D'Addario Halfrounds
Satz: EHR 72 Regular Gauge/Long Scale (.050 - .070 - .085 - .105)
URL:
www.daddario.com
Konstruktion: Hexagonaler Stahlkern, nickelbeschichteter Stahl-Runddraht als zugrundeliegende Wicklungen, abschließende Wicklung aus Stahl-Runddraht, der abgeschliffen und hitzebehandelt wird.
Anmerkung: Produktion der EHR Serie 2005 eingestellt. Der entsprechende neue Satz wäre ENR 72 Medium mit den gleichen Stärken, jedoch einer reinen Nickelkonstruktion wie bei den bereits Mitte der 1970er Jahre eingeführten originalen Halfrounds (an die ich jedoch leider weniger gute Erinnerungen hege. Die danach eingeführten Halfrounds Series II mit reiner Stahlkonstruktion habe ich nie angetestet). Jedoch wird die neue ENR Serie wie schon die EHR hitzebehandelt.
Das
finish ist sehr ebenmäßig (wenn auch nicht sich völlig widerstandslos glatt anfühlend wie das von Flatwounds, so daß sich ggf. der Einsatz von lubrizierenden Saitenreinigern wie z.B. Finger Ease oder GHS Fast Fret empfiehlt), der Ton klingt entgegen alter Vorurteile keineswegs nach "nicht Fisch, nicht Fleisch", sondern nach einer weder allzu brillanten (obschon genügend Präsenzen für Flageolett- und Slap- & Pop-Spiel vorhanden sind), noch allzu tiefbass-gewaltigen, guten Roundwound-Saite. Oder wie der Werbetext über die neue ENR Serie nun so eingängig dichtet: "flatwound feel w/ vintage roundwound sound" — und dies ist ausnahmsweise (entgegen des Generalverdachts des
vintage craze) wörtlich zu nehmen (verschwenderisch reichhaltige Sounds sind mit dieser Saite nicht zu erzielen).
Die Getragenheit — die selbst gute und dünne Flatwounds mit Rundkern wie Thomastik-Infeld Jazz E-Bass (.043 - .056 - .070 - .100) nicht ganz ablegen können, da Flachdraht nunmal das Ausschwingen dämpft — war ohnehin seit je nicht sehr stark ausgeprägt, ist eher durch die schiere Masse bedingt, genauso wie auch bei Roundwounds dieser Stärke. Dies ist die ideale Saite um bundlose Griffbretter zu schonen oder — in leichteren Stärken — zur Vermeidung von Fingergeräuschen beim Tapping ohne den Sound kompromittieren zu müssen.
Die Ausgeglichenheit des Satzes ist (wie immer bei D'Addario) optimal. Das Spielgefühl ist (was auch wiederum typisch für D'Addario ist) etwas weicher als die doch schon recht kräftige Stärke
per se vermuten ließen, aber sehr schön konsistent. Für Standard-Anwendungen empfiehlt sich dennoch eher einer der "Soft"-Sätze (.045 - .065 - .080 - .100).
Das Sustain ist gut, die Mitten sehr warm, der Ton pastös und charaktervoll knurrend als sei der Korpus meines Jazzbasses aus Erle statt aus Pappel!! Der Output ist mittelstark. Da der Roundwound/Hexcore-Charakter überwiegt läßt sich die Saite nicht nur sehr gut mit Plektrum spielen (wobei der
attack wegen der ebenen Oberfläche eher an eine Flatwound-Saite erinnert), sondern sogar slappen & poppen, dafür kann man die federnde, wuchtige Ansprache von Rundkernsaiten natürlich nicht erwarten.