Ich möchte eher einiges Grundsätzliche zur Hendrix-Spieltechnik sagen, weil mit dieser ja alle Songs gestaltet und nicht nur Hey Joe. Die ist nämlich entscheidend, wenn man dessen Werke zum Klingen bringen will.
Die Schwierigkeit bei vielen Hendrix-Stücken liegt darin, die permanent fließenden Übergänge zwischen Akkorden und Single-Notes hinzubekommen.
Seine rechte Hand ist so gut wie nie aufgestützt, die Anschläge erfolgen durch fließende Hin- und Herbewegungen der rechten Hand (aus dem lockeren Handhgelenk). Mal als Wechselschlag, mal als Folge schneller Downstrokes. Immer sehr kräftig und immer mit viel Rhythmusgefühl. Am besten mal Video oder DVD ansehen. Erfordert enorm viel Übung und Geduld, wenn man so noch nie gespielt hat
Mal schlägt er damit einen Akkord an, dann ein, zwei Singlenotes und dann wieder einen Akkord - oft Powerchord-mäßig mit drei Tönen.
Oder "teilzerlegt": Erst den Grundton auf der tiefen E-Saite dann den nächsten Teil des Akkords auf höheren Saiten und gleich wieder den Grundton oder einen anderen höhren oder tieferen Ton.
Also so eine Art "verhendrixte", verrockte Spielform der Solo-Jazz-Gitarre (Akkorde, Zerlegungen, verbindende Durchgangstöne mit dem Charakter kleiner Licks). Nur dass es im Rockbereich von den Harmonien einfacher gehalten ist.
Also z.B. eine von vielen, vielen möglichen Hey-Joe-Varianten:
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----------------------------------5-------------
0h2p0----------------------------5--------------
-----------2-1-0-----0--2--3---------3---------
--------------------3------------------
(G)
----------3----3h5p3----------------
----------3----3 (let ring)----------
----------3---------------------------
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3 (let ring)-------------3------
(D)
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------7---------7(let ring)-----
------7---------7---9----
5--------5h7----------------
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(A)
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---2-------------------------------------1--
---2---0h2p0----------2-----------------2----
0----------------------------------------2--
-------------------3--------------0-----------
Zu beachten auch, das Hendrix dabei auch noch singt. Die Akkordvariationen, Verzierungen, Übergänge und Single-Notes baut er sehr geschickt in die Pausen zwischen einzelnen Gesangsnoten/-zeilen ein. Oft hört man aber auch beides gleichzeitig.
Es gibt selten mal Strophen, in denen haargenau dasselbe spielt. Er variiert eigentlich ständig, ohne dass er darüber nachdenken müsste. Spielt er 5 Mal dasselbe Stück, werden jedesmal andere Variationen auftauchen oder in einer etwas anderen Reihenfolge. So gesehen hat er die Stücke bei jedem Spielen immer wieder ein klein wenig neu erfunden. Auch diese Freiheit ist im Jazz gang und gäbe
Bei diesem stark emotionsgeprägten Spiel ist es auch kein Wunder, dass von seinen Live-Auftritten manche sehr genial sind und manche eben so la la. (Swissmetaller hatte das zwar schon gesagt, ich wollt's nur noch mal festtreten).
Falls jemand keine Hendrix-Stücke zu Hause hat (was schade wäre) hier noch ein kurzes Stil-Spiel-Beispiel aus meiner Sammlung. Man kann da ganz gut hören, wie wichtig ein sehr kräftiges und rhytmisches Anschlagen der Saiten für den Klang ist und dass dabei wiederum gerade Single-Coils ihre Stärke in Sachen Klarheit und Direktheit ausspielen.
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