RomanS
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Hab hier grad eine ziemlich seltene/ungewöhnliche Gitarre rumstehen - eine White Falcon mag man ja noch kennen (Neil Young...), die schwarze Version ist dagegen relativ selten anzutreffen (nicht zuletzt wegen des saftigen Preises...)
Sorry, Bilder muß ich nachreichen - wer sehen will wie das Ding aussieht, soll mal auf die Gretsch-Seite schauen: http://gretschguitars.com/gear/index.php?product=G6136TBK&cat1=&cat2=&q=&st=1
Ich muß gleich vorausschicken: die Gitarre gehört nicht mir, sondern dem Sänger meiner Band, der spielt fast ausschließlich Akustikgitarre,aber jetzt wollte er mal wieder seine elektrische nehmen, und damit ich meine Neugier befriedigen kann, hat er sie mir bis zur nächsten Probe zum Testen überlassen.
Seine Black Falcon wurde schon unter Fender-Regie im Dez. 2005 bei Terada in Japan gebaut (läßt sich alles aus der Seriennr. ablesen...)
FEATURES: Stehen eigentlich auf der Gretsch-Homepage hier kurz zusammengefasst:
Es handelt sich um eine "full-size archtop hollowbody", die Gitarre hat also keinen Sustainblock, der Decke und Boden verbindet - allerdings verwendet Gretsch bei diesem Modell (wie beim Original von 1959-61) ein "trestle bracing", das Feedback verhindern soll - sieht so aus:
Der Korpus besteht aus Ahornlaminat (also keine aus dem vollen geschnitzte Decke wie bei teuren Jazzgitarren), der Hals ist ebenfalls aus Ahorn, das Griffbrett aus Ebenholz.
Es werden zwei High Sensitive Filtertron Pickups verbaut, mit einer Gretsch-typisch ungewöhnlichen Schaltung: Pickup-Wahlschalter, je ein Lautstärkeregler pro Pickup, ein Master-Volume, KEIN Tonpoti, stattdessen ein 3-Weg-Schalter - in Mittelstellung neutral, nach unten werden die Bässe ausgedünnt, der Klang wird etwas nasaler (klingt aber immer noch sehr wie die Neutral-/Normal-Stellung); nach oben werden die Höhen gekappt, und zwar ziemlich extrem - deswegen hat der Schalter auch den Spitznamen "mud switch"...
Als Brücke wird die Gretsch Space Control Bridge verwendet - eine "floating bridge" (sie läßt sich also auf der Decke zu Intonation als ganzes verschieben) auf einem Ebenholzfuß, bei der 6 Rollen für die Saiten auf einer Gewindestange sitzen; durch Verdrehen der Rollen läßt sich so der Saitenabstand variieren, allerdings kann so dardurch jedoch leider die Intonation nicht für jede Saite einzeln eingestellt werden. Außerdem ist ein Bigsby B6-Tremolo verbaut (das bezüglich Aussehen nicht nicht dem 50er-Jahre Original entspricht).
Die gesamte Hardware ist goldfarben, die Gitarre selber schwarz lackiert (Black Falcon...), und mit jeder Menge "Bling" ausgestattet: Schlagbrett und Headstockeinlagen in gold, goldfarbenes Glitzerbinding (fast schon zuviel des Guten...), goldfarbene Knöpfe mit eingelegten roten Glassteinen, "Neo Classic" Thumbprint-Einlagen auf dem Griffbrett.
Die Gitarre hat ein 25,5"-Mensur (Gretsch verwendet ja bei den verschiedenen Modellen sowohl die Fender- als auch die Gibson-typische Mensur...); der Hals ist zwar nicht superdünn, aber auch kein fetter Prügel, gutes Mittelmaß, C- oder D-Querschnitt, 12" Griffbrettradius, ca. 43mm Griffbrettbreite am Sattel; sehr dünne/flache Vintage-Bünde; Grover Imperial-Mechaniken.
Ein sehr edler schwarzer Formkoffer ist auch dabei.
VERARBEITUNG: Perfekt! Mehr ist dazu nicht sagen...
Der Lack ist ohne den kleinsten Fehler, und wirkt sehr "tiefgründig", die Einlagen sind sauberst verlegt, die Bünde perfekt abgerichtet; da gibt's überhaupt nix zu meckern, auch nicht, wenn man mit der Lupe sucht.
BESPIELBARKEIT: Für mich als 100%igem Tele-Spieler etwas ungewohnt, das man mit dem rechten Arm um den fetten Body (nein, nicht mein eigener - obwohl, der Bierbauch verschlimmert das ganze...) rumlangen muß - aber das ist ja bei allen "full size" Archtops so...
Der Hals läßt sich (trotz der Vintage-Bünde) sehr angenehm bespielen, wenn man nicht grad auf ausgeprägte V-Querschnitte steht, sollte eigentlich fast jeder mit diesem "middle-of-the-road" (bezügl. Dicke, Querschnitt, Breite)-Hals klarkommen. Dank der perfekt abgerichteten Bünde läßt sich auch eine sehr niedrige Saitenlage einstellen.
Kommen wir zum großen Minuspunkt - dem Bigsby-Tremolo: ich selbst bin ja ein großer Bigsby-Fan, und hab auf mehreren meiner Teles verschiedene Bigsbys (B50, B16) montiert - und die sind perfekt verstimmungsfrei (wenn man sie "widmungsgemäß" benützt! Also keine Metal-Dive-Bombs...); beim Bigsby auf der dicken Gretsch ist das leider nicht so - einmal den Hebel schief angesehen, und schon sind die Saiten verstimmt... Ich hab die äußerst leichtgängigen Mechaniken und die nicht grad vertrauenerweckene Bridge im Verdacht; die Bridge wandert bei Bigsby-Betätigung auch etwas auf der Decke herum, wodurch dann nicht nur nachgestimmt, sondern auch die Intonation neu eingestellt werden muß...
SOUND: Da muß ich vorausschicken, dass ich, wie schon weiter oben erwähnt, eingefleischter Tele-Spieler bin, und auf cleane bis leicht angezerrte Single Coil-Sounds stehe; ich spiele/höre hauptsächlich rootsige Musik - Country, Rockabilly, bißl Blues, bißl alter Jazz, bißl altmodischer Rock (so von CCR bis Springsteen); Humbucker-Sounds mag ich normalerweise überhaupt nicht - aber die Filtertrons auf der Gretsch scheinen da eine Ausnahme zu sein, die klingen fast so offen und brilliant wie Single Coils, sind aber als HBs natürlich rauschfrei.
Am Stegpickup kann die Gretsch ein bißl twangen - aber nicht so bissig/punchig/brilliant wie eine Tele - clean hat eine Tele (hab, wie erwähnt, mehrere, mit unterschiedlichen Pickups und Klangcharakter, aber das gilt für alle) da eindeutig die Nase vorn, verzerrt (low-/mid-gain) gefällt mir fast die Gretsch besser, klingt etwas fetter, weniger schneidend in den Höhen.
Der Neck-Pickup klingt wärmer und runder - aber nicht nach Jazz, wie man's von so einer dicken Mama eigentlich erwarten würde; dafür ist der Filtertron einfach zu brilliant (und das läßt sich auch mit dem Tonschalter nicht wegregeln, dann wird's nämlich nur matschig-dumpf... Ein echtes Tonpoti wär da praktischer!); irgendwie klingt der Neck-PU fast schon nach Westerngitarre; angezerrt kann er schön bluesen, aber eher altmodischer, nicht grad SRV/Hendrix Blues-Rock-mäßig.
Am besten gefällt mir die Mittelposition - ein klassischer, leicht twangiger, aber runder, ganz leicht jangliger Clean-Sound (perfekt für altmodische Rockabilly-/Country-Sachen, aber auch mordernere Clean-Rhythmussounds); angezerrt sinc auch schöne gemäßigte Crunch-Sounds drin, AC/DC läßt grüßen.
...ABER: Einen fast identischen Mittelpositions-Sound bekomm ich mit einer Tele auch hin - und die Tele kann zusätzlich noch einen wesentlich twangig-bissigeren Steg-Pickup-Sound anbieten, aber auch einen wesentlich jazzig-wärmeren Neck-PU-Sound; die Bandbreit an Soundvariationen ist bei der Tele um ein Vielfaches größer, die Gretsch hat mehr oder weniger einen Grundsound, der sich auch durch die PU-Wahl nur in engen Grenzen verändern läßt - dieser eine Grundsound ist allerdings vom Feinsten!!!
Ach ja, unverstärkt ist die Gretsch zu vergessen - wie die meisten Archtops mit Laminatdecke klingt sie mittig-topfig, wie aus Karton gefertig - aber es ist halt in erster Linie eine E-Gitarre, und mit Jazz-Gitarren hat sie eigentlich nur das Aussehen gemeinsam!
FAZIT: Wer eine wahnsinnig hübsch aussehender Gitarre (vorausgesetzt man steht auf altmodische Dinge, wie ich) haben will, das nötige Kleingeld hat, und keine großen Klangvariationen benötigt (und den Grundsound der Gretsch liebt!), bekommt mit der Black Falcon eine perfekt verarbeitet Gitarre, die genau dies erfüllt.
Ich persönlich bleib lieber bei meinen Teles - die sind für mich bequemer zu spielen (bezügl. Korpusgröße - ist halt Geschmackssache), dabei klanglich VIEL variabler, und man muß nicht so drauf aufpassen wie auf so ein teures Schätzchen.
...aber mein nächster Eigenbau wird sicher eine Tele mit Filtertrons (wie die Fender Cabronita Especial)!
Sorry, Bilder muß ich nachreichen - wer sehen will wie das Ding aussieht, soll mal auf die Gretsch-Seite schauen: http://gretschguitars.com/gear/index.php?product=G6136TBK&cat1=&cat2=&q=&st=1
Ich muß gleich vorausschicken: die Gitarre gehört nicht mir, sondern dem Sänger meiner Band, der spielt fast ausschließlich Akustikgitarre,aber jetzt wollte er mal wieder seine elektrische nehmen, und damit ich meine Neugier befriedigen kann, hat er sie mir bis zur nächsten Probe zum Testen überlassen.
Seine Black Falcon wurde schon unter Fender-Regie im Dez. 2005 bei Terada in Japan gebaut (läßt sich alles aus der Seriennr. ablesen...)
FEATURES: Stehen eigentlich auf der Gretsch-Homepage hier kurz zusammengefasst:
Es handelt sich um eine "full-size archtop hollowbody", die Gitarre hat also keinen Sustainblock, der Decke und Boden verbindet - allerdings verwendet Gretsch bei diesem Modell (wie beim Original von 1959-61) ein "trestle bracing", das Feedback verhindern soll - sieht so aus:
Der Korpus besteht aus Ahornlaminat (also keine aus dem vollen geschnitzte Decke wie bei teuren Jazzgitarren), der Hals ist ebenfalls aus Ahorn, das Griffbrett aus Ebenholz.
Es werden zwei High Sensitive Filtertron Pickups verbaut, mit einer Gretsch-typisch ungewöhnlichen Schaltung: Pickup-Wahlschalter, je ein Lautstärkeregler pro Pickup, ein Master-Volume, KEIN Tonpoti, stattdessen ein 3-Weg-Schalter - in Mittelstellung neutral, nach unten werden die Bässe ausgedünnt, der Klang wird etwas nasaler (klingt aber immer noch sehr wie die Neutral-/Normal-Stellung); nach oben werden die Höhen gekappt, und zwar ziemlich extrem - deswegen hat der Schalter auch den Spitznamen "mud switch"...
Als Brücke wird die Gretsch Space Control Bridge verwendet - eine "floating bridge" (sie läßt sich also auf der Decke zu Intonation als ganzes verschieben) auf einem Ebenholzfuß, bei der 6 Rollen für die Saiten auf einer Gewindestange sitzen; durch Verdrehen der Rollen läßt sich so der Saitenabstand variieren, allerdings kann so dardurch jedoch leider die Intonation nicht für jede Saite einzeln eingestellt werden. Außerdem ist ein Bigsby B6-Tremolo verbaut (das bezüglich Aussehen nicht nicht dem 50er-Jahre Original entspricht).
Die gesamte Hardware ist goldfarben, die Gitarre selber schwarz lackiert (Black Falcon...), und mit jeder Menge "Bling" ausgestattet: Schlagbrett und Headstockeinlagen in gold, goldfarbenes Glitzerbinding (fast schon zuviel des Guten...), goldfarbene Knöpfe mit eingelegten roten Glassteinen, "Neo Classic" Thumbprint-Einlagen auf dem Griffbrett.
Die Gitarre hat ein 25,5"-Mensur (Gretsch verwendet ja bei den verschiedenen Modellen sowohl die Fender- als auch die Gibson-typische Mensur...); der Hals ist zwar nicht superdünn, aber auch kein fetter Prügel, gutes Mittelmaß, C- oder D-Querschnitt, 12" Griffbrettradius, ca. 43mm Griffbrettbreite am Sattel; sehr dünne/flache Vintage-Bünde; Grover Imperial-Mechaniken.
Ein sehr edler schwarzer Formkoffer ist auch dabei.
VERARBEITUNG: Perfekt! Mehr ist dazu nicht sagen...
Der Lack ist ohne den kleinsten Fehler, und wirkt sehr "tiefgründig", die Einlagen sind sauberst verlegt, die Bünde perfekt abgerichtet; da gibt's überhaupt nix zu meckern, auch nicht, wenn man mit der Lupe sucht.
BESPIELBARKEIT: Für mich als 100%igem Tele-Spieler etwas ungewohnt, das man mit dem rechten Arm um den fetten Body (nein, nicht mein eigener - obwohl, der Bierbauch verschlimmert das ganze...) rumlangen muß - aber das ist ja bei allen "full size" Archtops so...
Der Hals läßt sich (trotz der Vintage-Bünde) sehr angenehm bespielen, wenn man nicht grad auf ausgeprägte V-Querschnitte steht, sollte eigentlich fast jeder mit diesem "middle-of-the-road" (bezügl. Dicke, Querschnitt, Breite)-Hals klarkommen. Dank der perfekt abgerichteten Bünde läßt sich auch eine sehr niedrige Saitenlage einstellen.
Kommen wir zum großen Minuspunkt - dem Bigsby-Tremolo: ich selbst bin ja ein großer Bigsby-Fan, und hab auf mehreren meiner Teles verschiedene Bigsbys (B50, B16) montiert - und die sind perfekt verstimmungsfrei (wenn man sie "widmungsgemäß" benützt! Also keine Metal-Dive-Bombs...); beim Bigsby auf der dicken Gretsch ist das leider nicht so - einmal den Hebel schief angesehen, und schon sind die Saiten verstimmt... Ich hab die äußerst leichtgängigen Mechaniken und die nicht grad vertrauenerweckene Bridge im Verdacht; die Bridge wandert bei Bigsby-Betätigung auch etwas auf der Decke herum, wodurch dann nicht nur nachgestimmt, sondern auch die Intonation neu eingestellt werden muß...
SOUND: Da muß ich vorausschicken, dass ich, wie schon weiter oben erwähnt, eingefleischter Tele-Spieler bin, und auf cleane bis leicht angezerrte Single Coil-Sounds stehe; ich spiele/höre hauptsächlich rootsige Musik - Country, Rockabilly, bißl Blues, bißl alter Jazz, bißl altmodischer Rock (so von CCR bis Springsteen); Humbucker-Sounds mag ich normalerweise überhaupt nicht - aber die Filtertrons auf der Gretsch scheinen da eine Ausnahme zu sein, die klingen fast so offen und brilliant wie Single Coils, sind aber als HBs natürlich rauschfrei.
Am Stegpickup kann die Gretsch ein bißl twangen - aber nicht so bissig/punchig/brilliant wie eine Tele - clean hat eine Tele (hab, wie erwähnt, mehrere, mit unterschiedlichen Pickups und Klangcharakter, aber das gilt für alle) da eindeutig die Nase vorn, verzerrt (low-/mid-gain) gefällt mir fast die Gretsch besser, klingt etwas fetter, weniger schneidend in den Höhen.
Der Neck-Pickup klingt wärmer und runder - aber nicht nach Jazz, wie man's von so einer dicken Mama eigentlich erwarten würde; dafür ist der Filtertron einfach zu brilliant (und das läßt sich auch mit dem Tonschalter nicht wegregeln, dann wird's nämlich nur matschig-dumpf... Ein echtes Tonpoti wär da praktischer!); irgendwie klingt der Neck-PU fast schon nach Westerngitarre; angezerrt kann er schön bluesen, aber eher altmodischer, nicht grad SRV/Hendrix Blues-Rock-mäßig.
Am besten gefällt mir die Mittelposition - ein klassischer, leicht twangiger, aber runder, ganz leicht jangliger Clean-Sound (perfekt für altmodische Rockabilly-/Country-Sachen, aber auch mordernere Clean-Rhythmussounds); angezerrt sinc auch schöne gemäßigte Crunch-Sounds drin, AC/DC läßt grüßen.
...ABER: Einen fast identischen Mittelpositions-Sound bekomm ich mit einer Tele auch hin - und die Tele kann zusätzlich noch einen wesentlich twangig-bissigeren Steg-Pickup-Sound anbieten, aber auch einen wesentlich jazzig-wärmeren Neck-PU-Sound; die Bandbreit an Soundvariationen ist bei der Tele um ein Vielfaches größer, die Gretsch hat mehr oder weniger einen Grundsound, der sich auch durch die PU-Wahl nur in engen Grenzen verändern läßt - dieser eine Grundsound ist allerdings vom Feinsten!!!
Ach ja, unverstärkt ist die Gretsch zu vergessen - wie die meisten Archtops mit Laminatdecke klingt sie mittig-topfig, wie aus Karton gefertig - aber es ist halt in erster Linie eine E-Gitarre, und mit Jazz-Gitarren hat sie eigentlich nur das Aussehen gemeinsam!
FAZIT: Wer eine wahnsinnig hübsch aussehender Gitarre (vorausgesetzt man steht auf altmodische Dinge, wie ich) haben will, das nötige Kleingeld hat, und keine großen Klangvariationen benötigt (und den Grundsound der Gretsch liebt!), bekommt mit der Black Falcon eine perfekt verarbeitet Gitarre, die genau dies erfüllt.
Ich persönlich bleib lieber bei meinen Teles - die sind für mich bequemer zu spielen (bezügl. Korpusgröße - ist halt Geschmackssache), dabei klanglich VIEL variabler, und man muß nicht so drauf aufpassen wie auf so ein teures Schätzchen.
...aber mein nächster Eigenbau wird sicher eine Tele mit Filtertrons (wie die Fender Cabronita Especial)!
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