H&K Tubemeister Deluxe 20 - Technische Fragen zur Konstruktion

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Moinsen,

ich kam neulich mal in den Genuss, den Tubemeister 20 anspielen zu dürfen. Der Tubemeister 18, den ich vor Jahren mal ausprobierte, gefiel mir hingegen gar nicht, klang irgendwie im Gainkanal sehr steril und kreischend...
naja, den 20er jedenfalls fand ich wirklich super. Vor allem die RedBox AE klang erstaunlich gut, und ist meiner Meinung nach insbesondere für Gigs eine super Sache.

Zu meiner Frage: Ich habe in diversen (englischsprachigen) Foren gelesen, dass der Tubemeister eigentlich gar kein "richtiger" Röhrenamp sei, weil der Signalweg voller Transistoren sei. Dass der Amp einen Gleichrichter auf Diodenbasis nutzt (für manche Puristen ja schon das Sakrileg :D), ist mir bekannt, alles andere allerdings nicht. Daher richtet sich meine Frage in erster Linie an die User, die mir auf technischer Seite etwas zum Tubemeister sagen können, was es mit dem Amp auf sich hat.
Mir geht es allerdings nicht um die uralte Diskussion Transistor vs. Röhre bzw. dass der Amp auf einmal doch nicht mehr so gut klingen sollte, wenn da irgendwo im Signalweg transistoren wären - Ich finde es aber interessant, mal eine Einschätzung des Amps aus technischer Sicht zu lesen. Da ich überlege, meinen mittlerweile über 30 Jahre alten Peavey in Rente zu schicken, habe ich mir überlegt, den Tubemeister zuzulegen... Verstärker-Reviews gehen meiner Meinung nach viel zu selten auf die technische Seite eines Amps ein - wie ist er konstruiert, wie wartungsfreundlich ist er, etc.
Beispiel Peavey Classic 30: Klingt super, höllenlaut mit viel Headroom, aber laut Amp-Techs aufgrund der gefalteten Platine(?) furchtbar zu warten und dafür berüchtigt.

Wie sieht es denn mit dem Tubemeister 20 aus? Hat da jemand Erfahrungen? "stimmt" die Behauptung, er sei strenggenommen kein richtiger (voll)Röhrenamp?
Wie sieht es sonst mit der Wartungsfreundlichkeit aus, beim Classic 30 muss man dank fixed-bias den Ruhestrom nach Röhrenwechsel ja nicht neu einstellen - wie verhält sich das beim Tubemeister?

Beste Grüße, und bleibt gesund!
 
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Ha!
Ich habs ja immer wieder gesagt, die Tubemeister Deluxe Reihe klingt tatsächlich besser als die Vorgänger.
Die Vorgänger mochte ich klanglich auch nicht sonderlich, das habe ich auch hier im Forum geschrieben.

Was genau an der Schaltung geändert wurde, weiß ich leider nicht.
Ist im Grunde auch egal, wenn es jetzt gut klingt.
Ich gehe mal davon aus, dass auch der Tubemeister 20 Deluxe am Eingang noch einen Op Amp Buffer hat.

An deiner Stelle würde ich einfach mal beim Hughes&Kettner Support anfragen.
Die sind sehr nett und hilfsbereit!
 
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Ich gehe mal davon aus, dass auch der Tubemeister 20 Deluxe am Eingang noch einen Op Amp Buffer hat.
Ja, hat er, und auch die Zener Diode die den Eingang schützt und bei exzessiven Boosten in den Amp erst Clipping und dann Schweigen einleitet.
Den 20er haben sie aber bessser "abgerundet" als den 18er und ihm etwas die Steifigkeit genommen.
Wie es mit der Haltbarkeit aussieht kann ich noch nicht beurteilen, es kam erst einer hier durch und da war einfach der Flachstecker für die Röhrenheizung abgegangen weil vermutlich fabrikseitig her nicht korrekt aufgesteckt.
 
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Ja, hat er, und auch die Zener Diode die den Eingang schützt und bei exzessiven Boosten in den Amp erst Clipping und dann....
oh, okay... Ich habe von Elektrik/Verstärkertechnik nicht wirklich keine Ahnung, könntest du mir das erklären?
Also clippt der Amp/geht sogar aus beim Einsatz von Boosterpedalen? Wie sieht es aus, wenn man den Amp komplett aufdreht? Das liest sich für mich bisher nicht so erfreulich..

Kannst du mir vielleicht laiengerecht erklären, was den Tubemeister bez. der Konstruktion von anderen Vollröhrenamps unterscheidet?
 
Grund: Vollzitat Vorpost reduziert
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Schau mal in den Youtube Kanal von Music Bliss Malaysia.
Der Bärtige hat da viele Zerrpedale vor dem Tubemeister 20 präsentiert und das klingt in den Clips mMn ganz gut.
Zumindest besser als ich es vom Tubemeister 18 in Erinnerung hatte, der mit solchen Pedalen eher Probleme hatte.
 
ich hatte einen tubemeister 20 gehabt. hab ihn gegen einen H&K blackspirit 200 ausgetauscht, der meiner meinung nach erheblich besser klingt.
 
oh, okay... Ich habe von Elektrik/Verstärkertechnik nicht wirklich keine Ahnung, könntest du mir das erklären?

Ich hab keinen TM20 Schaltplan hier aber den vom 18er und H&K nutzt dieselbe Art von Eingangsstufe seit Ewigkeiten, insofern dürfte sich das auch beim TM Dlx 20 nicht geändert haben.
Im Prinzip kurz erklärt:
Das Eingangssignal wird über einen 10nF Kondensator entkoppelt und durch die zwei anti-parallel geschalteten 2.7V Zenerdioden begrenzt bevor es auf den Eingangs-OpAmp trifft.
Diese beiden Zener dienen dem Schutz des OpAmp und bei wirklich exzessiven Signalspitzen können die auch mal defekt gehen weil max 500mW Belastbarkeit und wenn das passiert ist Ruhe im Schacht bis die Teile gewechselt sind. Der verbaute OpAmp MC33078P verträgt zwar bis zu 14Vdc am Input und hat intergrierte Schutzdioden aber hier will man wohl gezielt zuerst clippen und dann schützen.
 

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*edit*
puh okay, kannst du das in Laien-nicht-Elektriker-Deutsch erklären? Was bedeutet das für den Benutzer des Amps in der praktischen Anwendung? Klingt für mich nach einem riesigen Nachteil... kann man den Amp dann überhaupt "komplett" aufdrehen?
 
Grund: edit -> Vollzitat Vorpost
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Okay, also sind Boosterpedale & co. kein problem für den Amp?
 
Jetzt habe ich Kekse für meine Kürze bekommen und will doch noch etwas ausführlicher was dazu schreiben:

Beim Tubemeister ist direkt nach dem Eingang eine Transistorverstärker-Schaltung. Das ist eine logische Idee: Die erste Stufe soll eigentlich nur geringfügig und neutral verstärken. Eine Röhre muss da eine hohe Güte haben und ist empfindlich für Störungen, die Transitorschaltung ist da robuster.

Wer damit wirklich ein Problem darf keinerlei aktive Pedale vorm Amp nutzen...

Theoretisch kann man sagen: Ja aber mit einen reinen Röhrenamp kann ich das Gain auf niedrig mit stark geboosterten Signal auch die V1 zum verzerren bringen. Das stimmt natürlich, aber wer macht das schon? Und wenn, dann ist das Boostpedal auch wieder mit den verhassten Transistoren.

Auch Effektloop wird beim Tubemeister mit Transistoren angesteuert, ich würde sagen das das mittlerweile üblich für die meisten Hersteller ist.

Es gibt auch Röhrenverstärker die holen die Verzerrung nicht aus übersteuerten Röhren, sondern aus Transitor-Diodenschaltungen, da bin auch ich der Meinung daß das eine Mogelpackung ist.

Klingt für mich nach einem riesigen Nachteil... kann man den Amp dann überhaupt "komplett" aufdrehen?

Nein das ist kein Riesen-Nachteil, allerdings ist die Dimensionierung schon sehr knapp. Diese Schaltung schneidet alles über 3V ab. Und Signalspitzen über 3V können schon vorkommen, z.B. wenn du besonders kräftige Humbucker hast.
Aber das kannst du selbst hören: wenn es sich beim kräftigen Anschlag kratzig anhört mit Gitarrenvolumen auf 7 oder 8 nicht könnte es daran liegen. Wenn du ein Padal vorm Amp hast ist die Lösung einfach: Inputsignal etwas runter Gain am Amp etwas hoch.

Mfg
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Okay, also sind Boosterpedale & co. kein problem für den Amp?
Im Gegenteil, da kannst du das Volumen am Pedal etwas runter drehen, das Gain am Amp etwas hoch. Das machen Bassisten ja auch so: Deren Amps haben oft auch Gain und Volumen, obwohl die Verstärker nicht zum verzerren geeignet sind.
 
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Ja aber mit einen reinen Röhrenamp kann ich das Gain auf niedrig mit stark geboosterten Signal auch die V1 zum verzerren bringen.
diesen Satz verstehe ich nicht ganz - ich dachte, booster- und gainpedale verzerren immer die Vorstufe?

Hm, dass der Verstärker alles über 3V abschneidet, klingt irgendwie doch nach einem Nachteil für mich... von meinem Classic 30 bin ich es gewohnt, dass ich da alles an Pedalen in den irrwitzigsten Kombinationen draufknallen kann bzw. den Amp "cranken", ohne dass da etwas clippt, was nicht clippen sollte...

Was du beschreibst, ist mir beim spielen des Tubemeisters nicht aufgefallen, hab den im Laden eher leise gespielt. Ich finde es sehr schade, dass solche Konstruktions-Eigenheiten in Reviews nie angesprochen werden! Es wird immer nur gesagt, wie der Amp klingt und was er kann, aber solche Details sind ja dann doch für den ein oder anderen wichtig.
 
ich dachte, booster- und gainpedale verzerren immer die Vorstufe?
Ja, in einer Röhre stecken 2 einzelne Trioden. Üblich ist es das die erste Triode mit einen festen Widerstand verschaltet wird, der Gain-Regler ist dann für die 2. Zuständig. So verzerrt dann eigentlich nur die 2. Röhre. Das nur ganz grob, wenn man bedenkt das Röhrenzahlen von 1-4(8Trioden) üblich sind.

Hm, dass der Verstärker alles über 3V abschneidet, klingt irgendwie doch nach einem Nachteil für mich.
Das Leben ist ein Kompromiss, dafür ist die V1 Störunempfindlich. Lass einfach Deine Ohren entscheiden.

ist mir beim spielen des Tubemeisters nicht aufgefallen, hab den im Laden eher leise gespielt.
Das beschriebene hat weder etwas mit Lautstärke noch mit Gain zu tun, Sonden nur mit dem Pegel, bzw. Pegelspitzen zwischen der Eingangsbuchse, und der ersten Röhre.

Im Prinzip gibt es die selbe Diskussion bei aktiven EMG Pickups, die einen finden die Perfekt, die anderen sagen das die komprimiert klingen, und erst mit Doppelbatterie-Versorgung richtig klingen.

Ich finde es sehr schade, dass solche Konstruktions-Eigenheiten in Reviews nie angesprochen werden!
Ohne Schaltplan und etwas Elektronik kennisse ist das auch schwierig.

Mfg
 
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also im Klartext für Dummies bedeutet das, dass ich die Eigenheiten des Amps im Betrieb gar nicht merke, außer(!) ich drehe den Level eines z.b. Booster/Zerrpedals zu weit auf?

wie gesagt, Klanglich und featuretechnisch finde ich den Amp super. Mein erster Amp war ein sehr alter, "purer" Transistorverstärker, der hat eben ab einer bestimmten Lautstärke ganz eklig geclippt. Mein Peavey Classic war dagegen eine Wohltat, den könnte man theoretisch aufdrehen bis Maximum (sofern die Ohren nicht vorher aufgeben), da kam dann die Endstufenzerre/Kompression/Sättigung/wasauchimmer. Pedale waren da auch nie ein Problem.

da ich diese Eigenschaft irgendwie mit Röhrenamps verbinde, hatte ich als Elektrik-Nullwisser eben die Sorge, dass es sich beim Tubemeister ähnlich wie bei meinem ersten Transistoramp verhält.
 
bedeutet das, dass ich die Eigenheiten des Amps im Betrieb gar nicht merke, außer(!) ich drehe den Level eines z.b. Booster zu weit...

Ja genau, wobei ich wirklich nicht verstehe warum H&K die Eingangschaltung so ausgelegt hat.
 
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Vermutlich aus Kostengründen? Wäre aber auch eine sehr interessante Frage für den H&K-Support...

Aus Interesse: Kennst noch andere (bekannte) Röhrenamps, die so konzipiert sind?
 
Aus Interesse: Kennst noch andere (bekannte) Röhrenamps, die so konzipiert sind?
Das ist wirklich nicht mein Fachgebiet, aber die Blackstar HT haben auch im Eingang einen Operationsverstärker. Bei denen kommt auch,zumindest im Drivekanal, die Verzerrung nicht aus der Röhre, sondern aus einer Diodenschaltung, wie bei den gängigen Tretminen.
Mfg
 
Bei denen kommt auch,zumindest im Drivekanal, die Verzerrung nicht aus der Röhre, sondern aus einer Diodenschaltung
moment, also kommt beim Tubemeister die Verzerrung auch nicht aus den Röhren? :ugly:
:redface:
 
Ich schrieb doch bei den Blackstar HT...
 
Ich kann zur Beruhigung nochmal auf mein YouTube-Video hinweisen:

Da habe ich am Schluss einen TS voll aufgedreht (ohne Distortion) vor den Tubemeister gehängt, und das funktioniert tadellos.
Und das war der TM5, der TM20 wurde nochmal verbessert, wie allgemein bestätigt wird (s.o.)
 
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