Hilfe beim Verstehen eines Gesangsblatts von 1900

Hermes27
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Hallo in die Runde,

ich selbst bin kein Sänger, sondern spiele Schlagzeug, Klavier und Gitarre. Aber darum geht es gar nicht :).

Ich schreibe in meinem Studium über ein Lied, das 1900 veröffentlicht wurde und in Schulen gesungen wurde, um dort besungene Inhalte zu lernen. Jedenfalls hab ich allerlei herausfinden und mir selbst erklären können, aber folgende Sache ist mir immer noch unklar:

Vers1.png

Hier als wirkliche Noten, die ebenfalls angegeben sind:
Vers1_noten.png


Diese Zahlen entsprechen den eigentlichen Notennamen (hier: C≙5, D≙6, E≙7, F≙1, G≙2, A≙3 und H≙4). Unter diesen Zahlen befinden sich zuweilen einfache oder doppelte Unterstriche. Diese stehen für die Notenwerte. Im 2/4-Takt geschrieben stehen Viertelnoten ohne Unterstrich, Achtelnoten mit einem Unterstrich und Sechzehntelnoten mit zwei Unterstrichen geschrieben. Sonstige musikalische Angaben wurden gleichlautend übernommen (Punktierung, Haltebögen usw.). Naja und darunter ist dann der Gesangstext auf Japanisch.

Ich frage mich aber: Wieso fängt man quasi bei F an zu zählen? Ist die Tonart in F? Und ist das mit den Zahlen im Gesang üblich? Ist das quasi Solfège nur mit Zahlen?

Ich freue mich riesig über Antworten oder Tipps, denn die Sache mit den Zahlen und wieso man bei F anfängt zu zählen verstehe ich einfach nicht.

Vielen lieben Dank und LG
Dominik
 
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Bin kein Experte auf dem Gebiet, aber vlt. hilft hier ja doch mal Wikipedia zu den japanischen hemitonisch-pentatonischen Tonleitern usw. und den entsprechenden Formeln (Zahlen/Noten) weiter ?

Zum "F":
Anders als in der westlichen Musiktradition ist das tonale Zentrum dabei nicht zwangsläufig identisch mit dem ersten Grundton der Skala (Tonika), sondern oft in schöner ausbalancierter Harmonie erst die 3. Note in der Mitte mit jeweils 2 Tönen nach oben und unten.
Es lohnt sich also ruhig mit dieser mittleren Note zu beginnen und dann erst in der Skala nach oben oder unten zu gehen. Als Ergebnis ergeben sich ganz neue
schöne fernöstlich klingende Melodien.
(Artikel)
 
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@Vancosso Vielen Dank! Das ist schon mal sehr hilfreich. Mich einfach mal über japanische Skalen zu informieren kam ich gar nicht drauf.
Nur das mit den Formeln verstehe ich nicht. Aber die Zahlen dürften dann wirklich mit einer Tonleiter zusammenhängen.

Das mit dem F ist auch interessant. Vielen Dank! Vielleicht finde ich ja irgendwelche Tonleitern (ob nun japanisch oder andersweitig, denn es kann durchaus sein, dass man sich hier an westlicher Musik orientiert hat), zu denen das Zahlenmuster mit F als Tonika passt. Oder wie du sagtest (bzw. der Artikel), nimmt man eben nicht einfach die Tonika für das tonale Zentrum.
Vielen Dank schonmal!
 
Es ist doch ein b am Anfang der Notenlinien eingetragen. Die Tonleiter ist also F-Dur.
 
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Ist die Tonart in F
Wenn ich mir die Noten anschaue, komme ich auch auf ein klares F-Dur.
Auch in unserem Kulturkreis muß der erste Ton nicht der Grundton sein, siehe z.B. "Hänschen klein".
 
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@DerThorsten und @omnimusicus Vielen Dank für eure Hinweise! Den Zusammenhang mit Vorzeichen und Tonleiter habe ich nicht gezogen (da muss ich ohnehin noch musiktheoretisch mehr lernen^^).
Danke euch!
 
Jedenfalls hab ich allerlei herausfinden und mir selbst erklären können, aber folgende Sache ist mir immer noch unklar:

Hallo Hermes, das Stichwort lautet "Chinesische Ziffernnotation".
Die ist von Chevé abgeleitet und auch Jean-Jacques Rousseau hat mit einer ähnlichen Methode die Notenschrift revolutionieren wollen (gibt hier auch einen Thread dazu).

Tonhöhen
Die Ziffern entsprechen der Stufe einer diatonischen (Dur-)Tonleiter, hierbei ist die eigentliche Tonart egal - 1 ist der Grundton.
Deshalb ist bei dem Stück in F-Dur auf das F die Nummer 1.

Oktavlage
Die Oktavlage wird mit Punkten unter oder über den Ziffern gekennzeichnet.
Deshalb ist am Anfang unter der 5 ein Punkt, damit man nicht die Quinte über der 1 (innerhalb der "Standardoktave vom Grundton aus gesehen") singt, sondern die Quarte nach unten.
Ebenso ist unter der 7 im 3. Takt ein Punkt, damit man den Ton in der Oktave unter 1 singt und nicht nach oben springt.

Tondauer
Die Unterstreichungen zeigen Tondauern an: Ein Strich: Achtel. Zwei Striche: Viertel. Der Punkt zwischen Ziffern entspricht unseren punktierten Noten.

Das nur leicht an der Oberfläche gekratzt, aber so geht das im Prinzip.

Viele Grüße
Torsten
 
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@Be-3 Wow, klasse! Danke dir. Dann haben sich die Punkte auch geklärt. Echt interessant und hilft mir definitiv weiter! Danke an euch allen, echt wunderbar! :)
 
Wow, sehr interessant!!
Ich verschiebe aber den Thread von den Vocals zur Musiktheorie!
 
Interessant. :)

Bleibt die Frage, wie man die Tonart bei den Zahlen erkennen soll.
Da darüber aber 2 Zeichen stehen, die bei den Noten fehlen, kommt ein Verdacht auf:
ヘ調

Und siehe da: F (Link)
 
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lil
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: Wunsch der Beitragserstellerin
Zwei Striche: Sechzehntel, oder?

Danke für das aufmerksame Lesen - natürlich bedeuten zwei Striche Sechzehntel.
Ich wollte eigentlich noch erwähnen, dass "kein Strich" Viertelnoten bedeutet und dann ist irgendetwas in meiner Antwort durcheinandergeraten.
Halbe erhalten dann einen "Verlängerungsstrich" usw.
Aber ich denke, das Prinzip ist einigermaßen klar. Meist sind die Lieder auch eher einfacher Natur.

Kann jetzt meinen Lapsus oben nicht mehr korrigieren, aber es gibt ja Deine Richtigstellung!


Da darüber aber 2 Zeichen stehen, die bei den Noten fehlen, kommt ein Verdacht auf:
ヘ調

So ist es.
In moderneren Ausgabe schreiben die Chinesen oft auch für die Tonartenangabe die lateinischen Buchstaben wie C oder F.
Und eigentlich sollte auch die Taktart angeben sein.

Bei einem Tonartwechsel (Vorzeichenwechsel) innerhalb des Stücks muss die Tonartenangabe auch wieder auftauchen, dann übernimmt "die 1" nämlich wieder die Rolle des Grundtons der neuen Tonart.

Viele Grüße
Torsten
 
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@Be-3.
Bin mal wieder sehr beeindruckt 😲 (y)

Ich traue mich gar nicht zu fragen, ob du das auch in "klingonisch" könntest ? Ich vermute mal : Ja ! :m_git1:
Dir- und euch anderen natürlich auch, sei eine schöne und gesunde Weihnachtszeit gewünscht (und natürlich darüber hinaus).

Cosso
 
Ich traue mich gar nicht zu fragen, ob du das auch in "klingonisch" könntest ? Ich vermute mal : Ja ! :m_git1:

Leider nein. Nur in Mittelägyptisch. :)

Und bei der Gelegenheit Dir und allen ebenfalls eine - den Möglichkeiten entsprechend - schöne Advents- und Weihnachtszeit!
 
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Nun bin ich völlig verwirrt. Ich dachte, das wäre Japanisch.
Haben die Chinesen auch so einfache Zeichen wie die Katakana-Zeichen?
Die (musikalisch) japanische beruht ja in der Herkunft auf der (älteren) chinesischen Tradition, glaube ich.
 

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