Ich vermute, daß uns hier das menschliche Gehör einen Streich spielt wenn wir zwischen zwei differierenden Graphen keinen Unterschied hören.
Im Prinzip ist das genau so. Und das ist ddie ganze Kunst der additiven Synthese. Das Ohr hört nunmal nicht den Graphen im Zeitbereich, sondern es ist im Wesentlichen wie ein Zungenfrequenzmesser aufgebaut - nicht wie ein Oszi. Das Gehör kann feststellen, welche Frequenz(en) mit welcher Amplitude da sind, weil die Nervenzellen an den unterschiedlich resonanten "Zungen" (sprich: Härchen) angeregt werden. Und das ganze geht dann eben auch zeitaufgelöst, allerdings nicht bei der Audiofrequenz, sondern die Hüllkurven der einzelnen Frequenzen werden mit einer geringeren Zeitauflösung wahrgenommen.
Das geht auch gar nicht anders, weil die Pulsfrequenz der Nervenleitung nicht viel höher geht als 1kHz - und in der Frequenz der Pulse ja auch noch Informationen "aufmoduliert" werden müssen.
Den Rest erledigt dann die Wahrnehmung im Gehirn, die absolute Phasen - wo aufgrund der reinen Nervenleitung technisch noch vorhanden - ausblendet.
Dass man Phasen
änderungen so deutlich wahrnimmt, hat damit zu tun, dass das a) eine kurzfristige, leichte Verschiebung der Frequenz bedeutet und b) das Gehirn extrem gut darauf trainiert ist, kleine Laufzeitunterschiede (aber eben auch nur bis ca. 1kHz - danach dann nur die Einhüllende) auszuwerten. Dadurch wird Richtungshören erst möglich.
Trotzdem bleibe ich dabei, daß ein TWG mehr lebt als ein phasenstarres System.
Dass ein TWG mehr lebt als eine Transistororgel mit Oktavteilern - unbestritten. Es wäre allerdings ein Irrtum, anzunehmen, dass das nur an der Phasenstarrheit liegt (wie gesagt, phasenstarr ist der TWG auch, wenn er erstmal läuft - nur die absolute Phase kann sich unterscheiden). Es gibt, wie Don Leslie schon schrieb, ja noch jede Menge anderer Aspekte. Das fängt schon damit an, dass weder ein TWG noch ein Oktavteiler an den einzelnen Bussen reine Sinusse erzeugt. Beide haben Obertöne, die allerdings aufgrund der unterschiedlichen Erzeugung höchst unterschiedlich ausfallen.
Wenn es keine Unterschiede gäbe könnte man ja jede Heimorgel mit Sinus , Hammond , VST Instrumente und alle Hammond Clones gleichsetzen und als ebenbürtig betrachten. Das Bemühen alte Hammonds am Leben zu erhalten wäre voll für die Katz - es geht doch besser, zeitgemäßer und billiger.
Die Unterschiede gibt es, und die sind unbestritten. Aber die Phasenlage der einzelnen Komponenten ist eben nur einer unter vielen - und nicht der entscheidende.