Ich suche also eine gutklingende Möglichkeit z.B. die gebrochenen Akkorde der Gitarre auf dem Akkordeon umzusetzen. Die einfach im Diskant gebrochen zu spielen klingt irgendwie immer so fett und gar nicht dezent. Vielleicht liegts aber auch an meiner Spielweise.
Hallo Brückentroll,
Gitarre und Akkordeon sind Instrumente mit großen Wesensunterschieden und in der Regel kann man Spieltechniken nicht ohne weiteres von einem auf das andere Instrument übertragen.
Bei einfacher Liedbegleitung, mit Gitarre auch oft als gebrochene Akkorde, meist mit sich wiederholenden "Zupfmustern", ist das mit der Standardbaß-Seite des Akkordeons nicht so umsetzbar, deshalb wird man eher den Diskant benutzen, da ist man auch viel freier.
Wichtiger Unterschied zwischen Gitarre und Akkordeon ist, daß beim Akkordeon die Töne nicht ausklingen. Deshalb wird man seine Spielweise (ähnlich wie auf der Orgel) anpassen müssen. Dezent registrieren hilft auch.
Ansonsten hat Jonny ja schon verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt.
Bei klassischen Gitarrenstücken gibt es oft eine Unterteilung in Melodie (Oberstimme), Baß und dazwischen eine Begleitstimme/Akkorde. Eine (klassische) Gitarre klingt im Vergleich zu den meisten anderen Instrumenten sehr zurückhaltend, gedämpft und leise.
Wenn Du dann im Akkordeon einen fünfchörigen Humm-Ta-Ta-Baß reinknallst, ist das tatsächlich ziemlich erschlagend und man läuft Gefahr, die Melodie zu übertönen (vor allem, wenn die auch noch einchörig und mit Cassotto gespielt wird).
Erschwerend kommt hinzu, daß "traditionell" (Volksmusik, bei der Steirischen ist's "noch" schlimmer) die Bässe knackig und kurz gespielt werden, und wenn man es weniger ruppig und abgehackt (Öpp - öpp - öpppppp!!!!!) haben möchte, der Baßbereich oft viel zu laut ist.
Die Abstimmung zwischen Baß und Diskant ist ja allgemein immer ein Riesen-Problem...
Arpeggien gehen natürlich links auch nicht, da muß man auf rechts ausweichen oder sich was anderes ausdenken.
Tárregas "Gran Vals" ist durch den Nokia-Klingelton weltberühmt geworden. Er (der Walzer, nicht der Klingelton) besteht aus einer typischen Walzer-Begleitung, die auf dem Akkordeon hervorragend umgesetzt werden kann. Natürlich den Baß relativ dezent registrieren!
Hier mal die erste Zeile in der Gitarrenversion:
Im Akkordeon würde man die Baßtöne nicht liegenlassen, das wäre zu dominant und untypisch. Auf der Gitarre verklingen sie ja relativ schnell.
Ich habe mal vor einiger Zeit damit herumexperimentiert und eine 1:1-Übertragung auf Akkordeon funktioniert sehr gut:
Wie gesagt werden die Bässe kürzer gespielt und die im Original zweistimmigen Akkorde werden zu den vollständigen Dreiklängen ergänzt.
Voilà !
Es kommt bei der Übertragung von einem zum anderen Instrument auch wesentlich darauf an, geeignete Stücke zu wählen...
Ansonsten kommt man um größere Eingriffe ins Arrangement nicht herum.
Man muß allerdings auch die speziellen Charaktereigenschaften jedes Instruments berücksichtigen und eventuell auf eine andere Spielweise wechseln, statt zu versuchen, Eingentümlichkeiten und Sonderlösungen "gewaltsam" zu übernehmen. Da ist schon mal Einfühlungsvermögen und Ideenreichtum gefragt.
Viele Grüße
Torsten