EAROSonic
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Nassau Relic Stratocaster
Normalerweise sind meine Reviews so ausführlich und umfassend wie möglich. Ich versuche zum einen die Geschichte zu meiner Gitarre, als auch die Geschichte zu dem Modell selbst zu beleuchten. Diesmal ist dies jedoch gar nicht einfach, weil ich nicht viel über die hier vorgestellte Stratocaster zu berichten weiß, da ein absolutes Einzelstück. Vielleicht liest der Erbauer dieser erstaunlichen Strat mit und kann weitergehende Informationen zu ihr bereitstellen. Während meiner letzten Strat-Phase wollte ich meine Gibson Les Paul Special gegen ein entsprechendes Modell tauschen. Ich erhielt das Angebot für die gezeigte Nassau Relic Stratocaster.
Was ich darüber weiß bzw. mir der Vorbesitzer mitteilen konnte
Die Nassau wurde wie gesagt von einem unbekannten Gitarrenbauer für sich selbst gebaut (es gibt angeblich noch eine Les Paul von ihm, genaueres weiß man jedoch nicht). Vorlage soll eine 1958er Fender Stratocaster in Lake Placid Blue sein. Ich kann nicht sagen, ob die gesamte Gitarre eine Eigenfertigung ist oder einzel gekauften Bauteile wie Body und Neck zusammengestellt wurde, ich gehe allerdings davon aus. Die Rückseite zeigt jedenfalls keine Bohrungen für eine Tremoloabdeckung auf und war auch vom Erbauer nie vorgesehen. Finde das gut, weil ich die Teile eh gleich für einen erleichterten Saitenwechsel demontiere und so finde ich keine unnötigen Bohrungen prima. Ich bin mir auch bei der Lackierung nicht sicher, ob so gekauft oder selbst angebracht. Recht sicher bin ich mir jedoch, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Nitro handelt, denn der gesamte Lack zeigt überall charakteristische Weather Checkings wie man sie eben von dieser Lackart her kennt. U.U. soll der Erbauer auch aus meinem Bundesland kommen. Dies würde die Namensgebung „Nassau“ erklären. Immerhin war ab dem 14. Jahrhundert der Name für die Grafschaft Saarbrücken „Nassau Saarbrücken“. Vielleicht wurde sie auch nach der Hauptstadt der Bahamas genannt. Fernweh wäre hier wohl der Grund für die Benennung. Als Saarländer gefällt mir natürlich die erste Variante deutlich besser.
Bauteile
Wie beschrieben kann ich nichts über den Ursprung von Body und Neck sagen, jedoch über die weiteren Komponenten, denn das war dem Erschaffer so wichtig, dass er diese fein säuberlich auf einer Pappkarte mit Schönschrift verewigt hat:
So sieht man, dass der Body aus US-Red Alder (Erle) besteht und es sich bei dem Neck um einen Einteiler aus Ahorn handelt. Ganz so, wie es die damaligen Strats auch aufwiesen. Klassisch ebenso das Griffbrettradius mit 7,25“ (hier hätte ich mir etwas mehr Moderne erhofft, aber ich hab sie nicht gebaut und als echter Nachbau einer 58er geht es nicht anders). Die Pickups stammen von Alexander Pribora aus Moskau Modell Blues Classic-Set. Der Name war mir auch irgendwie schon mal untergekommen, aber beschäftigt hatte ich mich mit ihm zuvor noch nie. Mittlerweile werden die Blues Classic von Alexander nicht mehr angeboten. Ihr technischen Daten laut seiner Seite:
Kleine Änderungen
Der Erbauer installierte ein rötliches Tortoisepickguard. Das gefiel mir nicht sonderlich, so tauschte ich es gegen ein bräunliches, recht dunkles. Auch die Jackplate sah in meinen Augen noch zu neu aus, so wurde sie gegen eine geagede Ausführung ersetzt.
Optik, Haptik & Co
Wie gesagt wurde die Strat offensichtlich mit Nitro, was die ganzen echten Lackrisse zeigen lackiert. Darüber hinaus wurde sie umfangreich geaged. Dies betrifft hauptsächlich die Bodyvorder-, als auch in reduzierten Maß auch die Rückseite. Ebenso zeigt das Griffbrett deutliche „Abnutzungserscheinungen“, als auch die Halsrückseite. Der Lack wurde großflächig entfernt. Wenn ich die Ausführungen der Arbeiten mit meiner Fender Road Worn Strat vergleiche, wurden der Agejob deutlich authentischer und stimmiger umgesetzt. Vielleicht gab es dafür sogar eine echte Vorlage.
Tone
Bei den Pribora mag es sich um günstige Pickups handeln, aber billig klingen sie in keinster Weise. Sie verleihen der Strat einen im Grunde eher dunklen Touch. Da hört man an der Bridge kein helles Klingeln wie man das von vielen Singlecoils an dieser Stelle wahrnehmen kann. Nein, es ertönt ein vollmundiger Tone, der in allen Bereichen genug Saft und Kraft vermittelt. Keine übertriebenen Höhen, die einem die Ohren bluten lassen. Der mittlere Pickup schlägt in eine ähnliche Kerbe, auch wenn er gerade in den Bässen eine Schippe drauflegt und hier mitunter ein wenig zu viel davon besitzt, allerdings nur eine kleine Prise und somit dennoch absolut brauchbar und praxisgerecht. Der Neck-PU geht noch ein Stück weit dunkler und wolliger zugange. Auch hier halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Alle drei Positionen erklingen dabei in gleicher Lautstärke.
In den Zwischenstellungen wird es bauartbedingt ein wenig nasaler, greifen jedoch die Toneeigenschaften der jeweilig beteiligten Pickups gut auf und gereichen so zu einem vollwertigen eigenständigen, brauchbaren und nutzbaren Tone. Über alle fünf Schaltoptionen klingt die Strat ausgewogen und voll einsetzbar.
Fazit
Bei einer von einem unbekannten Erbauer zusammengestellten Gitarre ist es immer schwierig den tatsächlichen Wert ermitteln, vor allen Dingen wenn sich wie in diesem Fall nicht ergründen lässt, woher die Hauptbestandteile wie Body und Neck stammen. Kommen die von einem renommierten Hersteller oder doch nur von einer eher günstigen von der Stange-Gitarre? Es stellte sich mir natürlich die Frage „Ist diese Strat den Tausch gegen eine Gibson gerechtfertigt?“, denn eines ist klar, ein Wiederverkauf für einen eventuell adäquaten Preis wird eher schwierig. Da muss sich schon jemand finden lassen, der genau auf diese Art von Gitarre und Umsetzung stehen muss. Für mich stellt sich diese Frage jedoch nicht. Die Nassau hat mich nämlich dazu bewogen, meine Fender Player Strat, von der ich absolut überzeugt war zu verkaufen. Denn egal wie man es auch sieht, die Nassau zeigt sich aus anständigen Komponenten zusammengestellt, überzeugt durch die elektrische Abteilung nebst den Pickups, fühlt sich haptisch einfach toll an, sieht gut aus und klingt vor allen Dingen einmalig. Von daher habe ich meinen Tausch gegen die Gibson keinen Tag bereut. Und mehr kann man doch nicht erwarten, potentieller Wert hin oder her.
Falls Ihr zu dieser besonderen Strat näheres kennt, würde ich mich freuen, wenn Ihr Euer Wissen mit mir teilen würdet. Wie gesagt, vielleicht liest der Erbauer ja hier mit…
Normalerweise sind meine Reviews so ausführlich und umfassend wie möglich. Ich versuche zum einen die Geschichte zu meiner Gitarre, als auch die Geschichte zu dem Modell selbst zu beleuchten. Diesmal ist dies jedoch gar nicht einfach, weil ich nicht viel über die hier vorgestellte Stratocaster zu berichten weiß, da ein absolutes Einzelstück. Vielleicht liest der Erbauer dieser erstaunlichen Strat mit und kann weitergehende Informationen zu ihr bereitstellen. Während meiner letzten Strat-Phase wollte ich meine Gibson Les Paul Special gegen ein entsprechendes Modell tauschen. Ich erhielt das Angebot für die gezeigte Nassau Relic Stratocaster.
Was ich darüber weiß bzw. mir der Vorbesitzer mitteilen konnte
Die Nassau wurde wie gesagt von einem unbekannten Gitarrenbauer für sich selbst gebaut (es gibt angeblich noch eine Les Paul von ihm, genaueres weiß man jedoch nicht). Vorlage soll eine 1958er Fender Stratocaster in Lake Placid Blue sein. Ich kann nicht sagen, ob die gesamte Gitarre eine Eigenfertigung ist oder einzel gekauften Bauteile wie Body und Neck zusammengestellt wurde, ich gehe allerdings davon aus. Die Rückseite zeigt jedenfalls keine Bohrungen für eine Tremoloabdeckung auf und war auch vom Erbauer nie vorgesehen. Finde das gut, weil ich die Teile eh gleich für einen erleichterten Saitenwechsel demontiere und so finde ich keine unnötigen Bohrungen prima. Ich bin mir auch bei der Lackierung nicht sicher, ob so gekauft oder selbst angebracht. Recht sicher bin ich mir jedoch, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Nitro handelt, denn der gesamte Lack zeigt überall charakteristische Weather Checkings wie man sie eben von dieser Lackart her kennt. U.U. soll der Erbauer auch aus meinem Bundesland kommen. Dies würde die Namensgebung „Nassau“ erklären. Immerhin war ab dem 14. Jahrhundert der Name für die Grafschaft Saarbrücken „Nassau Saarbrücken“. Vielleicht wurde sie auch nach der Hauptstadt der Bahamas genannt. Fernweh wäre hier wohl der Grund für die Benennung. Als Saarländer gefällt mir natürlich die erste Variante deutlich besser.
Bauteile
Wie beschrieben kann ich nichts über den Ursprung von Body und Neck sagen, jedoch über die weiteren Komponenten, denn das war dem Erschaffer so wichtig, dass er diese fein säuberlich auf einer Pappkarte mit Schönschrift verewigt hat:
So sieht man, dass der Body aus US-Red Alder (Erle) besteht und es sich bei dem Neck um einen Einteiler aus Ahorn handelt. Ganz so, wie es die damaligen Strats auch aufwiesen. Klassisch ebenso das Griffbrettradius mit 7,25“ (hier hätte ich mir etwas mehr Moderne erhofft, aber ich hab sie nicht gebaut und als echter Nachbau einer 58er geht es nicht anders). Die Pickups stammen von Alexander Pribora aus Moskau Modell Blues Classic-Set. Der Name war mir auch irgendwie schon mal untergekommen, aber beschäftigt hatte ich mich mit ihm zuvor noch nie. Mittlerweile werden die Blues Classic von Alexander nicht mehr angeboten. Ihr technischen Daten laut seiner Seite:
- Neck 5,9 K
- Middle 5,8 K
- Bridge 6,2 K
- bei einer Toleranz von +/- 5%
- Alnico V-Magnete
- gewachst mit einer Mischung aus Paraffin und Bienenwachs
Kleine Änderungen
Der Erbauer installierte ein rötliches Tortoisepickguard. Das gefiel mir nicht sonderlich, so tauschte ich es gegen ein bräunliches, recht dunkles. Auch die Jackplate sah in meinen Augen noch zu neu aus, so wurde sie gegen eine geagede Ausführung ersetzt.
Optik, Haptik & Co
Wie gesagt wurde die Strat offensichtlich mit Nitro, was die ganzen echten Lackrisse zeigen lackiert. Darüber hinaus wurde sie umfangreich geaged. Dies betrifft hauptsächlich die Bodyvorder-, als auch in reduzierten Maß auch die Rückseite. Ebenso zeigt das Griffbrett deutliche „Abnutzungserscheinungen“, als auch die Halsrückseite. Der Lack wurde großflächig entfernt. Wenn ich die Ausführungen der Arbeiten mit meiner Fender Road Worn Strat vergleiche, wurden der Agejob deutlich authentischer und stimmiger umgesetzt. Vielleicht gab es dafür sogar eine echte Vorlage.
Tone
Bei den Pribora mag es sich um günstige Pickups handeln, aber billig klingen sie in keinster Weise. Sie verleihen der Strat einen im Grunde eher dunklen Touch. Da hört man an der Bridge kein helles Klingeln wie man das von vielen Singlecoils an dieser Stelle wahrnehmen kann. Nein, es ertönt ein vollmundiger Tone, der in allen Bereichen genug Saft und Kraft vermittelt. Keine übertriebenen Höhen, die einem die Ohren bluten lassen. Der mittlere Pickup schlägt in eine ähnliche Kerbe, auch wenn er gerade in den Bässen eine Schippe drauflegt und hier mitunter ein wenig zu viel davon besitzt, allerdings nur eine kleine Prise und somit dennoch absolut brauchbar und praxisgerecht. Der Neck-PU geht noch ein Stück weit dunkler und wolliger zugange. Auch hier halten sich die Bässe dezent im Hintergrund. Alle drei Positionen erklingen dabei in gleicher Lautstärke.
In den Zwischenstellungen wird es bauartbedingt ein wenig nasaler, greifen jedoch die Toneeigenschaften der jeweilig beteiligten Pickups gut auf und gereichen so zu einem vollwertigen eigenständigen, brauchbaren und nutzbaren Tone. Über alle fünf Schaltoptionen klingt die Strat ausgewogen und voll einsetzbar.
Fazit
Bei einer von einem unbekannten Erbauer zusammengestellten Gitarre ist es immer schwierig den tatsächlichen Wert ermitteln, vor allen Dingen wenn sich wie in diesem Fall nicht ergründen lässt, woher die Hauptbestandteile wie Body und Neck stammen. Kommen die von einem renommierten Hersteller oder doch nur von einer eher günstigen von der Stange-Gitarre? Es stellte sich mir natürlich die Frage „Ist diese Strat den Tausch gegen eine Gibson gerechtfertigt?“, denn eines ist klar, ein Wiederverkauf für einen eventuell adäquaten Preis wird eher schwierig. Da muss sich schon jemand finden lassen, der genau auf diese Art von Gitarre und Umsetzung stehen muss. Für mich stellt sich diese Frage jedoch nicht. Die Nassau hat mich nämlich dazu bewogen, meine Fender Player Strat, von der ich absolut überzeugt war zu verkaufen. Denn egal wie man es auch sieht, die Nassau zeigt sich aus anständigen Komponenten zusammengestellt, überzeugt durch die elektrische Abteilung nebst den Pickups, fühlt sich haptisch einfach toll an, sieht gut aus und klingt vor allen Dingen einmalig. Von daher habe ich meinen Tausch gegen die Gibson keinen Tag bereut. Und mehr kann man doch nicht erwarten, potentieller Wert hin oder her.
Falls Ihr zu dieser besonderen Strat näheres kennt, würde ich mich freuen, wenn Ihr Euer Wissen mit mir teilen würdet. Wie gesagt, vielleicht liest der Erbauer ja hier mit…
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