CosmicEgg
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Liebe Mitmusiker, da es zu diesem schönen Stück noch keine Review gibt und ich langsam der Honeymoonphase entschwebe , dachte ich mir, es ist Zeit für ein paar Sätze zu meiner Northen.
Die Northen Series - kurze Erläuterung für Unwissende
Die Northen Series ist quasi die Top-Serie der Firma Hagstrom und wurde (korrigiert mich, falls ich falsch liege) Anfang 2012 eingeführt. Inzwischen wurden auch Bässe in dieser Serie vorgestellt. Hagstrom wirbt mit dem Label "Made in EU". Der User Jeri hat in diesem Beitrag erwähnt, dass die Dinger in Tschechien bei der New Bohemian Electric Corporation gebaut werden. Hab das jetzt noch nicht überprüft, scheint aber schlüssig. Die Pickups sind von Lundgren designed. Lundgren scheint recht hochwertige PUs zu machen (soweit meine Recherche). Aber "designed" kann viel heißen, aber mit Sicherheit nicht, dass Lundgren die Teile auch für Hagstrom herstellt. Zusätzlich erwähnt sei die Verwendung von A-Grade Hölzern. Kenne mich da nicht aus, aber rein optisch ist das schon ein nettes Material.
Spezifikationen
- Made in EU
- Single Cut
- A-Grade Mahagoni Korpus mit solider A- Grade Ahorndecke
- Eingeleimter Mahagoni Hals
- Griffbrett Resinator Wood mit Graphtech Black Tusq Sattel
- 22Medium Jumbo Bünde
- Mensur: 648 mm
- 2 Custom Humbucker Set No. 2 mit Push/Pull HB/SC Splitfunktion
- Hagström TOM Brücke mit Messing Saitenhaltern
- Toggle Switch
- Farbe: Tobacco Sunburst
- Inkl. Hag Case Superformkoffer
- Streetprice: 1.250€
- Herstellerseite
Wie ich zur Northen gekommen bin
Die Suche begann etwa im April diesen Jahres. Nach einem zeitintensiven, dualen Studium hatte ich nun wieder mehr Raum für das Musizieren. Ich spiele seit etwa 4 Jahren (längere Pausen schon rausgerechnet) E-Gitarre und seit etwa 10 Jahren Klavier. Meine Fähigkeiten sind im Gitarrenbereich irgendwo im durchschnittlichen fortgeschrittenen. Stilistisch mache ich fast alles. Jetzt grade bin ich total fasziniert von Kenny Burrell. Liebe aber auch John Frusciante, Tony Iommi und den frühen Clapton (Cream).
Das sollte auch die Neue können, zumal mein Budget bei etwa 1.400€ lag. In der Bandumgebung musste die neue Gitarre sowohl Bigband als auch Stoner/ Bluesrock können.
Irgendwie bin ich dann bei der klassischen LP Form gelandet, die mir einfach zusagt. Nach unzähligen Stunden in diversen Musikgeschäften kam erstmal große Ernüchterung auf: Gibson LPJs und Studios konnten mich nicht überzeugen. Immer wieder liest man von Fertigungstoleranzen, und genau das habe ich hier auch vorgefunden. Fehler im Lack, überstehende Bünde am Halsrand. Übrig blieben die Northen Series sowie eine FGN Paula. Das Rennen machte dann die Hagstrom, da sie mir vom Gewicht und der Mensur irgendwie besser lag.
Verarbeitung
Bis auf einen sehr ärgerlichen Vorfall, den ich im Hagstrom-Thread schon zur Sprache gebracht habe, kann ich nicht meckern. Dazu in Kurzform: Eine Sattelkerbe war zu tief gefeilt, der Sattel wurde mir aber anstandslos und sauber durch einen neuen ersetzt. Schade, da wirbt man mit Made in EU und dann so was.
Ansonsten wurde hier sehr sauber gearbeitet. Der Lack ist ordentlich und ohne Macken aufgetragen. Das Holz sieht sehr gut und hochwertig aus. Alle Potis und Schalter laufen rund, ebenso wie die Mechaniken. Eine Potikappe war leider nicht so fest angebracht und fiel öfter mal ab, so was lässt sich aber leicht beheben. Das Griffbrett und die Decke sind sauber mit einem Binding eingefasst. In den Blockeinsätzen habe ich zwei sehr kleine schwarze Einschlüsse entdeckt, aber da muss man schon sehr, sehr genau hinschauen.
Als Griffbrett kommt hier das hagstromtypische "Resinator Wood" zum Einsatz. Das sind unter Vakuum verleimte Holzblätter. Das ganze gibt ein Plus an Haltbarkeit, das Griffbrett soll sich nicht verziehen können. Mir ist zusätzlich aufgefallen, dass man eigentlich nicht mit Lemon Oil ran muss wie bei klassischen Griffbrettern. Weniger Pflegeaufwand finde ich immer gut. Durch den H-förmigen Halsstab ist die Halskonstruktion insgesamt sehr robust. Gleichzeitig aber auch wieder so robust, dass das Einstellen des Halses zum Kraftakt wird und man Angst hat, was kaputt zu machen .
Ansonsten kam die Gitarre schon fast perfekt eingestellt in meine Hände. Ein paar kleine Anpassungen, und das Setup war so, wie ich es haben wollte.
Fazit:
Zwiegespalten. An der Endkontrolle kann man noch arbeiten bei Hagstrom. Die Ausgangsbasis ist aber absolut top.
Funktionen und Elektronik
Die Elektronik ist sauber im passenden Fach verstaut und angemessen Verarbeitet. Per Push/Pull Poti (jeweils die Tone-Regler) lassen sich die Lundgren designed Pickups zu Singlecoils umschalten. Das ist genau die Variabilität, die ich gesucht habe . Der Regelweg der Potis ist eher linear und feinfühlig, weniger ist hier manchmal mehr. Freunde von Röhrenamps, so wie ich, können mit dem Volumepoti gut arbeiten und den Grad der Verzerrung per Volumepoti fein einstellen. Ebenso macht der Toneregler ohne Murren seinen Job, ähnlich fein wie der Volumeregler. Der Wahlschalter für die Pickups könnte in meinen Augen etwas fester in der Mittelposition sitzen, verrichtet seine Arbeit jedoch auch ohne Knacken o.ä.. Der Output der PUs (gesplittet und normal) ist absolut durchschnittlich und damit an fast jedem Amp-Setup zu gebrauchen. Klar: Im Splitmodus natürlich leiser als normal. Ich gleiche das per Booster oder Volumepoti aus.
Fazit: Sauber verarbeitet und total variabel. Kaum eine Situation in der hier (theoretisch) eine Soundoption fehlt.
Die zwei Subjektiven: Sound und Spielgefühl
Das Folgende ist natürlich komplett Subjektiv.
LP mit langer Mensur? Resinator Wood? Splitcoils? Die Puristen unter euch werden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Was soll dabei denn rauskommen? Da kann ich nur sagen: Viel!
Man kann sich mit dieser Super Swede wirklich in nahezu jedes Genre einfügen. Insgesamt klingt sie eher nach der klassischen Les Paul, mit ein wenig mehr Brillanz. Dreht man ein wenig Tone raus, und schaltet man auf den Hals-PU kann es herrlich jazzen und bluesen, der Sound wird nun extrem warm. Mit beiden PUs macht Strumming und Akkordarbeit richtig Spass, die Gitarre verhält sich hier sehr neutral, aber mit einem ganz eigenen Charakter und einer Portion schwedischer Gelassenheit (Super, ich wollt auch schon immer mal musikredaktionellen Krams von mir geben ).
Im Stegbetrieb und mit etwas Crunch wird es schon fast SG-artig, aber immer noch mit Paula-Genen. Airbourne und Co. machen so richtig Laune. Sustain ist ausreichend vorhanden. Lediglich im (ultra-) hohen Gain-Bereich fängt es an zu mumpfeln. Dort gibt es dann bessere Alternativen.
Der Coilsplit macht auch hier genau das, was er soll. Er nimmt eine gute Portion Bass heraus und mischt mehr Brillanz und Twang hinzu. Sicher nicht so stark wie bei einer Tele oder Strat aber doch merklich. Hals PU im Split und ein Fuzz davor, und man kommt nah dran an einen Dan Auerbach Sound. Den Steg PU im Split nutze ich kaum, was jedoch mit meinem persönlichen Gusto zusammenhängt. Hier wird es dann ordentlich knackig - aber noch etwas von einer Tele entfernt.
Leider kann ich nicht mit Aufnahmen dienen. Im Netz findet man zur Northen Super Swede leider nichts, zur Northen Swede hat Roman Werner jedoch ein schönes Video gemacht. Einziger Unterschied der zwei Modelle ist die Mensur. Der Klang ist mMn bei der Super Swede in Nuancen brillanter, hier das Video von Roman Werner.
Fazit Sound: Eigenständig und Variabel. Entspricht meinen persönlichen Erwartungen und war für mich das Kaufargument.
Zur Bespielbarkeit kann ich nur sagen: Top. Es ist eine sehr flache Saitenlage möglich (was mir sehr gefällt). Da ich auf einer Strat gelernt habe, kommt mir die Mensur voll entgegen. Der Hals gehört eher in die "Slim" Ecke. Das gute Stück ist im Vergleich zu FGN und Gibsons dieser Preisklasse eher leicht - eine gute Partie für Leute, die oft und lange auf der Bühne stehen. Einziger Wermutstropfen: Im Sitzen könnte die Passform etwas besser sein, dann und wann drückt es schon an den Rippen.
Fazit
- Eigenständiger, aber sehr variabler Sound
- sehr gute bis gute Qualität der Komponenten und Lackierung
- Schönes und solides Case
- sehr gute Bespielbarkeit
- Halskonstruktion und Griffbrett innovativ und auf Langlebigkeit ausgerichtet
- Fehlerhafter Sattel (darf in der Preisregion nicht passieren)
- Hals schwer einzustellen
- Passform im Sitzen nicht optimal
- Nichts für Freunde des aufgerissenen Gainreglers
Kurz und knapp: In der Preisregion bis 1.500€ (neu) eine sehr gute Alternative für Musiker, die viele Stilistiken abdecken wollen oder müssen und einen Allrounder für jede Lebenslage suchen.
Grüße,
Cosmicegg
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