[Gitarre] Ibanez RG921WBB-TGF Premium

A
Azriel
Mod Emeritus
Ex-Moderator
HFU
Zuletzt hier
09.01.24
Registriert
22.03.09
Beiträge
15.612
Kekse
111.102
Ibanez RG921WBB-TGF Premium

Specs:
Korpus: amerikanische Linde
Decke: Buckeye Burl
5-streifiger Wizard Wenge/Bubinga-Hals
Griffbrett: Wenige
Mensur: 648 mm
24 Jumbo Bünde mit Premium Fret Edge Treatment
Halsprofil: flaches D
Halsbreite am Stattel: 43mm
Halsbreite am 12. Bund: 52,7mm
Tonabnehmer: 2 Di Marzio IBZ Humbucker (made in USA)
fester Steg
Hardware: Cosmo Black
Elektronik: 5-Wege Schalter, 1x Volume, 1x Tone
Farbe: Trasparent Gray Flat
Gewicht: 2,9Kg
Kommt inkl. Softcase

20150421_172650.jpg
20150421_172734.jpg
20150421_172708.jpg


Zum ersten Mal gesehen und angespielt, habe ich die Gitarre auf der Musikmesse 2015, wo sie auch als limitiertes Modell (was immer das auch heißen mag) zum ersten Mal vorgestellt wurde.

Haptik:

Was sofort auffällt, ist das leichte Gewicht und die, zumindest für mich, im Grundsatz sehr angenehme Haptik. Die Gitarre liegt gut auf dem Bein und am Körper. Aufgrund des leichten Korpus und weil der Schwerpunkt der Gitarre eher Richtung Hals liegt, habe ich eine starke Kopflastigkeit vermutet. Dem ist aber glücklicherweise nicht so. Im Gegenteil. Sie hängt leicht und flockig im Gurt und ist auch im Stehen wunderbar spielbar. Also rein von der Haptik her schon fast das perfekte Arbeitsgerät. Das flache D animiert dann auch eher zum Rocken bzw. um fette Metal-Riffs rauszuhauen. Beim längeren Spielen habe ich dann aber doch leichte Probleme mit dem Daumen der Greifhand. Das runde Profil einer Music Man finde ich dann doch ein wenig angenehmer. Kleiner Punktabzug hier also.

Verarbeitung:

Die Premium-Serie wird nicht in Japan verbaut, sondern in Indonesien. Das fällt auch auf. Die Japaner sind absolute Perfektionisten. Gitarren aus dem Fujigen-Werk sehen auch im Inneren so aus, als würde man ständig drauf starren können. Bei der RG921 ist dies nicht so. Also normaler, internationaler Standard. Aber so schlimm wie manche Gitarre aus Amerika, wo man meint, dass das E-Fach mit einer Handgranate in die Gitarre gesprengt wurde, ist es dann doch nicht.
Dazu kommt die schwierige Verarbeitbarkeit von Wenge am Hals. Wenge ist spröde, extrem hart und neigt zum Aussplittern der Fasern entlang der Maserung. Und richtig glatt bekommt man es auch selten. So auch hier. An der einen oder anderen Stelle sieht man schon kleine Furchen, wo das Holz gesplittert ist. Das Griffbrett ist entlang der Maserung nicht glatt, sondern leicht riffelig. Stört nicht beim Spielen, könnte aber auf Dauer zum Problem werden. Die Zeit wird es zeigen.
Der Hals ist unlackiert und nur geölt (gewachst?). Auch hier zeigt sich wieder, dass international nicht so gearbeitet wird, wie ich mir das von einem Instrument dieser Preisklasse wünschen würde. Der Hals wurde max. mit 280er Körnung geschliffen. Das Ergebnis ist leicht rau, so wie man es beispielsweise aus den Fender Werken in Mexiko kennt. Das geht besser.
Die komplette Gitarre macht generell einen sehr rustikalen Eindruck, vergleichbar mit Gibsons BFG-Serie. Man muss es mögen. Von den Hochglanzlackierungen ist man mit dieser Serie jedenfalls meilenweit weg. Ich finde es toll. Auch der Body scheint nur extrem dünn lackiert zu sein.

Optik:

Großartig. Der Wenge-Hals mit Bubinga sieht schon extrem lecker aus. Die aschgraue Beizung des Korpus ist ein Traum und die Buckeye Burl Decke (übrigens amerikanische Kastanie) ist DER Hinkucker schlechthin. Die chrome/schwarze Hardware passt dazu wie die Faust aufs Auge.

Pflege und Setup:

Geliefert wurde mit einem 9er Saitensatz. Die Saitenlage wir ok, mir aber am Ende des Tages zu hoch. Gerade ab Bund 12. Dazu waren die PUs für meinen Geschmack zu nah an den Saiten. Das Ergebnis war zwar jede Menge Sustain, aber dafür hat die Haptik extrem gelitten und die PUs neigten zum Matschen. Der erste Reflex war PUs tauschen. Das habe ich aber glücklicherweise erstmal hinten angestellt.
Pflegeprogramm in der 1. Woche nach Erhalt:
- neuer 10er Satz Saiten
- Griffbrett geölt (das Holz hat Viol literweise gesoffen)
- Ölfschliff erst mit 380er, anschließend mit 600er und abschließend mit 1000er Körnung
- Saitenlage und Halskrümmung angepasst
- PUs tiefer eingestellt

Sound:

Kommen wir zum wichtigsten. Wie klingt das gute Stück? 1100 Euro sind schließlich nicht wenig Geld. Was trocken gespielt sofort auffällt, ist der brutal offene, laut brüllende Charakter. Das zeigt sich dann auch verstärkt. Hier macht sich die teils nicht vorhandene, bzw. extrem dünne Lackierung bemerkbar.
Der Ton ist extrem auf den Punkt. Sowohl clean als auch mit Gain klingt der Ton attackreich und knallig. So wie man es beispielsweise von einer guten Telecaster erwarten würde. Die Keramik-PUs tun hier dann ihr Übriges. Die Tiefmitten knurren herrlich, die Mitten sind präsent und die Höhen singend, aber nicht schneidend. Trotz Keramik-Magneten liefert die Gitarre aber immer noch genug Wärme, um flexibel genug alle Musikstile abzudecken und eben nicht nur als reines Metal-Brett dazustehen.
Spielt man ein paar Augenblicke, fällt die Direktheit auf. Der Ton ist sofort da. Nicht so schwerfällig wie bei einer Les Paul, wo man manchmal den Eindruck hat, die Gitarre hätte eine eingebaute Latenz.
Dazu ist die Schaltung extrem flexibel. Für cleane Parts gefällt mir die Stellung 2 am besten. Also der Neck Humbucker parallel geschaltet.

Hier dazu ein paar Soundbeispiele:

Clean (von 5 bis 1 durchgeschaltet)


Gain (linker Kanal Bridge und rechter Kanal von 5 bis 1 durchgeschaltet, Lead am Ende mit Neck)


HiGain (Bridge)



Fazit:

Großartige Gitarre die mir wahnsinnig viel Spaß macht. PU-Tausch ist erstmal weit hinten angestellt. Die Dimarzios machen einen guten Job und ob es mit anderen besser wird, ist schwer vorauszusagen. Der Preis mit 1099 Euro ist zwar im direkten Vergleich mit den anderen Premium-Modellen happig, ist aber durch die Holzauswahl meiner Meinung nach gerechtfertigt. Gerade durch den Wenge/Bubinga Hals gewinnt sie gegenüber den anderen Modellen deutlich an Eiern.
Abstriche muss man allerdings sowohl holzbedingt, als auch bezüglich des Fertigungsstandorts in der Verarbeitung machen. Mir ist zwar kein wirklicher Patzer in der Verarbeitung aufgefallen, von den Japan Modellen ist man aber ein gutes Stück weg.
Wer damit leben kann, kriegt ein tolles Arbeitsgerät, das flexibel ist, herausragend klingt und dazu optisch ein echter Hinkucker ist.
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 9 Benutzer
Die is mal wirklich schick! Sehr coole Farbe, und vor allem sehr leicht.

Das einzig doofe bei den Gitarren sind die Modellbezeichnungen, die ich mir niemals merken kann ;).

Besten Dank für diesen interessanten Bericht.

Gruss
Eggi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wie hast Du die im Korpus verschraubten PU's tiefer gelegt?
Gibt es Fotos vom Griffbrett/Hals nach deinen Ölschliff?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Besten Dank, das mit den Federn wußte ich noch nicht.
Ich muß jetzt bei meiner RGD mal nachsehen, dachte immer
die sind fest verschraubt mit dem Korpusholz.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben