Hat jemand ein Frequenzdiagramm einer Gitarrenbox, so wie sie von ca. 2m Entfernung klingt?

[bosseler]

Die Frequenzdiagramme, die ich im Netz finden konnte, sind fast alle über ein SM57 direkt am Grill abgenommen, was natürlich völlig anders ist, als wenn man die gleiche Box über ein "lineares" Mikro 2-3m davor aufnehmen würde. Das SM57 verbiegt ja schon bei der Aufnahme einiges. Lt. Datenblatt hat es zwischen 2-6kHz eine Erhöhung von ca. 6dB. Auf der anderen Seite verbiegt aber auch der Raum, in der die Box steht, einiges. Nichtsdestotrotz interessiert mich der Unterschied im Diagramm.
Hintergrund: Ich möchte mir ein analoges CabSim bauen, das sich mehr nach "Proberaum" anhört. Mir geht es auch nur um Richtwerte zum Start des Experiments. Ich könnte z. B. das Frequenzdiagramm von Aiken https://www.aikenamps.com/index.php/frequency-response-of-a-marshall-4x12-cabinet nehmen und die Überhöhung durch das SM57 abziehen. Aber besser wäre ein echtes "aufgenommenes" Diagramm.

 

[frankpaush]

ein "lineares" Mikro

wäre etwa was für eins? Ginge sowas wie Behringer ECM8000 schon?

 

[hack_meck]

Die Frequenzdiagramme

Wie erstellt man das? Aus einer Aufnahme?

Ich hätte hier ein SE Electronics VR1 Bändchenmikro, welches nur eine geringe Anhebung im Frequenzgang hat ... und auch gerne mal 40cm Abstand zur Box haben darf.

https://www.seelectronics.com/vr1-vr2-ribbons

Gruß
Martin

 

[the flix]

Ich bezweifle, dass dir eine Messung einer spezifischen 412er in einem spezifischen Winkel in einem spezifischen Raum wirklich weiter bringt. Das Ergebnis ist so vielen Einflüssen unterworfen, dass sich daraus kaum allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten ableiten lassen. Gerade bei einer 412er ist das Abstrahlverhalten so chaotisch, dass du je nach Messposition extrem unterschiedliche Ergebnisse erhalten wirst. Den Raumeinfluss hast du ja schon selbst angesprochen, dieser ist wiederum je nach Messposition stark unterschiedlich.

Auch stelle ich in Frage, dass dir der reine Frequenzgang bei der Nachbildung eines Raumklangs groß von Nutzen ist. Das Hörempfinden ergibt sich im Raum aus Direkt- und vor allem Diffusschall, also dem Eintreffen der unzähligen Reflexionen zu unterschiedlichen Zeiten. Dieses Verhalten im Zeitbereich lässt sich im Frequenzbereich so nicht nachbilden.
Es hat schon Gründe, warum Impulsantworten die analogen Lautsprechersimulationen quasi vollständig verdrängt haben.

Wie erstellt man das? Aus einer Aufnahme?

Mit einem entsprechenden Messprogramm, wie REW, ARTA, MonkeyForest usw., plus Messmikrofon und Frontend.

 

[bosseler]

Danke für die Antworten.
Natürlich haben Raum und Position im Raum einen großen Einfluss. Da gibt es eben Reflexionen mit Auslöschungen und Verstärkungen. Aber darum geht es mir nicht so sehr. Es ist doch so, dass mit zunehmender Entfernung vom Lautsprecher verschiedene Frequenzen im Gesamthörbild "verschwinden", die eben direkt an der Membran noch sehr präsent sind, und umgekehrt. Das hat sicher auch mit dem Raum zu tun, aber auch mit Gehäuseresonanzen der Box und was weiß ich noch.
Die Fage ist, hat schon mal einer ein IR-Diagramm aus der Entfernung erstellt? Ich will ja keine Gesetzmäßigkeit finden, sondern nur sehen, wie sich das verändert.

 

[the flix]

Mit einer Messung kann ich mangels 412er nicht dienen.
Aber ich habe vor einiger Zeit mal gemessen, was denn im Pod Go passiert, wenn man die Mikrofonentfernung in der Lautsprechersimulation verändert. Die Box war eine 212er. Mehr als 12" / 30 cm sind da zwar nicht machbar, aber vielleicht hilft dir das schon ein bisschen. Man sieht, wie mit zunehmnder Distanz der Nahbesprechungseffekt abnimmt und es Auslöschungen im Mittenbereich durch die Wegunterschiede der Reflexionen gibt. Im Hochton bleibt hier alles mehr oder weniger unverändert, weil sich die Ausrichtung des Mikros zur Box nicht ändert.
Was ich noch nicht getestet habe, ist der Einfluss der einstellbaren early reflections.



Wenn man im Raum das Mikro außerhalb der Achse und in größerer Entfernung aufstellt, wird das Verhalten eher ein anderes sein, mit mehr Abfall zu den Höhen hin, da der Lautsprecher zu höheren Frequenzen hin stärker bündelt. Es gibt eine Darstellungsform von akustischen Messungen names Spinorama, die in dem Kontext interessant ist:
https://www.sausalitoaudio.com/wp-content/uploads/2018/07/Interpreting-Spinorama-Charts.pdf