Gigs von 3 bis 4 Stunden sind normal für mich und ich habe durchaus eine Weile gebraucht, bis ich raus hatte, wie ich beim letzten Set nicht nur mehr auf dem blanken Material rumreite ...
Grundlage ist natürlich die Fähigkeit, eine einigermaßen stimmschonende Technik zu beherrschen, selbst bei Rock.
Mal lose sortiert ein paar Tipps:
1) "Abgehen" heißt nicht, 100 % der Zeit auch 100 % Gas zu geben. Wichtig ist, dass das Publikum den Eindruck hat, Du tätest es. Powere bei Schlüsselstellen und nimm Gas raus bei Stellen, bei denen es nicht auffällt. Achte quasi auf genügend "Entlastungsphrasen".
Ein Beispiel: Bei "It's My Life" von Bon Jovi wartet jeder auf die ersten Zeilen der Strophen, zumal da die Instrumente einen Break haben. "This ain't a song for the broken hearted" muss also dementsprechend kraftvoll kommen. Die wichtigen Wörter, die entsprechend gepowert werden müssen, sind "this", "song" und "broken". Die dazwischen kann man durchaus ein wenig leichter singen, das fällt nicht auf.
Im Anschluss lässt sich im Prechorus ("I ain't gonna be just a face in the crowd") durchaus ein Gang runterschalten, ohne dass an Energie verloren geht, weil hier die Instrumente auch entsprechend unterstützen.
2) Baut das Set gesangsgerecht auf! Setzt Songs, die sich zum "Reinkommen" eignen an den Anfang. Opener sollten ohnehin nicht gleich die krassesten Songs sondern eher Mid-tempo und von steigerungsfähiger Intensität sein. Lasst auf stimmbeanspruchende Songs auch stets welche zum "Verschnaufen" folgen. Einmal brettern macht eine einigermaßen robuste Stimme mit, fünf Mal brettern vielleicht nicht.
3) So viel wie möglich clean singen und Verzerrung dosiert und nur dort, wo wirklich zwingend nötig. Keine Sorge: Auch clean kann man die Stimme aggressiv klingen lassen, z. B. mittels Twang. Auch hier gilt, dass es genügt, den entsprechenden Eindruck zu erzeugen. Es kann genügen, ein einzelnes Wort in einer Phrase anzuzerren und dennoch den gewünschten Effekt beim Publikum zu haben.
4) Einsingen vor dem Gig hat nur Sinn, wenn Du weißt, was Du tust. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Du die Stimme schon im Vorfeld strapazierst.
5) Sieh zu, dass Du Dich gut hörst! Bestehe auf einen guten Bühnensound und ordentliches Monitoring! Wer sich nicht hört, drückt. Im Notfall pack Dir in mindestens ein Ohr einen Ohrstöpsel, um Dich besser von innen zu hören (aber probiere vorher aus, ob Du damit klar kommst).
6) Nicht jede Songstelle muss so gesungen werden, wie Du es für eine CD-Aufnahme tun würdest. Einzelne Spitzentöne können oft ausgelassen werden (wenn sie nicht gerade absolut exponiert und kennzeichnend für den Songs sind).
7) Viel trinken, ggf. entsprechende Bonbons dabei haben, je nachdem, was Dir gut tut. Ich habe z. B. immer Fishermen's dabei, aber vielen sind die zu scharf (trocknen aus!). Ipalat oder Islamoos können sinnvoll sein.
Soweit was mir spontan einfällt.
Punkt
Gruß und viel Erfolg!