session schrieb:
Habt ihr euer hobby, also beruf??
Wenn ja wie viel verdient ihr?
Kann man mit selbst geschriebener musik mehr oder weniger verdienen, als mit cover, oder kommt es allgemein auf die "qualität" an??
MFG session
Wir haben alle (bis auf unseren Keyboarder) unsere vorherigen Berufe an den Nagel gehängt und sind seit letztem Jahr selbstständig/freiberuflich als Musiker tätig mit diversen Nebeneinkünften aus Unterricht oder auch wie z.B. in meinem Fall mit einer Nebentätigkeit im Schlagzeug-Fachhandel.
Wir verdienen zur Zeit wohl alle im Schnitt etwas weniger als in unseren vorherigen bürgerlichen Jobs. Vor allem aber ist der Verdienst nicht konstant, es gibt bessere und schlechtere Monate. Der Trend geht glücklicherweise langsam in Richtung bessere Monate.
Mehr Freizeit und Spass als vorher haben wir allerdings auf jeden Fall.
Das eine oder andere Endorsement hat sich auch bereits verwirklicht, bzw. bahnt sich an.
Als ich noch eigene Musik gemacht habe, habe ich immer nur draufgelegt und brauchte quasi meinen normalen Job um das Musizieren überhaupt finanzieren zu können.
Ähnlich erging es praktisch auch allen meiner Bandkollegen mit ihren vorherigen Projekten.
Mit dem nötigen Quentchen Glück, viel Vitamin-B und Arschkriecherei kann man im optimalen Fall mit eigener Musik deutlich mehr verdienen als mit Cover-Mucke, das ist allerdings nur sehr sehr wenig Leuten vergönnt und die wirklichen Grossverdiener sind ohnehin lediglich die Leute, die die Rechte an den Titeln und Texten haben (Also die Texter und Komponisten) und latürnich die leider allmächtige Musikindustrie.
Als Schlagzeuger ist man oft der Gelackmeierte, es sei denn man hat an der Entstehung eines Songs massgeblich mitgewirkt und ist auch entsprechend anteilig bei der Gema angemeldet. Auf Grooves gibt es halt kein Copyright.
Bei der vor ca. 10 jahren entstandenen CD meiner damaligen Band Mr.Hate haben wir uns alle Vier gleichberechtigt bei der Gema als Komponisten angemeldet, was auch nur Recht und billig war, da die Songs wirklich in Gemeinschaftsarbeit entstanden sind und ich den Charakter der Stücke durch viele Ideen und die Art und weise wie ich sie eingetrommelt habe mit geprägt habe.
Ist man jedoch lediglich eine sogenannte Hired Gun (also ein Miet-Musiker) für einen bekannten Interpreten, sei es auf Tour oder für eine Studio Session, dann verdient man einen gewissen Tages-Satz und macht sich nach Beendigung der Tour oder der CD-Produktion auf die Suche nach dem nächsten Job. Es gibt zum Glück auch Leute in der Branche die ihre Leute recht fair behandeln (Grönemeier z.B. und auch Xavier Naidoo), da ist man dann quasi festes Inventar und wird auch im gewissen Rahmen am Gewinn beteiligt.
Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen, mit Cover Musik kann man durchaus gut leben, Reichtümer wird man damit jedoch kaum anhäufen können.
Ohne Konzept, am gleichen Strang ziehende Mitmusiker, eine überregional agierende Booking-Agentur, ein gewisses Mass an Selbstdisziplin und Professionalität wird man jedoch kaum über den sogenannten Local-Hero Status hinauskommen und Letzteres reicht eben nicht alleine um die Miete zahlen zu können.
Mit Professionalität meine ich nicht, dass man ein studierter technisch versierter Überflieger an seinem Instrument sein muss, vielmehr muss man einfach sein Grund-Handwerkszeug beherrschen und man sollte schlicht zuverlässig sein und im optimalen fall auch einfach Jemand den andere Musiker gern um sich haben. (Der Faktor Mensch!
)
Wie oft habe ich schon folgenden Satz in gesprächen mit Musikerkollegen hören müssen: -XY ist zwar ein Top Drummer/Bassist/Sänger/etc.., aber leider ein Arschloch, da spiele ich lieber mit ....... zusammen, der ist zwar musikalisch vielleicht nicht ganz so überragend, aber der zickt nicht rum und mit dem kann man auch mal ein Bier trinken oder zwei und der kommt pünktlich zum Soundcheck und kann sein Zeug.-
Was ich damit sagen will ist, man kann noch so toll an seinem Instrument sein, aber wer die grosse Diva raushängen lässt, oder sich als menschlich nicht tragbar erweist, der bekommt oft den Job nicht.
Wie heisst es doch so schön im Volksmund, wer ficken will muss freundlich sein!
In diesem Sinne
Ciao