Bei einem Tremolosystem (das nicht in einer Anschlagsposition ist) stimmst Du eigentlich nicht jede Saite einzeln, sondern musst vielmehr alle Saiten in einen aufeinander abgestimmten "Schwebezustand" bringen. Wenn Du dann eine Gitarrensaite runterstimmst, dann bedeutet das weniger mechanische Spannung durch diese Seite. Folglich verteilt sich diese geringere mechanische Gesamtspannung auf das gesamte Tremolosystem. Die Folge: die anderen Saiten werden in der Tonhöhe höher. Dieser Einfluss ist bei verstellen der dickeren Saiten stärker als bei verstellen der dünneren Saiten. Du musst also bei jedem Drop tune die Gitarre in einen neuen "Schwebezustand" bringen.
Etwas ähnliches passiert, wenn Du einen Satz Saiten mit anderen Stärken draufmachst z.B. statt dem üblichen 10er Satz (10-46) einen 9er oder einen 11er Satz. Ein 9er Satz erzeugt insgesamt eine geringere, ein 11er Satz eine höhere mechanische Spannung auf das Tremolosystem. Daher musst Du dann auch die Schrauben die auf der Rückseite der Gitarre die Federn der Tremoloblocks halten, neu einstellen, sonst hängt der ganze Tremoloblock in einer falschen Position.
Das Ganze hat einige praktische Konsequenzen:
- Gitarren mit Floyd Rose System sind zwar stimm-stabiler, Du kannst sie aber realistisch während Gig/Probe kaum umstimmen, das dauert zu lange. Da brauchst Du eine zweite Gitarre, die Du vorher in die andere Stimmlage gebracht hast und die Du dann wechelst. Wenn also im Band-Programm Stücke mit verschiedenen Drop-Tunings vorkommen, dann brauchst Du entsprechend mehrere Gitarren oder eine Gitarre mit fixed Bridge. Eine Strat ist in sofern ein Zwitter, als Du zwar alles neu stimmen musst, aber die Saiten sind wenigstens am Steg nicht festgeschraubt. Umstimmen geht daher, nur dauert es. In jedem Fall brauchst Du aber etwas Zeit für Gitarrenwechsel oder umstimmen (und ein stumm schaltbarer Gitarren-Tuner ist dann Gold wert).
- Wenn Dir bei einer Gitarre mit Tremolo-System eine Saite reißt, dann fehlt nicht nur die eine Saite, sondern die anderen Saiten sind auch verstimmt, Du kannst also nicht zur Not mit einer Saite weniger weitermachen. Beim Reißen einer hohen E-Saite ist das vielleicht nicht so schlimm, wie beim Reißen eine tiefen Saite.
- Viele Bands haben sich daher dazu entschieden, das ganze Programm in Drop-Es oder Drop-D zu spielen, damit die Gitarreros nicht ständig Äxte wechseln.