Hind
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Review meiner PRS Custom 22 20th Anniversary
Die Vorgeschichte zur Gitarre:
(Wer nicht darin interessiert ist, möge bitte die folgenden beiden Abschnitte überspringen!)
Dies ist nicht meine erste Gitarre von Paul Reed Smith. Schon 2004 kaufte ich mir eine PRS. Damals sparte ich mir noch mühsam etwas mehr als 500 Euro für eine Santana SE der ersten Baureihe ab. Ausganspunkt war ein Bandkollege von mir. Dessen tolle, blaue Santana SE hatt emich beim Antesten sehr begeistert, weshalb ich die SE in schönem vintage cherry schließlich in der Tremoloversion bei Sound & Drumland erstand. Damals stand das Schicksal der SEs auf des Messers Schneide, denn es war nicht klar, ob auch ein gänzlich anderes Klientel die Gitarrenmarke PRS abseits des Premiummarktes akzeptieren würde. Wie die Geschichte zeigte, wurde die Santana SE zum großen Erfolg. Es folgte eine Neuauflage der Santana sowie zahlreiche neue (und teilweise wiederaufgelegte) Variationen wie SE Standard oder SE Singlecut.
Eigentlich sehr zufrieden mit meiner PRS Santana SE aus Korea, kam ich eher zufällig 2006 in Kontakt zur Firma Meinl. Irgendwann bot man mir an, mir eine schicke Gitarre aus dem Vertriebsprogramm der Firma aussuchen zu dürfen. Im direkten Vergleich mit den Ibanez-Gitarren wurde mir aber schnell bewusst, dass weder Flitzehals-Serien wie RG oder S noch "bauchigere" Ibanez wie die SZ-Modelle meine Anforderungen ausreichend abdecken würden. Also ging es ins große PRS-Lager bei Meinls und damit zu rund 120 ausgesuchten US-Modellen von PRS. Dort suchte ich mir dann an einem wunderbaren Freitagmittag (wie sollte dieser Tag auch anders als wunderbar sein) MEINE perfekte PRS aus - das Antesten dauerte einen kompletten Vormittag! Rasch schoss ich mich auf die Custom-Reihe von Paul Reed Smith ein und auch farblich fand ich mit Blue Matteo eine meiner Meinung nach wunderbare Lackierung. Am Ende hatte ich sie dann: Meine PRS Custom - und das auch noch zu einem guten Preis. Als Freund von Gibson Les Pauls wählte ich natürlich eine PRS Custom 22 mit wide-fat Halsprofil - wunderschöne Bird-Inlays inklusive.
Spezifikationen der PRS Custom 22:
- 20th Anniversary-Modell
- 10 top quilted Ahorndecke auf leichtem Mahagonikorpus
- Mahagonihals (wide-fat) mit Rosewood Griffbrett und Abalone Birdinlays (birds in flight)
- PRS Dragon II treble und bass Pickups
- PRS Tremolo
- Phase II low mass locking tuners
- Volume-, Toneregler und PRS Sweet Switch (5-way rotary pickup selector)
- Lackierung: Blue Matteo
Das Review:
Über die Verarbeitung braucht man nicht viel zu schreiben. Nicht umsonst beanspruchen die PRS Gitarren bei Meinls Einstellungsexperten nur wenige Minuten während andere Gitarren durchaus länger bearbeitet und feinjustiert werden müssen - die kommen schon perfekt über den großen Teich. Die Lackierung ist wunderschön aufgetragen, ohne jeglichen Makel. Die Bünde sind sauber abgerichtet und vermitteln sofort ein angenehmes Spielgefühl. Die Vogelinlays des 20th Anniversary Modells sind absolut perfekt eingelassen.
Klanglich zeigt sich die PRS im Trockentest von ihrer lauten Seite. Schon unverstärkt bringt sie einen klaren aber satten Ton hervor. Die gute Holzqualität scheint dafür verantwortlich zu sein. Am Verstärker (H&K Tube Edition 20) dann eine wahre Erleuchtung. Selbst bei hoher Verzerrung bleiben die Akkorde schön differenziert - kein Matschen, einfach nur Tooooooon. Mit zurückgedrehtem Poti und dem Halspickup lassen sich wunderbar singende Leadlinien spielen während der Bridgepickup bei voll aufgerissenem Gain, Volume und Ton einen schneidend scharfen, unglaublich durchsetzungsfähigen Ton kreiert. Egal ob für Powerriffing, wilde Solo-Orgien oder tighte Rhythmusarbeit - die PRS macht alles mit und liefert in jeder Stilistik nahezu perfekte Ergebnisse ab.
Mit zurückgedrehtem Gain-Regler cruncht es besonders in der Mittelstellung schön. Die Zwischenstellungen des Drehreglers wissen auch zu gefallen, wenn mir persönlich das nötige Etwas unterm Strich fehlt. Eine Strat kann man damit eben nicht ersetzen, auch wenn sich die einzeln angewählten Spulen der Humbucker größte Mühe geben.
In der Spielsession offenbart die PRS Custom dann ihren größten Vorzug. Sie ist unglaublich leicht (ca. 3 kg) und bietet einen absolut fetten Ton. Der Begriff "Wall of Sound" kann es kaum treffender beschreiben. Nur wer so eine Gitarre jemals an einem Vollröhrenamp eingestöpselt hat weiß, warum so viele Gitarristen auf PRS schwören.
Das einziges Manko, welches ich überhaupt an der PRS zu kritisieren habe, ist das scharfe Shaping der Gitarre. Speziell an den Rändern (am Naturbinding) ist die Ergonomie für den Unterarm der Spielhand nicht optimal. Am oberen, hinteren Korpusrand entsteht so bei längeren Spielsessions ein Reibepunkt. Bei schweißtreibenden Gigs ist es bei mir daher schon vorgekommen, dass ich mir den Unterarm aufgerieben habe. (Daher setze ich live meist auf meine EBMM JP6 mit Unterarm-Scoop.)
Das Fazit:
Alles in allem handelt es sich bei der PRS Custom 22 20th Anniversary um eine wunderbare Gitarre, die als Sondermodell zum 20. Geburtstag der Firma PRS sicher einen Ehrenplatz in meiner Gitarrensammlung bekommt. Denn man kann vom Hype um PRS halten, was man will. Aber auch zwei Dekaden nach der Gründung von "PRS Guitars" werden tolle Gitarren mit dem Schriftzug Paul Reed Smiths gebaut, die zurecht eine Sonderstellung auf dem Gitarrenmarkt einnehmen und die Spitze der qualitativen Fahnenstange markieren.
Ich hoffe, mein Review war der geneigten Leserschaft objektiv genug und würde mich über Kommentare und/oder Bewertungen freuen.
-Hind
Die Vorgeschichte zur Gitarre:
(Wer nicht darin interessiert ist, möge bitte die folgenden beiden Abschnitte überspringen!)
Dies ist nicht meine erste Gitarre von Paul Reed Smith. Schon 2004 kaufte ich mir eine PRS. Damals sparte ich mir noch mühsam etwas mehr als 500 Euro für eine Santana SE der ersten Baureihe ab. Ausganspunkt war ein Bandkollege von mir. Dessen tolle, blaue Santana SE hatt emich beim Antesten sehr begeistert, weshalb ich die SE in schönem vintage cherry schließlich in der Tremoloversion bei Sound & Drumland erstand. Damals stand das Schicksal der SEs auf des Messers Schneide, denn es war nicht klar, ob auch ein gänzlich anderes Klientel die Gitarrenmarke PRS abseits des Premiummarktes akzeptieren würde. Wie die Geschichte zeigte, wurde die Santana SE zum großen Erfolg. Es folgte eine Neuauflage der Santana sowie zahlreiche neue (und teilweise wiederaufgelegte) Variationen wie SE Standard oder SE Singlecut.
Eigentlich sehr zufrieden mit meiner PRS Santana SE aus Korea, kam ich eher zufällig 2006 in Kontakt zur Firma Meinl. Irgendwann bot man mir an, mir eine schicke Gitarre aus dem Vertriebsprogramm der Firma aussuchen zu dürfen. Im direkten Vergleich mit den Ibanez-Gitarren wurde mir aber schnell bewusst, dass weder Flitzehals-Serien wie RG oder S noch "bauchigere" Ibanez wie die SZ-Modelle meine Anforderungen ausreichend abdecken würden. Also ging es ins große PRS-Lager bei Meinls und damit zu rund 120 ausgesuchten US-Modellen von PRS. Dort suchte ich mir dann an einem wunderbaren Freitagmittag (wie sollte dieser Tag auch anders als wunderbar sein) MEINE perfekte PRS aus - das Antesten dauerte einen kompletten Vormittag! Rasch schoss ich mich auf die Custom-Reihe von Paul Reed Smith ein und auch farblich fand ich mit Blue Matteo eine meiner Meinung nach wunderbare Lackierung. Am Ende hatte ich sie dann: Meine PRS Custom - und das auch noch zu einem guten Preis. Als Freund von Gibson Les Pauls wählte ich natürlich eine PRS Custom 22 mit wide-fat Halsprofil - wunderschöne Bird-Inlays inklusive.
Spezifikationen der PRS Custom 22:
- 20th Anniversary-Modell
- 10 top quilted Ahorndecke auf leichtem Mahagonikorpus
- Mahagonihals (wide-fat) mit Rosewood Griffbrett und Abalone Birdinlays (birds in flight)
- PRS Dragon II treble und bass Pickups
- PRS Tremolo
- Phase II low mass locking tuners
- Volume-, Toneregler und PRS Sweet Switch (5-way rotary pickup selector)
- Lackierung: Blue Matteo
Das Review:
Über die Verarbeitung braucht man nicht viel zu schreiben. Nicht umsonst beanspruchen die PRS Gitarren bei Meinls Einstellungsexperten nur wenige Minuten während andere Gitarren durchaus länger bearbeitet und feinjustiert werden müssen - die kommen schon perfekt über den großen Teich. Die Lackierung ist wunderschön aufgetragen, ohne jeglichen Makel. Die Bünde sind sauber abgerichtet und vermitteln sofort ein angenehmes Spielgefühl. Die Vogelinlays des 20th Anniversary Modells sind absolut perfekt eingelassen.
Klanglich zeigt sich die PRS im Trockentest von ihrer lauten Seite. Schon unverstärkt bringt sie einen klaren aber satten Ton hervor. Die gute Holzqualität scheint dafür verantwortlich zu sein. Am Verstärker (H&K Tube Edition 20) dann eine wahre Erleuchtung. Selbst bei hoher Verzerrung bleiben die Akkorde schön differenziert - kein Matschen, einfach nur Tooooooon. Mit zurückgedrehtem Poti und dem Halspickup lassen sich wunderbar singende Leadlinien spielen während der Bridgepickup bei voll aufgerissenem Gain, Volume und Ton einen schneidend scharfen, unglaublich durchsetzungsfähigen Ton kreiert. Egal ob für Powerriffing, wilde Solo-Orgien oder tighte Rhythmusarbeit - die PRS macht alles mit und liefert in jeder Stilistik nahezu perfekte Ergebnisse ab.
Mit zurückgedrehtem Gain-Regler cruncht es besonders in der Mittelstellung schön. Die Zwischenstellungen des Drehreglers wissen auch zu gefallen, wenn mir persönlich das nötige Etwas unterm Strich fehlt. Eine Strat kann man damit eben nicht ersetzen, auch wenn sich die einzeln angewählten Spulen der Humbucker größte Mühe geben.
In der Spielsession offenbart die PRS Custom dann ihren größten Vorzug. Sie ist unglaublich leicht (ca. 3 kg) und bietet einen absolut fetten Ton. Der Begriff "Wall of Sound" kann es kaum treffender beschreiben. Nur wer so eine Gitarre jemals an einem Vollröhrenamp eingestöpselt hat weiß, warum so viele Gitarristen auf PRS schwören.
Das einziges Manko, welches ich überhaupt an der PRS zu kritisieren habe, ist das scharfe Shaping der Gitarre. Speziell an den Rändern (am Naturbinding) ist die Ergonomie für den Unterarm der Spielhand nicht optimal. Am oberen, hinteren Korpusrand entsteht so bei längeren Spielsessions ein Reibepunkt. Bei schweißtreibenden Gigs ist es bei mir daher schon vorgekommen, dass ich mir den Unterarm aufgerieben habe. (Daher setze ich live meist auf meine EBMM JP6 mit Unterarm-Scoop.)
Das Fazit:
Alles in allem handelt es sich bei der PRS Custom 22 20th Anniversary um eine wunderbare Gitarre, die als Sondermodell zum 20. Geburtstag der Firma PRS sicher einen Ehrenplatz in meiner Gitarrensammlung bekommt. Denn man kann vom Hype um PRS halten, was man will. Aber auch zwei Dekaden nach der Gründung von "PRS Guitars" werden tolle Gitarren mit dem Schriftzug Paul Reed Smiths gebaut, die zurecht eine Sonderstellung auf dem Gitarrenmarkt einnehmen und die Spitze der qualitativen Fahnenstange markieren.
Ich hoffe, mein Review war der geneigten Leserschaft objektiv genug und würde mich über Kommentare und/oder Bewertungen freuen.
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