Hals geöffnet, Stimme rebelliert

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Guten Abend zusammen,
ich habe gerade das Stück "Verona" gesungen. http://www.youtube.com/watch?v=KfEQntcj-r8
Ich hatte den Eindruck, dass ich bei den tieferen Stellen einen sehr guten Stimmlippenschluss hatte sowie eine gute innere Weite, welches in einem präsenten, dunklen Klang resultierte, ziemlich nah am Original, was aber NICHT beabsichtig war. Soweit so gut, soweit sogar hervorragend, weil ich denke, dass ich da etwas Neues und Richtiges entdeckt habe.

Nun kamen aber die höheren Stellen, die bei weitem noch nicht hoch, aber in meinem Passagio sind. Ich kann nur mutmaßen, dass ich es hier ebenfalls schaffte, "auf" zu bleiben, doch die Stimme fing an zu rebellieren: Kratzen, Hustenreiz, Räusperzwang und gefühlte Schleimbildung. Außerdem waren die Höhen weg.

Jetzt, nur eine viertel Stunde später - ohne Singen - melden sich die Höhen aber zurück, obige unschöne Symptome verschwinden auch, d.h. ich habe der Stimme nicht wirklich geschadet. [Nachtrag nach 45 Minuten: Normalgefühl des Stimmapparates zu fast 100% wiedererlangt.]

Ich frage mich: Habe ich womöglich alles richtig gemacht und diese Reaktion ist normal, weil die Stimmlippen etwas machen, was sie vorher noch nicht machten, sprich kleine Rebellion, bis sie sich an das neue Gefühl gewöhnt haben?

Hat jemand damit Erfahrungen gemacht? Kann jemand Tipps geben? Wer was mit "Stützen" sagt wird aber erschossen.

Ich werde selbige Prozedur morgen noch mal machen und schauen, was morgen geschieht.



Grüße
Cörnel
 
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Cörnel;4709704 schrieb:
Ich frage mich: Habe ich womöglich alles richtig gemacht und diese Reaktion ist normal, weil die Stimmlippen etwas machen, was sie vorher noch nicht machten, sprich kleine Rebellion, bis sie sich an das neue Gefühl gewöhnt haben?

Grüße
Cörnel


Diese Herangehensweise und Einstellung zum Singen find ich ziemlich befremdlich. Wie lange nimmst du denn dann solches Unwohlsein in Kauf in der Annahme, die Stimmlippen werden sich daran dann schon gewöhnen? Und was, wenn nicht?

Ich sage nichts von "Stütze", aber ich sage: Weniger Kehlkopfgetüddel, mehr Atmung/Körper und GEFÜHL ;-))

Shana
 
Hallo,

sehe ich ganz genau so wie Shana.

gruß
raven:)
 
Das ist das allererste Mal, dass sowas passiert. Daher frage ich ja. Ich werde dieses maximal bis übermorgen in Kauf nehmen. Es geht hier nicht darum, dass die Stimmlippen sich an den Schmerz gewöhnen, sondern darum, ein neues Gefühl nicht mehr mit subjektiver Reizung zu quittieren.
Ich habe mich z.B. im Chor schon kaputt gesungen. Es fühlt sich weit weniger schlimm an, aber hat weit längere Konsequenzen. Jetzt ist es so, dass ich schon wieder bei 100% bin!
 
Also die Reaktion, die du da beschreibst, hört sich für mich sehr danach an, dass du bei den hohen/höheren Tönen nicht alles richtig gemacht hast. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es nur daher kommen sollte, dass du was Neues ausprobiert hast.
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hast du versucht, nahe am Original zu bleiben? Oder zumindest mit einem Musicalsound ranzugehen und nicht klassisch, richtig? Ist das denn dein Genre oder singst du normalerweise was anderes? Der Stimmklang im Musical ist ja viel direkter und mehr auf die Sprache ausgerichtet, im Klassischen geht es mehr um den Klang. Vielleicht hängen die Schwierigkeiten irgendwie damit zusammen, dass du versucht hast, einen neuen Stimmklang zu produzieren und dabei das falsche Mittel genutzt hast.
Die Stimme regeneriert sich ja normalerweise recht schnell, vor allem, wenn du zwischendurch wieder "richtige" Töne gesungen hast. Daher denke ich, dass das nichts auszusagen hat.
 
Hi,

ich kenne das: Man hat einen tollen Sound, man merkt am tollen Vibrato, dass alles optimal eingestellt ist, und dann kommt ein höherer Ton und es kratzt.

Lösen konnte ich das Problem aber nicht. Wer meine Stimme aus Aufnahmen kennt, weiß ja, dass ich, wenn ich Klassik singe, mit den hohen Tönen meine Probleme habe. Bei Rock / Pop singe ich enger, habe kein Vibrato, dafür ist die Höhe dann da.

Man sagt ja, dass man möglichst "randstimmig" singen soll. Ich hatte sogar schon überlegt, ob ich am ende eine kleine Macke am Stimmband habe, die nur stört, wenn ich gerade richtig schön randstimmig singe. Habe das mal untersuchen lassen, aber da war alles in bester Ordnung.

Also: Problem bekannt, Lösung nicht. Ich würde das als schwieriges Problem einstufen, das Du mit einem kompetenten Lehrer angehen solltest.

LG

SIngSangSung

Edit: Ich habe das Lied jetzt mal gehört. Wenn ich so in dieser Art singe, habe ich das Problem eher nicht.
 
Also die Reaktion, die du da beschreibst, hört sich für mich sehr danach an, dass du bei den hohen/höheren Tönen nicht alles richtig gemacht hast.
Genau das gilt es rauszukriegen. Ich ahne, dass ich im Registertransfer zu verdickt eingestellt geblieben bin.
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hast du versucht, nahe am Original zu bleiben?
Nein, eben nicht! Das war Zufall.
Oder zumindest mit einem Musicalsound ranzugehen und nicht klassisch, richtig? Ist das denn dein Genre oder singst du normalerweise was anderes?
Musical ist das Genre, wo meine Stimme mir am besten gehorcht.[/QUOTE]
 
Ist ja ein tolles Lied. Der Schluss ist aber ziemlich hoch für einen Bariton (und so, wie das insgesamt klingt, ist das ja schon eher eine Baritonpartie).

Müsste ich mal probieren, zu singen, aber ab dem transponierten Teil würde ich garantiert Probleme bekommen.
 
Ich kann Töne vom (kontra) F''' (jawohl, ich meine tiefste F auf dem Klavier und werde wohl ein Klangbeispiel mal einstellen müssen, damit man's mir glaubt) bis zum e" gesund erzeugen, Singbarkeit ist vom großen A bis zum h' gegeben, alles über c' übrigens erst seit einer Musical Masterclass im Januar - also das ist nicht das Problem.
Bei der Gelegenheit könnte ich direkt "Verona" einsingen - da könnt ihr mir besser helfen. Ich denke jedoch, dass ich selbst schon vom aufmerksamen Hören des Originals der Lösung näher komme. Ich glaube, ich darf nicht so starr in der großen verdickten Einstellung bleiben, muss anfangen zu verschlanken, verengen und zu kippen. Mal sehen...

Erfreulich SingSangSung, dass du das Problem kennst, das ist schon mal positiv - auch, wenn du keine Lösung hast. Ich kenne die Lösung nicht, bewundere aber das Problem. ;) Hör dir doch mal dieses Lied an: http://www.youtube.com/watch?v=LRiJZjWyFEs Ich finde es so unglaublich emotional stark, wenn der Chor am Ende unisono singt, mit den solistischen Einwürfen. Wenn man kein Deutsch könnte - man würde den Schmerz der Protagonisten genau erkennen.


Viele Grüße
Cörnel
 
Cörnel;4709940 schrieb:
DEs geht hier nicht darum, dass die Stimmlippen sich an den Schmerz gewöhnen, sondern darum, ein neues Gefühl nicht mehr mit subjektiver Reizung zu quittieren.

Normalerweise sollte man beim Singen gar nichts an den Stimmlippen spüren.
Jedem Anfänger, der diese Fragen stellen würde würde man raten seine Technik zu verbessern bzw. seinen Unterricht zu überdenken oder wenigstens die Lehrerin ernsthaft darauf anzusprechen.
Wenn du die Rolle der Atemanpassung zur Höhe hin als Lösungsansatz kategorisch ausschließt glaube ich nicht, daß sich die Stimmlippen an irgendwas gewöhnen. Das wäre mir persönlich als Singansatz auch viel zu kompliziert. Es geht so viel einfacher und ganz ohne komische oder gar schmerzhafte Gefühle. Das mit dem "Verschlanken" ist eine gute und richtige Idee. Wenn aber der Atem nach oben hin nicht gleichzeitig verstärkt werden kann wird der schlanke Ton einfach nur dünn klingen.

Shana
 
Cörnel;4709940 schrieb:
Das ist das allererste Mal, dass sowas passiert. Daher frage ich ja. Ich werde dieses maximal bis übermorgen in Kauf nehmen. Es geht hier nicht darum, dass die Stimmlippen sich an den Schmerz gewöhnen, sondern darum, ein neues Gefühl nicht mehr mit subjektiver Reizung zu quittieren.
Ich habe mich z.B. im Chor schon kaputt gesungen. Es fühlt sich weit weniger schlimm an, aber hat weit längere Konsequenzen. Jetzt ist es so, dass ich schon wieder bei 100% bin!
Ich bin oft bereits selbst dann schnell wieder bei 100% wenn ich wissentlich etwas "falsch" gemacht habe (in einer Rockpopband gibt es Lieder, die müssen live knallen und dann steck ich mir "ökonomisches" Singen bisweilen auch mal sonstwo hin ;)). Will sagen: nur weil sich die Stimmbänder schnell erholt haben, heißt das nicht, dass man eigentlich alles richtig gemacht hat und die nur ein wenig "verwirrt" waren. Der Begriff "subjektive Reizung" klingt ja fast schon so, als hättest du da drin zwei Persönlichkeiten im Kehlkopf sitzen, die einfach ein bisschen zickig reagieren, wenn etwas Ungewohntes passiert. ;)
 
IDer Begriff "subjektive Reizung" klingt ja fast schon so, als hättest du da drin zwei Persönlichkeiten im Kehlkopf sitzen, die einfach ein bisschen zickig reagieren, wenn etwas Ungewohntes passiert. ;)

Niedlich ausgedrückt :))

Eigentlich ist es aber doch gar nicht so furchtbar kompliziert: Die Stimmlippen sollen sich schließen und sie sollen schwingen. Zur Höhe hin verstärkt sich der Stimmlippenschluss. Diesen stärkeren Widerstand überwindest du durch entsprechend angepasste (im Vergleich zu tieferen Lagen verstärkte) Atemenergie. Ich weiß nicht, warum du das so dermaßen ablehnst. Das ist als wolltest du mit deinem Fahrrad einen Marathon fahren, aber deine Beinmuskeln nicht trainieren. Klar, die trainieren sich beim Fahren selber, aber du wirst lange schwer zu kämpfen haben. Ist der Atem stark genug (und/oder die schwingende Muskelmasse klein genug) hast du keine Probleme mehr. Stimmt beides nicht wird es schwierig.

Shana
 
Cörnel, ich bin keine Theoretikerin, wenn ich singe, ist es mir wurscht, wieviel Masse wo und wie schwingt, ob ich einen Ton verschlanken muss, wo der Kehlkopf steht usw. usf. - ich denke möglichst nie an diese Dinge, sondern nur an die Geschichte, die ich mit meiner Stimme erzähle. Da schleichen sich mit Sicherheit technische Fehler ein, aber es scheint trotzdem gut zu klingen, zumindest sagt es das Publikum immer wieder. Beim Unterrichten ist es natürlich anders, da sollte man schon wissen, was man tut, aber auch da bin eher Praktikerin (mit theoretischem Hintergrundwissen ;) ).

Langer Rede kurzer Sinn: wie singst Du eigentlich ? Was machst Du dabei mit Deinem Körper ? Und was geht dabei in deinem Kopf vor ?
Ich frage deshalb, weil ich es immer weniger begreife.....
 
dito.

Wenn ich Sätze wie diesen hier lese, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln...
Cörnel;4710169 schrieb:
Ich ahne, dass ich im Registertransfer zu verdickt eingestellt geblieben bin.
 
Ich habe den Song heute Vormittag mal gesungen. Das, finde ich, so eine Energienummer: Man muss rüberbringen, dass der Fürst eben der größte Macker in Verona ist, sozusagen größtmögliche Arroganz.

Register wechsle ich da nicht - zumindest nicht, dass ich wüsste. Es geht aber mit den hohen Tönen, weil es immer nur mal Spitzentöne sind, nicht die ganze Zeit so hoch. Was man im Original hört: Bei dem hohen letzten Veron - ah dunkelt er das etwas ab, das hilft sicher.

Alles, was klappt ist erlaubt. Wenn Cörnel es gut singen kann, kann er sich ja dabei denken, was er will. Mich würde eine Aufnahme von ihm sehr interessieren.
 

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