Glyn Johns Technik - Wie funktioniert der Mythos?

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Hallo Recording-Enthusiasten!

Ich möchte gerne mit einem befreundeten Drummer Aufnahmen machen. Wir haben uns zur Aufnahme der Drums für die Glyn Johns Technik entschieden, mussten jedoch feststellen, dass diese nicht einheitlich beschrieben wird.

Nach persönlichen Gesprächen, der Lektüre von "How to Pimp my Übungsraum" von Moses Schneider oder diversen Recherchen im Netz bleibt immernoch die Frage - Wie funktioniert die Glyn Johns Technik wirklich?

Es haben sich zwei Varianten herauskristallisiert:

A) 3x Großmembrankondensator Mikrofone
  • Side-Mikro: befindet sich neben der Floor Tom, ist auf die Snare ausgerichtet und befindet sich ungefähr in der Höhe des Snarefells
  • Top-Mikro: befindet sich senkrecht über der Snare und ist genau auf die Snare ausgerichtet
  • Front-Mikro: steht vor dem Drumkit und ist ebenfalls auf die Snare ausgerichtet
Abstand Side-Mikro zur Snare = Abstand Top-Mikro zur Snare = mind. 90cm
Abstand Front zur Snare = Abstand Side-Mikro zu Top-Mikro

Hier die Skizze aus dem Buch bzw. von der offiziellen Website zum Buch (welches ich sehr empfehlen kann):
buch_s55.gif

B) 2x Großmembrankondensator Mikrofone + 1x Bassdrum Mikro + 1x Snare Mikro

  1. Großmembran-Mik ca. 10-15cm über der Floor Tom auf die HiHat gerichtet, die Snare sollte dabei in der Linie vom Mikro zur HiHat sein
  2. Großmembran-Mik ca. 60-90cm über dem Drumkit zwischen Toms und Snare gerichtet (so stehts geschrieben, die Skizze sagte aus nur zwischen die Toms gerichtet)
  3. Mikrofon für Snareabnahme
  4. Mikrofon für Bassdrumabnahme
Auch hier zu gibt es Skizzen. Diese stammen von Dan Alexander bzw. seiner Website. Die Werte habe ich in cm umgerechnet (falls nicht korrekt, bitte berichtigen. Danke!)
topview.jpg frontview.jpg


Welche Variante entspricht denn nun der eigentlichen Glyn Johns Technik?
Oder handelt es sich dabei um eine allgemeine Bezeichnung für das Aufnehmen von Drums mit max 4 Mikrofonen?

Welche Variante klingt besser?
Der Raum in dem aufgenommen wird spielt eine große Rolle, aber im gleichen Raum angewandt, welche Vor- und Nachteile haben die Varianten A und B?

Moses Schneider schlägt vor die Glyn Johns Technik (Variante A) noch um ein SM57 welches zwischen den Toms hängt und auf die Snare ausgerichtet ist, zu ergänzen für ein bischen mehr Dreck im Sound. Was haltet ihr davon?

Was mich auch sehr interessiert ist, welche Großmembranmikrofone bis 200 EUR pro Stk. würdet ihr empfehlen?
Bei Variante B würde ich bei der Snare mit einem SM57 und bei der Bassdrum mit einem Sure Beta 52A arbeiten, bei Variante A würde ich, wie schon angesprochen den Vorschlag von Herrn Schneider ausprobieren wollen mit dem SM57 zwischen den Toms.

Als mögliche Großmembrankondensator Mikrofone liebäugele ich bereits mit diesen:
  • Audio-Technica AT2035
  • Oktava MK-101
  • Studio Projects B1MKII
  • T-Bone SCT-800

Was brauchbares dabei oder Holzweg?

Ihr würdet mir sehr weiterhelfen! Ausserdem fänd ich es super (andere bestimmt auch) zu erfahren, was es nun mit der berühmten und viel zitierten Glyn Johns Technik auf sich hat!

Viele Grüße!
 
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Hallo,

soweit ich berichtet bin, ist die ursprüngliche Variante die mit den drei Mikrofonen, die, wie die Fama sagt, eigentlich aus Nachlässigkeit entstanden ist, weil man vergaß, das seitliche Mikro, was zur Abnahme eines Gitarrenamps bestimmt war und das man nur auf die Seite gedreht hatte, auszuschalten.
Die Version mit den vier Mics habe ich noch nicht ausprobiert, deshalb habe ich keinen Vergleich.

Viele Grüße
Klaus
 
Ich hätte hier ein Beispiel für eine Demo-Aufnahme, die wir auf Basis des Glyn John Setups mit 4 Low-Budget Mikrofonen gemacht haben. Aufstellung der Overheads wie in Variante A beschrieben, dazu dann Kick-Mikro und ein Snare Mikro. Overheads waren t.bone SC 140 Kleinmembraner, Kick ein AKG D112 und an der Snare ein JTS CX-506. Also absolut Low Budget.

Hier das Resultat: http://www.youtube.com/watch?v=IWtnDt7PZPA

Mir gefällt der Drum-Sound, den man mit dieser Technik bekommt. Klingt natürlich nicht so groß und direkt wie die Einzelabnahme, ist aber ein schöner natürlicher Drumsound.

Der Kern des Glyn Johns Setup ist in meinen Augen die Platzierung der Overheads und hier insbesondere die Phasentreue der beiden Mikros. Allein die produzieren den charakteristischen Sound. Wie und wo man dann Stützmikros einsetzt ist relativ egal und da sollte dann der eigene Geschmack entscheiden.
 
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Danke! Ich höre mir das später in Ruhe zu Hause an!

Macht es eig. einen großen Unterschied ob man Klein- oder Großmembrankondensator Mikros nimmt?
 
Ich glaube nun verstanden zu haben, was es mit der Glyn Johns Technik bzw. mit beiden Varianten auf sich hat!
Jetzt schließt sich für mich ne Lücke in meiner Denke!

Betrachtet man nur die beiden Overhead Mikros bzw. Side und Top Mikro von Variante A und B,
so stellt man fest, dass das Side Mikro eig identisch platziert wurde.
Das Top Mikro ist bei Variante A von oben direkt auf die Snare ausgerichtet, in B von oben auf den Raum zwischen den beiden Toms. Durch die Erklärung auf therecordingrevolution.com habe ich jetzt erst verstanden, dass es sich dabei nur um eine Korrektur handelt. In B hat man anscheinend die Toms zu wenig gehört und das Top Mikro daher direkt darüber platziert.

Betrachtet man nur das Mikrofon vor dem Drum Setup, das Front Mikro. So stellt es im Grunde nichts weiter dar als einen Gesamtüberblick auf das Drumkit dar, allerdings mit Fokus auf die Bassdrum!
Und genau das ist entscheidend! Im scheinbar klassischen Glyn Johns Setup wurde dies mit einem Großmembrankondensator gemacht, mit etwas mehr Abstand. Der heutige Ansatz ist etwas modernen und wahrscheinlich im Mix auch leichter zu handeln: man verwendet gleich ein - meistens ja dynamisches - Mikrofon als definiertes Mik zur Bassdrumabnahme.
So kann man später die BD leichter hervorheben bzw. im Mix draufgeben, was über die Overheads bzw. Side und Top Mikros an Bassfundament fehlt.

Das Snare Mikrofon stellt daher auch einen modernen Ansatz dar, um auch das - ich nenn' es jetzt mal - Gegengewicht zur Bassdrum ebenso im Mix betonen zu können.
Beim klassischen Glyn Johns Set Up ist dies scheinbar nicht nötig, da sowieso alle Mikros knallhart auf die Snare gepegelt werden. Die ist im Mix also schon sehr präsent!

Für mich bedeutet dies nun, dass es sich bei beiden Varianten um ein Glyn Johns Setup handelt, jedoch Variante A die scheinbar historisch korrekte Variante darstellt und Variante B die zentrale Idee des Glyn Johns Setup um modernen Aspekte bzw. leichteres Handling weiterentwickelt hat.


Mich hat es einfach etwas gewurmt, nicht zu wissen, welches Set nun der Glyn Johns Technik entspricht. Einfach weil es überall - auch in diversen Foren - mal so und so dargestellt wird.
Ich weiß natürlich nicht, ob meine Schlussfolgerungen nun wirklich richtig sind, aber bis jetzt finde ich sie - vor allem anhand der Video- und Texthinweise - recht plausibel.
Wenn jetzt jemand hier sein sollte, der noch weiterführende Infos hat, immer her damit!

Danke!
(Auch an die Member des recording.de Forums, denen ich die gleichen Fragen gestellt hatte. Ich hoffe sowas ist okay...)

Auch sehr empfehlenswerter Link:
Drum Recording Workshop von Session Music
 
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Cooler Link zu dem Session Music Video. Danke!

Mich faszinieren diese minimalistischen Mikrofonie-Techniken. Live setzte ich bei kleineren Gigs oft nur ein Kick-Mikro und ein einzelnes Kondensatormikro mit Kugelcharakteristik in die Nähe des rechten Knies des Drummers. Hört sich jetzt ein wenig komisch an, aber dieses eine Mikro fängt den Sound des Kits wunderbar ein. Die Balance ist sehr gut. Die Toms sind verglichen zu den Becken schön präsent. Zusammen mit dem Kick-Stützmikro bekommt man so Live extrem schnell und einfach einen schönen Gesamtsound hin. Natürlich vorausgesetzt der Drummer kann spielen und das Kit ist in sich stimmig, denn groß was Schrauben am Sound kann man damit natürlich nicht.

Ich führe dazu das Mikro zwischen Standtom und Kick von der Seite / Vorne in die Nähe des Knies (natürlich so dass es nicht beim spielen stört) und schiebe es ein wenig hin und her bis mir der Sound gefällt. Voila, fertig. Vielleicht noch bissl Mitten rausdrehen und gut ist.

Bei Aufnahmen habe ich dieses Setup allerdings noch nicht ausprobiert, da ich hier doch ganz gerne die Drums in Stereo habe.
 
Welchen Vorteil sollen solche alternativen Mikrofonierungen eigentlich gegenüber der klassischen Variante OH+Stützen bieten? Mal abgesehen davon, dass man vielleicht mit weniger Mikros auskommt.
 
Bei klassischer OH-Mikrofonierung sind die Becken in der Regel sehr dominant. Demgegenüber zeichnen die hier besprochenen Techniken das gesamte Kit relativ homogen auf.
 
...Live setzte ich bei kleineren Gigs oft nur ein Kick-Mikro und ein einzelnes Kondensatormikro mit Kugelcharakteristik in die Nähe des rechten Knies des Drummers. Hört sich jetzt ein wenig komisch an, aber dieses eine Mikro fängt den Sound des Kits wunderbar ein. Die Balance ist sehr gut. Die Toms sind verglichen zu den Becken schön präsent. Zusammen mit dem Kick-Stützmikro bekommt man so Live extrem schnell und einfach einen schönen Gesamtsound hin. Natürlich vorausgesetzt der Drummer kann spielen und das Kit ist in sich stimmig, denn groß was Schrauben am Sound kann man damit natürlich nicht.

Ich führe dazu das Mikro zwischen Standtom und Kick von der Seite / Vorne in die Nähe des Knies (natürlich so dass es nicht beim spielen stört) und schiebe es ein wenig hin und her bis mir der Sound gefällt. Voila, fertig. Vielleicht noch bissl Mitten rausdrehen und gut ist.

Bei Aufnahmen habe ich dieses Setup allerdings noch nicht ausprobiert, da ich hier doch ganz gerne die Drums in Stereo habe.

Sau geiler Tipp! Habe ich gleich mal an eine Drummer weitergeleitet. Bin gespannt, was so rumkommt dabei!
Generell sind Drumaufnahmen eine Sache für sich. Ich habe mich mit Thema jetzt noch einmal von einer anderen Seite auseinander Gesetzt und gezielt mal auf CDs gehört, wie die Drums so klingen, wo sie herkommen, wie sie im "Raum" stehen usw.

Ich war überrascht, wie vielschichtig und unterschiedlich selbst auf einer CD die Drums klingen. Als Beispiel sei hier das erste Album der "Raconteurs" genannt. Vor allem weil ich den Gesamtcharakter der Aufnahmen mag.
Es gibt jedoch Songs, die sind quasi um die Snare gebaut und das Drumkit klingt sehr präsent, bei anderen Songs sind die Drums eher Untermalung, Begleitung, sehr weit weg - zumindest fühlt sichs so für mich an, und iwie erinnert es mich an langsame Jazz/Swing Geschichten aus den den 20/30ern bei denen vorallem ein paar Solisten (Holzbläser) und Klavier im Vordergrund standen. Absolut interessant.

Für mich bedeutet es aber auch, dass man einfach auch von Song zu Song experimentieren sollte. Nicht einfach sagen: so jetzt haben wir endlich die Mics aufgebaut, jetzt spielen wir unsere XY viele Songs ein und gut ist. Ha, weit gefehlt!!
Ich habe Lust zu experimentieren bekommen!
 
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Macht es eig. einen großen Unterschied ob man Klein- oder Großmembrankondensator Mikros nimmt?

Wenn Du Foto/Video machst, nimm die Großmembraner, die sehen so schick nach Studio aus. Ansonsten: Nimm das, was den Klang macht, der Dir gefällt. :D

Natürlich gibt's einen Unterschied, aber auch unter den Kleinmembranern gibt's ganz unterschiedlichen Sound, von dem her würde ich da mal mit den Ohren entscheiden und nicht anhand der Membranfläche.
 
Du bist mit deinem Ratschlag ziemlich genau drei Jahre zu spät. ;)
 
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Ist ja absolut unglaublich - mein Beitrag als Thema auf der Startseite verlinkt! Ich fühle mich richtig geehrt! Am meisten freue ich mich mit meinem (auf den Tag fast drei Jahre (!) alten) Beitrag viell. sogar dem ein oder anderen ein Stück weitergeholfen zu haben. Wer weiß…

Leider konnte ich aus beruflichen Gründen schon länger nicht mehr so aktiv sein im Forum - ach was schluss mit Ausreden, ich werde mich hier wieder öfter rumtreiben!

Groovige Grüße!
 
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