Gitarre und Klavier parallel lernen

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akurei
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Hallo, liebes Forum!

Ich hoffe, daß dieses Thema noch nicht breit getreten wurde und ich hier jetzt niemanden verärgere.
Ich hab jedenfalls weder mit der Board- noch der Googlesuche genau das gefunden, was ich suche.

Womit ich auch schon zum Thema kommen würde: kann man Klavier und (klassische) Gitarre gleichzeitig lernen? Damit meine ich das Zupfen von (evtl. polyphonen) Melodien bzw. ihr wisst ja was ich meine.

Ich spiele jetzt seit einigen Jahren Klavier und das ist so ziemlich das wichtigste in meinem Leben geworden. Eigentlich probiere ich gerne neue Sachen aus, bin dann aber immer etwas wegen den neuen Umständen gehemmt und recherchiere deswegen immer gern vorher.

Ich glaube, es ist problematisch beides gleichzeitig zu lernen, kommt es mir doch als empfohlen vor als Pianist immer möglichst kurze und als Gitarrist in der Zupfhand dem Anlass entsprechend lange Fingernägel zu haben.
Hat also jemand Erfahrungen damit? Mir würde es nicht reichen, mit Plektrum Akkorde anzuspielen, sondern ich würde dann schon zupfen wollen. Stücke von Bach z.B (und Unterricht nehmen).

> Muss man Abstriche machen? Und wenn ja, wie würden diese aussehen?

Auf meiner sehr billigen Gitarre ist ausserdem das Spiel ziemlich schmerzhaft. Ich kenne mich nicht wirklich aus, würde aber laut dem was ich in Erfahrung gebracht habe sagen, daß das Instrument nicht bundrein ist und man schon Kraft braucht um die Saite ordentlich hinter das Bundstäbchen zu bekommen. Gerade bei schwierigeren Akkorden ist das demotivierend. Außerdem kann es vorkommen, daß ich nach kurzer Übezeit teilweise noch tagelang Schmerzen in der Greifhand habe, als würde die Saite noch immer in die Finger schneiden.

> Ist das normal oder liegt das am Billiginstrument?

Ich würde schon gerne beides machen, aber ich komme dann aber immer schnell an den Punkt, wo ich meine mich im Kreis zu drehen. Als Alternative zur Gitarre als zweites Instrument wäre noch die Violine, die ich aber gerne "falsch herum" spielen würde, quasi den Bogen in der linken Hand führend, was problemaaaaatisch werden würde. Die Gitarre würde ich "richtig herum" halten. Meine Händigkeit ist komisch...

Bzgl. der Violine möchte ich eine Art "Schnupperstunde" an meiner Musikschule nehmen, weil die Einzelheiten (Kolophonium, Qualitätsklassen der Einzelteile) einfach Vorort-Beratung erfordern und erfrage meine Sorgen zur Gitarre deshalb hier (nicht übel nehmen).
Für mich ein weiterer Kritikpunkt pro Gitarre und kontra Violine ist auch der Preis.


Das aber mehr so als Offtopic, da das hier ja das Gitarrenunterforum ist.
Ich hoffe der ein oder andere hat vll. Erfahrung, Zeit und Muse um mir Tipps zu geben.:)


Ich bedanke mich dementsprechend schon einmal im Voraus!
 
Eigenschaft
 
Hallo und willkommen im forum.

Beide instrumente gleichzeitig zur meisterschaft zu bringen, erfordert tatsächlich gewisse kompromisse bei den fingernägeln. Ich weiss nicht, wie weit du in der klassischen gitarrenausbildung schon bist, aber in der ersten zeit der ausbildung ist die länge der nägel noch nicht ausschlaggebend. Ich glaube, bei mir fing es so nach drei oder vier jahren damit an (ist aber so lange her, dass ich mich nicht mehr genau erinnere und die ausbildungsmethoden haben sich in den letzten fünfzig jahren ja auch hoffentlich etwas verändert :) ).

Grämen musst du dich deswegen aber nicht, denn z.b. beim musikstudium gitarre wird auch eine gewisse kompetenz am klavier verlangt und so hat jeder, der gitarre studiert hat, dieses problem schon mal gemeistert. Vielleicht findet ja der benutzer "Disgracer" diesen thread. Er hat schon mal was dazu geschrieben, ich finde es nur gerade nicht.

Bei der gitarre lässt sich vielleicht noch das eine oder andere an der einstellung optimieren, um deine schmerzen zu lindern. Ganz am anfang ist es aber normal, dass es eine weile etwas weh tut; es ist der gewöhnungsprozess. Was für ein instrument hast du denn?

Das wort "problematisch" würde ich nicht verwenden. Du kannst beide instrumente ohne weiteres zusammen lernen, wenn du genügend zeit und energie zum üben aufbringen kannst. Auch die gitarre benötigt viele jahre bis zur meisterschaft, wenn du es ernsthaft angehen willst. Beides zu können ist aber musikalisch sicher eine bereicherung.

Also nur zu :great:

Gruss, Ben
 
Hallo erstmal und willkommen im Forum :)
Also ich spiele auch Gitarre, Klavier und Violine, wobei die Gitarre mein Hauptinstrument ist. Am Anfang des Gitarrespielens ist es ganz normal, dass die Finger schmerzen. Deine Fingerkuppen müssen eine Hornhaut aufbauen, damit du es besser greifen kannst.
Für den Anfang ist es nicht weiter schlimm eine billig Gitarre zu nehmen. Dass günstige Gitarren verpönt werden, kann ich nicht verstehen. Ich selbst habe auch mit einer Gitarre angefangen, die ich heute in die Tonne werfen würde. Hab die Gitarre aber immer noch bei mir. :D Sehr gute Gitarren kann man schon ab 300€ bekommen. Teuer ist es nicht, wenn man den Preis mit anderen Instrumenten vergleicht. Zum Beispiel kostet ein gutes Saxophon mind. ca. 1500€.
Für das Zupfen musst du keine langen Fingernägel haben, kannst auch mit deinen Fingerkuppen zupfen. ;) Vom Schwierigkeitsgrad würde ich Gitarre und Violine gleichstellen, allerdings hast du mit der Gitarre ein viel größeres Repertoire an musikalischen Möglichkeiten, was einen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad mit sich bringt. Sehe Jon Gomm:


Es spricht nichts dagegen, die Instrumente parallel zu lernen. Und da dir die Musik anscheinend Freude bereitet, solltest du keine Hemmungen haben und einfach mal es ausprobieren. ;)
 
Hallo akurei :)

Ich spiele auch Violine, Klavier und klassische Gitarre (genau wie TSonGoku ^^), als "Hauptinstrument" Gitarre. Ich würde sagen, dass die Fingernägel unabdingbar sind, wenn du auch Bach, Barrios und Tarrega und den ganzen Krempel auf der Gitarre spielen willst! Es klackert auf dem Klavier jedoch und ist unglaublich nervig, die meisten Gitarrenstudenten, die Klavier als Nebenfach haben, kleben sich die Fingerkuppen einfach mit Pflastertape ab. Rutscht am Anfang ein bisschen, man gewöhnt sich aber dran.
Zu dem Thema Abstriche machen im allgemeinen: du wirst wahrscheinlich niemals zwei Instrumente perfektionieren können, es ist aber auf gar keinen Fall schlecht mehrere Instrumente spielen zu können, du musst nur wissen wo deine Prioritäten liegen.
Davon, die Geige falsch rum zu spielen, rate ich dir jedoch dringend ab. Das ist ja bei Gitarre ja schon komisch, aber bei der Geige ist diese Möglichkeit (glaube ich) nicht mal existent :D

Liebe Grüße,
Melody
 
Der Ben hat gerufen und da bin ich ;-)

Das ist ein kompliziertes Thema, auf das es sicherlich keine allgemeingültige Antwort gibt.
Es hängt auch sehr davon ab, was man machen möchte und wo Prioritäten liegen, und dadurch gibt es verschiedene Optionen.

Bei mir sah es so aus: ich war lange Jahre klassischer Gitarrist, bevor ich für's Studium angefangen hab Klavier zu spielen.
Die Probleme, die sich auftun sehen so aus:
- wenn man lange Fingernägel hat, hat man einen ziemlich großen Kontrollverlust auf dem Klavier, wenn man nicht extrem "flach" spielt. Es gibt ja am Klavier auch verschiedene Arten einen Ton zu spielen. "In die Tastatur rein" ist völlig anders als solche (ich nenn's mal) "Impulse", wenn man dann schnell wieder vom Ton weg muss.
Wenn man nun Fingernägel hat, sind die oft nicht "stabil", wenn man damit senkrecht auf die Tasten kommt, und man bekommt Probleme damit ernsthaft den Tastendruck zu kontrollieren.
Ich hab mir damit beholfen, dass ich die Fingernägel mittlerweile recht kurz trage, so dass auch beim Klavier die Kontrolle da bleibt. Man muss da ein Mittelmaß finden und sich dran gewöhnen.

- ein anderes Problem ist die Synchronität der Hände.
Das hat mir am Anfang viele Probleme bereitet. Während man am Klavier beide Hände nahezu völlig unabhängig voneinander bewegt, arbeiten auf der Gitarre beide Hände zusammen (abgesehen von diversen fortgeschrittenen Techniken) man muss also viele Bewegungen gut timen, so dass die greifenden Finger auch genau im Moment des Anschlags da sind wo sie sollen.
Vllt ist das aber vom Klavier zur Gitarre einfacher, als von der Gitarre zum Klavier.

Ansonsten sind beide Instrumente eigentlich relativ unabhängig voneinander. Beim Klavier liest man mehrere Notenschlüssel, bei der Gitarre nur einen, bei Klavier kommen die Anschläge von oben, die Gitarre wird gegriffen und gezupft. Da gibt es nicht soviele Berührungspunkte.
Vllt ist die Gitarre im ersten Moment etwas unübersichtlich, weil sie quasi wie sechs gegeneinander verschobene Klaviere gleichzeitig ist, auf denen man jeweils nur einen Ton spielen kann ;-)
Aber das sind alles Dinge, die einfach durch Übung automatisch kommen.
Generell spricht nix dagegen mehrere Instrumente zu lernen.

Vllt als Anmerkung zur Fingernagel-Problematik noch: das ist schon eine Diskussion auf recht hohem Niveau. Bis man sich ernsthaft Gedanken über Soundformung mit dem Nagel, verschiedene Aschlagsbereiche etc machen kann, muss man erstmal die Grundlagen beherrschen, und das empfinde ich (persönlich) auf der Gitarre schwieriger als am Klavier. Sauber greifen, Fingerbeweglichkeit in verschiedene Richtungen. Das braucht erstmal Übung. Von daher würd ich dir raten das einfach mal ne Zeitlang auszuprobieren, zu gucken wie du klarkommst, und dann deinen Weg suchen.
TSonGoku spielt ohne Fingernägel. Würd ich nie machen, aber es spielt vmtl auch deutlich weniger Klassik auf der Gitarre... Von daher: gucken was man machen will, ausprobieren, fertig.
 
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Vielen, lieben Dank euch Vieren!

Vieles von dem was ihr gesagt habt, konnte ich mir schon denken. Aber ich persönlich höre immer gerne Leute zu einem Thema an, die nach Möglichkeit viel Erfahrung mit der Problematik haben um mir eben gaaaanz sicher zu sein. ;)

Die von TSonGoku angesprochene Hornhaut und der Kontrollversuch auf der Klaviatur von Disgracer scheinen mir aber dann doch nicht so wirklich dafür zu sprechen. :|

Vielleicht bin ich aber auch mal wieder dickköpfig und mach es trotzdem. ^^
Wie ich mich dann letztendlich entscheiden werde, weiß ich noch nicht. Das ist irgendwie auch eine emotionale Entscheidung und manchmal muß man auch mal Dummheiten begehen! :b

Wie dem auch sei, ihr habt mir wirklich sehr geholfen und danke nochmals!
 
- ein anderes Problem ist die Synchronität der Hände.
Das hat mir am Anfang viele Probleme bereitet. Während man am Klavier beide Hände nahezu völlig unabhängig voneinander bewegt, arbeiten auf der Gitarre beide Hände zusammen (abgesehen von diversen fortgeschrittenen Techniken) man muss also viele Bewegungen gut timen, so dass die greifenden Finger auch genau im Moment des Anschlags da sind wo sie sollen.
Vllt ist das aber vom Klavier zur Gitarre einfacher, als von der Gitarre zum Klavier.

DAS war für mich, allerdings mit Erstinstrument Gitarre, auch das größte Problem. Die Fingernägel kommen sicherlich hinzu, da ich aber auf dem Klavier nie "Meisterschaft" erreichen wollte, war das für mich kein ganz großes Problem. Gestört hat's trotzdem.
 
War nicht DIE Diskussion im 19. Jhd., ob das Spielen mit Fingernägeln oder mit Fingerkuppen besser sei? Nuja - ich jedenfalls schneide mir die Nägel immer so kurz wie möglich und zupfe mit den Kuppen. Muss aber auch zugeben, dass ich nicht wirklich klassische Musik auf der Gitarre spiele, aber möglich ist es... Trick 17 heißt, wie fast immer, einfach mal ausprobieren :)
 
Hallo akurai,

Disgracers Ausführungen kann man fast nichts mehr zufügen.....:great:
Vielleicht nur meine persönlichen Erfahrungen. Ich habe mit 7Jahren mit Klavier angefangen, dann mit 14 etwa 2Jahre paralell Klassikgitarre genommen.
Ein großer Vorteil war, die Theorie war ja schon drin. Und ich glaube auch, daß es mir die Beidhändigkeit am Piano als Linkshänder die Sache sehr erleichtert hat. (ich spiele" normale" RH-Gitarre).
 
Hi!

"Ich würde sagen, dass die Fingernägel unabdingbar sind, wenn du auch Bach, Barrios und Tarrega und den ganzen Krempel auf der Gitarre spielen willst!" Da möchte ich doch mal widersprechen! Tarrega hat ohne Fingernägel gespielt und die Laute wurde im Barockzeitalter auch ohne Fingernägel gespielt. Auf breiter Front hat sich das Nagelspiel erst durch Andres Segovia durchgesetzt. Als Julien Bream die Laute als Soloinstrument im Konzertbetrieb wiederbelebte, sah er sich nicht zuletzt wegen seines Nagelspiel enormer Kritik ausgesetzt.

Noch immer häufig sieht man Gitarristen mit wirklich langen Fingernägeln, ich halte das für einen großen Fehler. Angeschlagen wird die Saite richtigerweise mit der Fingerkuppe, der Nagel soll nur einen letzten Impuls vermitteln. Also: Nagel so kurz wie möglich, so lang wie nötig. Dann klappt das auch auf einem Tasteninstrument, wenngleich damit kein Weltklasseniveau zu erzielen ist.

Grüße

Thomas
 
Das ist jetz aber auch nicht ganz richtig.Tarrega hat beides gemacht.Er hatte ne Krankheit am Nagelbett und vor allem mit zunehmenden Alter wurden seine Fingernägel stark brüchig.Dannach spielte er nur mit Kuppen.
 
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Hi Patchy!

Man lernt doch immer wieder gerne dazu. Danke
 
Letztendlich hat sich der Nagelanschlag durchgesetz.

Das hat zum Einen mit der differenzierten modernen Anschlagstechnik zu tun. Die hängt nun aber auch eng mit den modernen Saitenmaterialien zusammen. Darmsaiten sind nicht so eben wie die modernen Materialien und schädigen wohl recht stark die Nägel.

Ob man mit kürzeren Nägeln oder eher längeren die besten Resultate erzielt, hängt auch von der persönlichen Finger- und Nagelanatomie ab.

Mit Kuppenspiel kann man kaum tirando und apoyando unterscheiden. Tremolo ist auch sehr schwierig. Mir ist kein Klassiker bekannt, der das macht, abgesehen mal von Barockgitarristen vielleicht, die ein anderes Klangideal anstreben.
 
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