Okay, halbtoter Thread aber sicher immer wieder ein Thema. Und deshalb trotzdem; "Butter bei die Fische… äh, Hände", wie man so schön sagt.
Das im Video sind übrigens meine Schweißhände im unbehandelten Zustand. Das ist kein Fake, sondern für einen Hyperhidrotiker leider ganz normaler Zustand. Ein Bild meiner Hände findet sich übrigens auch bei Wikipedia im Artikel zur Hyperhidrose.
Für Hyperhidrotiker gibt es fast kein normales Schwitzen, sondern nur On/Off, was entweder pitschnasse Hände oder vollkommene Trockenheit bedeutet.
Da aber allein schon der Gedanke an das Schwitzen und selbst leichter Stress zu sofortigem Schweißfluss führen (und ein Instrument zu spielen automatisch eine gewisse Anspannung auslöst) war der im Video gezeigte Zustand für mich während des Gitarrespiels eigentlich schon fast wieder normal. Und das nicht nur auf der Bühne!
Bis zur Schrottreife habe ich mit meinem Handschweiß 2 Gitarren und zig Mechaniken, Tremolos und Brücken verschlissen, ganz zu schweigen von den Saiten.
Die Gitarre auf dem Cover der Metal Church (Metal Church) hätte gut aus meinem Bestand kommen können
Was ich zur Abhilfe versucht habe war u.a.…
- alles, was man an Hausmitteln, Puder und Gerbstoffen bekommen und ausprobieren kann
- Chirurgische-Gummihandschuhe (in denen sich nach wenigen Stücken dann bereits die Suppe in den Fingerkuppen sammelte)
- alles mögliche aus dem Bereich Metall-Pflegemittel (inkl. FastFret und Balistol)
Wirklich dauerhaft geholfen hat nichts von all dem. Bestenfalls konnte eine vorübergehende Verbesserung erreicht werden aber meine Saiten waren einfach immer nach 1 Woche stark angerostet und zwar so stark, dass die dadurch schartig gewordenen Saiten durch das Mehr an Reibung Bundstäbe und Hals beschädigt haben.
Was meine Gitarre und die immer wieder auftauchenden Investitionen in Zubehör und neue Instrumente anging, konnte ich diese im Grunde nur durch einen wirklich großen Schritt in den Griff bekommen. Ich habe mir eine Gitarre nach meinen Vorstellungen bauen lassen (siehe Bild).
Diese Custom Made beinhaltete folgende Besonderheiten:
- Verzicht auf möglichst alle unnötigen Metallteile und Komponenten
- geschlossener Pickup
- möglichst günstige, in sich geschlossene Brücke (Wrap-Around)
Ein meiner Ansicht nach äußerst gelungenes und individuelles Instrument, das durch den Verzicht auf irgendwie alles einen fast schon klassischen Charakter aufweist.
Daneben bin ich komplett auf Elixir-Saiten umgestiegen und behandle alle übrig gebliebenen Metallteile regelmässig mit Balistol und/oder GHS Fast Fret.
Heute habe ich meine schweißnassen Hände übrigens wahlweise mit Antitranspiranten (mit 30 % Aluminium-Anteil) oder der Leitungswasser-Iontophorese vollständig im Griff. Ich kann ganze Konzerte spielen ohne überhaupt an den Händen zu Schwitzen. Ich spiele inzwischen sogar wieder Gitarren mit Tremolos oder Piezo-Tonabnehmern (diese sind häufig übrigens sehr Anfällig gegen Verschmutzung durch Schweiß).
Das Gefühl, ein wertvolles Instrument anzufassen ohne Angst haben zu müssen, es in absehbarer Zeit zu zerstören ist für mich unbezahlbar, was jeder Mensch mit etwas Empathie sicher nachvollziehen kann.
Ich verdiene übrigens seit 2005 nebenbei und seit 2014 sogar hauptberuflich mein Geld mit der Bekämpfung starken Schwitzens, habe mein Problem somit also zur Berufung gemacht. Das soll jetzt bitte nicht als Werbung verstanden werden und ich gehe mit diesem Umstand bewusst offen um, aber wenn ich hier, über diesen Erfahrungsbericht hinaus, jemandem helfen kann, würde mich das persönlich sehr freuen.
Liebe Grüße Sascha