Hi,
ich habe Anfang des Jahres einen Hermann's Hals (one piece roasted flamed maple) verbaut und bin sehr angetan. Das mit dem "Roasten" fällt nach den Bildern sehr unterschiedlich aus; ich wollte es gerne mal probieren, habe aber bewusst einen genommen, der nicht so dunkel war, also eher "lightly roasted".
Die Optik ist schon mal extrem scharf, das Ding sieht nach unbezahlbarer CS-Fender aus, erst recht mit der Gold-Hardware. Es sind ein paar dunkle Einlagerungen zu sehen, auf englisch als "mineral streaks" bekannt, wie man sie oft auf den Tops der berühmten Bursts findet. Das ist dann vielleicht keine optische AAAA-Qualität, aber ich persönlich finde, dass das Holz dadurch nur noch lebendiger und individueller aussieht. Die Bünde waren bei mir sehr gut poliert und seitlich verrundet, an der Lackierung gabs aus meiner Sicht auch nix zu meckern. Die Verarbeitung war auch sonst sehr ansprechend, der Sattel war gut gekerbt und musste für meinen Bedarf kaum nachgearbeitet werden, ein Abrichten der Bünde war nicht erforderlich. Anfangs hatte ich noch gegenteiliges befürchtet, aber ich hab den Hals dann mit fast schon ungewohnt gerade eingestellt, und so ist tatsächlich eine sehr niedrige, schnarrfreie Saitenlage möglich. Die Abalone-Inlays sahen genauso gut aus wie auf den Bildern, ich habs aber auch gerne etwas opulenter. Alles in allem will ichs mal so sagen: hätte ich im Laden eine Gitarre mit so einem Hals vorgefunden, hätte ich sicher ein Preisschild deutlich jenseits der 2.000 € erwartet.
Allerdings sollte man wissen, dass der Headstock nicht exakte Fender-Maße hat, sondern eine Spur größer ist (wobei das bei Fender auch jenseits der groben Unterscheidung Vintage-/70s-Kopfplatte immer mal wieder variiert hat). Vor allem ist der Abstand der Löcher für die Tuner etwas (so um 1,5 mm) größer, sodass leider keine Vintage-Tuner montiert werden können. Möglich, dass die rautenförmigen Schaller "F"-Style passen könnten, ich selber habe mich für die offenen, sehr leichten Sperzel Sound Lok entschieden und kann die wärmstens empfehlen. Ich hab das Teil auf meiner alten Rockinger-Strat, die Passform der Halstasche war auch perfekt, da scheint man sich sehr exakt an den Industriestandard zu halten.
Den Hals musste ich bisher nicht nachstellen, auch nicht zum Ende des Winters. Vielleicht ist das tatsächlich dem Erhitzen zuzuschreiben, denn an sich soll Riegelahorn ja gerne etwas weniger stabil sein. In Sachen Sound gibts auch nur gutes zu berichten. Der typisch glockige Ton ist voll da, die Veränderung zum vorherigen RW-Griffbrett eigentlich genau so, wie ich mir das gewünscht hatte. Wobei der Rockinger-Hals auch sehr gut war, nur eben anders - der wandert demnächst auf eine andere Gitarre.
Binding hat mein Hals keines, man soll ja schließlich die durchgehenden Flames des Einteilers sehen...
Ach ja, das Halsprofil fühlt sich recht schlank an, ohne jetzt zu dünn oder modern abgeflacht zu sein, aber da gibts wohl auch unterschiedliche Ausführungen. Das Sustain ist sehr gut und Deadspots gibts auch keine, gerade bei Einteilern habe ich das schon ganz anders erlebt. Ganz am Anfang war mal ein dickerer Rockinger-Einteiler drauf, im Vergleich zu dem habe ich keine Defizite festgestellt, eher einen schöneren "Knack" im Sound.
Aus meiner (begrenzten) Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass ich mit meinem Hals super zufrieden bin, und erst recht mit dem Preis-Leistungsverhältnis. Optisch und haptisch wirkt das auf mich wirklich sehr edel. Ob ein Hermann's-Hals für Dich das richtige ist, ist natürlich nie garantiert, aber wenn meiner für den Hersteller typisch sein sollte, sollte es zumindest nicht an den objektivierbaren Qualitäten mangeln.
Gruß, bagotrix