Selbst wenn Leo Fender persönlich sagt, dass man nur eine halbe Umdrehung/Tag vornehmen soll, stelle ich solche Aussagen ernsthaft in Frage.
Auch die Theorie des Lösens und dann erst anziehen entbehren jeder Grundlage. Es ist ein Halsstab eines Instruments, welches sich überwiegend in trockenen Räumen befindet und nicht dem Streusalz einer bitterkalten Winterstraße ausgesetzt ist. Es sind keine Radmuttern, sondern ein einfacher einstellbarer Stab, der den Gegenzug zur Saitenkraft darstellt.
Der Hals ist zunächst mal halbwegs gerade. Auf der einen Seite zerren die Saiten, die den Hals nach vorne biegen wollen. Damit der Hals entlastet wird und sich nicht dem Saitenzug hingibt, zieht man in entgegengesetzter Richtung mittels dieses Halsstabs den Hals wieder in die ursprüngliche Form. Ändert man nun den Saitenzug durch Wechsel der Saitenstärke, muss man den Gegenzug ebenso wechseln.
Dreht man den Halsstab wie an einer der oben angeführten Quellen angegeben nur eine halbe Umdrehung, biegt sich der Hals zunächst in eine Richtung. Nach 24 Stunden darf man dan die andere nötige Hälfe der Umdrehung drehen. Der Hals biegt sich wieder zurück :-(
Das Holz hat zwar die Eigenschaft, einer Dauerbelastung langfristig nachzugeben. Die wenigen Micrometer Halskrümmung federt das Holz aber auch langfristig weg. Wir haben ja bei korrekter Einstellung eine Krümmung, die als normal eingestuft wird. Dadurch leidet der Hals keineswegs. Selbst wenn der Hals von Natur aus krumm wird, kann er durch die Halsschraube in die gewünschte Form gebracht werden.
Für einen flotten Hals und einen überall gleichen Sound ist eine niedrige Saitenlage erwünscht. Dazu muss der Hals die leicht gekrümmte Form haben. Ist er zu gerade oder zu krumm, muss für eine schepperfreie Einstellung die Saitenlage höher als nötig gewählt werden. Die Folge ist eine schlechtere Bespielbarkeit.
Ist die Halseinstellung aus welchem Grund auch immer falsch, kann der Hals auch in einem Zug eingestellt werden. Das Ergebnis ist ohnehin nah am geraden Hals, also der Stellung, an der fast die wenigste Belsatung auf den Hals einwirkt. Es gibt keinen Grund, die Fehlstellung über Nacht stehen zu lassen.
Die Anleitung, nur bei entlastetem Hals, also ohne Saiten an der Schraube zu drehen entspringt dem Sicherheitsdenken der Schrauber an älteren Instrumenten. Die Schraube hat so tatsächlich weniger Zugbelastung und lässt sich leichter drehen. Muss man mit Gewalt drehen oder ist der Innensechskant verschlissen, ist das Lösen der Saiten schon angebracht. . Normale Bässe brauchen das aber nicht. Solange sich die Schraube ohne Gewalt drehen lässt und der Schlüssel gut greift, kann man auch an ihr drehen.
Gefahr droht erst dann, wenn sich die Schraube nur schwer drehen lässt oder mit ungeeigetem Werkzeug hantiert wird. Ist die Schraube rund, kann man den Hals nicht mehr justieren, was einem Totalschaden des Halses sehr nahe kommt.
Es gibt tatsächlich auch Bässe, deren Halsschraube unerreichbar ist. Dann muss man halt in den sauren Apfel beissen und den Hals demontieren, drehen, Hals montieren, Saiten drauf, messen und wieder von vorne, so lange, bis die Krümmung stimmt :-(
Grundsätzlich wird bei einfachen Justagen zaghaft gedreht bis es stimmt. Die Halsschraube sollte dabei natürlich NIE zu fest angezogen werden. Wenn das Gewinde klemmt -> Bassbauer.
Es wird immer wieder davor gewarnt, die Halsschraube zu weit zu verstellen. Dann dürfte allerdings auch nie die Saitenstärke auf einmal gewechselt werden. So müsste man theoretisch 24 Stunden warten, bis die nächste Saite gewechselt ist. Also heute die E-Saite, morgen die A-Saite...
Das ist natürlich Quatsch. Also Saiten wechseln, Hals justieren und gut ist. Bei Fehlstellung ebenfalls Hals justieren und der Hals wird es Dir danken, wenn er von der Fehlstellung endlich befreit ist