Gitarren in Musikläden bis zur Unspielbarkeit verzogen/kaputt. Ist das normal?

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Stephan1980
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...ich habe noch nie ein Musikgeschäft gefunden, in dem nicht der Großteil der Gitarren durch die Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeitsschwankungen völlig verzogen und kaputt waren. Das Problem sehe ich auch oft bei E-Gitarren, aber gerade suche ich eine Konzertgitarre und da scheint mir das Problem noch schlimmer zu sein.

Auch in einem großen Musikgeschäft mit einer Stunde Anfahrt war es das gleiche Problem.

Ich wollte mir heute eine kaufen, weil meine 340€ Konzertgitarre in den oberen Lagen nicht mehr bundrein ist und ich das nicht aushalten kann.

Naja und heute hab ich ca 5-6 Gitarren getestet. Preisbereich: eine 500€, die anderen ca 750€ und eine davon 1200€. Darunter Hanika und Höfner.

Ganz ehrlich...ich hätte nicht eine einzige davon gegen meine billige Gitarre eingetauscht. Auch die 1200€ Gitarre nicht. Bundstäbchen standen raus, die hätte man zum Käsehobeln verwenden können. Saiten haben gescheppert ohne Ende, und die meisten waren sogar in den ersten Bünden oft nicht bundrein. Selbst Barockstücke nur in der ersten Lage klangen furchtbar. Und ja, ich habe die Gitarren mit Stimmgerät gestimmt und auch die einzelnen Bünde per Stimmgerät geprüft und das ergab ein sehr trauriges Bild. Könnte an alten Saiten liegen? Glaub ich nicht. Meine eigenen Gitarren klangen selbst mit 2 Jahre alten Saiten nie sooooo mies. (Tja, hab früher für die E-Gitarre die Konzertgitarre vernachlässigt).

Ich glaube nicht, dass das an den Gitarren an sich lag. Die Marken sind ja gängige Empfehlungen. Ich denke wirklich es liegt einfach an den traurigen Bedingungen für Gitarren, die tagein tagaus im Laden rumstehen müssen.

Ich hab aber jetzt echt keine Ahnung, was ich machen soll. Und ich frag mich vor allem...wie zum Geier machen das andere Leute? Ich lese so oft, dass Leute sich im Laden in eine Konzertgitarre verliebt haben...das hätte mir in *keinem einzigen* Laden, in dem ich je war passieren können. Hab ich da einfach nur Pech mit den Geschäften gehabt?

Ich bin gerade wirklich richtig traurig, weil ich mich so darauf gefreut hatte, mit einer neuen Gitarre heimzukommen und endlich mal Stücke, die auch bundreine höhere Lagen erfordern, spielen zu können...und dann gab es nicht eine einzige Gitarre, die auch nur die Mindestanforderungen erfüllen konnte. Jetzt, wo ich endlich genug Geld gespart habe und mir eine mittlere Mittelklasse auch leisten könnte.

Man könnte ja jetzt denken, ich kann die Gitarren im Laden ja testen und dann wenn mir eine gefällt, sie bestellen lassen damit ich ein taufrisches Exemplar habe. Geht aber nicht. Die waren alle sowas von jenseits von Gut und Böse, dass ich mir kein Bild davon machen konnte, ob sie mir gefallen *würde*, wenn sie nicht schon so gelitten hätte.

Ich weiß gerade nicht so recht, wie ich weitermachen soll und ob das überhaupt normal ist.

Wäre für eure Erfahrungen dankbar, ich komme mir gerade vor wie in einem falschen Film und stehe echt neben mir.
 
Eigenschaft
 
Soll das eine konkrete Kaufberatung sein/werden oder willst du nur Frust ablassen? ;)

In beiden Fällen überleg dir bitte einen Titel, mit dem man etwas mehr anfangen kann ...
und schick oder melde den an mich oder einen Kollegen.
 
Wird das ein Provokationsthread? Ich kann das nicht nachvollziehen was hier gerade abgeht... Ich komme mir auch gerade vor wie im falschen Film.
 
Soll das eine konkrete Kaufberatung sein/werden oder willst du nur Frust ablassen? ;)

In beiden Fällen überleg dir bitte einen Titel, mit dem man etwas mehr anfangen kann ...
und schick oder melde den an mich oder einen Kollegen.

Ich hoffe, der neue Titel entspricht den Anforderungen.

Nein, ich will nicht nur Frust ablassen.
Und noch viel weniger ein Provokationsthread. Wie kann man hier irgendeine Provokation hineinlesen, ich versteh das wirklich nicht.

Ich will wissen, ob das normal ist und gerne die Meinung von Leuten hören, die schon mehr Erfahrung mit dem Kauf von Konzertgitarren haben.

Ich hab mir auch genau überlegt, in welches Unterforum ich poste, und "Kaufberatung" schien mir am geeignetsten, weil es ja um Probleme beim tatsächlichen Kauf geht.

Also, wenn mir jemand helfen will, dann kann er/sie das mit einer Antwort auf die Frage "ist das normal" tun.
 
Ich hab das in die Lounge verschoben, da es keine konkrete Kaufberatung ist ... ;)
 
Okay, danke.

Und ich wär für alle Antworten und Anregungen wirklich dankbar.

Das gibts doch nicht. Andere zerbrechen sich den Kopf über Zeder oder Fichte, Palisander oder Mahagoni und ich wäre froh, wenn ich einfach nur eine bundreine Konzertgitarre finden könnte.
 
Das die eine oder andere Gitarre in der ersten Lage nicht bundrein war liegt leider oft an einem schlecht gekerbten Sattel.
Es gibt wenige Gitarren, deren Kerben wirklich ähnlich tief sind, wie die Flucht der Bünde. Oft liegen sie weit über dieser Höhe und man muss die Saiten auf den ersten Bund weit herunter drücken. Dadurch wird die Saite stärker gespannt und der Ton wird zu hoch.
Wenn die Kerben korrekt tief sind, kann eine Lage 80g-Papier noch über den ersten Bund geschoben werden, wenn man die Saite auf den zweiten Bund drückt. Zwei Lagen Papier sollten schon klemmen...
...ihr könnt das ja gerne mal bei euren Gitarren prüfen... ich musste bei den meisten Gitarren bisher nacharbeiten.
Der Sattel meiner Lowden S22 war korrekt eingestellt und damit die Ausnahme. Der der JTV-59 war viel zu hoch und der der Gitarren anderer Musiker-Kollegen bisher auch.

Mehr an Erfahrung kann ich leider nicht beitragen.
 
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Um die Frage aus dem Titel mal ganz knapp zu beantworten: Nee, ist nicht normal. Keine Ahnung, in welche Läden du gehst, und sicher kann es in jedem Laden mal ein Instrument geben, das schlecht eingestellt ist, aber in aller Regel hab ich die von dir bemägleten Missstände so noch nir beobachten können. Da solltest du im näheren Umkreis von Göppnigen schon die Möglichkeit haben, auch vernünftige Läden mit einigermaßen ordentlicher Auswahl zu finden.
 
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Hallo Stephan!

Habe mir vor ein paar Jahren eine Höfner HF 16 im Fachhandel gekauft, größerer Laden, war auch schon länger gelagert gewesen, keine Probleme. Jetzt vor kurzem eine alte Höfner HS 35 von ebay- Kleinanzeigen gekauft, auch kein Problem, ist bundrein, habe nur die alten Mechaniken getauscht, die Kunststoffwellen waren spröde und rissig. Meine Empfehlung: suche Dir im Internet eine Gitarre aus die Dir gefällt und bestell dann einfach, wenn es nicht passt, schickst Du Sie zurück. Natürlich habe ich nach dem Kauf eine Wartung und Reinigung vorgenommen, Mechaniken geölt, Griffbrett ebenfalls mit Ballistol- Öl, neue Saiten aufgezogen, bei der alten eine neue Stegeinlage (Tusq) eingepasst. Ich verlasse mich beim Gitarren- Kauf auf mein Bauchgefühl und Intuition, bisher hat das super geklappt. Wünsche Dir ebenfalls viel Glück. Wenn Du natürlich im Laden testen möchtest, dann würde ich einen der großen Händler anfahren, oder einen Spezialisten für Konzertgitarren.
 
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Hey klasse, ich danke euch allen vielmals für eure Kommentare! :):great:


Der Sattel meiner Lowden S22 war korrekt eingestellt und damit die Ausnahme. Der der JTV-59 war viel zu hoch und der der Gitarren anderer Musiker-Kollegen bisher auch.
Mehr an Erfahrung kann ich leider nicht beitragen.

Okido, thanks, GeiGit. :)Das mit dem Sattel verstehe ich sogar. Ich versteh nur nicht, wie man (ohne sich wirklich gut damit auszukennen) dann im Laden eine Gitarre richtig testen kann. Oder mehrere. "Hallo lieber Verkäufer. Ich finde die drei Gitarren hier sehr ansprechend, aber alle klingen in den ersten Lagen furchtbar. Können sie sich bitte kurz um die Sättel kümmern?" Klar geht das nicht, aber ich frage mich jetzt halt wie ihr alle das macht. Kannst du zum Beispiel beim Spielen trotzdem schon im Kopf hören, ob sie dir gefallen *wird*, sobald alles korrekt eingestellt ist?

Da solltest du im näheren Umkreis von Göppnigen schon die Möglichkeit haben, auch vernünftige Läden mit einigermaßen ordentlicher Auswahl zu finden.

Okay, danke dir, toni. :) Schonmal gut zu wissen, dass es nicht normal ist. Ja, also, ich fahre öfters in einen großen Musikladen, der ca 45min-60min Fahrtweg von Göppingen entfernt ist. Der hat eine riesige Auswahl. Aber auch da leiden die Gitarren sehr unter den Ladenbedingungen. Ich habe damals den Verkäufer sogar ziemlich festgenagelt deshalb. Er wollte mir aber auch erzählen, dass rausstehende Bundstäbchen "ganz normal" seien, weil "bei 350€ Gitarren keine Qualitätskontrolle gemacht wird". Ich hab ihn dann gefragt, ob er das gleiche Modell noch im Lager hat, und siehe da....bei der Gitarre aus dem Lager waren die Bundstäbchen perfekt. Später hat er dann eben auch gemeint, dass er viele Probleme damit hat, dass sich die Gitarren wegen der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen verziehen.

Ich würde auch 2h fahren, wenn ich wüßte, dass der Laden dann tatsächlich Gitarren anbietet, die in gutem Zustand sind.

Hallo Stephan!

Habe mir vor ein paar Jahren eine Höfner HF 16 im Fachhandel gekauft, größerer Laden, war auch schon länger gelagert gewesen, keine Probleme. Jetzt vor kurzem eine alte Höfner HS 35 von ebay- Kleinanzeigen gekauft, auch kein Problem, ist bundrein, habe nur die alten Mechaniken getauscht, die Kunststoffwellen waren spröde und rissig..

Danke dir, Klaus! :) So wie es gerade aussieht, überlege ich mir tatsächlich den Online-Weg zu gehen oder mir eine gebrauchte Gitarre per Abholung und Testen zu ergattern. Freut mich, dass du gute Erfahrungen gemacht hast. Aber nachdem ihr jetzt sagt, dass ihr gute Erfahrungen mit Musikgeschäften gemacht habt und dass ich ja weitersuchen könnte, dann werde ich das auch tun. Ich dachte nur, dass ich nach drei, vier Läden vielleicht einsehen sollte, dass das wohl normal ist. Deswegen frag ich ja. :)

Ich wollte tatsächlich gerne eine Gitarre im Laden kaufen, weil es einfach riesig Spaß macht, mehrere Gitarren abwechselnd zu testen und genau miteinander zu vergleichen. Vor allem, wenn noch Freunde dabei sind (so wie heute). Ich liebe dieses Einkaufserlebnis. (Wenn ich dann auch was finde).

Aber sollte das weiterhin schief gehen, dann werde ich wohl einen tatsächlichen KAUFBERATUNGS-Thread hier im Board eröffnen und euch um Hilfe bei meiner Suche nach der für mich passenden Gitarre bitten und die dann bestellen und zur Not zurückschicken. :)
 
Session in Frankfurt, Thomann in Treppendorf und alle Guitar Center in den USA haben einen klimatisierten Raum für A-Gitarren. In den USA sind dort alle drin, in DE meist nur die Oberklasse.

Aber es gibt sie, die Läden in denen das geht. Und sowohl bei Session als auch bei Thomann gibt es jemand im Laden der ansprechbar ist um die kleinen Dinge die passieren können (runter gekommenen Saiten z.B.) zu beheben.

Gruß
Martin
 
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Es gibt auch kleine Läden, in denen ein Gerät die Luftfeuchtigkeit konstant hält und wo die Temperatur in Rahmen gehalten wird.
So schwer ist das nicht, zu Hause habe ich da auch kein Probleme mit älteren Instrumenten, obwohl ich da nicht so pingelig bin.
Die Formulierung "Großteil der Gitarren durch die Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeitsschwankungen völlig verzogen und kaputt" kommt wir schon ein bisschen übertrieben vor.

Klar, ich kenne auch kleine Läden, in denen die Instrumente nie gestimmt werden und Schäden wie abgerissenes Schalgbrett bei Archtops nach 4 Jahren immer noch nicht repariert sind.
Wie so jemand überlebt, frage ich mich dann auch? :nix:
Trotzdem habe ich noch nicht festgestellt, dass dort ein Großteil der Instrumente verzogen ist.
 
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... haben einen klimatisierten Raum für A-Gitarren. In den USA sind dort alle drin, in DE meist nur die Oberklasse.

Aber es gibt sie, die Läden in denen das geht. Und sowohl bei Session als auch bei Thomann gibt es jemand im Laden der ansprechbar ist um die kleinen Dinge die passieren können (runter gekommenen Saiten z.B.) zu beheben.

Hi, hack_meck. :) Ich kann mich an dich erinnern! Ich hab eines deiner ersten Blues You Can Use Youtube Videos kommentiert, vor gefühlten eintausend Jahren.

Ja, wie du sagst,...für die Oberklasse gibts solche Räume. Ich suche eher im Bereich bis 1000€. Aber dass es solche Räume gibt, scheint ja zu belegen, dass es in normalen Verkaufsräumen echt zu Problemen kommen kann. Um alte Saiten kümmern, gut aber was soll ich dem Verkäufer sagen, wenn Bundstäbchen rausstehen oder 6 Gitarren nicht bundrein sind?

So schwer ist das nicht, zu Hause habe ich da auch kein Probleme mit älteren Instrumenten, obwohl ich da nicht so pingelig bin.

Auch das wundert mich. Mir ist das mit einer E-Gitarre und meinem Bruder mit seiner Westerngitarre passiert. Ohne große Temperatur-Schwankungen. Die Westerngitarre war dann sogar unspielbar, bis der Laden auf Garantie dran rumgewerkeln lassen hat. Da standen nicht nur Bundstäbchen raus, die vorher noch perfekt saßen, sondern der ganze Hals war so verzogen, dass Töne auf der hohen E-Saite ungefähr ab dem 12 Bund gar nicht mehr klangen. Nicht nur scheppernd, sondern gar nicht mehr. War auch so im Preisbereich 350€, also kein absoluter Billigschrott. Bei meiner Ibanez 321ex wars lang nicht so schlimm, aber doch krass, wie plötzlich die Bundstäbchen rausstanden, die vorher perfekt saßen. Und beide Gitarren standen ausschließlich in den jeweiligen Wohnzimmern rum. Vielleicht hab ich da aber auch einfach nur wieder Pech gehabt. Immerhin hatte ich bei anderen E-Gitarren da kein Problem.

Die Formulierung "Großteil der Gitarren durch die Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeitsschwankungen völlig verzogen und kaputt" kommt wir schon ein bisschen übertrieben vor.

Ich wünschte, du wärst heute dabei gewesen. 5-6 Gitarren in der engeren Auswahl (und darunter 700€ Hanika und Höfner) und ich hätte keine davon geschenkt genommen. Nicht mal fürs Lagerfeuer.

Wie gesagt waren meine Erfahrungen in dem größeren Laden auch nicht gerade toll, aber da hab ich ja auch im Preisbereich 350€ gesucht. Vielleicht sieht es da ja bei den teureren Gitarren besser aus. Also werd ich mal wieder nen Roadtrip machen. :)
 
Mangelnde Bundreinheit ist mittlerweile kein signifikantes Produktionsproblem mehr. CNC Fraesmschinen sind ueberall verfuegbar und es ist in der Regel billiger, genauer und effizienter die Griffbretter mittels CNC Verfahren zu produzieren als mit den billigsten Kindersklaven. Dementsprechend sind die Schlitze fuer die Buende eigentlich immer am richtigen Platz.
Saiten altern aber. Und wenn Saiten - insbesondere Nylonsaiten - altern, veraendern sie punktuell den Durchmesser und damit die Masse. Das fuehrt zu Unreinheiten. Die Stahlsaitenfraktion kennt das auch, hier ist meist der Zeitpunkt zun Tausch gekommen, wenn die Saite anfaengt progressiv sharp zu werden. Auch das ist eine Folge des Alterungsprozesses.
Andererseits aber haben wir die Politik des "immer billiger", "ich bin doch nicht doof", "Internetpreisvergleich" und wir haben kein problem beim Krauter ums Eck aufzulaufen und zu sagen "Ey, die Klampfe da kostet bei Thoman/Amazom/GAK/Werauchimmerimnetz nur €XXX, mach mir den Preis!" - und was muss der kleine Krauter tun, der im Vergleich zu den grossen seine Kosten auf eine erheblich kleinere Basis umlegen muss?
Der spart. Der spart an der Klimatisierung, der spart an der Wartung, der spart an den Saiten und der spart an Euch, weil das, was sonst im normalen Lieferumfang dabei gehoerte, zum Beispiel eine Uebergabeinspektion, ein Setup auf die Belange des Kunden, das ist jetzt wegrationalisiert.
Und die meisten, die gewohnt sind im Internet zu bestellen, die kennen sowas gar nicht und weil Geiz ja Geil ist, ist das wegoptimiert worden.
Die meisten juengeren, die kennen ja auch gar keine wirklich guten Instrumente mehr. Hochpreiszeug wie Martin, Gibson, Lowden ist fuer einen Muso mit Zero-Hour-Contract, in Leiharbeit oder in prekaerer Teilzeit, im Praktikum oder womit junge Menschen heute ihren Lebenunterhalt verdienen ja vollkommen unerreichbar. Wer kann und will schon - als Amateur! - 4-stellige Eurosummen fuer ein brotloses Hobby auf den Tisch legen, wenn man heute nicht weiss ob es morgen fuer die Miete, den Strom oder das Essen auf dem Tisch reicht?!?! Und wenn, dann kauft man das auch moeglichst billig im Internet. Ist ja auch so schon teuer genug!

Der Krauter um's Eck - und dazu gehoeren mittlerweile fast alle Brick-and-Mortar Laeden ohne signifikanten Internetverkauf - ist in der prekaeren Situation dass der preisguenstige Internethandel die Margen wegfrisst und so ein regelmaessiger Saitenwechsel alle paar Wochen sowohl vom Zeitaufwand her als auch vom Kostenaufwand her einfach nicht mehr machbar ist. Bei mir auf der kleinen gruenen Insel am Rande der Zivilisation (Irland) machen die Gitarrenlaeden und die Gitarrenabteilungen zu. Am laufenden Meter. Was bleibt, sind Kaviere und Pianos. Also das Zeug, dass nicht so einfach aus dem Netz bestellt werden kann. Alles andere stirbt. Und hier wird noch richtig viel Musik gemacht. Jeder Pub hat mindestens einmal die Woche eine Trad Session laufen, die meisten oefter, da ist genug potentieller Markt vorhanden, da gibt es genug Musiker. Trotzdem gehen die Laeden ein wie die Primeln. Internetpreise im stationaeren Handel geht nicht. Vor allem nicht, wenn man dann noch die Dienstleistungen des stationaeren Handels haben will.

Sorry, der hohe Kaufpreis eines Instrumentes heisst nicht mehr, dass sich der Haendler mehr darum kuemmert. ganz im Gegenteil. Teures Zeug wird sehr, sehr viel seltener verkauft und das haengt laenger im Laden ab und deswegen wird der Haendler da auch weniger Arbeit und Geld reinstecken koennen. Wenn das 2 Jahre haengt und alle 4 Wochen die Saiten gewechselt werden, dann kann der Haendler das Ding auch gleich abschreiben. Und weil der Haendler den Gitarrentechniker sowieso wegrationalisiert hat und nur noch einen Teilzeit/Zero Hour/Praktikant/Leiharbeiter als Klavierstimmer und Transporthilfe hat, gibt es auch keinen mehr im Laden, der das erkennen oder gar beheben koennte.

Welcome to the modern world!
 
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Die Erfahrung des Themenstarters deckt sich absolut nicht mit meiner..
Ich war vmtl in einem Großteil der Läden im Ruhrgebiet und hab sehr viele akustische Gitarren angespielt. Der Zustand war eigentlich durchweg passabel.
Ja, es gibt Läden, da hängen teils unbesaitete Gitarren an der Wand, gealterte Saiten gehören eigentlich schon generell dazu, wenn die Gitarre nicht frisch aus dem Lagerbestand geholt wird, aber es ist mMn nicht der Normalfall, dass ein Großteil der Gitarren nicht spielbar ist.
Luftbefeuchter stehen hier im Winter eigentlich überall, so dass die Einflüsse von kalter Luft und Heizung minimiert werden.
Ich würde sagen, hier in der Gegend sind 90% der Gitarren spielbar. Sicher nicht perfekt eingestellt, aber spielbar.
 
Sorry, der hohe Kaufpreis eines Instrumentes heisst nicht mehr, dass sich der Haendler mehr darum kuemmert. ganz im Gegenteil. Teures Zeug wird sehr, sehr viel seltener verkauft und das haengt laenger im Laden ab und deswegen wird der Haendler da auch weniger Arbeit und Geld reinstecken koennen. Wenn das 2 Jahre haengt und alle 4 Wochen die Saiten gewechselt werden, dann kann der Haendler das Ding auch gleich abschreiben. Und weil der Haendler den Gitarrentechniker sowieso wegrationalisiert hat und nur noch einen Teilzeit/Zero Hour/Praktikant/Leiharbeiter als Klavierstimmer und Transporthilfe hat, gibt es auch keinen mehr im Laden, der das erkennen oder gar beheben koennte.
Das ist so ein bisschen die Erfahrung, die ich auch gemacht habe.
Instrumente, die der Händler nicht schnell verkauft bekommt, werden zu schlecht gepflegten Ladenhütern.
Beispiel:
Es gab von Ibanez eine brauchbare Archtop für etwas unter 600€.
Das Instrument lag schon vor mind. 4 Jahren in einem Laden in meiner Nähe, allerdings über den damals üblichen Online-Preisen.
Das abgerissene Schlagbrett hat den Eindruck vermittel, dass sich da niemand um die Instrumente kümmert.
Das Instrument war sonst OK und ich hatte überlegt zu handeln, aber der verknöcherte Besitzer war etwas komisch und ich hab mich dann entschlossen irgendwann lieber mehr Geld in eine richtig gute Archtop zu investieren.
Ich mache mir jetzt aber den Spaß und gucke immer, wenn ich in das Örtchen kommen, in den Musikladen.
Es gibt da auch ein paar gute Instrumente, offenbar macht er seine Geschäfte mit reduzierten Exemplaren von der Musikmesse o.ä.
Es gibt aber Teile wie diese Archtop, die defintiv dort verstauben - und ja - das Schlagbrett baumelt immer noch halbbefestigt rum.
Vielleicht frage ich irgendwann den Händler, wieviel er dafür will, ist ja inzwischen schon vorvorletzte Generation, aber ich bin mir sicher, der geht nicht so runter, dass jemand das Instrument nimmt, sonst wäre es schon weg, das war kein unbeliebtes Modell.
 
Man kann hier noch weiter diskutieren:
Wer von euch bewahrt seine Gitarren in perfekt klimatisierten Räumen auf? Wie handhabt ihr das bei Gigs?
Das Problem ist nämlich noch lange nicht gelöst, wenn man im Laden eine Gitarre gefunden hat. Ich habe hier aktuell eine ziemlich teure Ortega (Avatar), die war perfekt. Jetzt nach 4 Jahren sind die Bundenden scharfkantig, was darauf zurückzuführen ist, dass nun endlich der Hals richtig trocken ist, das Holz geschwunden ist und die Bundenden nun überstehen. Woran liegt das? Siehe @Corkonian , Zeit ist Geld, Holz muss schnell wachsen, schnell trocknen usw.
Großer Mist das, aber in der heutigen Zeit unvermeidlich.
Man kann es nicht mal an Preisen, Marken oder Modellen festmachen- es ist einfach Lotto.
Meine Musima von 1973 ist immer noch bundrein und gut spielbar, eine Marathon von 1992 spielt sich wie am ersten Tag, aber diese Sch Ortega trocknet jetzt erst. Bei einer 12saiter Ibanez, 1998 gekauft, das gleiche Problem.
 
Wie mache ich das?
Eigenes Musikzimmer/Studio. Hygrometer im Raum und Ultraschall-Vernebler mit einer kleinen Relaisschaltung via Arduino bei weniger als 45% an und bei 55% aus. Aber auch ich hatte einen Trockenschaden. Alle laermigen Computer/Switche/Storagesysteme in einen mit leisen Lueftern versehenen doppelt verglasten 19" Schrank gepackt. Dumm nur, dass der heisse Abluftstrom dennoch so lag, dass mindestens zwei Gitarrren - eine Koa Jumbo von Binh und eine Yamaha FG730S - voll im Luftstrom standen. Die Binh von vorn, die Yamaha von hinten. Ergebnis: Deeckenriss bei der Binh und Berg-und-Talbahn bei der Yamsel. Die Binh ist wieder repariert, die Yamsel rehydriert und verkauft. Aber jetzt habe ich den Abluftstrom umgelenkt.
 
Sicher lohnt sich das bei deinen vielen und auch wohl nicht günstigen Gitarren.
Die Ortega ist meine Erstnylon für kleine Akkustikmuggen mit Klavier und Gesang, da spielt man schon auch mal zwei Stunden OpenAir an einem Sommerabend, da macht auch mal jemand ein Feuerchen usw. Es ist halt ärgerlich, vor allem wenn man nach so vielen Jahren weiß, dass das nicht zwangsläufig so sein muss. Jetzt feile ich ALLE Bundstäbchen, das ganze aber mit dem Wissen, dass es nicht wirklich die Wurzel des Übels bekämpft. Neubundierung ist wirtschaftlicher Unsinn.
 
beim Kauf interessieren mich im Laden in erster Linie Klang und Haptik
dazu braucht sie keine perfekte Intonation - das Prinzip 'Bundierung' ist ja bereit ein physikalisch bedingter Kompromiss
ergo konzentriere ich mich auf das Ansprechen und Halten des Tons, Klangspektrum, ob sich die Hand wohlfühlt etc...
die notwendigen Anpassungen sind ja überschaubar (wie schon angesprochen)
(ich selbst bin da bei Feinheiten eher robust aufgestellt, wie vermutlich die Mehrheit der Kunden)
für extra feines Gehör muss dann halt etwas nachgearbeitet werden
(die restlichen 95% der Kundschaft sind sicher nicht bereit das mitzutragen... und das auch noch im Voraus) ;)

cheers, Tom
 

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