mix4munich
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Hallo Forum!
Worauf ich bisher immer mächtig stolz gewesen bin: Bislang habe ich als Mischer jedes noch so mittelmäßige Beschallungs-Material in jeder Location zum Klingen gebracht. Gestern hatte ich da aber ein unerwartetes "Hallo-Wach" Erlebnis.
Die Situation: Rock'n'Roll- und Boogie-Combo auf einer Firmenfeier. Drei Stunden Gig für ordentliche Gage und Catering. Da kann man nicht meckern. PA und Monitor sind vor Ort - Nexo PS15 und Subs, PS10, Klark EQs, kleines Soundcraft Spirit-Pult, ein (ungenutzter) FB-Destroyer von Sabine, zwei kleine Monitore, die JBL EON 10. Licht: Ebenfalls vorhanden, mehr als man essen kann Soweit, so gut.
Dann die Realität: Das Equipment soweit vorhanden und auch völlig in Ordnung. Ausserdem vor Ort: Eine mitschwingende und höllisch resonierende Bühne. Ein uraltes, totalrestauriertes Steingemäuer mit glatt verputzen Steinwänden, gegossener Betondecke und gegossenem glatten Betonboden. Lauter rechte Winkel. Nach kurzem Soundcheck aber ein brauchbarer Sound.
Dann mit Publikum: Die Band hat vom Pegel her recht moderat gespielt, gut durcharrangierte Songs. Sind Profis. Im Saal hört man jetzt aber ein einziges Bassgewummer (und das mit einem Fender Jazzbass). Um den Gesang oder einzelne Instrumente in dem Brei deutlich hörbar zu machen, muss ich sie brachial anheben oder ihnen einen nahezu kreischenden Sound verpassen. Ätzend. Ausserdem werden geringe Pegel gewünscht, damit das Publikum sich unterhalten kann. Verständlich, aber zuerst nicht wirklich zu realisieren, sonst ist die Musik nicht mehr als solche erkennbar.
Erste Massnahmen: Drums und Bass waren eh am Pult schon längst abgedreht. Nach jedem Song den Bassisten gebeten, leiser zu drehen. Seinen Bassregler am EQ hatte er eh schon mächtig reduziert. Irgendwann sagte er aber, wenn noch leiser, hört er sich selbst gar nicht mehr. Also war dort Ende Gelände.
Den ersten wirklichen Schritt in Richtung ordentlichen Sound haben wir in der Pause nach dem ersten Set gemacht - wir haben Aschenbecher (die braucht dort eh bald niemand mehr) unter den Bassamp gestellt und ihn so (a) etwas schräg gestellt, damit es dem Bassisten genau in die Öhrchen geht und (b) den Bassamp vom Bühnenboden entkoppelt. Schlagartig reduziert sich der Bassanteil im Saal so sehr, dass ich ihn wieder ein wenig auf die PA geben muss
Als also ab dem zweiten Set der Sound brauchbar war (nur dass ich am Mischerplatz, der am hintersten Ende der Halle fest hinter der Theke installiert ist, davon kaum noch was mitbekommen habe, weil das Publikum sich die ganze Zeit unterhält), habe ich das Mischpult mehr oder weniger sich selbst überlassen und am Licht rumgespielt. Krasse Erfahrung: Damit kann man das Publikum viel wirksamer knacken als mit den ausgefeiltesten Soundeinstellungen! Etwas im Rhythmus mitgeleuchtelt, die Breaks hübsch illuminiert, etwas mit den Stimmungen gespielt, und alle sind happy, und das Publikum geht ab.
Nach dem Gig gab es vom Veranstalter sogar ein explizites Lob für den Sound. Naja, es war ab dem zweiten Set einigermassen okay. Aber unter wirklich gut verstehe ich noch was anderes.
Meine Erfahrungen des gestrigen Abends:
Equipment ist (fast) nichts - Raumakustik ist alles!
Vergesst den Sound - was zählt, ist das Licht, wenn Ihr das Publikum gewinnen wollt! (da gibt es doch ein klasse Zitat von Dave Rat, Soundguru, EAW-Designer und Mixer der Red Hot Chili Peppers - "it's all about the light, hearing is overrated anyway")
Ausserdem: Trage NIE ein weisses Hemd, wenn Du auf einer Firmenveranstaltung hinter der Theke stehst - ich hätte den Inhalt eines halben Kühlwagens verkaufen können!
Und Ihr? Habt Ihr auch schon solche Diskrepanzen zwischen gutem Equipment einerseits und unterdurchscnittlichem Sound erleben müssen? Oder die Erfahrung gemacht, dass das Ergebnis Eurer Arbeit - nämlich der bestmögliche Sound - kaum etwas zum Gelingen einer Veranstaltung beiträgt, dass man aber, sobald man etwas am Licht herumdilettiert, das Publikum ruckzuck im Griff hat?
Viele Grüße
Jo
Worauf ich bisher immer mächtig stolz gewesen bin: Bislang habe ich als Mischer jedes noch so mittelmäßige Beschallungs-Material in jeder Location zum Klingen gebracht. Gestern hatte ich da aber ein unerwartetes "Hallo-Wach" Erlebnis.
Die Situation: Rock'n'Roll- und Boogie-Combo auf einer Firmenfeier. Drei Stunden Gig für ordentliche Gage und Catering. Da kann man nicht meckern. PA und Monitor sind vor Ort - Nexo PS15 und Subs, PS10, Klark EQs, kleines Soundcraft Spirit-Pult, ein (ungenutzter) FB-Destroyer von Sabine, zwei kleine Monitore, die JBL EON 10. Licht: Ebenfalls vorhanden, mehr als man essen kann Soweit, so gut.
Dann die Realität: Das Equipment soweit vorhanden und auch völlig in Ordnung. Ausserdem vor Ort: Eine mitschwingende und höllisch resonierende Bühne. Ein uraltes, totalrestauriertes Steingemäuer mit glatt verputzen Steinwänden, gegossener Betondecke und gegossenem glatten Betonboden. Lauter rechte Winkel. Nach kurzem Soundcheck aber ein brauchbarer Sound.
Dann mit Publikum: Die Band hat vom Pegel her recht moderat gespielt, gut durcharrangierte Songs. Sind Profis. Im Saal hört man jetzt aber ein einziges Bassgewummer (und das mit einem Fender Jazzbass). Um den Gesang oder einzelne Instrumente in dem Brei deutlich hörbar zu machen, muss ich sie brachial anheben oder ihnen einen nahezu kreischenden Sound verpassen. Ätzend. Ausserdem werden geringe Pegel gewünscht, damit das Publikum sich unterhalten kann. Verständlich, aber zuerst nicht wirklich zu realisieren, sonst ist die Musik nicht mehr als solche erkennbar.
Erste Massnahmen: Drums und Bass waren eh am Pult schon längst abgedreht. Nach jedem Song den Bassisten gebeten, leiser zu drehen. Seinen Bassregler am EQ hatte er eh schon mächtig reduziert. Irgendwann sagte er aber, wenn noch leiser, hört er sich selbst gar nicht mehr. Also war dort Ende Gelände.
Den ersten wirklichen Schritt in Richtung ordentlichen Sound haben wir in der Pause nach dem ersten Set gemacht - wir haben Aschenbecher (die braucht dort eh bald niemand mehr) unter den Bassamp gestellt und ihn so (a) etwas schräg gestellt, damit es dem Bassisten genau in die Öhrchen geht und (b) den Bassamp vom Bühnenboden entkoppelt. Schlagartig reduziert sich der Bassanteil im Saal so sehr, dass ich ihn wieder ein wenig auf die PA geben muss
Als also ab dem zweiten Set der Sound brauchbar war (nur dass ich am Mischerplatz, der am hintersten Ende der Halle fest hinter der Theke installiert ist, davon kaum noch was mitbekommen habe, weil das Publikum sich die ganze Zeit unterhält), habe ich das Mischpult mehr oder weniger sich selbst überlassen und am Licht rumgespielt. Krasse Erfahrung: Damit kann man das Publikum viel wirksamer knacken als mit den ausgefeiltesten Soundeinstellungen! Etwas im Rhythmus mitgeleuchtelt, die Breaks hübsch illuminiert, etwas mit den Stimmungen gespielt, und alle sind happy, und das Publikum geht ab.
Nach dem Gig gab es vom Veranstalter sogar ein explizites Lob für den Sound. Naja, es war ab dem zweiten Set einigermassen okay. Aber unter wirklich gut verstehe ich noch was anderes.
Meine Erfahrungen des gestrigen Abends:
Equipment ist (fast) nichts - Raumakustik ist alles!
Vergesst den Sound - was zählt, ist das Licht, wenn Ihr das Publikum gewinnen wollt! (da gibt es doch ein klasse Zitat von Dave Rat, Soundguru, EAW-Designer und Mixer der Red Hot Chili Peppers - "it's all about the light, hearing is overrated anyway")
Ausserdem: Trage NIE ein weisses Hemd, wenn Du auf einer Firmenveranstaltung hinter der Theke stehst - ich hätte den Inhalt eines halben Kühlwagens verkaufen können!
Und Ihr? Habt Ihr auch schon solche Diskrepanzen zwischen gutem Equipment einerseits und unterdurchscnittlichem Sound erleben müssen? Oder die Erfahrung gemacht, dass das Ergebnis Eurer Arbeit - nämlich der bestmögliche Sound - kaum etwas zum Gelingen einer Veranstaltung beiträgt, dass man aber, sobald man etwas am Licht herumdilettiert, das Publikum ruckzuck im Griff hat?
Viele Grüße
Jo
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