DrScythe
Endorser der Herzen
Vorweg mal eine Meinung: Mann ist es doof, wenn Gitarren so lange Namen haben. Gut, die anderen Optionen wären alberne Begriffe oder Nummerierungen wie bei Autos, aber irgendwie wirkt so eine Spezifikationenliste als Name doch sehr unterkühlt, dazu der lange Hersteller.
Da möchte man sie direkt irgendwie taufen, aber zu meinem Pech fällt diese Aufgabe ja Martin zu, zu dem sie letzten Endes wieder zurückkehren wird. Wer sich nun fragt, was das heißen soll, der kommt kurz unter seinem Stein hervor und wirft besser mal einen Blick in den „Ur-„Thread dieses Reviews: https://www.musiker-board.de/threads/z-glide-test-an-dean-zelinsky-private-label.588109/
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Martin für diese super Aktion!
So langweilig es auch ist, irgendwie braucht jedes Review dieses Datenblatt, also:
Link2: https://deanzelinsky.com/guitars/tagliare
Martins Ausgabe weicht natürlich durch den “Martin”-Schriftzug im Z-Glide Profil davon ab – und durch den Sidekick-Humbucker, der trotz seines Wesens als Humbucker den Charakter eines Singlecoils haben will. Ob das gelingt, lest und hört ihr weiter unten. Ob man das „weiße“ Schlagbrett wirklich weiß nennen sollte…weder auf den Thomann-Bildern, noch mit eigenen Augen würde ich das als weiß bezeichnen. Sehr altes weiß vielleicht. Tendenz zum Creme. Mehr so ein Altweiß-Creme-Graubraunweiß. Also eigentlich schon fast ein Altweiß-Graubraunweiß-Antikweiß-Creme (wer die Anspielung nicht verstanden hat: Bis Minute 1:35 KLICK
Auch wenn man weiß, dass man das Paket in drei Wochen selbst wieder auf den Weg bringt, so freut man sich trotzdem wie ein Schnitzel auf den Postboten. Das ist schon irgendwie bescheuert, aber für uns Gitarristen ist doch jedes neue Equipment irgendwie wie das Spielzeug für Kinder an Weihnachten. Also ran an den Karton, den Koffer auf und erst mal echt begeistert sein – was für eine hübsche Decke. Ich gehöre zu den Leuten, die sich an Holzmaserungen nicht satt sehen können, weshalb ich auch die Rückseiten von Violine, Viola, Cello und Kontrabass immer interessanter finde, als die Front. Dazu muss es dann nicht die AAAAA-Super-Quilted-Variante sein, sondern einfach passen und/oder interessant aussehen. Und das tut’s hier. Streifen als Rahmen für die geschwungenen Linien des Pickguards, sehr nett. Dazu die angeschliffene Kontur oben als Erweiterung der Armschräge – sieht gut aus und ist auch praktisch. Der erste Griff zum Hals offenbart direkt, dass das Z-Glide Profil weniger tief ist, als ich es zuerst vermutet hatte, bzw. es sich dezenter anfühlt. Der erste Blick relativiert das dann wieder, da doch durch den Lack auf Holz durchgelasert wird. Da stellt sich mir auch direkt die Frage, wie es mit der Haltbarkeit aussieht. Mit Sicherheit wird dieses Profil schneller verdrecken als ein blanker Hals und alles gelangt direkt auf das Holz. Kann ich natürlich jetzt nicht testen (ich möchte sie nicht vorsätzlich verdrecken ), bin aber mal gespannt, was Martin in zwei, drei Jahren dazu zu erzählen weiß. Der Rundum-Blick zeigt keine Produktionsmängel an irgendeiner Stelle, lediglich erfreuliches, was ich bisher gar nicht wahrgenommen hatte: Locking Tuner! Hatte mich echt gewundert (Preis!) und sehr gefreut. Ich rüste die mittlerweile grundsätzlich nach, das ist hier schon ein fetter Bonuspunkt. Der erste Test im Trockendeck bringt dann ein erstaunlich lautes und ausgewogenes Klangbild zu Tage, ich hatte mit leiseren und bassärmeren Ergebnissen gerechnet. Macht gespannt auf den wichtigeren verstärkten Klang (ist ja schließlich eine E-Gitarre, da zählt was rauskommt).Für den war aber im Moment des ersten Eindrucks keine Zeit mehr, also geht es zum Thema Sound erst in dem entsprechenden Teil weiter.
Wie eine Strat. Ich könnte jetzt viel dazu schreiben, aber wer hatte noch nie eine Strat in der Hand und weiß nicht über die über Jahrzehnte bewährte Ergonomie Bescheid? Gut, für kurze Wurstfinger-Athleten wie mich ist der Hals-Korpus-Übergang in der Standardversion (Klotz) wie hier immer das Todesurteil für den kleinen Finger, weil ich einfach nur gerade so eben an die h-Saite komme. Aber ich soliere eigentlich nie und wenn dann fast nur mit den drei anderen Fingern, weil mein Pinkie zu nichts zu gebrauchen ist. Also weiter: Locking Mechaniken sind etwas schwerer als normale – führt hier aber nicht zu irgendeiner Form von Kopflastigkeit, die Gute liegt ausgewogen auf dem Bein und hängt so vor der Wampe, wie man sie parkt.
Schon gut, ich komme ja schon zum Z-Glide. Durch das gelaserte Muster ist das Spielgefühl wirklich „wie befreit“, man klebt und pappt zu keiner Sekunde irgendwo fest, sehr angenehm. Nach ein paar Minuten bemerkt man es aber gar nicht mehr so wirklich, für so absonderliche Hände wie meine ist es insgesamt angenehmer als ein normaler Hals, das dezente C-Shaping (oder rundliches D?...eher D) steht dem „Traumhals“ für mich jedoch im Weg. Ein V-Profil mit diesem Muster wäre dann die Krönung für mich. Da ich an den Händen kaum bis gar nicht schwitze habe ich mit Wasserdampf leicht feuchte Hände (also nicht triefend nass!) getestet und da zeigt sich dann ein kleines Problem der geringen Kontaktfläche: man rutscht. Die Art des Profils führt dann auch schon mal dazu, dass die Hand ein wenig weiter rutscht beim Sliden oder wenn man den Daumen für irgendwas mal in die Vertikale legt, rutscht er ab. Ich habe es im Ur-Thema zwar schon geschrieben, aber nochmal in Kürze: eine Langzeit (2 ½ Stunden) Daueruntersuchung führt zu keinerlei Ermüdungserscheinungen der oberen Hautschichten, wie man es von anderen rauen Oberflächen kennt, z.B. mehrstündigem Schleifen mit Schmirgelpapier oder Gartenarbeit mit Werkzeug mit groben Holzgriffen.
Für mich im Normalzustand ist das Z-Glide ein Gewinn, ich denke aber, dass es sehr stark von der individuellen Anatomie und Anpassungsfähigkeit abhängt, wie man darauf reagiert. Mein Vater fand es auch griffiger (weil weniger „klebrig“), meine Verlobte fand es extrem seltsam. Mehr denn je hilft hier selber testen. Ich bin zwar kein Freund davon und kaufe alles im Netz, aber es ist tendenziell eher unmöglich zu sagen, ob das Profil im Einzelfall hilft, wenn man sonst das Problem/Gefühl hat am Hals zu kleben.
Die Potis laufen rund und satt, lediglich das unterste, welches den Push-Pull beherbergt ist ein wenig klapprig geraten und läuft fast ohne Widerstand. Da ich persönlich die Potis sowieso nie nutze, ist es mir egal, ich stelle es mir jedoch extrem schwer vor hier wirklich was anderes als voll auf und voll zu einzustellen. Wow. Ein Mangel!
Ich hatte ja irgendwie erwartet, dass die Mängelliste um das Vibrato-System erweitert werden kann, weil ich bis auf die Duesenberg-Bigsby-Verschnitte keine Jammerhaken mag, aber hier gibt es nichts zu bekritteln. Es ist wunderbar stramm, so dass da versehentliches Rumeiern der Töne ausgeschlossen ist und man nur ein dezentes Bending hier und da einstreuen kann. Die Stimmstabilität ist ebenfalls voll und ganz im tiefgrünen Bereich, wobei ich selbst jetzt nicht den Extremtest durchführen wollte und so richtig zugelangt habe. Das können die anderen drei ja – wenn sie wollen. Ich habe so getestet, wie ich sie einsetzen würde. Schließlich ist das hier keine Fachzeitschrift und ich muss und will gar nicht möglichst objektiv sein.
Wie beim ersten Eindruck schon geschrieben, ist der trockene Klang sehr ausgewogen, die Gute vibriert bis in die Spitzen der Cutaways. Die Tonabnehmer leisten hervorragende Arbeit, insbesondere der Sidekick (ehem. Z-Bucker ) ist eine Bereicherung um eine brummfreie leicht gedämpfte Version eines Steg-SCs. Dank der Split-Funktion hat man aber immer noch den beißenden Klang zur Verfügung – im Endeffekt also nur Gewinn.
Die „Martin“ liefert genau das, was ich (und „man“) Klischee-mäßig von einer Strat erwarten würde, deshalb erspare ich mir und euch jetzt das sinnlose Gefasel von glockigen Höhen und perlenden Akkorden, trockenem Attack oder weiß der Teufel was für lautmalerisch sinnlose Sachen mittlerweile benutzt wurden. Denn das ist das Internet – ihr könnt es euch selbst anhören.
Ich hätte die Aufnahmen vielleicht machen sollen, als ich noch mehr Zeit hatte, aber da habe ich eben vorrangig rumgespielt. Jetzt müsst ihr mit den leicht schludrigen Dingern nach dem Wasser holen leben (Erklärung: https://www.musiker-board.de/threads/es-kotzt-mich-an-dass.94952/page-1135#post-7189935 ). Man hört vielleicht auch, dass ich mich da stilistisch abseits meiner eigentlichen Pfade bewegt habe. Alles etwas uninspiriert und schnöde, dafür 100% Djent-frei. Aber es geht ja um die Sounds, nicht um die Musik
Schnödes Durchschalten bei ein paar Sounds ohne viel Spiel (Vorsicht! Wirklich nur für „Schalt-mal durch alle Pickups“-Fetischisten und ab 7:40 kommt nur noch „Will It Metal?“):
Mixes (alle Gitarrenspuren mit der Martin, am Ende nochmal Clean der Sidekick als Humbucker und dann gesplittet)
Ich habe bewusst nichts Bekanntes gespielt, weil ich offen gesagt keine Lust habe, nach 3 Monaten plötzlich PNs zu bekommen, dass die Videos in diesem Land nicht verfügbar seien…
(Das Videomaterial ist einfach nur zur Untermalung da – ich filme sonst gar nicht)
Die beiden Singlecoils machen ihren Job gut und erstaunlich rauscharm. In meiner Wohnung brummt und rauscht fast alles ab einem gewissen Pegel, von daher: Prädikat rauscharm. Der Sidekick ist meiner Meinung nach eine sehr nette Ergänzung. Gesplittet hat man weiterhin den regulär zu erwartenden beißenden Klang, als Humbucker eine etwas in den Höhen beschnittene Version mit ein bisschen mehr Output. Zwei vollwertige Optionen, womit es, wie so oft im Musikbereich, Geschmackssache ist, was man nun bevorzugen würde. Die Holzgrundlage würde meiner Einschätzung nach auch alles andere vertragen, weil sie eben fast schon neutral ist.
Verdammt viel Gitarre fürs Geld. Als einziges Manko würde ich tatsächlich das etwas leichtgängige und kippelnde Poti identifizieren, alles andere lässt einfach keinen Raum für Beanstandungen. Klar, besser geht fast immer und das Z-Glide ist eine Sache, die ich anderen nicht ohne persönlichen Test ans Herz legen wollte, aber ich persönlich beurteile nur äußerst selten ohne den Preis im Hinterkopf (macht ja auch keinen Sinn) und da bekommt man hier eben richtig was geboten. Als ich vor fast 10 Jahren meine RG321 MHWK gekauft habe, kostete mich diese 320 Euro. Es gab zwei mittelmäßige Humbucker, normale Mechaniken, aber eine solide Holzgrundlage, die ich bis heute spiele (und ein wenig aufgemotzt habe). Bei der Zelinsky bekommt man zur gut klingenden Holzgrundlage gute Tonabnehmer, gute Locking Tuner und ein solide arbeitendes Vibrato-System. Dazu einen innovativen Ansatz für bessere Spielbarkeit. Wie hoch der Aufpreis für den Sidekick ausfällt, weiß ich noch nicht, ich gehe aber in diesem Review davon aus, dass der normale Steg-Singlecoil den beiden in der Martin in nichts nachsteht. Und damit bekommt man auch einen Satz gute Tonabnehmer, so dass man für 349 Euro eine fertige Gitarre bekommt, die man nur noch bearbeiten muss, um sie dem eigenen Geschmack anzupassen – nicht um irgendwas zu verbessern. Hut ab vor Dean – was er da auf den Markt gebracht hat muss sich vor nichts verstecken, auch nicht vor zehnfach teureren Instrumenten. Die können zwar „mehr“ liefern – aber wer es auf der Tagliare nicht hinbekommt, braucht auch keine teurere. Hört man an mir doch ganz gut
Geeignet für:
Nicht geeignet für:
Da möchte man sie direkt irgendwie taufen, aber zu meinem Pech fällt diese Aufgabe ja Martin zu, zu dem sie letzten Endes wieder zurückkehren wird. Wer sich nun fragt, was das heißen soll, der kommt kurz unter seinem Stein hervor und wirft besser mal einen Blick in den „Ur-„Thread dieses Reviews: https://www.musiker-board.de/threads/z-glide-test-an-dean-zelinsky-private-label.588109/
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Martin für diese super Aktion!
Datenblatt
So langweilig es auch ist, irgendwie braucht jedes Review dieses Datenblatt, also:
- Korpus: Erle
- Hals: Ahorn
- Halsrückseite mit spezieller Z-Glide Struktur
- Griffbrett: Palisander
- Pickups: 3 x DZPLG Noise Canceling Single Coils
- weißes Schlagbrett
- "Black Diamond" Inlays
- 5-weg Tonabnehmer Wahlschalter
- Locking Tuner Mechaniken
- Satin Nickel Hardware
- DZPLG Dual Fulcrum Deluxe Tremolo
- Gewicht: ca. 3,5 kg
- Farbe: Vintage Sunburst
Link2: https://deanzelinsky.com/guitars/tagliare
Martins Ausgabe weicht natürlich durch den “Martin”-Schriftzug im Z-Glide Profil davon ab – und durch den Sidekick-Humbucker, der trotz seines Wesens als Humbucker den Charakter eines Singlecoils haben will. Ob das gelingt, lest und hört ihr weiter unten. Ob man das „weiße“ Schlagbrett wirklich weiß nennen sollte…weder auf den Thomann-Bildern, noch mit eigenen Augen würde ich das als weiß bezeichnen. Sehr altes weiß vielleicht. Tendenz zum Creme. Mehr so ein Altweiß-Creme-Graubraunweiß. Also eigentlich schon fast ein Altweiß-Graubraunweiß-Antikweiß-Creme (wer die Anspielung nicht verstanden hat: Bis Minute 1:35 KLICK
Erster Eindruck
Auch wenn man weiß, dass man das Paket in drei Wochen selbst wieder auf den Weg bringt, so freut man sich trotzdem wie ein Schnitzel auf den Postboten. Das ist schon irgendwie bescheuert, aber für uns Gitarristen ist doch jedes neue Equipment irgendwie wie das Spielzeug für Kinder an Weihnachten. Also ran an den Karton, den Koffer auf und erst mal echt begeistert sein – was für eine hübsche Decke. Ich gehöre zu den Leuten, die sich an Holzmaserungen nicht satt sehen können, weshalb ich auch die Rückseiten von Violine, Viola, Cello und Kontrabass immer interessanter finde, als die Front. Dazu muss es dann nicht die AAAAA-Super-Quilted-Variante sein, sondern einfach passen und/oder interessant aussehen. Und das tut’s hier. Streifen als Rahmen für die geschwungenen Linien des Pickguards, sehr nett. Dazu die angeschliffene Kontur oben als Erweiterung der Armschräge – sieht gut aus und ist auch praktisch. Der erste Griff zum Hals offenbart direkt, dass das Z-Glide Profil weniger tief ist, als ich es zuerst vermutet hatte, bzw. es sich dezenter anfühlt. Der erste Blick relativiert das dann wieder, da doch durch den Lack auf Holz durchgelasert wird. Da stellt sich mir auch direkt die Frage, wie es mit der Haltbarkeit aussieht. Mit Sicherheit wird dieses Profil schneller verdrecken als ein blanker Hals und alles gelangt direkt auf das Holz. Kann ich natürlich jetzt nicht testen (ich möchte sie nicht vorsätzlich verdrecken ), bin aber mal gespannt, was Martin in zwei, drei Jahren dazu zu erzählen weiß. Der Rundum-Blick zeigt keine Produktionsmängel an irgendeiner Stelle, lediglich erfreuliches, was ich bisher gar nicht wahrgenommen hatte: Locking Tuner! Hatte mich echt gewundert (Preis!) und sehr gefreut. Ich rüste die mittlerweile grundsätzlich nach, das ist hier schon ein fetter Bonuspunkt. Der erste Test im Trockendeck bringt dann ein erstaunlich lautes und ausgewogenes Klangbild zu Tage, ich hatte mit leiseren und bassärmeren Ergebnissen gerechnet. Macht gespannt auf den wichtigeren verstärkten Klang (ist ja schließlich eine E-Gitarre, da zählt was rauskommt).Für den war aber im Moment des ersten Eindrucks keine Zeit mehr, also geht es zum Thema Sound erst in dem entsprechenden Teil weiter.
Handling
Wie eine Strat. Ich könnte jetzt viel dazu schreiben, aber wer hatte noch nie eine Strat in der Hand und weiß nicht über die über Jahrzehnte bewährte Ergonomie Bescheid? Gut, für kurze Wurstfinger-Athleten wie mich ist der Hals-Korpus-Übergang in der Standardversion (Klotz) wie hier immer das Todesurteil für den kleinen Finger, weil ich einfach nur gerade so eben an die h-Saite komme. Aber ich soliere eigentlich nie und wenn dann fast nur mit den drei anderen Fingern, weil mein Pinkie zu nichts zu gebrauchen ist. Also weiter: Locking Mechaniken sind etwas schwerer als normale – führt hier aber nicht zu irgendeiner Form von Kopflastigkeit, die Gute liegt ausgewogen auf dem Bein und hängt so vor der Wampe, wie man sie parkt.
Schon gut, ich komme ja schon zum Z-Glide. Durch das gelaserte Muster ist das Spielgefühl wirklich „wie befreit“, man klebt und pappt zu keiner Sekunde irgendwo fest, sehr angenehm. Nach ein paar Minuten bemerkt man es aber gar nicht mehr so wirklich, für so absonderliche Hände wie meine ist es insgesamt angenehmer als ein normaler Hals, das dezente C-Shaping (oder rundliches D?...eher D) steht dem „Traumhals“ für mich jedoch im Weg. Ein V-Profil mit diesem Muster wäre dann die Krönung für mich. Da ich an den Händen kaum bis gar nicht schwitze habe ich mit Wasserdampf leicht feuchte Hände (also nicht triefend nass!) getestet und da zeigt sich dann ein kleines Problem der geringen Kontaktfläche: man rutscht. Die Art des Profils führt dann auch schon mal dazu, dass die Hand ein wenig weiter rutscht beim Sliden oder wenn man den Daumen für irgendwas mal in die Vertikale legt, rutscht er ab. Ich habe es im Ur-Thema zwar schon geschrieben, aber nochmal in Kürze: eine Langzeit (2 ½ Stunden) Daueruntersuchung führt zu keinerlei Ermüdungserscheinungen der oberen Hautschichten, wie man es von anderen rauen Oberflächen kennt, z.B. mehrstündigem Schleifen mit Schmirgelpapier oder Gartenarbeit mit Werkzeug mit groben Holzgriffen.
Für mich im Normalzustand ist das Z-Glide ein Gewinn, ich denke aber, dass es sehr stark von der individuellen Anatomie und Anpassungsfähigkeit abhängt, wie man darauf reagiert. Mein Vater fand es auch griffiger (weil weniger „klebrig“), meine Verlobte fand es extrem seltsam. Mehr denn je hilft hier selber testen. Ich bin zwar kein Freund davon und kaufe alles im Netz, aber es ist tendenziell eher unmöglich zu sagen, ob das Profil im Einzelfall hilft, wenn man sonst das Problem/Gefühl hat am Hals zu kleben.
Die Potis laufen rund und satt, lediglich das unterste, welches den Push-Pull beherbergt ist ein wenig klapprig geraten und läuft fast ohne Widerstand. Da ich persönlich die Potis sowieso nie nutze, ist es mir egal, ich stelle es mir jedoch extrem schwer vor hier wirklich was anderes als voll auf und voll zu einzustellen. Wow. Ein Mangel!
Ich hatte ja irgendwie erwartet, dass die Mängelliste um das Vibrato-System erweitert werden kann, weil ich bis auf die Duesenberg-Bigsby-Verschnitte keine Jammerhaken mag, aber hier gibt es nichts zu bekritteln. Es ist wunderbar stramm, so dass da versehentliches Rumeiern der Töne ausgeschlossen ist und man nur ein dezentes Bending hier und da einstreuen kann. Die Stimmstabilität ist ebenfalls voll und ganz im tiefgrünen Bereich, wobei ich selbst jetzt nicht den Extremtest durchführen wollte und so richtig zugelangt habe. Das können die anderen drei ja – wenn sie wollen. Ich habe so getestet, wie ich sie einsetzen würde. Schließlich ist das hier keine Fachzeitschrift und ich muss und will gar nicht möglichst objektiv sein.
Sound
Wie beim ersten Eindruck schon geschrieben, ist der trockene Klang sehr ausgewogen, die Gute vibriert bis in die Spitzen der Cutaways. Die Tonabnehmer leisten hervorragende Arbeit, insbesondere der Sidekick (ehem. Z-Bucker ) ist eine Bereicherung um eine brummfreie leicht gedämpfte Version eines Steg-SCs. Dank der Split-Funktion hat man aber immer noch den beißenden Klang zur Verfügung – im Endeffekt also nur Gewinn.
Die „Martin“ liefert genau das, was ich (und „man“) Klischee-mäßig von einer Strat erwarten würde, deshalb erspare ich mir und euch jetzt das sinnlose Gefasel von glockigen Höhen und perlenden Akkorden, trockenem Attack oder weiß der Teufel was für lautmalerisch sinnlose Sachen mittlerweile benutzt wurden. Denn das ist das Internet – ihr könnt es euch selbst anhören.
Ich hätte die Aufnahmen vielleicht machen sollen, als ich noch mehr Zeit hatte, aber da habe ich eben vorrangig rumgespielt. Jetzt müsst ihr mit den leicht schludrigen Dingern nach dem Wasser holen leben (Erklärung: https://www.musiker-board.de/threads/es-kotzt-mich-an-dass.94952/page-1135#post-7189935 ). Man hört vielleicht auch, dass ich mich da stilistisch abseits meiner eigentlichen Pfade bewegt habe. Alles etwas uninspiriert und schnöde, dafür 100% Djent-frei. Aber es geht ja um die Sounds, nicht um die Musik
Schnödes Durchschalten bei ein paar Sounds ohne viel Spiel (Vorsicht! Wirklich nur für „Schalt-mal durch alle Pickups“-Fetischisten und ab 7:40 kommt nur noch „Will It Metal?“):
Mixes (alle Gitarrenspuren mit der Martin, am Ende nochmal Clean der Sidekick als Humbucker und dann gesplittet)
Ich habe bewusst nichts Bekanntes gespielt, weil ich offen gesagt keine Lust habe, nach 3 Monaten plötzlich PNs zu bekommen, dass die Videos in diesem Land nicht verfügbar seien…
(Das Videomaterial ist einfach nur zur Untermalung da – ich filme sonst gar nicht)
Die beiden Singlecoils machen ihren Job gut und erstaunlich rauscharm. In meiner Wohnung brummt und rauscht fast alles ab einem gewissen Pegel, von daher: Prädikat rauscharm. Der Sidekick ist meiner Meinung nach eine sehr nette Ergänzung. Gesplittet hat man weiterhin den regulär zu erwartenden beißenden Klang, als Humbucker eine etwas in den Höhen beschnittene Version mit ein bisschen mehr Output. Zwei vollwertige Optionen, womit es, wie so oft im Musikbereich, Geschmackssache ist, was man nun bevorzugen würde. Die Holzgrundlage würde meiner Einschätzung nach auch alles andere vertragen, weil sie eben fast schon neutral ist.
Fazit
Verdammt viel Gitarre fürs Geld. Als einziges Manko würde ich tatsächlich das etwas leichtgängige und kippelnde Poti identifizieren, alles andere lässt einfach keinen Raum für Beanstandungen. Klar, besser geht fast immer und das Z-Glide ist eine Sache, die ich anderen nicht ohne persönlichen Test ans Herz legen wollte, aber ich persönlich beurteile nur äußerst selten ohne den Preis im Hinterkopf (macht ja auch keinen Sinn) und da bekommt man hier eben richtig was geboten. Als ich vor fast 10 Jahren meine RG321 MHWK gekauft habe, kostete mich diese 320 Euro. Es gab zwei mittelmäßige Humbucker, normale Mechaniken, aber eine solide Holzgrundlage, die ich bis heute spiele (und ein wenig aufgemotzt habe). Bei der Zelinsky bekommt man zur gut klingenden Holzgrundlage gute Tonabnehmer, gute Locking Tuner und ein solide arbeitendes Vibrato-System. Dazu einen innovativen Ansatz für bessere Spielbarkeit. Wie hoch der Aufpreis für den Sidekick ausfällt, weiß ich noch nicht, ich gehe aber in diesem Review davon aus, dass der normale Steg-Singlecoil den beiden in der Martin in nichts nachsteht. Und damit bekommt man auch einen Satz gute Tonabnehmer, so dass man für 349 Euro eine fertige Gitarre bekommt, die man nur noch bearbeiten muss, um sie dem eigenen Geschmack anzupassen – nicht um irgendwas zu verbessern. Hut ab vor Dean – was er da auf den Markt gebracht hat muss sich vor nichts verstecken, auch nicht vor zehnfach teureren Instrumenten. Die können zwar „mehr“ liefern – aber wer es auf der Tagliare nicht hinbekommt, braucht auch keine teurere. Hört man an mir doch ganz gut
Geeignet für:
- Alle und alles (mit den üblichen Einschränkungen bzw. Bedingungen, z.B. Metal wird, wie oben zu hören ist, tendenziell eher dünn daherkommen)
Nicht geeignet für:
- Diejenigen, die einen dunklen Grundklang (trocken+elektrisch) bevorzugen
- u.U. Musiker mit schwitzigen Händen
- Leute, die keine Strat wollen
- u.U. Musiker mit schwitzigen Händen
- Leute, die keine Strat wollen
- Eigenschaft
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