[Gitarre} Vox Virage I

mnemo
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Ich hab seit langem mit einer richtigen Semi-Hollow Gitarre geliebäugelt, aber immer kam was dazwischen. Damals gabs auch nicht so die „guten“ Semis in dem Preissegment unter 1000,-. Hab letztens viel angespielt. Eine günstige Ibanez, die mir recht gut gefallen haben, aber irgendwie war teilweise dieser blecherne Sound da bei Clean. Zudem war die Mensur etwas zu klein mit 24,75“. Ebenso die äußerst geniale Höfner Verythin, die mir in allen Belangen bis auf die Mensur gefallen hat. Es gibt noch von Eastwood die Joey Leone, die mich unheimlich angefixt hat, da die Mensur 25,5“ ist, nur da ist die Vox Virage I dazwischen gekommen.
Ich könnte mir diese Gitarre nicht wirklich leisten, aber glücklicherweise hab ich ein Showroommodell, das aussieht wie neu, gezockt. Wer kann bei einem dreistelligen Preis nein sagen?

Design und Handhabung:
Nun ja, die Mensur ist 638mm, also etwas mehr als PRS und weniger als Strat. Was ganz O.K. für mich erscheint. Nach dem ersten Saitenwechsel und Tuning auf DropC ist noch alles im Grünen Bereich.

Der Body ist etwas größer, um genau 0,5cm. Dicker ist sie deutlich, da hab ich nicht nachgeschaut um wieviel cm genau. Gerne hätte ich die Form und Größe der DC gehabt oder einer ES-Style, aber man kann nicht alles haben. Der Ton ist trocken nicht so laut wie der großen Schwestern(16“ Body width).

Die Gitarre strotzt nur so vor Neuerungen. Da wäre einmal die für mich wirklich bedeutendste und auch einzigartigste, zumindest bei Semis, und zwar der Contourbody. Er ist dem Körper angepasst und macht im hinteren drittel einen Knick. Mein Gott so ein Spielgefühl am Gurt oder im Sitzen hatte ich bis jetzt bei keiner Gitarre.

Dann sind da noch Konstruktionsverbesserungen wie die Aluminium Bridge, die einen sehr großen Regelweg bietet. Ich habe momentan 011-060er Saiten drauf und da ist immer noch Platz bezüglich Einstellung der Oktavreinheit. ¼ größer als ne TOM Nashville, würde ich schätzen. Sehr gut! Der Ton kommt dank dem Alu sehr artikuliert rüber und sehr ehrlich und färbt nicht.
Darunter befindet sich ein neuartiges Design bezüglich des Sustainblocks. Dieser reicht nicht wie bei anderen Semis bis ganz nach hinten oder ist kompakt, nein, er ist wie ein Y ausgefräst und soll somit einen noch artikulierteren Sound erzeugen und mehr Sustain bieten. Nun gut, das kann man nicht nachprüfen. Tatsächlich fühlt sich das Sustain doch etwas länger an als bei gewöhnlichen Semis, die konstruktionsbedingt gegenüber den Solids weniger Sustain haben. Generell vermisse ich bei Gitarren nie Sustain, da ich erstens Rhythmiker bin und zweitens so laut auf Probe spielen kann, dass ich in ein natürliches Feedback umkippen kann. Zudem hat man bei gewissen Lautstärken einfach mehr Sustain. Scheiß auf das Sustain!!!

Eine weitere Neuheit sind die Coaxialpickups, die von DiMarzio gebaut werden. Man hat hier wie bei den P-Rails drei verschiedene Auswahlmöglichkeiten zwischen Hummi, P-90 und SC-Sound(allesamt Brummunterdrückend). Das hört sich nach ner eierlegenden Wollmilchsau an. Vorab, das ist diese Gitarre. Bis auf diese gewissen tiefen dicken harmoniegetränkten Jazztöne, die man wirklich nur aus den dicken 17“ern rausbekommt, und diverse SC-Sounds, die ebenfalls nur mir ellyptoisierten Polepieces original rüberkommen, kann diese Gitarre alles von Metal bis Britpop bis Chickenpickin bis Rock und Blues. Gei - el!!!

Sound:
Der Sound ist leicht glatt in den SC-Modes. Und mit dicken Saiten aber viel besser als mit den Werkssaiten. Der P90 Sound ist sehr gelungen und tönt reudiger als der SC-Mode. Hingegen der Humbucker mehr Edge hat und gesamt nur geringfügig fetter kommt. Was mit auffällt, ist das die Gitarre nicht die typischen Tiefmitten herunterschmettert, wie es zum Beispiel eine Gibson macht. Hier ists leer. Was mich nicht wirklich stört, die Gitarre ist dadurch klar und nicht matschig. Chuggahriffs kommen nicht so gut rüber. Bitte nicht falsch verstehen, es geht, die Gitarre hat einen enormen Tiefgang und drückt andere Frequenzen nur gutturaler, das kann an der Mahagoniversion liegen. Man hat nicht die Wand in seinem Sound, was den Bandsound zu gute tut. Der Tonepoti arbeitet ähnlich dem von Taylors E-Gitarren, nämlich eher wie ein Wah, nur hier ist es noch mehr voxy würde ich sagen, also geht in eine vokale Richtung. Zugedreht hört es sich immer noch gut und brauchbar an. Im Zerrmodus ist diese Gitarre eher mit Vintageoutput zu vergleichen. Deswegen blase ich sie mit etwas mehr Gain an bzw. schalte einen RC Booster vor meinem Amp, sodass der Arsch gut rüberkommt und man mehr Saft hat. Die Gitarre ist natürlich Feedbackanfälliger, aber ich habe bis jetzt keine Probleme bei der Probe gehabt. Ich stehe meist 2-4m schräg zur Box. Die Obertöne kippen schneller, aber das Feedback ist sehr gut zu steuern. Von der Bespielbarkeit habe ich das Gefühl, dass es n Mittelding zwischen Gibson und Jackson(USA) liegt. Butterweich lässt sich alles spielen und trotzdem ist der Ton formbar und nicht kühl.

Ich hatte schon den Vergleich zu der kleinen Schwester Modell HDC 77 mit den spitzen Hörnern und dem größeren Body. Da kamen mir die Pickups insgesamt heißer vor und die Gitarre war giftiger. Man hatte das Gefühl sie hatte mehr gerockt. Von der Bearbeitung her allerdings der Bünde war sie der Virage I definitiv unterlegen. Sie hört sich auch nicht ganz so plastisch an und etwas drahtiger als die Virage I die ich als glasig und „für Studio“ attestieren würde. Und insgesamt kam das Spielgefühl bei der 77er HDC etwas behäbiger und grober rüber.

Minus:
(-kein Chuggahsound, was natürlich logisch ist, da Semi)

Plus:
-leichtfüssiger Ton
-flächige Tiefenwiedergabe
-extrem schnelles Attack
-mehr Sustain als bei gewöhnlichen Semis
-sehr gute Ortbarkeit im Bandgefüge, sowie im Mix
OHNE dabei schrill oder ätzend zu wirken oder anderen Instrumente die Frequenzen zu nehmen
-Bespielbarkeit der Bünde 1A, wie Butter
-Spielkomfort(Halsübergang, generelle Haptik)
-Trage- und Sitzkomfort einzigartig(Contourbody)
-Flexibilität(Pickups)
-Tonepoti(definiert und sinnvoll)

Fazit:
Unterm Strich ist das Modell so gut verarbeitet wie eine USA Jackson. Was ich noch ändern werde ist der Sattel. Ich hab vorerst selbst n bisschen rumgepfuscht, um dicke Saiten drauf zu spannen, aber werde baldigst zu einem Gitarrenbauer den Sattel neu auf die Saitenstärke einstellen lassen.

Wer die Chance hat Voxgitarren an zu testen, der sollte das machen. Ab der 55 er Serie sind diese Gitarren wirklich sehr gut und enorm flexibel. Die Solids haben eben noch diese Wand im Sound und sind vom Tragekomfort ebenso gut wie die Virage I/II. Diese setzen eben an Qualität und Bespielbarkeit, sowie den Semisound eben noch eine ganze Schippe drauf. Ich muss aber auch ganz ehrlich sein, 3000,- Euro würde ich dafür nicht bezahlen, das hängt aber eher damit zusammen, dass ich ab diesen Preis keine wirkliche tonale Verbesserung höre bzw. wäre es mir nicht Wert. 2000,- Euro sind für mich noch im Bereich des Nachvollziehbaren. Da ich die Gitarre zwar als Aushängeschild sehe und eine Gitarre über dem Spieler recht viel aussagt(Geschmack, darüber lässt sich bekanntlich streiten, aber es gibt einfach Fauxpas, die sind einfach uncool, Einstellung zum Instrument, zum Ton, Aussagekraft der Musik…), bleibe ich gern mit den Blingblingspecs auf dem Boden, da eine Gitarre für mich immer noch Zweck ist, zwar mit Seele, aber ein Arbeitstier.

Die 77er ist allerdings wirklich Top für ihren Preis. Wenn man jedoch wirklich 3000,- zur Verfügung hat und das auch ausgeben will, ist die Virageserie wirklich absolut zufriedenstellend, zumal diese Erneuerungen eben einzigartig sind. Das könnte man sicher bei diversen Gitarrenbauern hierzulande auch in seine Customgitarre einfließen lassen, aber da denke ich, dass es unterm Strich teurer wird. Muss dann eben jeder selbst entscheiden, ob man dann lieber sich für etwas mehr eine Semi bauen lässt mit absolutem Customspecs oder ne sehr hohe Qualitätsgüte der Vox Virageserie zulegt. Diese Virage jedoch ist für mich schon Custom genug, einzig der Hals ist eben so wie er ist recht normal. Da hätte man beim Customshopinstrument eben mehr Möglichkeiten das Spielfeeling zu verbessern.

Nichtsdestotrotz:

VOX ROCKS!

Bilder:
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