Hallo und willkommen!
Klar bist du hier richtig. Nachdem jedes Forum so seine eigene "Kultur" hat, würde ich wie immer erst mal viel rumlesen und ein Gefühl dafür kriegen, wie es hier zugeht. Rechts in den Quick-Links kannst Du bzw. solltest Dir die Board-Regeln zu Gemüte führen. Wenn Du die einzelnen Rubriken anklickst, erscheint oben nochmal ein Dauer-Posting "Tipps und Hinweise" zum Thema, das verhindert unnötige Nachfragen und macht es Dir auch einfacher, kompetente Antworten zu bekommen (und auch zu geben). Also viel Spaß im Board!
Zu Deinem Thema kann man leider kein ganz allgemeingültige Antwort geben. Im Regelfall sind Topteile mit passender Box natürlich teurer als ein Combo, einfach weil es in der Herstellung mehr Aufwand ist. Fängt schon damit an, dass Du als Hersteller mehr Gummifüße, Ecken und Griffe brauchst und ein zweites Werkstück in die Hand nehmen, verpacken und versenden musst. Ist also völlig logisch.
Tatsächlich sind die getrennten Boxen oft auch anders konstruiert, was den Sound verändert. Es gibt zB nur recht wenige Combos mit geschlossenem Gehäuse, während man das bei Boxen viel häufiger findet. Ein hinten offenes Gehäuse macht gerade verzerrt meist nicht so viel Druck, allerdings klingt gerade ein einzelner Lautsprecher dann auch oft etwas "gepresst". Die beliebtesten Amps für Cleansounds sind eigentlich alle hinten offene oder halboffene Combos. Das liegt auch daran, dass die einen gewissen Schallanteil nach hinten abstrahlen, der dann weiter reflektiert und im Raum verteilt wird. Der Klang wird so diffuser, nicht so erbarmungslos direkt. Geschlossene Boxen neigen halt sehr zum "Beaming", dh zu einer im Hochtonbereich zunehmend engeren Abstrahlcharakteristik. Ein Grund mehr, weshalb geschlossene Boxen meist mehrere Lautsprecher haben.
Ich bin auch deshalb eher ein Freund von Topteilen, weil man sie mit verschiedenen Boxen sehr gut an unterschiedliche Einsatzbereiche anpassen kann. Wenn man zu Hause zB eine kleine 1x12er hat, lässt man die fette Marshall-Box im Proberaum und nimmt zur Probe nur das Topteil mit. Transportabler und leichter als ein Combo. Aber natürlich kannst Du schon bei vielen Combos den internen Lautsprecher abstecken und stattdessen zwei Boxen dranhängen. Oder Du kombinierst den eingebauten Speaker eben mit einer Zusatzbox. Das Problem der Impedanz kennst Du ja schon.
Leider ist bei manchen Combos der Lautsprecher fest verkabelt. Den einfach abzuklemmen ist so eine Sache. Machst Du das lautsprecherseitig, dann führen die Kabelenden ja immer noch Strom, also müssen die gut isoliert werden, sonst riskierst Du einen Kurzschluss des Endstufenausgangs - gaanz schlecht und in der Form deshalb auch nicht betriebssicher. Die bessere Alternative wäre also der Einbau einer zusätzlichen Buchse, sodass man den internen Lautsprecher wie eine externe Box einstöpseln kann. Auch ist zwar meistens, aber nicht immer, der Ext.Speaker-Ausgang parallel geschaltet. Auf jeden Fall gilt: Unterlagen möglichst genau durchlesen und auch im Netz Schaltpläne etc. und Kommentare von Leuten suchen, die das schon gemacht haben. Die Frage solltest Du also am Besten anhand eines konkreten Amps nochmal stellen. Nicht vergessen: Solche Eingriffe lassen die Garantie bei Neugeräten regelmäßig entfallen! Ich persönlich würde mir inzwischen zutrauen, bei einem Transistoramp eine Zusatzbuchse einzubauen, wenn man die Kabelführung ab Endstufe eindeutig zuordnen kann, aber das sollte man sich eben genau uns selbstkritisch überlegen. Ein Techniker macht das jedenfalls für wenig Geld und man weiß, dass es richtig gemacht ist.
Bei Röhrenamps ist das ganze noch etwas komplizierter, da die Buchse für die Zusatzbox wahrscheinlich einen anderen Abgriff am Ausgangstrafo aktiviert, wenn kein Impedanzwahlschalter da ist. Da sollte man also die Finger weg lassen und das den Fachmann machen lassen. In den Innereien eines Röhrenamps hat der Laie generell nichts verloren - Lebensgefahr!
Die einfachste und bessere Möglichkeit: Such Dir einen Amp, der die Anschlüsse hat, die Du brauchst. Das Angebot ist riesig, und Du scheinst Dich ja noch nicht festgelegt zu haben.
Mal noch was generelles:
Zwei 4x12er sind schon ein Haufen Holz. Da musst Du Dich auch fragen, ob Du das Dir und Deinen Mitmusikern antun willst, gerade im Proberaum. Faustregel: Je lauter Du probst, desto schlechter hörst Du,
was Du eigentlich probst. Auch wenns Spaß macht: Versuch lieber, aktiv gegen den Lautstärkekrieg vorzugehen, statt mitzukämpfen. Früher haben meine Bands oft so im Proberaum aufgebaut, wie auf der Bühne: Alles strahlt nach vorn. Das ist natürlich kompletter Humbug, außer Du machst eine Generalprobe für einen Gig, wo Du Elemente der Bühnenshow probst. Zum Einüben der Songs ist es viel sinnvoller, sich im Kreis aufzustellen und alles so aufzubauen, dass jeder jeden hören kann.
Auch live ist es nicht wirklich sinnvoll, wenn Du nicht gerade im Madison Square Garden auftrittst. Ich weiß, sieht geil aus, und ich hatte auch schon mal 2 Fullstacks auf der Bühne
, aber dafür höre ich heute auf einer Seite auch deutlich schlechter
. Ein weiteres Problem ist, dass Du mit dem Amp von der Bühne ins Publikum bläst, und in einem relativ schmalen Bereich hört man dann nur noch Dich, und zwar verfl... laut. Die Folge ist dann die sogenannte "Marshall-Schneise" im Publikum - Fluchtbewegungen. Außerdem machst Du es dem Mixer unnötig schwer, denn er muss die PA so laut machen, dass er das übertönt, was von der Bühne kommt. Denn wie soll er sonst noch die Instrumente aufeinander abstimmen?
Sinnvoller ist es, die Boxen seitlich aufzustellen und quer über die Bühne zu strahlen, dann kommst Du der PA nicht ins Gehege und die hörst Dich überall gut, auch wenn Du Dich seitlich hin und her bewegst. Für meinen persönlichen Bedarf haben sich übrigens 2x12er "Half & Half"-Boxen (ENGL und Gallien Krueger) als Optimum ergeben, auch in einer Hard & Heavy-Band. Die haben unten einen Bassreflexteil (sorgt für den Punch) und oben einen halboffenen (lässt das Ganze räumlicher klingen und macht Cleansounds angenehmer). Auf größeren Bühnen hab ich dann einfach eine zweite Box mit größerem Abstand aufgestellt. So hab ich mich überall gehört und konnte doch insgesamt leiser machen.
Sorry, dass ich jetzt ins Dozieren gekommen bin, aber im Laufe der Jahre hat man auch schon eine Menge Fehler gemacht, die andere vielleicht nicht auch noch machen müssen. Und bei "zwei 4x12-Boxen" klingeln bei mir immer die Alarmglocken...
Gruß, bagotrix