigste erklärt hat.
Bei ihm habe ich mir auch das "Sorglos-Paket" & die notwendigen Materialien gemietet/bestellt.
Super schnell kam das Paket & ich konnte loslegen.

Wie bereits angedeutet, konnte ich meine Bedenken nicht ausräumen und habe das Wachsen zu Beginn auf einer Holzplatte und Blanko-Alluminium Rechtecken versucht. Und meine Bedenken gaben mir Recht, es ist gar nicht so einfach, den Wachslöffel zu händeln. Da sich jederzeit unbeabsichtigt ein Tropfen Wachs auf eine Stimmplatte verirren kann, ist bei der Ausführung langsam und sorgfältig vorzugehen. Dazu später mehr.

Kennzeichnung
Damit auch alle Platten an den Arbeitsgängen an den alten Platz kommen, habe ich diese mit einem Elektrogravierer markiert, in einer Excel-Liste erfasst und gleichzeitig dazu geschrieben, welche Ventile auf welche Stimmplatte kommen. Dabei muss nicht berücksichtigt werden, welche Länge die einzelnen Lagen auf den Ventilen haben. Notiert Euch nur kurz, wie viele Lagen das jeweilige Ventil hat. Zuschneiden könnt ihr nach dem Aufkleben selber!

Waschen
Zunächst habe ich die alten Platten vom Stimmstock entfernt, den alten Wachs auf den Platten & dem Stimmstock mit einem Beitel grob entfernt & die Stimmplatten anschließend in einem mit Aceton befüllten Marmeladenglas eingelegt. Dort ruhten sie sich einen Tag aus (über die Bedenken zum Aceton, bitte anderweitig nachlesen, ich halte das bei guter Durchlüftung und kurzer Dauer unbedenklich, hatte aber auch Handschuhe der Kat III, die im jeden Baumarkt für 5 EUR zu erwerben sind). Den Stimmstock säuberte ich auch mit Aceton und einem kleinen Borstenpinsel. Das Holz mit dem Aceton nicht ertränken, schon gar nicht den ganzen Stock in die Flüssigkeit legen!!!!

Entrosten
Wie auf den Bildern zu erkennen, hatte sich auf den Stimmzungen und den Nieten Rost gebildet. Nachdem ich also die Platten gereinigt & getrocknet hatte, sortierte ich angerostete Platten aus, sprühte sie mit CRC 5-56 ein und begann nach und nach damit, den Rost mit einem kleinen Holzspieß zu entfernen. Glasfaserradierer oder kleine Messingbürsten gehen auch, der Holzspieß ist aber eine kostengünstige Lösung (1,5 EUR im Bastelladen) und erfüllt seinen Zweck optimal. Anschließend habe ich die kleine "Ölschicht" auf den Zungen gelassen, denn das Mittel schützt vor erneutem Rostbefall.

Ventilierung die I.
ich habe mich dazu entschieden, nur die innenliegenden Ventile anzukleben, die andere Seite erst nach dem Wachsen aufzubringen. Das hat sich auch bewährt. Bei den innenliegenden Ventilen ist zu beachten, dass die Ventile leicht nach innen eingedreht werden müssen, damit diese nicht an den Stegen der Kanzellen stoßen. In diesem Fall muss nach der Klangprobe die Platte wieder ausgebaut werden & mit einem neuen Ventil versehen werden.
Weiterführende Informationen findet ihr in dem Fachbuch von Toni Schwall auf S. 145f

Geklebt habe ich mit Uhr Repair Extrem, einem flüssigen Klebstoff, der auch nach der Härtezeit elastisch bleibt. Zum Aufbringen habe ich die Spitze der Ventile in einen kleinen Tropfen Klebstoff auf einem Stück Papier getaucht, mit einer Pinzette in die richtige Position gebracht und mit einem Finger das Ventile angedrückt. 3 Std. trocknen lassen.
Optimale Länge hat ein Ventil, wenn es bündig mit dem Spalt der Zunge abschließt. Dafür die Schere an der Zunge anlegen, leicht kippen ( je nach Stärke der beiden Flügel der Schere) & gerade abschneiden.

Die Stimmplatten können nun wieder in der richtigen Reihenfolge & der korrekten "Blickrichtung" auf den Stimmstock gelegt werden.

Wachsen
Waren die Stimmplatten im Original-Zustand noch mit Nägeln befestigt, habe ich mir diese nun gespart. Das Wachsen will geübt sein. Wie oben bereits angedeutet kann ich das nur jedem an einem Probestück empfehlen. Üben, üben, üben. Nach den ersten Gehversuchen findet jeder für sich die bester Vorgehensweise und bestimmt auch einen richtigen Wachslöffel, von denen es unzählige Varianten gibt. DEN richtigen kann & will ich nicht empfehlen.
Wichtig, vor allem für die kleinen Zwischenräume, ist die richtige Temperatur, die bei ca. 160-180 Grad bei dem von mir verwendetem Wachs liegen sollte. Finger reinhalten braucht ihr nicht zur Messung: Fängt das Wachs an zu dampfen, ist es zu heiss. In diesem Fall Temperatur leicht runter stellen. Perfekt. Bei den feinen Zwischenräumen hat es sich aus meiner Erfahrung bewährt, nicht gleich mit einer Füllung im Wachslöffel mehrere Zwischenräume zu füllen, sondern nach jedem Zwischenraum das alte Wachs wieder in den Wachsschmelzer zu gießen & mit neuem erneut zu starten. Dann hat das Wachs immer die optimale Temperatur für einen geschmeidigen Fluss, der bei den manchmal kleinen Ritzen nicht immer einfach ist.

Sollte ein Tropfen dort landen, wo er nicht hingehört, kann er entfernt & die entsprechende Stelle mit Aceton gereinigt werden.
Es ist darauf zu achten, dass die Platten durchgängig verwachst werden, es dürfen keine Stellen frei bleiben.

Ventilierung die 2.
einziger Unterschied zur ersten Klappe ist lediglich die Anordnung der Ventile. Diese können auf der Oberfläche Parallel zur Längsseite der Stimmplatte verklebt werden. Nach der Trockenzeit werden die Ventile auf Maß geschnitten, die Arbeitsgänge kontrolliert & alle Bauteile eingebaut.

Dabei wünsche ich Euch viel Spaß, Glück, Erfolg, Geduld und an der einen oder anderen Stelle auch ein wenig Mut!
Mir hat es Spaß gemacht, wobei die Klangprobe & das Stimmen noch bevor steht. Berichterstattung folgt natürlich.

Jetzt wünsche ich mir natürlich Meinungen, Verbesserungsvorschläge, konstruktive Kritik und viele begeisterte Restauratoren, die sich anschließen wollen .-)

Gruß
jsutifield

abschauen kann man es auch in aller Kürze hier ;-)

http://www.youtube.com/watch?v=zWGdv9Dndw4

Auch ich habe mich dafür entschieden, immer erst die Zwischenräume zu wachsen. Zum Schluss erhält man so ein sauberes Erscheinungsbild.
 
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