G
Gast174516
Guest
GRETSCH PRO JET G5230T
[Review]
Die Gretsch-Jets wurden 1953 präsentiert und erinnern klar an das Les Paul shaping, verfolgen jedoch mit weitestgehend gechamberten Body und tonal grundlegend anderen Pickups (Filtertrons oder DeArmonds) ein gänzlich eigenes Konzept, näher an der semiakustischen Archtop als der Solidbody.
Die vorliegende Pro Jet stammt aus der Electromaticreihe und wird in China gefertigt. Mit rund 500€ ist sie zweifellos ein Budgetmodell und ca. 5x günstiger als eine japanische Duo Jet.
Die Gitarre besitzt einen gechamberten Mahagonibody mit aufgeleimter, schön gewölbter Ahorndecke und einen eingeleimten Hals aus Mahagoni. Tatsächlich stemmt die Gretsch nur 3400 Gramm auf die Waage und entspricht somit in Gewicht und Material tatsächlich weitestgehend der teuren Schwester.
Auffallend ist, dass es sich bei dem recht schlanken Hals anscheinend um einen Einteiler mit angeleimter Kopfplatte handelt. Nicht schlecht.
Gekapselte Noname tuner auf dem original geshapten, wunderschön schlanken Headstock und ein Plastiksattel entsprechen der Preisklasse, ebenso das etwas raue Griffbrett aus Walnussholz, das zwar eingefärbt ist, dennoch seltsam metallisch schimmert. Nicht ganz so schön.
22 Medium Jumbobünde sind einwandfrei abgerichtet und sauber in das gebundene Griffbrett eingelassen. So soll es sein, auch wenn die letzte Politur fehlt.
Apropos Politur- die Gitarre ist vollkommen makellos verarbeitet und gefertigt, da gibt es nichts zu deuteln, das findet man in dieser Preisklasse selten! „Eingepackt“ ist die Gitarre in eine nicht zu dicke Schicht aus Polyurethane. Der Body wurde im Übrigen aus drei Teilen zusammengefügt und, wie auch der Hals, jet-typisch in rötlich braunen Mahagoni belassen- sehr edel!
Gretsch-typisch steuern Mastervolume, Mastertone und zwei einzelne Lautstärkepotis die Blacktop-Filtertrons, die über einen Dreiweg-toggle angewählt werden. Die noname Elektrik arbeitet klaglos, hat aber erfahrungsgemäß schnell Wehwehchen, besonders der Toggleswitch gibt in dieser Preisklasse schnell auf. Die Klinkenbuchse in der unteren Zarge ist von einem elliptischen Buchsenblech umgeben, dass dem Radius der Zarge nicht folgt und entsprechend billig aussieht. Die originale Duo Jet hat stattdessen einen Tele-like runden Buchsenbecher, was deutlich besser aussieht. Und wo wir gerade beim Radius sind- wer kommt nur auf die Idee, ein (flaches) B5-licensed Bigsby auf eine gewölbte Decke zu schrauben???
Das sieht grauslig gepfuscht aus und zerstört natürlich die Decke der Gitarre! Wer mit der 5230 als Modplattform liebäugelt und das Bigsby gegen den klassischen Gretsch-Saitenhalter tauschen möchte sei also gewarnt- da bleiben natürlich vier Löcher und mit Sicherheit tiefe „Footprints“ von dem Vibrato! Ein originaleres Bigsby B3 scheidet wegen des zu flachen Halswinkels leider aus.
Unverstärkt klingt die 5230 laut, präsent und ausgewogen- übrigens kam die Gitarre nahezu perfekt eingestellt aus der Schachtel, super!
Der flache und schmale Hals lässt sich tadellos komfortabel spielen, mir persönlich etwas zu dünn, aber das ist Geschmackssache.
Verstärkt klingt das sehr amtlich nach Gretsch, twangy, transparent und mit knochigen Bässen, mit jenem „Quack“, den nun mal nur ein Filtertron generiert. Die Gitarre besitzt ein ausgewogenes Sustain und ordentlich Kraft bei seidiger Transparenz und schöner, obertonreicher Tonentfaltung. Die Blacktops sind zweifellos gute Pickups, die sehr nah an die Standard Filtertrons von Gretsch reichen, dennoch fehlt der letzte Tick Wärme, die Komplexität in den Höhen und die Rauchigkeit im Gesamtbild. Klar, ein Satz TV-Jones F‘trons-das obere Ende der Pickupliga- liegt bei knapp 300€. Für den Hausgebrauch dennoch tolle Pickups, die gewiss auch bei Aufnahmen entsprechend finegetunt werden können. Zweifellos Gretsch, gerade der Bridgepickup klingt schon mit seinen eher warmen Höhen richtig gut!
Die Saiten laufen über eine noname TOM-Bridge mit rappelnder Feder, leider a la Les Paul in den Body geschraubt und eben keine Floating Bridge mit Holzbase wie bei der Duo Jet. Das B50 macht was es soll und schimmert schön 50s-like, in der response und Sanftheit natürlich nicht mit einem US-floating Bigsby vergleichbar. Bei „normalem“ Gebrauch arbeitet das Teil aber immerhin stimmstabil.
FAZIT:
Die Gretsch Pro Jet 5230T ist eine sehr gut verarbeitete, wohlklingende und komfortabel zu spielende Gitarre, die dem teuren Original tatsächlich zumindest nahe kommt. Das gilt besonders für die Basis, nämlich die lightweight Konstruktion aus identischen Hölzern. Für rund 500€ eine herausragende Leistung! Die Hardware und die Elektronik ist ehrlicherweise Billigware, die über kurz oder lang getauscht werden sollte. Zwiespältig stimmt das für mich in jeder Hinsicht unpassende Bigsby B50, aber wer die eher amateurhafte Konstruktion und den Originalitätsbruch in Kauf nehmen will- okay.
Schade, dass die Gitarre nicht mit dem klassischen Gretsch-Tailpiece angeboten wird- dann wäre sie die ideale Basis für zwei bis drei überschaubare Eingriffe um „verdammt nah“ an die legendäre Duo Jet zu reichen!
[Review]
Die Gretsch-Jets wurden 1953 präsentiert und erinnern klar an das Les Paul shaping, verfolgen jedoch mit weitestgehend gechamberten Body und tonal grundlegend anderen Pickups (Filtertrons oder DeArmonds) ein gänzlich eigenes Konzept, näher an der semiakustischen Archtop als der Solidbody.
Die vorliegende Pro Jet stammt aus der Electromaticreihe und wird in China gefertigt. Mit rund 500€ ist sie zweifellos ein Budgetmodell und ca. 5x günstiger als eine japanische Duo Jet.
Die Gitarre besitzt einen gechamberten Mahagonibody mit aufgeleimter, schön gewölbter Ahorndecke und einen eingeleimten Hals aus Mahagoni. Tatsächlich stemmt die Gretsch nur 3400 Gramm auf die Waage und entspricht somit in Gewicht und Material tatsächlich weitestgehend der teuren Schwester.
Auffallend ist, dass es sich bei dem recht schlanken Hals anscheinend um einen Einteiler mit angeleimter Kopfplatte handelt. Nicht schlecht.
Gekapselte Noname tuner auf dem original geshapten, wunderschön schlanken Headstock und ein Plastiksattel entsprechen der Preisklasse, ebenso das etwas raue Griffbrett aus Walnussholz, das zwar eingefärbt ist, dennoch seltsam metallisch schimmert. Nicht ganz so schön.
22 Medium Jumbobünde sind einwandfrei abgerichtet und sauber in das gebundene Griffbrett eingelassen. So soll es sein, auch wenn die letzte Politur fehlt.
Apropos Politur- die Gitarre ist vollkommen makellos verarbeitet und gefertigt, da gibt es nichts zu deuteln, das findet man in dieser Preisklasse selten! „Eingepackt“ ist die Gitarre in eine nicht zu dicke Schicht aus Polyurethane. Der Body wurde im Übrigen aus drei Teilen zusammengefügt und, wie auch der Hals, jet-typisch in rötlich braunen Mahagoni belassen- sehr edel!
Gretsch-typisch steuern Mastervolume, Mastertone und zwei einzelne Lautstärkepotis die Blacktop-Filtertrons, die über einen Dreiweg-toggle angewählt werden. Die noname Elektrik arbeitet klaglos, hat aber erfahrungsgemäß schnell Wehwehchen, besonders der Toggleswitch gibt in dieser Preisklasse schnell auf. Die Klinkenbuchse in der unteren Zarge ist von einem elliptischen Buchsenblech umgeben, dass dem Radius der Zarge nicht folgt und entsprechend billig aussieht. Die originale Duo Jet hat stattdessen einen Tele-like runden Buchsenbecher, was deutlich besser aussieht. Und wo wir gerade beim Radius sind- wer kommt nur auf die Idee, ein (flaches) B5-licensed Bigsby auf eine gewölbte Decke zu schrauben???
Das sieht grauslig gepfuscht aus und zerstört natürlich die Decke der Gitarre! Wer mit der 5230 als Modplattform liebäugelt und das Bigsby gegen den klassischen Gretsch-Saitenhalter tauschen möchte sei also gewarnt- da bleiben natürlich vier Löcher und mit Sicherheit tiefe „Footprints“ von dem Vibrato! Ein originaleres Bigsby B3 scheidet wegen des zu flachen Halswinkels leider aus.
Unverstärkt klingt die 5230 laut, präsent und ausgewogen- übrigens kam die Gitarre nahezu perfekt eingestellt aus der Schachtel, super!
Der flache und schmale Hals lässt sich tadellos komfortabel spielen, mir persönlich etwas zu dünn, aber das ist Geschmackssache.
Verstärkt klingt das sehr amtlich nach Gretsch, twangy, transparent und mit knochigen Bässen, mit jenem „Quack“, den nun mal nur ein Filtertron generiert. Die Gitarre besitzt ein ausgewogenes Sustain und ordentlich Kraft bei seidiger Transparenz und schöner, obertonreicher Tonentfaltung. Die Blacktops sind zweifellos gute Pickups, die sehr nah an die Standard Filtertrons von Gretsch reichen, dennoch fehlt der letzte Tick Wärme, die Komplexität in den Höhen und die Rauchigkeit im Gesamtbild. Klar, ein Satz TV-Jones F‘trons-das obere Ende der Pickupliga- liegt bei knapp 300€. Für den Hausgebrauch dennoch tolle Pickups, die gewiss auch bei Aufnahmen entsprechend finegetunt werden können. Zweifellos Gretsch, gerade der Bridgepickup klingt schon mit seinen eher warmen Höhen richtig gut!
Die Saiten laufen über eine noname TOM-Bridge mit rappelnder Feder, leider a la Les Paul in den Body geschraubt und eben keine Floating Bridge mit Holzbase wie bei der Duo Jet. Das B50 macht was es soll und schimmert schön 50s-like, in der response und Sanftheit natürlich nicht mit einem US-floating Bigsby vergleichbar. Bei „normalem“ Gebrauch arbeitet das Teil aber immerhin stimmstabil.
FAZIT:
Die Gretsch Pro Jet 5230T ist eine sehr gut verarbeitete, wohlklingende und komfortabel zu spielende Gitarre, die dem teuren Original tatsächlich zumindest nahe kommt. Das gilt besonders für die Basis, nämlich die lightweight Konstruktion aus identischen Hölzern. Für rund 500€ eine herausragende Leistung! Die Hardware und die Elektronik ist ehrlicherweise Billigware, die über kurz oder lang getauscht werden sollte. Zwiespältig stimmt das für mich in jeder Hinsicht unpassende Bigsby B50, aber wer die eher amateurhafte Konstruktion und den Originalitätsbruch in Kauf nehmen will- okay.
Schade, dass die Gitarre nicht mit dem klassischen Gretsch-Tailpiece angeboten wird- dann wäre sie die ideale Basis für zwei bis drei überschaubare Eingriffe um „verdammt nah“ an die legendäre Duo Jet zu reichen!
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