Halsstab lässt sich nicht mehr spannen

  • Ersteller Swordsong
  • Erstellt am
Swordsong
Swordsong
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.08.24
Registriert
15.09.09
Beiträge
446
Kekse
311
Ort
Kreis Groß-Gerau
Liebe Musiker-Freunde,

vielleicht im Folgenden eine etwas ungewöhnliche Story, aber ich bin ratlos.

Es fing damit an, dass ich mir zu Weihnachten meine erste 8 String e-Gitarre kaufte, eine Ran Crusher Bolt-on Konstruktruktion mit 28" Bariton Mensur. Der Grund für den Kauf war, dass ich sie sehr günstig aus Spanien erwerben konnte und ich unbedingt eine RAN Crusher haben wollte, aufgrund der tollen Bespielbarkeit meiner 7 String Modelle und meiner durchweg positiven Erfahrungen mit der Marke (Ich möchte bitte davon absehen, hier eine Diskussion über diese Marke zu führen :D).

Die Gitarre ist quasi ungespielt gewesen, die Bünde und das gesamte optische Erscheinungsbild mithin wie neu. Jedoch war die Bespielbarkeit ein Grauen. Ich persönlich bin jemand, der die Saitenlage sehr flach bevorzugt. Jedenfalls nach dem Einstellen des Halsstabs war ich immernoch nicht 100% happy und ich bin zu einem Gitarrenbauer mit der Gitarre, weil sich der 5-teilig geleimte Ahorn/Mahagoni Hals auf der Rückseite ausdellte beim adjustieren des Halsstabs. Dort fand ich übrigens heraus, dass es sich um einen Halsstab handelt, der wohl in zwei verschiedene Richtungen arbeitet beim Drehen in diesselbe Richtung. (Tut mir schonmal an der Stelle leid, dass ich das nicht genauer erläutern kann. Meine sonstigen Gitarren funktionieren alle in der Art und Weise, dass ich den Halsstab entweder "entspannen oder weiter spannen" kann, je nachdem in welche Richtung ich diesen adjustiere...)

Nach einigem Rumdrehen am Halsstab lies die Diagnose nicht lange auf sich warten: Halskonstruktion wäre schlecht bzw. die Hölzer beim Verbauen zu feucht gewesen. Jedenfalls würde der Hals den Druck des Halsstabs nicht aushalten. Ich würde einen gesamten neuen Hals benötigen zu einem gigantischen "vorerst geschätzten" Preis mit einer gigantischen Wartezeit.

Ich dachte mir zumindest: Ich habe mir so verliebt in die Gitarre, ich würde ungern mein Schätzchen verstauben lassen, sondern lieber die hohe Geldsumme nochmal investieren. Auch würde ich der Gitarrenwerkstatt keinen Druck machen wollen und dachte mir, dann muss ich eben bis Ende des Jahres warten. Kurioserweise würde ich aber erst einen etwaigen Kostenvoranschlag erhalten, nachdem ich in der nächsten Woche meine andere Gitarre abholen würde. Komisch fand ich, dass ich überhaut gar keine Spezifikationen zu dem neuen Hals mitgeteilt habe. Jedenfalls würde für mich doch auch die Holzauswahl und die "Extra" Wünsche wie Inlays und Sidedots etc den Preis beeinflussen, was hier wohl für einen Kostenvoranschlag in den Augen des Gitarrenbauers unbeachtlich bleibt.

Jedenfalls etwas skeptisch überlegte ich mir noch in der Gitarrenwerkstatt, dass ich für eine neuen 8 Saiter mind. dasselbe nochmal hinlegen müsste, was mich die Reparatur kosten würde. Außerdem gehe ich zu der Gitarrenwerkstatt, seit ich mit sehr jungen Jahren Gitarren spielen lernte, daher müsse ich der Werkstatt doch vertrauen können. Als letztes Argument sah ich, dass ich meine Klampfen ungern Ihrem Schicksal überlasse, wenn ich Chancen sehe, nochmal mit der Gitarre Spaß zu haben. Außerdem habe ich mir ja extra dieses eine Modell aus Spanien importieren lassen, weil ich danach so lange suchte. Für mich war klar, sehr wahrscheinlich würde ich einen neuen Hals in Auftrag geben entsprechend der Empfehlung.

Alles in Allem: Ganz klarer Fehlkauf, aber wer hätte es wissen sollen. Die Probleme mit dem Halsstab/der Holskonstruktion wäre mir auch bei einem Gebrauchtkauf vor Ort nicht aufgefallen, da diese erst beim längeren Einstellen der Gitarre auftraten. Also Pech für mich. Ich frage mich eher wie es weitergehen soll.

Und jetzt wird es spannend: Nach einigen Überlegungen bin ich letztlich zum Schluss gekommen, einen fachkundigen Freund anzurufen und um Rat zu fragen. Der kennt sich aus mit Bariton-Gitarren, hat einige daheim und bastelt gerne... Dem kam das alles komisch vor und empfahl mir einen andere Gitarrenwerkstatt, die ich dann auch besuchte. Ohne das ich die Gitarre zwischenzeitlich anrührte wurde dort festgestellt, dass sich der Halstab überhaupt nicht mehr einstellen lässt. Die Drehschraube greift nicht mehr und sei abgebrochen. Spätestens jetzt würde nur noch ein neuer Hals helfen.

Daher meine Frage: Kann es sein, dass der Halstab in der erstgenannten Werkstatt "zerstört" wurde? Wie soll ich jetzt handeln? Ich bin ziemlich sauer und enttäuscht, dass ich so "abgefertigt" wurde in der Werkstatt "meines Vertrauens". Abgesehen davon, dass ich das Gefühl hatte, der Herr Gitarrenmeister hätte gar kein Bock auf den Auftrag gehabt, kann er doch nicht den Zustand der Gitarre verschlimmern? Ich bin doch auch vorsichtig, wenn ich meine Gitarren einstelle und dreh lieber einmal weniger als einmal zu viel (bis der Halsstab flöten geht).

Für mich stellt sich die Lage jetzt wie folgt dar: Davor konnte ich die Gitarre noch spielen, jetzt sieht der Gitarrenhals aus wie eine Banane, lässt sich nicht mehr einstellen und ist faktisch unbespielbar. Davor war mir nur die Saitenlage nicht recht, aber spielen konnte ich trotzdem! Klar ist für mich, dass ich wohl zukünftig diese Werkstatt nicht mehr besuchen werde, aber habt ihr eine Empfehlung wie ich mich verhalten soll, wenn ich meine andere Gitarre abhole? Ich schwanke zwischen Konfrontation und es einfach sein bleiben, mit beiden fühle ich mich aber nicht wirklich wohl, weil ich schlicht nicht fachkundig bin.

Den Auftrag für einen anderen Hals hat der neue Gitarrenbauer für eine sympathische Beratung und ein in meinen Augen faires Angebot erhalten. Abgesehen davon, würde ich gerne eure Einschätzung wissen, ob ich den anderen Gitarrenbauer zurecht oder zuunrecht verurteile? Prinzipiell würde ich da nicht mehr hingehen, aber im Endeffekt lebe ich in einem kleinen Dorf und da kennt man sich nunmal. Will auch niemanden zu Unrecht veruteilen, gerade bei den Dorffesten und den lokalen Acts sieht man sich immer zweimal. :rolleyes:

Sorry für die viel heiße Luft für ggf. wieder und wieder nichts. Mir ist selbst bewusst, dass ich jetzt nichts mehr beeinflussen kann. Aber eine fachkundige Meinung von anderen Mitmusikern mit vielleicht ähnlichen Erfahrungen würde mich helfen, das ganze Thema ein bisschen besser einordnen zu können. Vielleicht hat ja auch jemand genaue Erklärungen, um welches Problem es sich bei meiner Gitarre gehandelt haben könnte...
 
Eigenschaft
 
Viel Text.
tl/dr
Geht es jetzt um den Hals oder um die erste Werkstatt?
 
Mir kommt da auch vieles spanisch vor.
Ein paar Bilder wären Hilfreich gewesen, aber ein echtes Bild kann man sich natürlich nur machen, wenn man das Ding in der Hand hat.
Warum soll man einen ganzen neuen Hals bauen, wenn nur der Trussrod kaputt ist? Bei einer 8-Saiter kommt einiges an Saitenzug zusammen und der Trussrod muss wahrscheinlich auch schwer arbeiten, so dass da schon mal was kaputt gehen kann, aber trotzdem wäre das nichts. was man nicht reparieren könnte.
Ich hätte das Griffbrett runtergenommen, einen neuen Halsstab verbaut und noch beispielsweise zwei Carbonstäbe zur Versteifung. Ersatzweise könnte man auch zwei Trussrods einbauen und den Kanal in der Mitte mit einem Carbonstab füllen.
Ich kann mir schon auch vorstellen, dass der erste Gtarrenbauer den Halsstab irgendwie zerstört hat und dann behauptet der Hals wäre insgesamt defekt - das wäre aber schon sehr unseroös! Warum der zweite dann aber auch gleich einen ganzen neuen Hals bauen will - da muss ja schon was sehr im Argen gelegen haben. War der Hals wömöglich in verschiedene Richtungen verzogen oder verdreht?
 

Was meinst du mit tl/dr?

Ich hätte gerne einen Ratschlag wie ich mich in der Situation verhalten soll.

Dafür wäre es auch hilfreich, genauer zu verstehen, was am Anfang bei der Gitarre vielleicht schon kaputt war oder wo ein Fehler gelegen haben könnte, um den Sachverhalt selbst ein bisschen besser einschätzen zu können. Also geht es mir sowohl um den die technische Seite, wie ein Halsstab den Hals zerdellen kann (zu dünne Halskonstruktion, als auch zu verstehen, wie da ein Gitarrenbauer an so eine Sache vielleicht besser rangehen sollte? Es wurde ja behauptet, dass das Holz ggf schlecht verarbeitet worden wäre/zu feucht beim Verbauen gewesen sein könnte) und ob sowas regelmäßig vorkommt? Ich habe von so einem Fall noch nie gehört. Geschweige denn, dass ein komplett neuer Hals gebaut werden muss.


...Warum soll man einen ganzen neuen Hals bauen, wenn nur der Trussrod kaputt ist...
Die Gitarre sah nach dem Besuch des ersten Gitarrenbauers so aus, als wäre der Halsstab komplett durch, d.h. der Hals war komplett gebeugt und die Saiten hatten einen riesigen Abstand zum Griffbrett.

Das nicht nur der trussrod das Problem war, erkläre ich mir damit, dass der Hals auf der Rückseite nachgegeben hat (die delle hat ca. zwischen dem 2. und 3. Bund vorgelegen). Als ich gefragt habe, ob lediglich ein neuer Halsstab aushelfen würde, war die Antwort in etwa darauf, dass der neue Halsstab den Hals mit der Zeit "sprengen" würde.

Zwei Carbonstäbe sollen in dem neuen Hals auch verbaut werden, diese Vorgehensweise habe ich von neueren Gitarren auch gehört und das war mir ein wichtiges Anliegen. In beide Richtungen war der Hals nicht verzogen, zumindest nicht soweit ich das beurteilen kann. Als ich bei dem zweiten Gitarrenbauer aufkreuzte, war die Gitarre vielmehr nicht mehr einstellbar und die Delle hinten am Hals immernoch stark fühlbar.

Ich habe auch den Eindruck, dass der Halsstab bei dem ersten Gitarrenbauer zerstört wurde, weil der Halsstab danach vollends hinüber war... Ich möchte nur keine vorschnellen Urteile ziehen, weil der Gitarrenbauer auch eine gewisse Reputation in Deutschland hat und man sowas nicht erwarten würde.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Diese Delle auf der Rückseite des Halses finde ich interessant.
Ist es wirklich eine Delle (nach innen) oder eine Beule (nach außen)? Auch die Position finde ich komisch, da der Halsstab normal an der Stelle keinen wirklichen Druck ausübt, sondern eher an den Enden (1. Bund und ~17. Bund) und in der Mitte ( 7.-9. Bund). Wenn der Halsstab aber etwas tief sitzt und eine lange Mutter hat, kann es aber schon auch der zweite Bund sein.
Was noch interessant wäre: hat sich wirklich das Hölz veformt, oder ist eine Verleimung aufgegangen und hat den mittleren Streifen des Halses nach außen gedrückt? Dann wären die Kanten an der Leimfuge deutlich spürbar.
 
...Ist es wirklich eine Delle (nach innen) oder eine Beule (nach außen)?...Wenn der Halsstab aber etwas tief sitzt und eine lange Mutter hat, kann es aber schon auch der zweite Bund sein...

Dann muss ich mich korrigieren:redface: es lag eindeutig eine Beule nach außen vor und keine „Delle“ nach innen. Das war auch die einzige verformte Stelle am Hals.

Ich gehe stark davon aus, dass der Halsstab etwas tiefer sitzt und erst an dem 2. Bund in etwa beginnt. So wurde es mir beispielhaft anhand eines Spannstabes bei der Werkstatt auch vorgeführt.

Die Verformung ist im wesentlichen nur bei dem mittleren Streifen festzustellen in etwa auf Höhe des 2.-3. Bund. Ich muss dazu sagen, dass der Hals auch nur ca 19-20mm stark war, sodass auf der Rückseite wahrscheinlich lediglich ein 2-3 mm starker Ahornstreifen als Halt für den Spannstab gedient haben kann. Ich hatte schon das Gefühl, dass das schon sehr dünn ist für eine 8 Saiter Gitarre mit entsprechend dicken Saiten.

Ich konnte außerdem spüren, dass das Holz an der besagten Stelle nachgibt, wenn ich fest mit dem Daumen dagegen gedrückt habe. Die Leimfugen bzw. eine kante habe ich jetzt nicht direkt erfühlen können, sondern es hat sich eher so angefühlt, als würde da von innen etwas aus dem mittleren Ahornstreifen herausbrechen.
 
Warum soll man einen ganzen neuen Hals bauen
Ergibt sich das nicht logisch aus der Diagnose?

Ansonsten würde ich mal den Hersteller kontaktieren, nach dem Halseinstellstab fragen und ihm die Geschichte aufschreiben - und möglichst vorher herausfinden, wie alt das Teil ist.
 
evtl. könnte man dem Hersteller auch den Hals schicken.
 
Danke für eure Nachrichten.

Zum Thema Kontaktaufnahme beim Hersteller muss leider noch ergänzen, dass RAN Guitars insolvent ist und seit 2017 keine Gitarren mehr herstellt. Daher habe ich auch so lange nach der Gitarre gesucht, weil die mittlerweile seltener geworden sind.
 
Die Verformung ist im wesentlichen nur bei dem mittleren Streifen festzustellen in etwa auf Höhe des 2.-3. Bund. Ich muss dazu sagen, dass der Hals auch nur ca 19-20mm stark war, sodass auf der Rückseite wahrscheinlich lediglich ein 2-3 mm starker Ahornstreifen als Halt für den Spannstab gedient haben kann. Ich hatte schon das Gefühl, dass das schon sehr dünn ist für eine 8 Saiter Gitarre mit entsprechend dicken Saiten.


OK, der Hals ist offensichtlich eine Fehlkonstruktion. Zu dünn gebaut um die Kraft des Trussrods aufzunehmen. Da ist dann tatsächlich der Neubau die richtige Entscheidung, zumal ja der Trussrod selbst auch hinüber zu sein scheint.
Beides zusammen könnte man auch so interpretieren, dass es jemand mit dem Halsstab extrem übertrieben hat und so weit gedreht hat, dass sowohl der Hals, als auch der Halsstab ins Gras gebissen haben.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben