[Gitarre] Ibanez AZES40-PPK incl. ABM 5050-S Vintage und Gotoh HAPM-07

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Ich war ja Teil des Ibanez Testruns des AZES30. In diesem Zusammenhang sind – nicht nur von mir – die Qualitäten dieser Einsteiger-Gitarre gelobt worden:

https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-ibanez-azes31-ibanez-testrun.724180/
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-ibanez-azes31-vm-ibanez-testrun-die-zweite.724940/
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-ibanez-azes31-vm-ibanez-testrun-teil-iii.726988/

Ich mochte vor allem die kleinen Dimensionen des AZES-Halses, vor allem die 635mm-Mensur in Kombination mit 42mm-Sattelbreite (sehr selten, PRS-Hälse z. B. sind i. d. Regel breiter).
Schon damals keimte in mir das Bedürfnis, eine AZES40 zu kaufen. Die Farben gefielen mir allerdings gar nicht. Deshalb war ich sehr froh, als 2023 die AZES40 in pink herauskam:

https://www.ibanez.com/eu/products/detail/azes40_1p_01.html

Die habe ich dann auch bestellt.
IMG_8628.jpeg


Unterschiede zur AZES30:

- Die 40-er verfügt über eine HSS-Konfiguration, was sie variabler macht.
- Statt Hardtail hat sie ein Tremolo

Beides wollte ich unbedingt.


Qualität und Klang:

Die Verarbeitung ist sehr gut, insbesondere die Bundierung ist sehr gut gelungen, also keine herausstehenden Bundenden (wie bei meiner RG550 Genesis, aber das ist eine andere Geschichte …) oder „dead notes“. Eine niedrige Saitenlage (angesichts des 10-Zoll-Griffbrettradius bemerkenswert) ist möglich.
Auch die Elektrik funktioniert klaglos. Kleiner Makel: minimale Lackfehler (2 dunklere Einschlüsse, s. Foto)

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Außerdem ist das Holz möglicherweise nicht optimal getrocknet und arbeitet im Winter bei relativ trockener Luft spürbar: So bildete sich vor einem Monat im Neck ein „back-bow“; da trifft es sich gut, dass Ibanez einen Dual-Action-Halsstab verbaut hat, mit dem sich das problemlos korrigieren lässt.
Das Tremolo hat einen dünnen, kurzen (37mm) Gussblock und verursacht im Lieferzustand deutliche Verstimmungen.
Der unverstärkte Klang der AZES40 ist gut, vielleicht etwas muffig im Vergleich zu einer Top-Strat.
Die Schaltung ist durch das Dyna-MIX9-Konzept bei der AZES wie bei einer HSS-AZ extrem variabel. Vor allem die gegenüber einer konventionellen HSS-Strat zusätzlichen Schaltungen sind sehr sinnvoll, z. B. beide Singlecoils seriell als Humbucker verschaltet oder Humbucker + SS-seriell. Das macht den Sound mittiger, bietet einen höheren Pegel und hilft live, wenn man mal nicht durchkommt. Klingt nicht wie eine LP, sondern eher wie eine Strat auf Testo ;-). Auch der Humbucker allein als Singlecoil und die Zwischenposition (Humbucker als Singlecoil + mittlerer Singlecoil) klingen richtig gut!

Tuning:

Um den unverstärkten Klang zu verbessern, könnte man des Gussblock theoretisch gegen einen aus Stahl oder Messing tauschen. Leider gibt es sowas aber (noch?) nicht für die AZES.
Außerdem löst das nicht das Verstimmungsproblem. Deshalb habe ich mir folgenden Maßnahmen überlegt und durchgeführt bzw. durchführen lassen:

1. gestaggerte Locking-Mechaniken, Verzicht auf string trees
2. Knochensattel
3. neues Tremolo

zu 1: Ich habe in D keine passenden gestaggerten Locking-Mechaniken gefunden. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass die Schaller M6 135 auch gestaggert angeboten werden, die wären auch eine Option gewesen. Stattdessen habe ich die Gotoh SG-381 HAPM 07 (https://g-gotoh.com/product/sg381/?lang=en) bei einem Händler in den USA bestellt (ca. 115€ incl. Zoll). Bei diesen kann die Höhe sogar noch feinjustiert werden. Warum gestaggerte Mechaniken in D so selten sind, weiß ich nicht; ich finde, sie bringen viel für die Verstimmfestigkeit, weil man dann bei Strats i. d. R. auf Stringtrees verzichten kann. Der Einbau war schnell gemacht, die Verstimmfestigkeit wurde besser, aber noch nicht gut genug. Die Funktion der Mechaniken ist aber top.
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zu 2. und 3.: Gesucht war also ein Trem mit schmalem Saitenabstand und einem kurzen Block. Die Beratung bei ABM (super Service!) ergab jedoch, dass der Body eigentlich annähernd so tief wie bei einer Strat ist, also auch „normale“ Blöcke mir 40-41mm passen müssten. Ansonsten hätte ich bei ABM auch eine kurzen Block nachbestellen können (i. d. R. mit Wartezeit, sowas wird ca. 2x im Jahr gefräst). So wurde es das ABM 5050-S Vintage. Der Einbau eines Floyd Rose-Tremolos wurde nach Beratung durch meinen Gitarrenbauer (https://www.peach-gitarren.de) verworfen (viel Fräsung nötig, Klang ändert sich deutlich). Er hat dann auch das ABM und den Knochensattel installiert.
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Der unverstärkte Klang hat sich dadurch deutlich verbessert (runder und brillianter, etwas fetter), die Verstimmfestigkeit ist so sehr gut und absolut bühnentauglich. Ich bilde mir ein, dass auch der verstärkte Klang sich verändert hat: So schimmert jetzt auch beim Humbucker solo immer eine Spur Strat durch.
Die Pickups – auch die Singlecoils – gefallen mir insgesamt besser als beim Testrun – warum auch immer?! Sie klingen etwas aggressiver in den Höhen als viele ALNICO-Pickups, aber das lässt sich am Amp leicht entschärfen.

Fazit:

Insgesamt ist die AZES durch das Tuning (finanzieller Aufwand ca. 400€, bei mehr Eigenleistung entsprechend weniger) zu einer professionellen Gitarre geworden, die – nicht zuletzt durch die jetzt verbaute Top-Hardware - den Vergleich mit einer japanischen AZ nicht zu scheuen braucht. Dass während der Heizperiode etwas Bewegung im Holz ist, ist OK. Ich vermute, dass da bei einer AZ durch das Roasting des Halses etwas mehr Ruhe ist, aber die AZ ist deutlich teurer (auch als Premium) und hat vor allem eine längere Mensur als die AZES.
Hier mal ein Vergleich einer ungetunten AZES mit einer AZ:

View: https://www.youtube.com/watch?v=nu4MP71qZXs


Ob sich das Tuning lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Für mich war es die richtige Entscheidung, da so eine hochwertige HSS-Strat mit 635mm-Mensur und schmalem Hals entstanden ist, die es sonst nur beim Gitarrenbauer als Einzelanfertigung gibt. Und das auch noch in Shell Pink ...
 
Grund: Rechtschreibung
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