[Hardware]Guitarfetisch GFS "Made in Mexico" Import Strat [Tremolo]

Vlad
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Hallo miteinander!

Fast jeder beginnt seine Gitarristenlaufbahn mit einer günstigen Einsteigergitarre oder spielt währenddessen die eine oder andere Kopie des teueren Originals an. Eher selten begleitet so ein Instrument einen länger, als ein paar Jahre. Aber was, wenn doch? Dann fängt das Kopfzerbrechen an: Neue Gitarre kaufen oder die alte aufmotzen? Wie viel Geld reinstecken? Lohnt sich das überhaupt?
Diese Fragen muss jeder für sich selbst beantworten, aber ich will euch an dieser Stelle meine Erfahrungen mit einem, nicht ganz unkritischen, Austauschteil nicht vorenthalten.

Guitarfetisch, kurz GFS, ist ja mittlerweile kein Geheimtipp mehr, wenn es um preiswertes Gitarrenzubehör geht. Das besonders Schöne an dem Laden ist, dass man sich nicht ausschließlich an der breiten Konsumentenmasse orientiert, sondern auch Produkte anbietet, für die die Konkurrenz wohl nur ein müdes Grinsen übrig hätte (hat!).
Kurzum: Es geht um dieses Teil: http://www.guitarfetish.com/Made-in-Mexico-Import-Strat-UPGRADE-trem-Solid-STEEL-block_p_489.html

Die Beschreibung erklärt es ganz gut. Hat man ne Fernost- oder Mexiko-Gurke, liegen sowohl zwischen den beiden E-Saiten, als auch zwischen den äußersten Halteschrauben genau 52,5mm. Der amerikanische Standard beträgt hingegen 54mm Saiten- und 56mm Schraubenabstand. Das Vintagemaß von 56 mm für beide Abstände gibt es auch noch (Ich hoffe, ich bringe da nichts durcheinander).
Gängige Gitarrenhardwarehersteller, wie Gotoh, Göldo und Wilkinson z.B., bedienen lediglich die beiden letztgenannten Größen. 52,5mm gibt es zwar auch in dem einen oder anderen Shop, doch hängt an denen immer der selbe Sparzinkblock. Und wir wollen ja schließlich eine Klangverbesserung.
Viel Auswahl bleibt also nicht. Neben GFS hatte ich noch einen anderen, europäischen Shop entdeckt, der wohl auch eine eigene Version mit massivem Block anbot, aber die haben meine Anfragen nie beantwortet… und ihr wisst ja, wie das mit dem Bauer ist.

Mit umgerechnet ~45€ inkl. der günstigsten, aber versicherten Versandart (USPS First-Class Mail International), war ich dabei und hielt das Päckchen nach sagenumwobenen 6 Wochen in den Händen. GFS trifft hier keine Schuld. Das Trem wurde 1 Tag nach Zahlungseingang verschickt und hing womöglich beim Zoll fest. Normalerweise dauert diese Versandart 1 bis 2 Wochen. Es gab, laut GFS, auch schon Fälle mit 7 Wochen. Der Kontakt mit Guitarfetisch war übrigens immer schnell und supernett. Kann ich nur empfehlen.
Zollgebühren fielen übrigens keine an. Ich habe es direkt bei der Post abgeholt.


Ok, genug geschwafelt. Ich werde das GFS Tremolo mit dem original verbauten und einem Gotoh GE-101T (~50€) vergleichen, welches ich vor kurzem hier hatte, um zu zeigen, wo die Unterschiede in der Verarbeitung liegen und wo es eng beim Einbau werden könnte.
Immer in der Reihenfolge: OEM, GFS, Gotoh

Bei der Oberflächenbeschaffenheit der Grundplatte sind bereits die ersten Unterschiede zu sehen.



Kein Unterschied bei der Dicke der Platte. Hier kommt es eher auf das verwendete Material an. Laut GFS, gehärteter Stahl.



Zink vs. Stahl vs. Druckguss



Hier wird’s interessant. Schaut euch die Spitzen an. Zwischen OEM und GFS liegen Welten. Gotoh setzt natürlich noch einen drauf.



Die nächste wichtige Eigenschaft ist mir erst beim bearbeiten der Bilder für das Review aufgefallen. Guckt euch die „Messerkanten“ an. Hier scheint man nur bei Gotoh mitgedacht zu haben, denn will man sein Trem schwebend einstellen, werden die breiten Auflageflächen (die Kanten in den Schraubenbohrungen) kaum vom Vorteil sein.
Auch bei der Nachbearbeitung der abgeschrägten Fläche sind Unterschiede zu sehen.



Die Tiefe der großen Ballends-Bohrung ist bei GFS und Gotoh gleich.
Ansonsten ist mal wieder der Verlauf der Kante, zur Abschrägung hin, interessant. Diese liegt bei Gotoh etwa auf einer Linie mit der Stelle, an der die Grundplatte gegen die Befestigungsschrauben drückt. Somit wird die Reibung beim Gebrauch minimiert! Bei GFS und OEM verläuft diese „Kipplinie“ mittig zu den Schrauben. Stellt man sich nun eine Divebomb vor, wird diese Art zwangsweise mehr Reibung an den Schraubenseiten verursachen, da die Grundplatte sozusagen erst über den „Berg“ muss. Es entsteht ein Winkel, der das Trem zuerst an den Schrauben hochdrückt. Beim Gotoh ist dieser Effekt, wie gesagt, kleiner.



Die Abschrägung zur Spitze hin sollte immer sauber und flach sein, um kein Hindernis beim Tremolieren zu verursachen, sodass die Kante unter den Schrauben der einzige Auflagepunkt zum Holz bleibt. Zum OEM muss man nichts sagen. Leider hat auch GFS auf einer Seite geschlampt. Das und die kleine Macke daneben, war mit einer Feile aber schnell behoben. Die andere Seite sah ähnlich gut, wie beim Gotoh aus.
In der Praxis kommt man mit dem GFS schon etwas tiefer, als mit dem OEM Teil. Maximal betätigt, entsteht zwar nur ein Höhenunterschied von gut einem Millimeter (gemessen am Abstand der Unterseite der Tremologrundplatte, zum Korpus, bei maximaler Betätigung, ohne Federn), aber 1mm haben oder nicht haben. Hörbar ist es allemal!



Noch eine Draufsicht. Ich denke, man sieht, wie die „Schwammigkeit“ von links nach rechts immer mehr abnimmt. Generell kann man sagen, dass jedes Trem sich in seiner eigenen Qualitätsklasse befindet, was angesichts des Preises auch nicht überrascht. Ohne Versand kostet das GFS schließlich gerade mal 25€! Dafür kann man nicht meckern, finde ich. Es ist deutlich sauberer verarbeitet, als das OEM, besitzt gebogene Stahlreiter und kommt mit einem fetten Stahl- oder auch nach Wunsch, Messingblock. Die Grate auf der Unterseite sind minimal und sollten, im Gegensatz zum OEM, keine tiefen Spuren im Gitarrenkorpus hinterlassen.



Klar, Gotoh zeigt, wies richtig geht. Ich würde es als perfekt bezeichnen. Auch für (sehr) teure Instrumente völlig ausreichend. Aber es kostet auch eben mal das Doppelte.
Die Bohrung für den Tremoloarm geht übrigens beim GFS erfreulicherweise, wie beim Gotoh, schräg in den Block rein, was, wie ich finde, ein besseres Gefühl beim Gebrauch vermittelt. Auch kann die Bohrung nicht so einfach durch Materialermüdung durchbrechen oder ausleiern.
Hier sieht man ganz gut, was ich meine: http://www.callahamguitars.com/blocks.htm
Der Tremoloarm selbst ist natürlich dabei. Sowie sämtliche Schrauben, 4 Federn, Federkralle und Inbusschlüssel.


Einbau

Altes raus, neues rein! Denkste… Rechnet nicht damit, dass bis auf die Bohrabstände irgendwas genormt ist. In der Regel ist in günstigen Stratkopien kein ausreichender Platz für einen Full-Size Tremoloblock vorhanden. Erst recht nicht, wenn man das Tremolo auch noch benutzen möchte!
In meinem Fall, habe ich das Ding nicht mal so rein bekommen. Eine Fette Lacknase war im Weg. Doch auch ohne, wäre kein Tremolieren möglich gewesen.
Ich habe also ordentlich Holz weggefräst und dabei immer wieder kontrolliert, ob der Block beim Diven irgendwo behindert wird. Mit einem Fräser in Kugelform (Google!), eingespannt in eine Bohrmaschine, kann man wunderbar, frei Hand, Platz schaffen, quasi Unterfräsen, ohne die Ursprüngliche Optik der Rückseite zu verändern.



Auch die Aussparung im Schlagbrett musste um ein paar Millimeter vergrößert werden. No big Deal.



Ein weiterer Punkt, der beachtet werden sollte: Die Korpusdicke eurer Gitarre. Der Fender Stratocaster-Standard beträgt 45mm. Einige Squier-Modelle und viieeele Fernost Strats bringen es aber nur auf etwa 40mm. Der Tremoloblock wird in dem Fall hinten raus stehen. Könnte für manche ein Problem darstellen, da man den Deckel nicht mehr drauf bekommt.
Mir war es völlig schnuppe, da es beim normalen Spielen im Sitzen und Stehen weder sichtbar, noch spürbar ist.
Und mal ehrlich, erinnert es euch nicht auch an…





Klangveränderung

Es ist nun etwa 1 Monat vergangen, seit das Trem installiert ist. Das heißt die Saiten sind 1 Monat alt, wurden regelmäßig gespielt und sollten keine trügerische Brillanz mehr aufweisen.
Da ich die Gitarre nun seit 8 Jahren spiele und sie mein Hauptinstrument ist, kann ich ganz gut beurteilen, was sich wie verändert hat.

Sustain:

Die GFS Brücke ist keine Wunderwaffe! Der obligatorische Deadspot am 12. Bund der G-Saite ist nach wie vor da. Ich habe das Gefühl, dass der Ton an dieser Stelle nun etwas leichter in die Obertöne kippt, als davor, aber da kann ein ordentliches Fingervibrato um einiges mehr rausreißen.
Ein paar andere Bünde, die zwar nur leicht, aber immerhin merkbar kürzer ausklangen, sind hingegen in der Tat homogen geworden!
Der Gewichtsunterschied zwischen der OEM und der GFS Brücke beträgt übrigens 120 Gramm. Ein Fatfinger wiegt ~90g.

Allgemeiner Klang:

Deutlich perkussiver! Spielt man Clean und dynamisch, können die 3 hohen Saiten bereits etwas zu spitz klingen. Nach einer Eingewöhnungsphase aber kein Problem.
Was die tiefen Saiten angeht, so finden sich hier die Verbesserungen, die den Kauf für mich auf jeden Fall rechtfertigen. Die tiefe E-Saite war, egal was für Saiten man aufzog, immer etwas dumpfer und lustloser, als ihre Kollegen. Jetzt klingt sie schön metallisch und glockig, wie man das vom Original her kennt. Auch unverstärkt.
Die Gitarre hat insgesamt etwas mehr Bässe bekommen, klingt unverstärkt etwas lauter und bei Power Chords merke ich, dass diese etwas länger ausklingen. Der Grundcharakter des Instrumentes bleibt aber auf jeden Fall erhalten. Spielt man viel Clean, gibt es schon einen WOW-Effekt. Stark verzerrt sind die Unterschiede eigentlich zu vernachlässigen. Ich neige sogar dazu, zu sagen, dass wenn man nur Metal spielt, die gewonnene Perkussion eher vom Nachteil ist, da der Ton nicht komprimiert genug ist. Dafür hat man etwas mehr Substanz für Palm Mutes.

Vibrato/Stimmstabilität/Allgemeiner Gebrauch:

Das Trem ist, wie sein Vorgänger, aufliegend installiert. Upbends mache ich mit den Fingern und habe so lieber einen größeren Spielraum nach unten.
Ich habe es nicht geschafft (trotz Graphitsattel + Rollenstringtree + wenigen Umwicklungen), die Gitarre so einzustellen, dass starke Vibratos und Bendings verstimmungsfrei nebeneinander leben können. Es ist natürlich ein Setup möglich, bei dem man alles auf den Tremologebrauch ausrichtet. D.h. sobald man bendet, ist die Saite verstimmt, nach einem kurzen Dive, stimmt aber wieder alles. So sind auch Mißhandlungen bis zum technischen Anschlag kein Problem, aber das war auch bereits mit dem OEM möglich.
Der Unterschied ist, dass man, wie bereits erwähnt, tiefer kommt und ein etwas besseres Gefühl, aufgrund der schrägen Jammerhakenbohrung, hat. Die wertigere (stabilere) Optik ist aber auch nicht zu vernachlässigen.
Die Madenschrauben sind ganz gut abgerichtet. Etwas Nachfeilen schadet nie, ist aber im Grunde nicht erforderlich.
Und damit ist eigentlich alles Wichtige gesagt.


Mein Fazit:

Wer eine Gitarre hat, bei der es sich schon gelohnt hat, die Pickups, Elektronik und was weiß ich alles, auszutauschen, der sollte auch diesen Schritt gehen. Die Verbesserung ist wesentlich und kann in der Form nicht durch einen anderen Tonabnehmer oder eine andere Saitenmarke erreicht werden! Das Instrument macht einfach mehr Spaß.

Ich hoffe, ich habe dem einen oder anderen damit etwas bei seiner Entscheidung auf die Sprünge geholfen und bedanke mich für eure Zeit!
 
Eigenschaft
 
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Reaktionen: 8 Benutzer
Danke!
Man sagt, Messing würde die Höhen etwas verschleiern und die Mitten betonen. Mir persönlich fehlt da die Erfahrung, um zu sagen, ob das stimmt oder nicht. Da meine Strat von Natur aus schon eher mittig klang, habe ich mich für die Stahlvariante entschieden, die angeblich mehr Brillanz bringen soll, als Messing.
 
Servus,

als (ehem) Stratdaueruser ist das Problem Tremolo für mich immer eine Dauerbaustelle gewesen bis ich angefangen alle meine Strats mit Callaham Trems auszurüsten. Damals nur in der US Vintage und Standard Ausführung erhältlich aber inzwischen um ein Mex Upgrade erweitert bietet Callaham wirklich das beste Trem weltweit an. Auch haben die damals das Problem erkannt daß die Abschrägung der Grundplatte zu kurz und zu steil ist und für die Vintage Trems Schrauben mit einer Messerkantenkerbe sinnvoll sind. Nichts gegen Göldo und GFS aber diese Nachrüpstlösungen haben immer noch Schwachstellen (z.B. keine gehärtete Grundplatte) die Callaham längst erkannt und beseitigt hat. Mir kommt nichts mehr anderes in die Strat....

just my 2c
bluesfreak
 
Damn, dabei hab ich mir die Callaham Seite ganz gut angeschaut... dachte ich. Danke für den Link!
Das Ding ist natürlich, und ich denke, da stimmst du mir auch zu, bei Callaham zahlt man unter Anderem auch für den Namen. Umgerechnet 115€ ohne Versand (+ sehr wahrscheinlich Zoll) für das komplette Kit ist eine Differenz von 90€ zu GFS.
Hier noch ein Händler in Deutschland, der Callaham führt http://www.proguitar.eu/ProGuitar.eu/Mexican_Strat_Tremolo.html
Und das ist nur das Upgrade Kit ohne Platte...
Für viele sicher abschreckend, wenn man "nur" eine Einsteigergitarre aufwerten möchte.
Ich persönlich werde es aber auf jeden Fall im Hinterkopf behalten :cool:
 
genau das meine ich auch, für ne America Strat vielleicht ganz brauchbar ( wobei ich da ein gutes Vibrato so erwarte) für Squier und Konsorten zu teuer !
Brauch echt für mein mini Zink Vibrato auch besseren Ersatz :)

Grüße
felix
 

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