Herausforderung: 4 Stunden singen

  • Ersteller Gast 28036
  • Erstellt am
G
Gast 28036
Gesperrter Benutzer
Zuletzt hier
15.03.16
Registriert
01.10.15
Beiträge
19
Kekse
0
Hi Leute,

Die Eckdaten: ich stehe mit meiner Rockband vor der Aufgabe einen vierstündigen Auftritt [reine Spieldauer:4h, Pause: 1h=5h insgesamt) im Januar zu meistern.

Das Anliegen: Ich habe nie Gesangsunterricht genommen und habe leichte Bedenken, ob ich es stimmlich durchhalte 4 Stunden kraftvoll zu singen. Was könntet ihr mir raten, um meine Stimme zu stärken?

Ich habe mir überlegt Wochen im Voraus damit zu beginnen täglich Übungen wie z.B. Lip Roll zu machen.

Habt ihr irgendwelche Tipps/Erfahrungswerte?
 
Eigenschaft
 
Übungen nutzen nur etwas, wenn man weiß was man tut und die richtige Übung für die richtige Situation und Person verwendet. Du kannst Atemübungen machen, die schaden zumindest nicht. Ein guter Tipp wäre, einfach mal 1-2 Std Unterricht zu nehmen. Sag vorher genau, worum es geht und hole dir Ratschläge für deine Situation. Ansonsten geht es bei langen Gigs um die korrekte Strategie. Niemand kann unendlich lange powern. Bau dir die Setliste so, daß du zwischen den heftigen Songs auch immer wieder welche hast, die dir leicht fallen. Bei solch langen Gigs ist es häufig so, daß am Anfang kaum jemand da ist bzw. kaum jemand zuhört. Da kann man auch schonmal die ersten Songs als Aufwärmphase mißbrauchen. Falls es direkt zur Sache geht, unbedingt gut aufwärmen vorher. In den Pausen schonen, vor'm Gig genug trinken (pee pale :) ) und vor allem, nicht verausgaben. Es nutzt niemandem, wenn du nach 4 Songs nur noch krächzen kannst und keinen Ton mehr triffst. Lieber zu clean als zu verzerrt, lieber zu leise als zu laut etc. Jeder Ton zählt, es gibt Dinge, die gehen ziemlich auf's Material. Die mußt du aufspüren und beim Gig auch mal eiskalt weglassen. Keine Panik, dem Publikum gefällt es meist deutlich besser wenn weniger rumgebrüllt wird. Disziplin ist das Zauberwort, bei langen Gigs muß man genau wissen, wie sehr man sich mitreißen lassen kann - der Rest ist dann Schauspielerei ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Wär natürlich interessant zu wissen wie viel Live-Erfahrung Du überhaupt hast?????
Bis da hin ist ja auch noch ein bißchen Zeit- Du könntest also gleich sofort damit anfangen, bei allen Bandproben nach dem bereits von reisbrei richtigerweise vorgeschlagenen Konzept zu agieren;)...dann merkst Du schon bald, wo Deine Grenzen sind und wie Du diverse Klippen umschiffen kannst.Dazu gehört auch mal Alternativlinien (zwischendurch mal untenrum statt in den höchsten Tönen)singen wenn's knapp wird und auch mal längere Sessions im Proberaum üben um zu testen wie es mit der Belastbarkeit Deiner Stimme aussieht. 4 Std. reine Spielzeit Rock geht nur mit eiserner Disziplin! Damit meine ich auch die Band allgemein....(Stichworte Bandsound/Monitoring, etc.) wenn Du Dich nicht gut hörst ist die Stimme schneller im Eimer weil Du dann mehr zum Überpowern neigst und Dich nicht so gut kontrollieren kannst. Man kann auch im Proberaum mal zwischendrin absichtlich nen schlechteren Monitorsound machen um zu lernen sich trotzdem zu kontrollieren (ist böse :D-aber live kann Dir soundmäßig alles passieren und Du bist besser vorbereitet falls die Verhältnisse dann da ungünstig sind...)
Unterricht zur Ergänzung wär sicher nicht schlecht (allerdings ohne Dich gehört zu haben will ich mich da nicht "aus dem Fenster lehnen....")
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Gigs von 3 bis 4 Stunden sind normal für mich und ich habe durchaus eine Weile gebraucht, bis ich raus hatte, wie ich beim letzten Set nicht nur mehr auf dem blanken Material rumreite ...

Grundlage ist natürlich die Fähigkeit, eine einigermaßen stimmschonende Technik zu beherrschen, selbst bei Rock.

Mal lose sortiert ein paar Tipps:

1) "Abgehen" heißt nicht, 100 % der Zeit auch 100 % Gas zu geben. Wichtig ist, dass das Publikum den Eindruck hat, Du tätest es. Powere bei Schlüsselstellen und nimm Gas raus bei Stellen, bei denen es nicht auffällt. Achte quasi auf genügend "Entlastungsphrasen".

Ein Beispiel: Bei "It's My Life" von Bon Jovi wartet jeder auf die ersten Zeilen der Strophen, zumal da die Instrumente einen Break haben. "This ain't a song for the broken hearted" muss also dementsprechend kraftvoll kommen. Die wichtigen Wörter, die entsprechend gepowert werden müssen, sind "this", "song" und "broken". Die dazwischen kann man durchaus ein wenig leichter singen, das fällt nicht auf.
Im Anschluss lässt sich im Prechorus ("I ain't gonna be just a face in the crowd") durchaus ein Gang runterschalten, ohne dass an Energie verloren geht, weil hier die Instrumente auch entsprechend unterstützen.

2) Baut das Set gesangsgerecht auf! Setzt Songs, die sich zum "Reinkommen" eignen an den Anfang. Opener sollten ohnehin nicht gleich die krassesten Songs sondern eher Mid-tempo und von steigerungsfähiger Intensität sein. Lasst auf stimmbeanspruchende Songs auch stets welche zum "Verschnaufen" folgen. Einmal brettern macht eine einigermaßen robuste Stimme mit, fünf Mal brettern vielleicht nicht.

3) So viel wie möglich clean singen und Verzerrung dosiert und nur dort, wo wirklich zwingend nötig. Keine Sorge: Auch clean kann man die Stimme aggressiv klingen lassen, z. B. mittels Twang. Auch hier gilt, dass es genügt, den entsprechenden Eindruck zu erzeugen. Es kann genügen, ein einzelnes Wort in einer Phrase anzuzerren und dennoch den gewünschten Effekt beim Publikum zu haben.

4) Einsingen vor dem Gig hat nur Sinn, wenn Du weißt, was Du tust. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Du die Stimme schon im Vorfeld strapazierst.

5) Sieh zu, dass Du Dich gut hörst! Bestehe auf einen guten Bühnensound und ordentliches Monitoring! Wer sich nicht hört, drückt. Im Notfall pack Dir in mindestens ein Ohr einen Ohrstöpsel, um Dich besser von innen zu hören (aber probiere vorher aus, ob Du damit klar kommst).

6) Nicht jede Songstelle muss so gesungen werden, wie Du es für eine CD-Aufnahme tun würdest. Einzelne Spitzentöne können oft ausgelassen werden (wenn sie nicht gerade absolut exponiert und kennzeichnend für den Songs sind).

7) Viel trinken, ggf. entsprechende Bonbons dabei haben, je nachdem, was Dir gut tut. Ich habe z. B. immer Fishermen's dabei, aber vielen sind die zu scharf (trocknen aus!). Ipalat oder Islamoos können sinnvoll sein.


Soweit was mir spontan einfällt.


Gruß und viel Erfolg!
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Und ggf. kann auch mal einer von den Instrumentalisten nen Song gesanglich übernehmen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
8.) Viel trinken. Nimm Tee mit oder stilles Wasser, was Dir besser taugt. Ich habe mich gestern mit Ingwertee gerettet; nur über eine Messe (also kurz und clean), aber im Sopran mit Kratzen im Hals von einer Erkältung. Ich hoffe, das wächst sich nicht aus :(
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich finde Foxx hat das super zusammengefasst. Für mich ist der Punkt mit der Lautstärker/Intensität i.d.R. der absolute Knackpunkt. Du kannst als Übung mal folgendes Ausprobieren:

- Geh alleine in den Proberaum (oder sag den anderen Instrumentalisten, sie sollen mal stillt sein).
- Dann singst du alleine über Mic/PA und zwar etwas "gerufenes", vielleicht eine Stelle, die auch in einem deiner Songs vorkommt mit einem Rufklang "EY" oder "OU" drin. Sing das zunächst mal so wie du es in dem Song singen würdest
- Dann versuchst du immer leiser zu singen und achte darauf, wie sich das verändert, was aus der PA kommt.

Was du dabei hoffentlich feststellst ist, dass der Klang, der aus den Boxen kommt sich erstmal gar nicht so großartig verändert, wenn du Energie wegnimmst. Die Intensität macht v.a. deine subjektive Empfindung, aber die Lautstärke ändert sich eigentlich gar nicht großartig. Ab einem bestimmten Punkt, wenn du zu leise wirst, bricht die Stimme oder du verlierst den Rufklang und es klingt nicht mehr so intensiv. Versuch zu üben, dass du von der Intensität her immer nur ganz knapp oberhalb dieses Punktes singst. Alles, was darüber hinaus geht, ist im Grunde vergeudete Energie und führt oberhalb eines bestimmten Punktes dann sogar ins "Drücken".

Das Publikum merkt diesen Unterschied i.d.R. nicht, weil sie den Unterschied in der Lautstärke eh nicht wirklich wahrnehmen, schließlich singst du ja über Mic und PA. Solange es weiterhin "gerufen" klingt, klingt es auch intensiv. Je höher du singst, desto mehr Druck musst du geben, damit die Stimme intensiv klingt, aber wie Foxx schon geschrieben hat, lassen sich ggf. High Notes kunstvoll umschiffen, das machen auch die Profis.

Der Rufklang ist gerade bei Männerstimmen sehr viel präsent und das sind auch die Töne, die potenziell am meisten Energie kosten. Deshalb kann es sich sehr lohnen, gerade dafür den minimal nötigen Energie-Level zu finden, der für die meisten viel niedriger liegt als man denkt. Denn intuitiv sind wir gewohnt beim Rufen kurze und druckvolle "Pushs" zu geben, was den Druck angeht. Man kann beim Singen den gleichen Klang aber eben auch mit sehr viel weniger Aufwand erzeugen.

Für die Lautstärke ist Foxx' Punkt 5 natürlich auch extrem wichtig. Am besten sind natürlich in-ears. Die hat natürlich nicht jeder. Ich habe auch schonmal einen Auftritt gemacht, bei dem wir einfach normale Mp3-Player-Kopfhörer genommen haben und mit einem langen Kabel an die PA gehängt haben. Auf das Kabel muss man natürlich etwas aufpassen, aber v.a. wenn du keine Monitor-Box hast, solltest du darüber nachdenken. Das ist viel viel billiger als in-ears oder eine gute Monitor-Box und so stark fällt das auch nicht auf, dass du "verkabelt" bist.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich danke allen für ihre Beiträge, ich bin überwältigt von diesem Forum. Hier sind sehr freundliche und kompetente Leute unterwegs!

Gigs von 3 bis 4 Stunden sind normal für mich und ich habe durchaus eine Weile gebraucht, bis ich raus hatte, wie ich beim letzten Set nicht nur mehr auf dem blanken Material rumreite ...

Grundlage ist natürlich die Fähigkeit, eine einigermaßen stimmschonende Technik zu beherrschen, selbst bei Rock.

Mal lose sortiert ein paar Tipps:

1) "Abgehen" heißt nicht, 100 % der Zeit auch 100 % Gas zu geben. Wichtig ist, dass das Publikum den Eindruck hat, Du tätest es. Powere bei Schlüsselstellen und nimm Gas raus bei Stellen, bei denen es nicht auffällt. Achte quasi auf genügend "Entlastungsphrasen".

Ein Beispiel: Bei "It's My Life" von Bon Jovi wartet jeder auf die ersten Zeilen der Strophen, zumal da die Instrumente einen Break haben. "This ain't a song for the broken hearted" muss also dementsprechend kraftvoll kommen. Die wichtigen Wörter, die entsprechend gepowert werden müssen, sind "this", "song" und "broken". Die dazwischen kann man durchaus ein wenig leichter singen, das fällt nicht auf.
Im Anschluss lässt sich im Prechorus ("I ain't gonna be just a face in the crowd") durchaus ein Gang runterschalten, ohne dass an Energie verloren geht, weil hier die Instrumente auch entsprechend unterstützen.

2) Baut das Set gesangsgerecht auf! Setzt Songs, die sich zum "Reinkommen" eignen an den Anfang. Opener sollten ohnehin nicht gleich die krassesten Songs sondern eher Mid-tempo und von steigerungsfähiger Intensität sein. Lasst auf stimmbeanspruchende Songs auch stets welche zum "Verschnaufen" folgen. Einmal brettern macht eine einigermaßen robuste Stimme mit, fünf Mal brettern vielleicht nicht.

3) So viel wie möglich clean singen und Verzerrung dosiert und nur dort, wo wirklich zwingend nötig. Keine Sorge: Auch clean kann man die Stimme aggressiv klingen lassen, z. B. mittels Twang. Auch hier gilt, dass es genügt, den entsprechenden Eindruck zu erzeugen. Es kann genügen, ein einzelnes Wort in einer Phrase anzuzerren und dennoch den gewünschten Effekt beim Publikum zu haben.

4) Einsingen vor dem Gig hat nur Sinn, wenn Du weißt, was Du tust. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Du die Stimme schon im Vorfeld strapazierst.

5) Sieh zu, dass Du Dich gut hörst! Bestehe auf einen guten Bühnensound und ordentliches Monitoring! Wer sich nicht hört, drückt. Im Notfall pack Dir in mindestens ein Ohr einen Ohrstöpsel, um Dich besser von innen zu hören (aber probiere vorher aus, ob Du damit klar kommst).

6) Nicht jede Songstelle muss so gesungen werden, wie Du es für eine CD-Aufnahme tun würdest. Einzelne Spitzentöne können oft ausgelassen werden (wenn sie nicht gerade absolut exponiert und kennzeichnend für den Songs sind).

7) Viel trinken, ggf. entsprechende Bonbons dabei haben, je nachdem, was Dir gut tut. Ich habe z. B. immer Fishermen's dabei, aber vielen sind die zu scharf (trocknen aus!). Ipalat oder Islamoos können sinnvoll sein.


Soweit was mir spontan einfällt.

Punkt
Gruß und viel Erfolg!

Vorab Respekt für deine Leistung häufig solch langen Gigs zu spielen, sowie für deinen ausführlichen und konstruktiven Beitrag.

Punkt 1 und 2 wurde hier ja bereits mehrfach angesprochen. Das It's My Life Beispiel ist sehr gut nachvollziehbar. Wenn man nicht permanent powert, wirken auch die Schlüsselstellen umso explosiver. Die Setliste werde ich auch nochmal neu überdenken.

Ich finde Foxx hat das super zusammengefasst. Für mich ist der Punkt mit der Lautstärker/Intensität i.d.R. der absolute Knackpunkt. Du kannst als Übung mal folgendes Ausprobieren:

- Geh alleine in den Proberaum (oder sag den anderen Instrumentalisten, sie sollen mal stillt sein).
- Dann singst du alleine über Mic/PA und zwar etwas "gerufenes", vielleicht eine Stelle, die auch in einem deiner Songs vorkommt mit einem Rufklang "EY" oder "OU" drin. Sing das zunächst mal so wie du es in dem Song singen würdest
- Dann versuchst du immer leiser zu singen und achte darauf, wie sich das verändert, was aus der PA kommt.

Was du dabei hoffentlich feststellst ist, dass der Klang, der aus den Boxen kommt sich erstmal gar nicht so großartig verändert, wenn du Energie wegnimmst. Die Intensität macht v.a. deine subjektive Empfindung, aber die Lautstärke ändert sich eigentlich gar nicht großartig. Ab einem bestimmten Punkt, wenn du zu leise wirst, bricht die Stimme oder du verlierst den Rufklang und es klingt nicht mehr so intensiv. Versuch zu üben, dass du von der Intensität her immer nur ganz knapp oberhalb dieses Punktes singst. Alles, was darüber hinaus geht, ist im Grunde vergeudete Energie und führt oberhalb eines bestimmten Punktes dann sogar ins "Drücken".

Das Publikum merkt diesen Unterschied i.d.R. nicht, weil sie den Unterschied in der Lautstärke eh nicht wirklich wahrnehmen, schließlich singst du ja über Mic und PA. Solange es weiterhin "gerufen" klingt, klingt es auch intensiv. Je höher du singst, desto mehr Druck musst du geben, damit die Stimme intensiv klingt, aber wie Foxx schon geschrieben hat, lassen sich ggf. High Notes kunstvoll umschiffen, das machen auch die Profis.

Der Rufklang ist gerade bei Männerstimmen sehr viel präsent und das sind auch die Töne, die potenziell am meisten Energie kosten. Deshalb kann es sich sehr lohnen, gerade dafür den minimal nötigen Energie-Level zu finden, der für die meisten viel niedriger liegt als man denkt. Denn intuitiv sind wir gewohnt beim Rufen kurze und druckvolle "Pushs" zu geben, was den Druck angeht. Man kann beim Singen den gleichen Klang aber eben auch mit sehr viel weniger Aufwand erzeugen.

Für die Lautstärke ist Foxx' Punkt 5 natürlich auch extrem wichtig. Am besten sind natürlich in-ears. Die hat natürlich nicht jeder. Ich habe auch schonmal einen Auftritt gemacht, bei dem wir einfach normale Mp3-Player-Kopfhörer genommen haben und mit einem langen Kabel an die PA gehängt haben. Auf das Kabel muss man natürlich etwas aufpassen, aber v.a. wenn du keine Monitor-Box hast, solltest du darüber nachdenken. Das ist viel viel billiger als in-ears oder eine gute Monitor-Box und so stark fällt das auch nicht auf, dass du "verkabelt" bist.

Das werde ich bei der nächsten Probe unbedingt ausprobieren. "Die Intensität macht v.a. deine subjektive Empfindung" das kann ich absolut unterschreiben. Auf Videoaufnahmen merke ich auch, dass selbst Stellen an denen ich etwas Energie rausnehme, trotzdem wesentlich kraftvoller klingen, als ich es im Moment des Singens gedacht hätte. Ergo werde ich versuchen generell die Energie etwas (!) besser zu dosieren.
 
Ein Punkt, der mir noch eingefallen ist, ist Mikrofontechnik. Keine Ahnung, wie gut Du dich damit auskennst, aber Mikrofone haben einen sogenannten Nahbesprechungseffekt, wenn man dicht ran geht. Dieser "boostet" die Stimme, betont die Tiefen über und lässt alles etwas lauter klingen.

Der Nahbesprechungseffekt ist, richtig eingesetzt, Dein Freund, weil er Dir mehr Raum für Dynamik gibt. Wenn man allerdings den kompletten Gig über mit dem Mund am Mikro klebt, was ich echt oft sehe, dann kann man ihn nicht nutzen. Der Toni wird dann einfach den EQ so anpassen, dass es dich ausgleicht. Wenn Du aber mit einem Abstand von zwei bis drei Zentimetern von Mikro singst und der EQ darauf eingestellt ist, dann kannst Du einzelne, vor allem leisere und tiefere Stellen auch sehr sanft singen und dabei einfach näher ans Mikro gehen um den "Boost" zu nutzen.

Bei Rockmusik bietet sich außerdem immer an, einen Kompressor zu verwenden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das werde ich bei der nächsten Probe unbedingt ausprobieren. "Die Intensität macht v.a. deine subjektive Empfindung" das kann ich absolut unterschreiben. Auf Videoaufnahmen merke ich auch, dass selbst Stellen an denen ich etwas Energie rausnehme, trotzdem wesentlich kraftvoller klingen, als ich es im Moment des Singens gedacht hätte. Ergo werde ich versuchen generell die Energie etwas (!) besser zu dosieren.
Ja genau das. Das Ziel dabei ist es ein besseres Gefühl zu bekommen, ab wann sich ein Ton kraftvoll anhört. Das muss sich nicht notwendiger Weise auch für dich kraftvoll anfühlen. Ich habe lange Zeit v.a. nach Körpergefühl gesungen, nach dem Motto: "was sich nicht anstrengend anfühlt kann unmöglich kraftvoll klingen", aber das ist ein großer Trugschluss, der alles nur unnötig anstrengend macht, sowohl körperlich als auch für die Stimme.

Deshalb ist es auch sehr hilfreich wenn man auch beim Üben alleine eben übers Mikro singt, da kann man viel besser einschätzen, ab wann sich etwas kraftvoll/nicht kraftvoll anhört. Und dann heißt es austesten: Wie viel Energie brauche ich, um gerade noch kraftvoll zu klingen. Der Übergang dabei ist eben nicht so fließend, wie man intuitiv annehmen würde, sondern eher in Sprüngen.

Ein Punkt, der mir noch eingefallen ist, ist Mikrofontechnik. Keine Ahnung, wie gut Du dich damit auskennst, aber Mikrofone haben einen sogenannten Nahbesprechungseffekt, wenn man dicht ran geht. Dieser "boostet" die Stimme, betont die Tiefen über und lässt alles etwas lauter klingen.

Der Nahbesprechungseffekt ist, richtig eingesetzt, Dein Freund, weil er Dir mehr Raum für Dynamik gibt. Wenn man allerdings den kompletten Gig über mit dem Mund am Mikro klebt, was ich echt oft sehe, dann kann man ihn nicht nutzen. Der Toni wird dann einfach den EQ so anpassen, dass es dich ausgleicht. Wenn Du aber mit einem Abstand von zwei bis drei Zentimetern von Mikro singst und der EQ darauf eingestellt ist, dann kannst Du einzelne, vor allem leisere und tiefere Stellen auch sehr sanft singen und dabei einfach näher ans Mikro gehen um den "Boost" zu nutzen.

Bei Rockmusik bietet sich außerdem immer an, einen Kompressor zu verwenden.
Genau, das kommt noch dazu. Auch das testest du am besten mit deinem persönlichen Mikro aus. Bei den meisten Mikros gibt es 3 "Sphären". Auch hier verändert sich der Klang relativ "sprunghaft" und nicht ganz sauber kontinuierlich. Die erste Sphäre ganz nah am Mikro gibt den Nahbesprechungseffekt. Dabei klingt die Stimme hörbar "verstärkt" und tiefenlastiger. Die zweite Sphäre gibt einen relativ neutralen/akustischen Klang und die dritte Sphäre klingt tendenziell "entfernt".

Lass dir das Mikro beim Soundcheck auf jeden Fall in der 2. Sphäre einpegeln und versuch "standardmäßig" in dieser zu singen. Dann kannst du die erste Sphäre als eine Art "Boom-Effekt" benutzen oder in der Tiefe als "Wärme-Effekt". Bei welchem Abstand genau welche Sphäre beginnt ist wie gesagt vom Mic abhängig und das solltest du auch einfach mal austesten. Die 3. Sphäre benutzt man im Grunde nur für sehr sehr laute Belts, die man von der Lautstärke sogar eher runterdämpfen möchte. Je nachdem wie stark der Kompressor eingestellt ist, braucht man das aber nicht unbedingt zu tun.

Wenn du beim Einpegeln schon in der 1. Sphäre singst und der Toni, wie Foxx es schreibt, dir im ungünstigsten Fall die Tiefen rausdreht, läufst du zudem Gefahr, dass deine Stimme bei Belts oder bei stärkerem Twang total nervtötend penetrant klingt, sodass den Leuten die Ohren wehtun. :tongue:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Die Kollegen reisbrei und Foxx haben schon alles Wichtige gesagt - hier noch ein Tipp von mir (ich singe fast nur 4-5 Stunden-gigs, allerdings kein Rock, dafür aber in einer relativ großen Range): in den Pausen un-be-dingt verziehen! Da wollen nämlich alle mit dir quatschen, es ist voll und laut und du sprichst ebenso laut oder schreist gar gegen den Lärm an - das ist absolut tödlich für die Stimme. Wenn´s eine Backstage, Garderobe oder sowas gibt - unbedingt da hingehen und dich in die hinterste Ecke verkriechen. Notfalls ins Auto. Aber nicht reden !
Und die ersten Songs eines jeden sets würde ich auf alle Fälle sängerfreundlich auswählen - die sollen quasi zum Warmsingen sein, also nicht zu großer Tonumfang oder Powervocals. Die gehören immer ans Ende eines sets. Außer ganz zum Schluß, wenn die Stimme (was unvermeidlich sein wird) schon müde ist.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben