Gitarrensolo schreiben

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Teremb
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Hallo,
ich spiele jetzt schon seit einigen Jahren Gitarre und kann auch schon eine viel covern. Mein Problem ist nur das ich total am verzweifeln bin, wenn es um das Solo spielen geht! Ich kann drei Scales auswendig spielen Phrygisch, Dorisch und die Pentatonik. Die Intervalle beherrsche ich auch! Meine Solos klingen aber immer gleich, egal ob ich den Modus wechsel oder nicht. Überwiegend spiele ich Blues wie z.B. Thrill is gone oder Sweet home Chicago. Kann mir jemand Tipps geben wie ich das ändern kann, also wie ich die Solos mit meiner eigenen Melodie gestalte?

Würde mich auf Antworten freuen!
 
Eigenschaft
 
Für's Solieren gibts meiner Meinung nach kein Schema F.
Du bist mit deinen Techniken ja schon gut aufgestellt und hat damit vermutlich mehr drauf als viele andere Gitarristen, vermutlich fehlt dir nur die Praxis. Bei mir zumindest klang zu Beginn meiner Soli auch alles gleich, sehr schnell findet man "gut passende" Muster und wendet diese (da man die ja richtig gut kann) auch häufig an - folglich klingt ein Solo oft wie das vorherige und man findet seinen "Style" monoton.
Mir hat geholfen BEWUSST andere Musik zu hören und mir eine breite Palette an Soli zwar nicht komplett anzueignen, aber bestimmte Parts nachzuspielen und so andere Muster und Kombinationsmöglichkeiten zu entdecken.
Ich bin selbst nicht der Meinung das ich ein guter Solo-Spieler bin, aber ich werde definitiv immer besser :great:
 
skalen, theorie, technik sind alles nur mittel zum zweck. ich habe die erfahrung gemacht, daß sich anfänger und auch schon etwas fortgeschrittenere häufig zu sehr darauf fixieren und das eigentliche ziel, ein solo, das eine einheit mit dem song bildet, aus den augen verlieren.

ich perönlich habe unterschiedliche herangehensweisen an ein solo.

einmal der fall, daß mir überhaupt nichts passendes dazu einfallen will. dann wird einfach mal mehr oder weniger blind drauf los gespielt und ich hör halt, was da so bei raus kommt. oft kommen dann die ideen wie von selbst. ist so ne art selbsinpiration. das letztendliche solo muß dabei nix mehr damit zu tun haben, wie das, was mich darauf gebracht hat.

dann gibt es denn fall, daß ich eben eine recht genaue vorstellung habe, wie das solo klingen soll. wenn das der fall ist, passiert das meiste in meinem kopf. steht da eine art grundgerüst, übertrage ich es auf die gitarre. kann man mit raushören von einem tonträger vergleichen, nur daß dann der tonträger halt mein kopf ist.

manchmal, sehr selten, entwickelt ein song auch eine art eigendynamik. da geht es dann praktisch wie von selbst, weil der song regelrecht nach einem bestimmten muster verlangt. so kann es "passieren", daß ein solo nach 5 min steht. fürn anderes können 5 monate drauf gehen, und ich bin immer noch nicht zufrieden.

voraussetzung für diese herangehensweisen ist allerdings, daß man so fit auf der gitarre ist, daß man praktisch nicht mehr nachdenken muß beim spielen. die ganzen skalen, techniken und theorien müßen dafür in fleisch und blut übergehen. hat man das erreicht, hat man eine art dirketen draht zum instrument, ohne den umweg skala, theorie, technik. sich darüber BEIM spielen gedanken zu machen lenkt nur ab.

wie kommt man da hin ?

ganz einfach - spielen, üben, spielen, üben, spielen, üben. ist man fertig, grad wieder von vorne... das ist ein prozess der jahre in anspruch nimmt. oft sehr frustrierend, weil man selbst nur sehr kleine bis irgendwann vermeindlich gar keine verbesserungen merkt, bis einem auf einmal bewußt wird "hey, ich kanns...". man muß lernen sich selbst zuhören zu können. und das geht nur wenn die ganzen skalen, techniken, theorien in den hintergrund treten (nicht verschwinden!).

gruß
 
Hallo @Teremb und willkommen im Board. In der Theorie scheinst du ja gut aufgestellt, also musst du es in die Praxis umsetzen. Für mich gibts beim erarbeiten von Soli eigentlich folgende herangehensweisen:
es ist mehr oder weniger spontan, zb bei einer Session mit anderen Musikern, dann klingen aber wesentliche Teile auch gleich. Da kann ich dann nur hoffen, dass sie nach mir klingen und die anderen dies als meinen Stil anerkennen.
Was mir sehr geholfen hat und hilft ist Songs aufzunehmen - inklusive der Soli. Dann stell ich schon mal fest: da ist mir das sehr gut gelungen, da könnte ich noch etwas nacharbeiten. Und so entsteht dann am Ende DAS Solo für einen bestimmten Song.
Insgesamt aber mein Tipp: geh es locker an, spiel das Solo so wie es dir gerade einfällt. Als Beispiel nimm Ritchie Blackmore: er hat legendärste Soli gespielt. Child In Time, Smoke On the Water - aber vergleich verschiedene Liveaufnahmen der Songs und du wirst feststellen, dass er da extrem unterschiedliche Sachen spielt. Aber (fast) immer genial und passend! Und genau sowas ist zb mein Ziel: ein Solo muss nicht jedes Mal gleich sein, aber es muss gut sein und von dir kommen!
 
Hi @Teremb,
du könntest dir eine Melodie denken, bevor du anfängst zu solieren. Das kann irgendwas sein, was zum Song passen würde, auch die Refrain- oder Bridge-Melodie, die der Sänger singt. Die kannst du dann variieren, mit Schnörkeln versehen, durch ein paar Scales jagen...
Natürlich für jeden Song eine eigene ;)
 
ICh bin selbst ein grausiger Solierer, aber wenn ich mir doch eins überlegen muss, habe ich zwei Herangehensweisen:

1. eine Melodiestelle des Liedes zu übernehmen und zu variieren
2. Akkordtöne als Ausgangspunkt zu nehmen und dann andere "passende" Töne dazwischenzusetzen

... das Gedudel auf irgendwelchen Skalen endet bei mir immer in "dUdEldAddEldI-dIdEldAddEldU" ;-)
 
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... das Gedudel auf irgendwelchen Skalen endet bei mir immer in "dUdEldAddEldI-dIdEldAddEldU" ;-)
so geht's mir auch oft :rofl:
Ist aber oft ein Anfang, wenn der Song noch im Werden ist. Mit der Zeit lernt man den Charakter dann besser kennen und dann wird man auch mit dem Solo besser hinkommen.
 
Hören, ausprobieren und variieren.
Hör dir z.B. das älteste und bekannteste RnR-Intro aller Zeiten an: Jonny B good von Chuck Berry
Bereits dieser variiert das Intro ständig ein wenig.
Zum Vergleich mal das Intro von Frank Marino anhören, gleiches Lick, ganz andere Baustelle
Überraschender Weise gibt es das dann auch von Judas Priest oder Peter Tosh
und ca. 1Mio anderer Interpreten.

Was ich sagen will: Jeder lernt von seinen Vorgängern/Vorbildern
Es ist überhaupt nicht verwerflich nachzuspielen,
dumm wäre es nur, daraus keinen eigenen Stil zu entwickeln.

Bei RnR oder Blues sind die sog. Blue Notes wichtig.
Das sind Noten, die eigentlich aus dem Schema fallen,
aber eine neue (blaue) Klangfarbe ins Spiel bringen.
Suche mal unter "Bluestonleiter", die sind sehr nahe mit
den von dir genannten verwand.

Wenn es um Improvisation geht, hilf nur üben und mit anderen spielen.
Wenn es um ständig immer die gleichen Abläufe geht,
spiele zu Stücken, die überhaupt nicht in dein Schema passen,
z.B. Jazz, Country, Schlager. Das erweitert den Horizont und
vor allen dingen das Repertoire an eigenen Ausdrucksmöglichkeiten.
Gutes Beispiel dazu: Ricky don´t loose that Number von Steely Dan,
da sind auf ganz kurzem Weg ganz viele Stile zu einem Solo verschmolzen.

Spiele verzerrte Sachen unverzerrt und umgekehrt,
spiele Solos rückwärts (das ist echt heftig und läßt sich
nur mit dem Rechner/Recorder kontrollieren).
Besorge dir Noten anderer Instrumente, z.B. Saxofon, Trompete
Klarinette bzw. spiele deren Parts auf der Gitarre,
lasse Töne weg um Platz für neue Töne zu schaffen.
Man muß eigene Schemata und vor allem Bewegungsabläufe überwinden
um in neue Landschaften vorzustoßen.

Übe Bendings an allen möglichen und unmöglichen Stellen
und nutze die Dynamik des Instruments zur Gestaltung des Ablaufs.

Lege dir dein Solo zurecht und finde dazu eine 2. Stimme
(ist z.B. ein Standardverfahren von Michael Schenker).
Wenn die steht, lasse die 1. weg und suche eine dritte.

Ob du dann Solos schreibst oder improvisierst ist egal,
hauptsache es bleibt spannend. In der Regel wird es dann
auf eine Mischung herauslaufen, wie bei allen großen Solisten.

Und das wichtigste ist: spiele so, wie du singen würdest,
mit Pausen, mit lauten und leisen Passagen, mit und ohne Vibrato,
nutze den Volume- und Toneregler der Gitarre, die gehören mit zum Instrument
und mit zur Gestaltung der eigenen Linie (höre z.B. Jeff Beck, z.B. Guitar Workshop)
16´tel gedaddel ist stinkelangweilig für den Zuhörer
 
Willkommen im Board!

Vieles ist ja schon gesagt worden. Nur nocgh mal der Übersichtlichkeit halber zusammengefasst:

Ein Solo kann aus verschiedensten Elementen oder "Bausteinen" zusammengesetzt werden. :)
  • Zitate oder Variationen von (Gesangs-) Melodielinien aus dem Lied,
  • Standard Licks aus dem jeweiligen Genre (Rock Licks, Blues Licks, Metal Licks, je nachdem), dabei gerne auch Zitate anderer Gitarristen,
  • Läufe und Arpeggien.
Wenn Du dann noch auf die Zieltöne der Akkorde, die gerade dran sind, aufpasst bzw. diese verwendest (Grundton, Terz, seltener Septime oder None), dann solltest Du eine umfangreiche Palette an "Bausteinen" zur Verfügung haben.
Allerdings erfordert dies ein gewisses Grundwissen bezüglich der Harmonielehre, das Du Dir draufschaffen solltest: Wie heißen die Noten in der Skala, die Du gerade spielst, welche Funktion übernehmen sie innerhalb dieser Tonart etc.
Dazu kannst Du Dir hier im Board sicher auch Tipps holen.

Wie Du diese Bausteine dann kombinierst bzw. aneinanderreihst, da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. :)

Hilft Dir dieser Denkanstoß weiter? :)
 
Licks raushören, YT-Lessons von von Dir geschätzten Soli anschauen und nachspielen, nachspielen, nachspielen, üben, üben, üben - irgendwann ist das eigene Repertoire groß genug und die Hände wissen von alleine, wie es weitergehen muss
 
Gerade beim Blues - hören, hören, hören... dann hat man viele typische Tonfolgen und Licks "im Kopf"... dann eben raushören, nachspielen, stehlen, lernen - dann kann man sie nachspielen. Blues-Soli von BB King sind von den Noten her simpel, und es gibt auch von Clapton einige coole Dinge wo er quasi rein in der Pentatonik bleibt. Es gibt gute Videos/Bücher zu Blues Licks und Solos, da sind Anregungen drin.

Ganz wichtig und unabdingbar - viel hören und viel spielen. Rein von der Theorie her kommst Du nicht weiter.
 
geht mir genauso, ich habe auch das Gefühl, ich spiel immer das Gleiche. Aber durch Raushören und Nachspielen scheint sich gerade so langsam eine Veränderung abzuzeichnen...
 
Was mir sehr geholfen hat: Solo's raushören, keine tabs oder youtube lessons und versuch das was du im Kopf hast zu spielen. Also damit meine ich sing eine kleine Phrase und versuch das auf der Gitarre dann nachzuspielen
 
Wie man auf Ideen kommt und das Feeling zum Improvisieren verbessern kann, wurde hier ja schon mit verschiedenen, guten Tipps beschrieben.
Wenn´s dann wirklich um´s schreiben von Solis geht, meine Methode:

Die Chords über die das Solo gespielt werden soll aufnehmen (Ich mach das einfach mit nem Looper), dann einfach mal über die Länge, die das Solo am Ende auch haben soll improvisieren und jeden Versuch aufnehmen und anhören.
Da fällt mir dann mal schneller, mal weniger schnell auf was cool war und an welcher Stelle es sich vielleicht in ne andere Richtung hinentwickeln muss.
Und dann wieder neu Chords abspielen und drüber spielen mit dem was cool war und an anderen Stellen was anderes ausprobieren. Und so entwickelt sich das Solo dann Stück für Stück.
Vielleicht nicht die Methode für jederman, aber so mach ich´s halt :D
Vielleicht hilft´s ja;)
 
Als kleiner Tipp von meienr Seite:
Viele Solos enthalten Wiederholungen. Es gibt meistens eine Grundmelodie (ein paar wenige Takte), die nach und nach immer wieder (ggf. leicht abgeändert oder oktaviert) wiederholt wird.
Dazwischen verbindet man das ganze dann mit ein bisschen Klebe-Melodie und fertig ist das Solo. Ist natürlich leicher gesagt als getan, aber wenn man sich vor Augen hält, dass es vollkommen legitim ist, nicht alle zwei Takte was neues zu erfinden, hilft das schon. Immerhin kann eine Wiederholung auch den Ohrwurm-Faktor steigern.
 

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