[Gitarre] Manne Raven GRST Satin Special

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Hallo liebe Kollegen,

nach einiger Zeit der Ruhe hat mich vor 5 Wochen doch wieder das GAS erwischt.
In der bekannten Kleinanzeigenbucht wurde eine "Mannedesign Raven" für ganz kleines Geld angeboten. Termin gemacht, anspielen, toll finden, einkaufen.

Die Gitarre ist für eine Chinaproduktion schon bemerkenswert gut gefertigt und hat einen wirklich guten Sound. Was mich aber am härtesten angefixt hat, ist der Hals und der Hals/Korpusübergang.
Neugierig geworden machte ich mich im Internet auf die Suche nach dem Hersteller. Gelandet bin ich schließlich in Italien bei der Firma "Manne" die diese Gitarren für einige Zeit als günstiges Einsteigermodel in China produzieren lies.
Inzwischen gibt es von dieser Serie nur noch Restbestände, da die Firma Manne nicht mehr mit den Chinesen kooperiert.

Nachdem ich mich auf der Website von Manne ein wenig umgeschaut hatte und ich feststellen durfte das es sich um eine echte Edelschmiede handelt, lies mein Interesse aufgrund der dort aufgerufenen Preise wieder etwas nach, war aber durchaus noch vorhanden.

Interessehalber suchte ich im Netz weiter nach "Manne" Gitarren. Und siehe da, es wurde die im Titel genannte Raven angeboten.

Fix wurde eine Gitarre verkauft, das Konto überzogen und ab ging es zum Verkäufer. Zwar war die Raven etwas schlecht eingestellt, aber das Handling und der Sound haben mich sofort überzeugt. "Gekauft"!

Zuhause angekommen wurden Halskrümmung und Saitenlage eingestellt, dabei festgestellt das die Schräubchen der Sättel extrem zu lang waren (seltsam für eine so teure Custom Shop Gitarre, aber dazu später mehr)

Fertig eingestellt, ran an den Amp..................verdammt..........der Hals ist schneller als meine Finger!
Ne ernsthaft, die hochpolierten Jumbobünde in Verbindung mit dem Phenol Griffbrett, ich hatte das Gefühl mir laufen die Bünde unter den Fingern weg :).
Nach einer fünfminütigen Gewöhnungsphase kam die Euphorie gefolgt von einem tiefen Gefühl des Ärgers. Ärger darüber das ich eine solche Gitarre nicht schon Jahre früher in die Hände bekommen hatte. Welche Höhen hätte ich spieltechnisch erklimmen können :))

Nun nach viel Geschwafel aber zu meinem eigentlichen Anliegen. Ein kurzes Review über die Manne Raven GRST Satin Special.

Verwendet wurden bei diesem Instrument ausschließlich hochwertige Materialien. Das bezieht sich auf Holz wie auch auf Hardware, Elektronik und die absolut perfekte Verarbeitung.
Eigentlich nichts besonderes bei einem handgebauten Instrument das bei ca. 2000,- Euronen liegt (wenn nicht gerade Fender oder Gibson draufsteht).
Das Problem mit den zu hoch stehenden Schrauben der Bridgereiter (die anscheinend vom Vorbesitzer ausgetauscht wurden) wird vom Meister selber in Ordnung gebracht.
Für 50,- Euro (die Gitarre ist 5 Jahre alt) wird er die komplette Gitarre überarbeiten damit sie seinen Qualitätsanforderungen entspricht. Meiner Meinung nach ein absoluter Spitzenpreis.
Wenn ich überlege das man hierzulande schon 50 Euronen für das Einstellen der Intonation haben möchte (Saiten exklusiv).
Ein kurzer Email Kontakt mit Andrea Ballarin und ein paar Bilder haben gereicht.

Wichtiger sind jedoch die innovativen Kleinigkeiten:

Jeder der drei Humbucker lässt sich mittels Push/Pull Poti splitten, daraus ergeben sich unzählige Soundvariationen.
Der Hals/Korpusübergang, eine Manne Eigenentwicklung die Ihresgleichen sucht. Bequemer geht's nun wirklich nicht mehr.
Das Phenol Griffbrett, unfassbar glatt, schnell und völlig ohne jeglichen Widerstand beim Bending.
Der breit und flach gestaltete Hals wurde mit einem leicht asymmetrischen Profil versehen, um den Spielkomfort zu verbessern


Der Sound ist durch die vielen Variationsmöglichkeiten nicht wirklich objektiv zu beschreiben. Es kann leidlich Fendern (sogar mit Twang), es kann nicht Les Paulen, dafür hat der Sound einen wirklich eigenständigen Charakter.

Hier kann ich der Soundbeschreibung in der Gitarre&Bass nichts mehr hinzufügen:

"Alle Schaltpositionen zeichnet ein glockenreines, fabelhaft offenes Tonverhalten in klaren Verstärkereinstellungen aus. Selbst der
Steg-Pickup kann hier mithalten. Über die einzeln geschalteten Pickups hinaus eröffnen die verschiedenen Kombinationen der
Tonabnehmer ohne und mit gezogenen Reglern, also im Wechsel und Mix von serieller und paralleler Verschaltung der Spulen
ein reiches Feld von praxisgerecht abgestuften Klarklängen. Immer wird dieser Farbreichtum von der immensen Schwingfreudigkeit
der Konstruktion unterstützt.
Die Gleichmäßigkeit der Tonentfaltung sorgt für optimale Transparenz bei Akkordbildern, rhythmisches Spiel hat Biss und
Definition.
In härteren Gangarten kommt die Gitarre aber ebenso selbstverständlich zum Zuge. Ihr Klangverhalten lässt sich dank der
variablen Schaltung an so gut wie alle Stilistiken locker anpassen und der klar definierte, gradlinige Ton kommt in High Gain besonders gut.
Der Mini-Humbucker in der Halsposition klingt etwas schlanker als ein großer Doppelspuler, verfügt aber dennoch über Volumen
und Druck. Will ich etwas mehr Biss, so zieh ich den Volumenknopf und hab den Ton leicht kehliger mit mehr Glanz auf den Höhen.
Ebenfalls kraftvoll und reich tönt in Zerrpositionen der Steg-Pickup, bestens geeignet für das saftige klassische Rock-Genre
macht das dynamische Tonverhalten mit viel Anschlags-Snap aber auch in Metal eine gute Figur.
Ob nun ein definitives Brett verlangt wird oder singende Linien à la Brian May – die Präsenz der Aktionen ist
imposant, der Ton hat stets große innere Festigkeit und steht wie eine Eins."

Traurig das Andrea Ballarin, der Mann hinter Manne Guitars, hierzulande nicht bekannter ist. Endlich mal ein Gitarrenbauer der die eingetretenen Pfade verlässt.

Ich werde die Gitarre im Laufe der nächsten Woche auf den Weg nach Italien bringen. Mal sehen wie sie zurückkommt. Danach vielleicht mehr :)

Ein großes Anliegen von mir:
Wenn jemand von euch in der Nähe von Hannover wohnt, schaut mal bei PPC vorbei. Dort hängen einige Manne Gitarren rum. Die sind nicht unbedingt günstig, aber jeden Cent wert.
Ebenso lohnt sich ein Besuch auf www.manne.com dort sind auch die von mir vernachlässigten Informationen zu Holzarten und Hardware zu finden.

Da ich nun schon seit über 30 Jahren sechs Saiten quäle, habe ich in dieser Zeit auch einige deutsche Gitarrenbauer kennengelernt und muss sagen das (leider) keiner von denen in Sachen Preis (bei vergleichbarer Qualität) und Innovation mithalten kann.
 
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