capridriver
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Hallo Gemeinde,
ich bin ein großer Cabronita-Freund. Neben dem Original dümpeln hier noch drei Cabro-Eigenbauten (und knapp 70 andere Gitarren) rum.
In diesem Faden hatte ich den (vor-)weihnachtlichen Wunsch geäußert, dass doch auch mal Harley Benton eine Cabronita auf den Markt werfen könne - kaum vier Monate später meldete der aufmerksame Kollege @94erBrom, dass diese bei Thomann gelistet sei und ab 31.5.lieferbar wäre (klick). Gesagt, getan - am 20.4.bestellt und seitdem sehnsüchtig auf Post vom großen T. gewartet. Heute war es dann soweit - hier meine ersten (schnellen) Eindrücke und ein paar Bilder. Soundbeispiele und mehr reiche ich in den nächsten Tagen nach (soll man ja nicht am NGD machen !).
Die Benton-Cabronita hat einen zweiteiligen Korpus aus Esche, die beiden Hälften sind so gut zusammengefügt, dass man schon zweimal hinschauen muss (der Maserungsverlauf hilft da ein wenig). Laut Homepage soll er "chambered weight relief" sein, ein Klopftest brachte kein Ergebnis, Röntgenapparat steht gerade nicht hier - ich glaube das jetzt einfach mal. Mit 3,7kg auf meiner Waage ist sie nicht leicht, aber noch (er-)tragbar. Man las ja von den Rosewood-Teles und den Prince-Madcat-Nachbauten, dass diese "sackschwer" sein sollen...nun ja, anscheinend hat man bei HB gelernt und kammert an den richtigen Stellen. Der Body ist weiß gebeizt und dann recht dick mit Klarlack versiegelt, die Maserung scheint hübsch durch - das gefällt dem Tester . Weniger schön finde ich diverse Einschlüsse im Lack, die aber nur gegen das Licht sichtbar werden und sich wegen der Maserung eh ins Gesamtbild einfügen. Kann man/ich mit leben. Die übrige Ausstattung entspricht meiner Fender, mit ein paar kleineren Ausnahmen - der Toggle sitzt oben wie bei einer Paula, ein Tonepoti wurde verbaut und der Hals hat einen "reversed headstock". Die Korpusrückseite hat entgegen den Fender-Cabros eine Bierbauchfräsung.
Sämtliche Fräsungen sind von ordentlicher Güte, das E-Fach ist mit Abschirmlack ausgepinselt, dieser ist auf Masse gelegt. Es sind einfache Potis kleiner Bauweise verbaut, beide liegen um die (gemessenen) 500kOhm.
Als Brücke wurde ein einfaches Modell wie bei den Hardtail-Strats verbaut, die Saitenführung erfolgt durch den Korpus. Die Seitenreiter sind aus einfachem Guß, hier wäre Optimierungspotenzial für spätere Mods.
Die Pickups stammen von Roswell und verrichten ihren Dienst - soviel sei schon mal vorweggenommen - recht ordentlich. Sie haben einen ähnlichen Mittennöck wie die Fideli'trons von Fender und klingen gerade verzerrt sehr lecker. Dazu später mehr.
Der Hals ist laut Thomann aus kanadischem Ahorn, das Griffbrett ist aufgeleimt, wir haben also hier keinen echten Einteiler. Empfinde ich wegen der Kombination Esche/Ahorn jetzt aber auch nicht als echten Nachteil, vorallem auch wegen des moderaten Preises. Er hat ein recht flaches C-Profil und ist dem "Modern C" von Fender nicht unähnlich. Ich ma's eigentlich gerne etwas fleischiger, aber sei's drum - spielt sich so sehr gut und flott.
Der Sattel besteht aus einem synthetischen Knochenmaterial und ist perfekt gefeilt. Sehr schön, hier ist absolut kein Bedarf etwas zu ändern. Die 22 Bünde haben medium-Jumbo-Format und sind hinsichtlich ihrer Höhe gut abgerichtet. Lediglich die Endpolitur hätte für meinen Geschmack etwas besser ausfallen können, sie kratzen beim Saitenziehen an manchen Stellen doch noch etwas. Das wird sich aber von selbst mit dem Spielen geben.
Die Mechaniken sind ungelabelt, verrichten ihren Dienst aber überraschend gut. Auch hier dürfen die Sperzels, die schon bereit lagen, erstmal in der Kiste bleiben . Die Saiten verlaufen gerade vom Sattel zu den Tunern, E bis G sind dabei von Stringtrees flankiert, um etwas mehr Druck auf den Sattel auszuüben (der Weg von E-Tuner bis zum Sattel ist ja aufgrund der umgekehrten Kopfplatte recht weit). Der Zugang zum Trussrod ist kopfplattenseitig. Komplettiert wird die Ausstattung von Standard-Gurtpins und einer ebensolchen Buchsenplatte.
Wie spielt sie sich und wie klingt das Teil?
In der Werkseinstellung war die Saitenlage recht hoch und schnarrfrei eingestellt, besaitet war die Tele laut Hangtag mit D'addario EXL. Jede neue Gitarre bekommt von mir erstmal einen neuen Satz Saiten, diese hier waren auch definitiv fertig (zwei Minuten gespielt und schwarze Finger). Nach dem Neubesaiten habe ich dann auch gleich mal die Saitenlage etwas nach unten korrigiert, hier zeigte sich die gute Bundabrichtung - man konnte wirklich sehr niedrig gehen. Ich hab's nur mal testweise gemacht und danach wieder etwas hochgeschraubt, aber: Es ginge, wenn man es braucht/mag. Die Halskrümmung war ab Werk optimal eingestellt. Die Tele spielt sich schnell und flüssig, der Hals ist nur dünn mit seidenmattem Klarlack versiegelt. Die Griffbrettwölbung liegt bei etwa 12 Zoll, dadurch sterben Töne beim Ziehen auch nicht ab - selbst bei niedriger Saitenlage. Das dürfte dem Anfänger sehr entgegen kommen.
Etwas ungewohnt ist für mich die Position des Toggle-Switchs, aber ich überlege schon, den nach unten zu versetzen - genügend Platz wäre ja im E-Fach. Die Potis verrichten ansonsten klaglos ihren Dienst, laufen weich und kratzen nicht. Auch hier gilt: Aufgrund der Größe des E-Fachs kann man später problemlos auf größere Potis (ich bevorzuge Alphas) umrüsten.
Die Pickups von Roswell (?) machen wie schon geschrieben einen guten Job. Am Steg schön rockig, am Hals eher wärmer mit mehr "Balls". Die Kombination dünnt ein bisserl in den Mitten aus und ist prima für Clean-Sounds. Eine Splitoption sucht man vergebens, ich vermisse sie aber auch nicht (live habe ich ohnehin immer mehrere Gitarren dabei, darunter auch immer eine Strat mit Single-Coils). Mit Zerre haben die Tonabnehmer einen schönen Mittennöck, sie klingen also nie nach Paula oder Artverwandten, eher nach Burns oder P90 auf Dope. Das geht mit Zerre wie ein heißes Messer durch Butter im Bandmix, sehr geil und genau wie beim Original.
Überhaupt klingt und spielt sich die Gitarre nicht wie ein 199 Euro-Instrument, sie fühlt sich deutlich wertiger an - der fehlende Vertrieb und der damit verbundene Preisaufschlag mögen das vielleicht ansatzweise erklären können. Den Endverbraucher wird's freuen, wenn man mal asiatische Produktionsbedingungen außer Acht lässt - aber das gilt für andere Hersteller genauso.
Ja, Fazit...viel Gitarre für wenig Geld, außerdem optisch eine der coolsten Gitarren auf diesem Planeten, wenn man auf Billy Gibbons steht . Ich glaube, ich muss mir mal einen Bart wachsen lassen...
ich bin ein großer Cabronita-Freund. Neben dem Original dümpeln hier noch drei Cabro-Eigenbauten (und knapp 70 andere Gitarren) rum.
In diesem Faden hatte ich den (vor-)weihnachtlichen Wunsch geäußert, dass doch auch mal Harley Benton eine Cabronita auf den Markt werfen könne - kaum vier Monate später meldete der aufmerksame Kollege @94erBrom, dass diese bei Thomann gelistet sei und ab 31.5.lieferbar wäre (klick). Gesagt, getan - am 20.4.bestellt und seitdem sehnsüchtig auf Post vom großen T. gewartet. Heute war es dann soweit - hier meine ersten (schnellen) Eindrücke und ein paar Bilder. Soundbeispiele und mehr reiche ich in den nächsten Tagen nach (soll man ja nicht am NGD machen !).
Die Benton-Cabronita hat einen zweiteiligen Korpus aus Esche, die beiden Hälften sind so gut zusammengefügt, dass man schon zweimal hinschauen muss (der Maserungsverlauf hilft da ein wenig). Laut Homepage soll er "chambered weight relief" sein, ein Klopftest brachte kein Ergebnis, Röntgenapparat steht gerade nicht hier - ich glaube das jetzt einfach mal. Mit 3,7kg auf meiner Waage ist sie nicht leicht, aber noch (er-)tragbar. Man las ja von den Rosewood-Teles und den Prince-Madcat-Nachbauten, dass diese "sackschwer" sein sollen...nun ja, anscheinend hat man bei HB gelernt und kammert an den richtigen Stellen. Der Body ist weiß gebeizt und dann recht dick mit Klarlack versiegelt, die Maserung scheint hübsch durch - das gefällt dem Tester . Weniger schön finde ich diverse Einschlüsse im Lack, die aber nur gegen das Licht sichtbar werden und sich wegen der Maserung eh ins Gesamtbild einfügen. Kann man/ich mit leben. Die übrige Ausstattung entspricht meiner Fender, mit ein paar kleineren Ausnahmen - der Toggle sitzt oben wie bei einer Paula, ein Tonepoti wurde verbaut und der Hals hat einen "reversed headstock". Die Korpusrückseite hat entgegen den Fender-Cabros eine Bierbauchfräsung.
Sämtliche Fräsungen sind von ordentlicher Güte, das E-Fach ist mit Abschirmlack ausgepinselt, dieser ist auf Masse gelegt. Es sind einfache Potis kleiner Bauweise verbaut, beide liegen um die (gemessenen) 500kOhm.
Als Brücke wurde ein einfaches Modell wie bei den Hardtail-Strats verbaut, die Saitenführung erfolgt durch den Korpus. Die Seitenreiter sind aus einfachem Guß, hier wäre Optimierungspotenzial für spätere Mods.
Die Pickups stammen von Roswell und verrichten ihren Dienst - soviel sei schon mal vorweggenommen - recht ordentlich. Sie haben einen ähnlichen Mittennöck wie die Fideli'trons von Fender und klingen gerade verzerrt sehr lecker. Dazu später mehr.
Der Hals ist laut Thomann aus kanadischem Ahorn, das Griffbrett ist aufgeleimt, wir haben also hier keinen echten Einteiler. Empfinde ich wegen der Kombination Esche/Ahorn jetzt aber auch nicht als echten Nachteil, vorallem auch wegen des moderaten Preises. Er hat ein recht flaches C-Profil und ist dem "Modern C" von Fender nicht unähnlich. Ich ma's eigentlich gerne etwas fleischiger, aber sei's drum - spielt sich so sehr gut und flott.
Der Sattel besteht aus einem synthetischen Knochenmaterial und ist perfekt gefeilt. Sehr schön, hier ist absolut kein Bedarf etwas zu ändern. Die 22 Bünde haben medium-Jumbo-Format und sind hinsichtlich ihrer Höhe gut abgerichtet. Lediglich die Endpolitur hätte für meinen Geschmack etwas besser ausfallen können, sie kratzen beim Saitenziehen an manchen Stellen doch noch etwas. Das wird sich aber von selbst mit dem Spielen geben.
Die Mechaniken sind ungelabelt, verrichten ihren Dienst aber überraschend gut. Auch hier dürfen die Sperzels, die schon bereit lagen, erstmal in der Kiste bleiben . Die Saiten verlaufen gerade vom Sattel zu den Tunern, E bis G sind dabei von Stringtrees flankiert, um etwas mehr Druck auf den Sattel auszuüben (der Weg von E-Tuner bis zum Sattel ist ja aufgrund der umgekehrten Kopfplatte recht weit). Der Zugang zum Trussrod ist kopfplattenseitig. Komplettiert wird die Ausstattung von Standard-Gurtpins und einer ebensolchen Buchsenplatte.
Wie spielt sie sich und wie klingt das Teil?
In der Werkseinstellung war die Saitenlage recht hoch und schnarrfrei eingestellt, besaitet war die Tele laut Hangtag mit D'addario EXL. Jede neue Gitarre bekommt von mir erstmal einen neuen Satz Saiten, diese hier waren auch definitiv fertig (zwei Minuten gespielt und schwarze Finger). Nach dem Neubesaiten habe ich dann auch gleich mal die Saitenlage etwas nach unten korrigiert, hier zeigte sich die gute Bundabrichtung - man konnte wirklich sehr niedrig gehen. Ich hab's nur mal testweise gemacht und danach wieder etwas hochgeschraubt, aber: Es ginge, wenn man es braucht/mag. Die Halskrümmung war ab Werk optimal eingestellt. Die Tele spielt sich schnell und flüssig, der Hals ist nur dünn mit seidenmattem Klarlack versiegelt. Die Griffbrettwölbung liegt bei etwa 12 Zoll, dadurch sterben Töne beim Ziehen auch nicht ab - selbst bei niedriger Saitenlage. Das dürfte dem Anfänger sehr entgegen kommen.
Etwas ungewohnt ist für mich die Position des Toggle-Switchs, aber ich überlege schon, den nach unten zu versetzen - genügend Platz wäre ja im E-Fach. Die Potis verrichten ansonsten klaglos ihren Dienst, laufen weich und kratzen nicht. Auch hier gilt: Aufgrund der Größe des E-Fachs kann man später problemlos auf größere Potis (ich bevorzuge Alphas) umrüsten.
Die Pickups von Roswell (?) machen wie schon geschrieben einen guten Job. Am Steg schön rockig, am Hals eher wärmer mit mehr "Balls". Die Kombination dünnt ein bisserl in den Mitten aus und ist prima für Clean-Sounds. Eine Splitoption sucht man vergebens, ich vermisse sie aber auch nicht (live habe ich ohnehin immer mehrere Gitarren dabei, darunter auch immer eine Strat mit Single-Coils). Mit Zerre haben die Tonabnehmer einen schönen Mittennöck, sie klingen also nie nach Paula oder Artverwandten, eher nach Burns oder P90 auf Dope. Das geht mit Zerre wie ein heißes Messer durch Butter im Bandmix, sehr geil und genau wie beim Original.
Überhaupt klingt und spielt sich die Gitarre nicht wie ein 199 Euro-Instrument, sie fühlt sich deutlich wertiger an - der fehlende Vertrieb und der damit verbundene Preisaufschlag mögen das vielleicht ansatzweise erklären können. Den Endverbraucher wird's freuen, wenn man mal asiatische Produktionsbedingungen außer Acht lässt - aber das gilt für andere Hersteller genauso.
Ja, Fazit...viel Gitarre für wenig Geld, außerdem optisch eine der coolsten Gitarren auf diesem Planeten, wenn man auf Billy Gibbons steht . Ich glaube, ich muss mir mal einen Bart wachsen lassen...
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