Hifi-Receiver als Endstufe?

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Hi,

Ich habe einen alten Sony STR-V6 in die Finger bekommen. Hat jemand eine Ahnung, ob es möglich und wie sinnvoll ist, das Gerät als Endstufe hinter einem Basspreamp und vor einer Bassbox zu betreiben? Ich habe da leider noch wenig Erfahrung, aber man benutzt ja auch durchaus PA-Endstufen als Bassendstufen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Teil nun schon einige Jahrzehnte hinter sich hat und somit die (hilfreichen) Quellen im Netz eher rar sind.

Wenn ich die Beschreibung richtig deute, schiebt der 2x175W Musikleistung aus den Ausgängen. Kann ich die einfach brücken (+an+ und -an-) und dann auf eine ~300W Bassbox schicken (alles auf 8ohm bezogen)?

Und die wichtigste Frage natürlich: Wie komm ich an die Endstufe? Kann ich einfach den AUX benutzen (vermutlich nicht?), oder muss ich die (unmöglich scheinende) Aufgabe angehen, ein Schematic zu suchen? Oder sind gar Hifi- und Preamp/Multieffekt-Out-Pegel ohne Weiteres gar nicht miteinander vereinbar?

Bislang ist das Ganze ein halbtheoretisches Gedankenexperiment, da die Kiste an meiner Stereoanlage inzwischen auch gute Dienste leistet, aber der Gedanke, die wunderschöne Front auf der Bühne stehen zu sehen, reizt dann doch.
...außerdem stellt sich mir eine allgemeine Version dieser Frage sowieso schon länger.

Gruß,
Kaffeetrinker
 
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Wenn ich die Beschreibung richtig deute, schiebt der 2x175W Musikleistung aus den Ausgängen. Kann ich die einfach brücken (+an+ und -an-) und dann auf eine ~300W Bassbox schicken (alles auf 8ohm bezogen)?
Nicht jede Endstufe ist brückbar, von daher wäre ich da vorsichtig...

Wie komm ich an die Endstufe? Kann ich einfach den AUX benutzen (vermutlich nicht?), oder muss ich die (unmöglich scheinende) Aufgabe angehen, ein Schematic zu suchen
Der Weg über Aux sollte schon richtig sein. Sollte vom Pegel her passen.

Ob das ganze allerdings Bühnentauglich ist? Gute Frage. Ausm Bauch raus würde ich vermuten das HiFi Endstufen bei weitem nicht so robust und pegelfest ausgelegt sind wie Bassendstufen.. Will sagen: Verglichen mit einem normalen 175W Bassamp wird da vermutlich recht wenig rauskommen... Die typischen Signale im HiFi Bereich haben weit weniger Dynamik als die in einer Live-Umgebung.
 
Ich würde es lassen. Neben den Gründen die sKu hier schon genannt hat, wäre mir der Verstärker zu schade dafür, ihn bei einem Fehlversuch zu verbraten. Der ist ja wohl ein bisschen robuster ausgestattet, als alles was Du heute an Hifi-Verstärkern (bezahlbar) kaufen kannst. :)
 
Gutgut, danke für die schnellen Antworten, dann wird das wohl eher ne flotte Idee bleiben. Und als Arbeitspferd der heimischen Anlage macht er sich ja auch nicht grad schlecht.
 
Als Übungsverstärker zu Hause sollte der auch brauchbar sein - dann aber bitte nicht an HiFi-Boxen!
 
Man sollte auch bemerken, dass HiFi-Endstufen normalerweise "geglättete Signale" bekommen. Das ist nicht erst seit der CD so.
Ein Bass hingegen kann ohne Compressor/Limiter gewaltige Spitzen entwickeln, die auch die 2x 175 Watt schnell an ihre Grenze bringen. Der Trafo und andere Bauteile sind dafür vermutlich nur begrenzt ausgelegt. Was Zoidson geschrieben hat gilt aber in vollem Umfang.

Selbstverständlich gibt es auch "High End HiFi-Endstufen", auf die das was ich geschrieben habe nicht zutrifft. Die Dinger halten genauso viel aus, wie eine professionelle PA-Endstufe. Ich will auch nicht ausschließen, dass deine Sony Endstufe das Signal eines "echten Basses" sehr gut sehr laut wiedergeben kann. Vor entsprechenden Versuchen sollte man sich nur der grundsätzlichen Problematik bewusst sein!

Vor 25 Jahren haben wir übrigens eine gute HiFi-Endstufe dazu genutzt selbstgebaute Monitorboxen anzutreiben. alles andere als professionell, aber es ging! Nur lief da hauptsächlich Gesang drüber - und der hat weit weniger Peaks. Dafür dürfte auch die Sony gut geeignet sein ...

Gruß
Andreas
 
Hi,

wenn man das Signal vor der Hifi-Endstufe noch ein wenig komprimiert, dann sind auch starke Signalspitzen nicht unbedingt das Problem.

Insofern unterschreibe ich Zoidsons Anmerkung mit der Benutzung als Übungsverstärker an einer Bassinstrumentenbox, allerdings auf/kaum über Zimmerlautstärke.
Um mehr zu riskieren, müsste man wissen, welche Schutzschaltungen die Endstufe hat: Gleichstrom? Überlast (Limiter)? ...


Gruß
Ulrich
 
Meine statements zu Deiner Frage:

1. für den Sony ist es sicherlich schade, wenn Du ihn auf die Bühne mitnimmst; auch wenn er datenmäßig 175W "kann" - aber was: je Kanal: Spitzenleistung an 4 Ohm, an 8 Ohm, über den ganzen Frequenzbereich?
Mit sehr guten Boxen mit hohem Wirkungsgrad (z.B. EV 15L) kommst Du da schon rel. weit, aber:
- für hohe Belastung sind Hifi-Endstufen thermisch nicht gemacht und auch die Auslegegung von Trafo, Gleichrichter, Kühlkörper und Strombemessung der Endtransistoren gelten für Hifi weit "friedlichere" Verhältnisse wie für Hifi.
- Schutzschaltung gegen Gleichspannung am Ausgang: wenn die fehlt, und es geht Dir ein Transistor wegen Überlastung (thermisch oder strommäßig weil die Strombegrenzung nicht zuverlässig eingreift) "durch" ist auch die Schwingspule "hin", wenn kein Relais am Ausgang im DC-Fall abschaltet.

Wie oben schon geschrieben, mußt Du speziell bei slapping das Signal komprimieren, weil Du den amp sonst in die Begrenzung fährst (Übersteuern) - und es verzerrt

Für's Proben im Zimmer bei normaler Lautstärke und alleine hat der Amp mit sicherheit keine Probleme - aber Du mußt zwingend Baß-Speaker verwenden - Hifi-Boxen sterben definitiv - außer Du spielst nur mit ein paar wenigen Watt (mußt Du aber das entsprechende technische Verständnis und das Gehör dafür haben) und klingt auch nicht.


Brückenschaltung: geht auch nicht, denn Du müßtets einen Phasendrher vor den input schalten und ein symmterisches Signal durch die ganzen Eingangsumschalter, Klangregler und Lautstärkeregler "durchzubekommen ist so gut wie unmöglich.
Außerdem wird die Endstufe ja strommäßig doppelt belastet - und das Netzteil.

Praxis1:
ich habe mir im Studium (lang lang ists her) einen Hifi-amp gebaut - damals die edwin-Schaltung vom Völkner - wer die noch kennt, gebaut - 40W/4Ohm, allerdings verzerrte der nicht gleich böse, wenn er übersteuert wurde. Allerdings habe ich ihn von der Dimensionierung her nicht einfach als Bausatz bestellt und zusammengelötet, sondern vor 29J schon an den Wesentlichen Punkten mit höher belastbaren Bauteilen, Kühlkörper bestückt. Während bei den vielen Experimenten, die wir -Komilitonen und ich- damals und auch später noch machten, die normalen Bausätze bei hoher Belastung, und Überlastung (nicht zu verwechseln mit Übersteuern) alle ihre therm. Probleme hatten und ausfielen, funktioniert meiner heute noch und ist gelegentlich im Einsatz.

Damals konnten wir uns grobe Expermiente mit den Amps erlauben, da wir die ja selbst gebaut haben und ohne Weiteres wieder repariert haben. Aber das ist heute nicht mehr uneingeschränkt möglich an neueren Amps

Das nur als Hinweis, auf den Sony ein wenig aufzupassen

@Ulrich: 50V DC (unsymm.) und 6A-Dioden im Netzteil und je 2 x 2 x 2N3773 statt der 2N3055 für einen gut 2x40W-Amp und 22.000uF im Netzteil - sowas ist "gut" dimensioniert?!

Praxis2:
ich habe vor 15J einen defekten Sony TA-F8 geschenkt bekommen. 100W@8Ohm / Kanal.
4Ohm ausdrücklich nicht zugelassen; hatte damals schon ein recht "wackeliges " Schaltnetzteil mit +/- 49V, das nicht mal in der Lage war, bei 8 Ohm und mitlrere Aussteuerung die Spannung halbwegs und syymetrisch zu halten. Zum Glück hatte der eine Schutzschaltung für die Speaker und die auch über ein weiteres Relais auch das Netzteil "entschärfte".
Als Bassamp spaßeshalber verwendet, schaltete er die Speaker immer wieder ab. Fazit: als Kopfhörer-Verstärker (da klang er aber sehr high-endig) brauchbar, aber wenn Leistung gefordert war nicht und das trotz "guter" Daten. Das ist die Praxis.

Für weitere Experimente verschenke ich den Amp gegen Abholung :)
 

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