Hm...
Noch hab ich keine 5420 gekauft, aber ich hab das vor - oder eine 5422, das weiß ich noch nicht.
Probegespielt hab ich eine 5420 vor 2016, eine 5420 und eine 5422 nach 2016.
Die nach-2016-Modelle fühlen sich einerseits einfach subjektiv anders an, andererseits sind ein paar Dinge wirklich weiterentwickelt und daher besser - der Master-Volume hat einen Treble-Bleed, die Kopfplatte sieht anders aus als bei den Älteren (kleiner, kein "Electromatic", das steht jetzt auf dem Schlagbrett), die Pickups haben Stecker, die Lackierungen scheinen dünner zu sein und der Brückensockel ist durch nach innen durchstehende Höhenverstellschrauben fixiert.
Kaufen und ist fertig ist aber, so der mir zu lesen gekommene allgemeine Konsens, nicht ganz drin: der Brückensockel gehört auf die Korpuswölbung passend geschliffen, so daß er mehr Kontaktfläche hat, was die Körperschallübertragung verbessert, und mit Kolofonium ange ... klebt - die Saiten gehören vorgedehnt und die (einigermaßen scharfkantige) Adjust-O-Matic-Brücke ist nicht der Weisheit allerletzter Schluß - da geht ne Schönere.
Ich würd und werd erstmal nicht direkt beschließen, die Pickups zu tauschen, sondern den Blacktops eine Chance geben. Mir haben sie ganz gut gefallen beim Probieren. Gedanken kann man sich natürlich schon machen, was evtl die Wunschpickups sind, aber erstmal sind funktionsfähige Pickups ja bereits verbaut, die nicht schlecht sein müssen Dito mit dem Bigsby - klar ist ein US-Bigsby schöner, aber wenn die Lagerung ok ist und nirgendwas was wackelt oder so, tut erstmal das, mit dem sie ausgeliefert wird. Wenn es daran Kritikwürdigkeit zu finden gibt, kann man es später immernoch tauschen, die werden so schnell nicht aufhören, die Dinger herzustellen.
Twang ist sone Sache ... das ist weder nur noch garnicht elektrisch, das ist ne Summe aus Allem. Aber erstmal generell zum Klang ein paar Überlegungen:
Pickup und seine relative Position sowie die restliche Elektrik bestimmen da eine Menge. Hier muß zur 6120 kein Unterschied verbleiben: Die Pickup-Positionen sind meines Wissen identisch (wobei ein paar mm da auch nicht viel ausmachen), die Schaltung prinzipiell gleich aufgebaut und die PUs der 6120 - oder die, die man dort nachrüsten würde - können auch an der 5420 verbaut werden.
Der schwingende Korpus hat gerade bei einer Vollhohlen natürlich auch seinen Anteil... Da gibt es Unterschiede zur 6120, die 5420 ist komplett hohl und hat eine Stütze, die Boden und Decke verbindet, unter der Brücke auf der Seite der tieferen Saiten und je zwei längsliegende Balken an Decke und Boden. Die 6120 ist ebenfalls hohl, aber mit dem ML- oder Trestle-Bracing versehen. Das kann man schon als einen guten Schritt in Richtung Semihollow sehen, da sind auf Boden und Decke ebenfalls je zwei längliegende Balken angeleimt, die mit je 2 vertikalen Stützen miteinander verbunden sind, bzw bei ML mit je einer. Dazu sind die 6120 meines Wissens dünner, mit 2,25" gegenüber 2,75" bei der 5420. Und die 6120 haben dreilagiges Holz am Korpus, die 5420 sind fünflagig - ob die Lagen gleichdick sind, das Holz im Gesamten oder garnichts, ist mir so jetzt nicht bekannt.
Da ist schon ein Unterschied zu erwarten, aber daß er erstens überhaupt die 6120 besser dastehen läßt ist nicht gesagt, zweitens ist bei identischen elektrischen Eigenschaften - was absolut in Reichweite ist - evtl nichtmal zuverlässig allein vom Hören eine Unterscheidung möglich. Angeschaut hab ich mir die Teureren natürlich auch, und klar, die 6120 ist sozusagen die Gretsch überhaupt, die Ikone, das ewige Vorbild, alles wirkt noch eine Stufe schöner, sorgfältiger, teurer - aber die Basis der 5420 ist alles Andere als schlecht, gerade wenn man mit berücksichtigt, daß sie nur etwa ein Drittel kostet ... und selbst wenn man mit einrechnet, daß Pickups getauscht werden und ein originales US-Bigsby draufkommt, ist man immernoch eher am unteren Ende der Gebrauchtpreise einer Professionel Collection vergleichbaren Konzepts, oder gar darunter.
Und, daß das klar ist, bei der 5420 reden wir immernoch nicht von einer billigen Gitarre, sondern nur von einer, die verglichen mit einer sehr teuren - evtl sogar zu teuren? - Legende als günstig gelten muß.
Ich kann da bisher nur meine Eindrücke und nachlesbare Fakten zusammenfassen, aber mir fiele kein Grund ein, von einer 5420 abzuraten, weder mit der festen Absicht des Modifizierens noch ohne diese. Die sind schön verarbeitet, sorgfälig, keine Schlampigkeit zu finden, jeder Anlaß, daran was zu meckern, der mir einfiele, betrifft nur persönlichen Geschmack und/oder ist dem Preis geschuldet (... ab Werk ein US-Bigsby zu verbauen und nen Hunderter mehr aufzturufen fänd ich z.B. nicht verkehrt, aber ich bin ausgewiesener Unkaufmann...).
Aber ich kann mir auch nicht verkneifen - schau auch bei den Konkurrenten (Guild, Gibson, bessere Epiphone, ...), die bauen ebenfalls schöne Klampfen und eine allzu frühe Festlegung auf ein bestimmtes Modell kann da den Blick für eine evtl besser passende Gitarre verstellen. Ich bin mit dem Probieren auch noch nicht durch, hab nur momentan nen Arsch voll zu tun und bin froh, wenn ich überhaupt zum Spielen komme, aber bei mir ist die Kaufentscheidung erstens noch unentschlossen zwischen 5422 und 5420, zweitens steht noch nicht endgültig fest, daß es überhaupt eine dieser beiden wird - Guild ist bei mir noch im Rennen, Epiphone diesmal nicht (haben beim vorigen Kauf gegenüber einer Streamliner den Kürzeren gezogen - sollte ne Semihollow werden und der Preisrahmen war etwas enger als bei der Nächsten), und nochmal in Ruhe alles anschauen, was für um die 1000 € an Hollowbody-E-Gitarren angeboten wird und meinen sonstigen Kriterien entspricht - inklusive Gebrauchten - werd ich auf jeden Fall. Spontan fielen mir ne Epiphone Emperor Swingster ein, die Starfire-Modelle von Guild, und - wenn dich das Tension-Bar-Bigsby nicht stört - die Halbholhen Modelle von Gretsch (5620, 5622, ...). Aber ich würd von diesen Bigsbys abraten, da in dem ganzen Geraffel einfach Reibung enthalten ist, das die schöne direkte Ansprache ebenso mindert wie die Stimmstabilität, also den Vorteil, den Bigsbys gegenüber anderen Vibratos haben, mindert man damit, den Nachteil - die Option auf Stimmungsprobleme - erhöht man. Gilt auch für andere Vibratos dieser Bauart, die Tension-Bar erhöht den Druck auf die Brücke, schön und gut, aber das braucht man evtl überhaupt nicht. Das wäre meine größte Sorge bei Gretsches, deren zweite Nummer eine 6 ist (die Modelle, deren Bezeichnung einigermaßen neu ist, sind einigermaßen systematisch bezeichnet; die 6 weist auf Semihollow hin und damit - leider - auch auf ein solches Bigsby; wenn man genug Holz hat, sowas anzuschrauben, so scheint es, als müsse man es dann unbedingt auch tun...).
Was man ebenfalls in die Wahl nehmen sollte: Sonderfarben! Es gibt praktisch immer eine 5420 (und ein paar weitere Gretsch) in irgendeiner Sonderfarbe, die Vorige war Candy-Apple-Red (die find ich total porno - wenn mir die Gelegenheit zu verstreichen droht und ich bis dahin nichts Sinnvolleres gefunden hab, wird es so eine), aktuell ist das son Dark-Cherry mit hellgeoldener Rückseite, was mir nicht so sehr zusagt, und die 5422 gab/gibt es in Cadillac Green, das wär mir auch hübsch. Dem Wiederverkauf wird es sicher nicht schaden, eine Sonderfarbe zu kaufen, aber an der Farbe allein sollte sich sowas natürlich nie entscheiden, aber man will ja i.A. auch n Instrument haben, wo geil aussieht ... gerade ne Hohl-Elektro-Gitarre hat immer was Opulentes an sich, die soll nicht bescheiden oder schlicht aussehen...
Und, ganz wichtig: Wenn Modifikationen fest eingeplant werden, sollte man sich sicher sein, diese entweder hinzukriegen oder sie von vorneherein außer Haus geben, bevor man etwas kaputtgebastelt hat. Wäre doch schade drum, welche auch immer es wird, eine schöne Gitarre kaputtzubasteln. Und bei sowas wie Stimmechaniken würd ich mich auch ganz ehrlich fragen, was ich für eine Verbesserung davon erwarte - viel mehr, als zuverlässig zu funktionieren, können die garnicht können. Klemmechaniken sind nicht notwendig, sind schön zu haben, beim Saitenwechsel sind sie praktisch, aber wenn man sich nicht doof anstellt, sind auch Normale nichts, das Verstimmungen verursacht. Das liegt bei Bigsby-Gebrauch fast immer an Brücke oder Sattel. Die kann man schmieren, ggf nachfeilen, ggf ersetzen - aber es wird einem eine funktionsfähige Gitarre ausgeliefert, die man erstmal probieren sollte, wie sie ist, und erst, wenn wirklich Handlungsbedarf besteht, sollte man handeln. Um des Bastelns willen zu basteln ... siehe ganz am Anfang dieses Absatzes: Wenn man sich seiner Fähigkeiten sicher ist, kein Problem, aber wenn nicht, gewinnt man evtl dadurch nicht nur nicht, sondern verliert sogar.
Wenn es mit der Stimmstabilität Probleme gibt, sollte man nicht sofort irgendwas kaufen, sondern erstmal alle gratissen Optimierungen durchgehen: gründliches Vordehnen der Saiten, Auswahl derselben (dicke Saiten bevorzugen - das Momentengleichgewicht um die Bigsbywelle liegt dann wegen der höhen Zugkraft der Saiten auf höherem Niveau, sprich die Reibung hat relativ gesehen weniger Einfluß - bei Tension-Bar-Bigsbys kommt noch dazu, daß die niedrigere Saitenlage, die damit möglich ist, den Winkel über der Brücke verringert - etc etc etc ...), Schlitze und Schmierung des Sattels und der Brücke beachten, ggf nacharbeiten (lassen), Federteller ebenfalls schmieren - der dreht sich unter einer Schraubenfeder, wenn diese ge- oder entspannt wird - und so weiter. Die Kleinigkeiten können da zwischen unbenutzbar und wunderbar entscheiden!
... und kauf nur, was Du erstmal so, wie Du es bekommst, benutzen zu können meinst! Die Blacktops verdienen eine Chance, das Lizenz-Bigsby verdient auch eine, sogar die AOM-Brücke - und mit ein paar Modifikationen dieser Art liegt man aber immernoch maximal beim Preis einer gebrauchten Proline, über deren Zustand man evtl nicht alles erfährt, das einen interessieren könnte. Aber wie auch immer, mit 800...1000 €, je nach Variante, kauft man keinen billigen Schund. Das ist immernoch ne Menge Knatze, die da zu investieren ist, und gerade die letzten 2 Baujahre haben die Electromatics wirklich dazugewonnen. Erstmal sollte aber, so oder so und bei welchem Favoriten auch immer, ausgiebiges Probespielen erfolgen, ruhig von mehreren Exemplaren, ruhig auch von Konkurrenten.
... meine paar Pfennig dazu...