Harmonien und ihre Wirkungen

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synox89
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Hallo, Musiker,

ich sitze hier und bastel' an Melodien rum mit meinem Keyboard und entdecke immer wieder irgendetwas neues - kennt man ja. :)
Was allen wahrscheinlich auch bekannt ist, dass wenn man zu viel in einer Harmonie spielt, die nicht so übermäßig viele (wie ich es bisher beurteilen kann) Akkorden beinhält, einfach irgendwann die Lust, ich nenns mal die Stimulation, zurückgeht.
Und wenn man auf einmal die gleiche Melodie, Improvisation oder was auch immer in einer anderen Tonleiter spielt, geht es auf einmal doch wieder los und man hat wieder lust zu "erforschen". (zumindest bei mir, ich bringe mir die Musiktheorie nicht systematisch bei).
Das hat glaube ich auch mit meinem "Fortschritten in der Forschung der Musik" zu tun, aber früher fand ich Modulationen viel zu befremdlich, gar zu vermeiden, und jetzt empfinde ich sie als würden sie komplett neue Welten aufbauen.

Könnt ihr diese Erfahrung teilen? Und zu meiner eigentlichen Frage - hat eigentlich jede Harmonie seinen eigenen Charakter? Ich meine, klar, wenn man von C dur auf D moll Leiter übersteigt, gibt es diesen "umschaltprozess" und dann "gewöhnt sich" das Ohr irgendwie. Auch die Kadenzen und Akkordfolgen basieren auf immer den selben Halbtonabschnitten, aber irgendwie klingen manche Melodien doch dann ganz anders. Kennt ihr das? Lässt sich das wissenschaftlich erklären?

Ich hoffe man weiß was ich meine. :D
 
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Nein, man weiß nicht genau, was Du meinst ... ich zumindest nicht. Du verwendest den Begriff "Harmonie" sehr eigenwillig ... deswegen sollte man das klären, bevor man zu konkrete Antworten kommen kann.

Was genau meinst Du mit "Harmonie" ?

a) Eine Tonart (Z. B. Ab-Dur) ?
b) Ein Tongeschlecht ? (Z. B. Moll) ?
c) Eine Tonleiter/Skala (Z. B. Ab-Lydisch) ?
d) Akkorde (z. B. F7) ?

LG - Thomas
 
Ja, ich meine eine Tonart.
 
e) Ein "Umschalten" zwischen zwei Tonarten (z.B. C-Dur nach D-Dur)?
 
... Und wenn man auf einmal die gleiche Melodie, Improvisation oder was auch immer in einer anderen Tonleiter spielt, geht es auf einmal doch wieder los und man hat wieder lust zu "erforschen".

Und was meinst Du mit dem Begriff "Tonleiter"?

Und zu meiner eigentlichen Frage - hat eigentlich jede Harmonie seinen eigenen Charakter?
Ich glaube Du solltest Deine Frage nach den obigen Kommentaren noch einmal neu überdenken.

ich bringe mir die Musiktheorie nicht systematisch bei
Musiktheorie sollte man sehr wohl systematisch betreiben. Warum machst Du das nicht?
 
Der FadenErsteller hat offensichtlich das weite Feld der Mehrdeutigkeit von Akkorden entdeckt, die entsteht, wenn die gleichen Akkorde, die vorher noch in der Ausgangstonart gespielt wurden, nun in der neuen Tonart gespielt werden und "das Ohr" dem gleichen Akkord nun zwei verschiedene Klangwirkungen beimisst, welche ihrerseits eine neue Klangfarbe bewirken. Er hat damit das ebenso weite Feld der Modulationen beschritten, ohne dafür irgendein theoretisches Konzept zur Verfügung zu haben.

Das ist nicht verboten :)

Ihm ist möglicherweise noch nicht klar, dass diese Klangwirkung relativ entsteht. Der Übergang von C-Dur auf D-Moll bedeutet nur "von einer Durtonart einen Ganzton nach oben in die Molltonart" und hat nichts mit C-Dur oder D-Moll zu tun. Wenn man das noch weiter formalisieren möchte., z.B. betrachten möchte, wie man sich im Quintenzirkel bewegt hat und evtl. ein "b" auftritt, das vorher nicht da war, dann fängt die Musiktheorie an. Ein ganz ungeheuer weites Feld, denn die Musiktheorie ist noch mehrdeutiger als die Akkorde...

Weil es nicht nur mMn schön anzuhören, sondern auch schön anzusehen ist, empfehle ich

http://www.teoria.com/articles/waldstein/index.html

einfach das Abspielzeichen anklicken, und die Show beginnt, und es finden sich unter den Notenlinien die "I" und "V" etc. sowie die Tonart, wobei wir schon in den Mehrdeutigkeiten sind, denn da, wo "Bb I " steht, hört der eine oder andere evtl. ein "C bVII"....
 
(Die Darstellungsform bei Teoria ist ziemlich cool, aber die Fehler doch häufig. Nur mal so am Rande, damit niemand verzweifelt, weil er z.B. I64 beim Dominantorgelpunkt am Ende der Exposition erkennt, dort aber I6 steht. :) )
 
(Die Darstellungsform bei Teoria ist ziemlich cool, aber die Fehler doch häufig. Nur mal so am Rande, damit niemand verzweifelt, weil er z.B. I64 beim Dominantorgelpunkt am Ende der Exposition erkennt, dort aber I6 steht. :) )

Du meinst Takt 65 mit dem dominantischen Quartsextakkord? Dann müsste V64 dort stehen. Alternativ die I5

Wenn du eine andere Seite kennst, die vergleichbar anschaulich-hörbar das harmonische Geschehen rüberbringt, dann her damit. Es liegt aber auch an der Auswahl des Materials. Der 1. Satz der Waldstein-Sonate ist mMn geeignet, ein harmonisches Konzept darzustellen. Das hat Beethoven schon ziemlich gut hingekriegt. Dass manches in der Analyse nicht so genau ist, muss man eben hinnehmen. Z.B. hätte der Autor der Seite in Takt 5 statt "Bb I" die Traute haben sollen, einfach bVII zu schreiben. Doch "Modal Interchange" wollte er wohl vermeiden, obwohl ich glaube, dass die Hinzunahme von Jazz-Harmonik bei der Analyse von Beethoven von Vorteil ist. (Man nehme nur als Beispiel Opus 111 2. Satz....).

Meine Lieblingsseite ist weiterhin mu-sig.de Da steht sehr viel (und ich finde, die ist auch genau) - aber anschaulich ist die wohl nur für den (sehr) Fortgeschrittenen, für mich jedenfalls nicht.

Nochmal zum Quartsextakkord: Mich würde interessieren, ob der dominantische Quartsextakkord auch als Penultima in einer Kadenz fungieren kann, d.h. die (auflösende) Terz der Dominante aka Leitton erscheint vor der Finalis nicht (mehr) . Könnte man statt des V64 auch einen sus4-Akkord verwenden?
 
Jetzt wird's OT:

"Dass manches in der Analyse nicht so genau ist, muss man eben hinnehmen."

Reduktion ist ok, falsche Infos sollten nicht sein.


"Z.B. hätte der Autor der Seite in Takt 5 statt "Bb I" die Traute haben sollen, einfach bVII zu schreiben. Doch "Modal Interchange" wollte er wohl vermeiden"

Das vermeiden viele aus dem Grund, dass es die Ausweichungen/Modulationen beleuchtet und außerdem für Einsteiger einfacher zu verstehen ist. "Modal Interchange" ist von Vorteil, wenn die Ausweichung nur kurz ist und man den vorherigen Grundton noch gut im Ohr hat. Übrigens ist es auch in der Klassik absolut üblich, das so darzustellen ("mehrgleisig", also eine Funktions- oder Stufenzeile pro vorkommende Tonart).



"Nochmal zum Quartsextakkord: Mich würde interessieren, ob der dominantische Quartsextakkord auch als Penultima in einer Kadenz fungieren kann, d.h. die (auflösende) Terz der Dominante aka Leitton erscheint vor der Finalis nicht (mehr) . Könnte man statt des V64auch einen sus4-Akkord verwenden?"

Das wäre sehr ungewöhnlich, aber nicht undenkbar. Im klassischen Kontext kann ich mir das nur als richtig hartnäckigen Orgelpunkt (Ton c in C-Dur) vorstellen, der als solcher deutlich eingeführt wurde bzw. eine wichtige Rolle im Stück/Abschnitt spielt. Verwandte Phänomene, in deren Umgebung sowas tendenziell besser funktioniert sind "Kadenzen", die von sich aus keinen Leitton haben (IV-I, V-IV-I, VI-I, II7-I usw.) und Vorausnahmen des Grundtons nach der V., aber vor der I. Stufe (meist auf unbetonter Achtel o.Ä. Gibt's ganz oft am Ende eines Stücks). Bei ausgedehnten Dominantorgelpunktpassagen wie im Waldstein-Beispiel kommt sowas meines Wissens nie vor. Kann man aber mal probieren :)

 

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