[Gitarre] Gretsch 5122

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Hi, ich bin darum gebeten worden, mal'n Kurzreview über meine neue Hollowbody zu schreiben, sobald ich sie hätte. Ersetzen sollte sie eine chinesische Jazz/Rockabilly- Gitarre mit "Albatross"- Label, die sich drei Jahre in meinem Besitz befand und für die mir ein Freund letzten Monat einen fairen Preis aufgerufen hat.

Zur engeren Wahl standen die Epi Casino, die Epi Swingster, die Gretsch 5122 und die Eastwood Classic. Davon fiel die Eastwood als erste raus, als ich feststellte, dass sie einen Sustainblock hat und eher mit Dot und Sheraton konkurriert - außerdem ist sie hierzulande ziemlich teuer. Als nächste schloss ich die Casino aus, weil ich sie gern in Schwarz und mit Bigsby gehabt hätte - und beim Probespielen blieb sie feelingmäßig hinter der 5122 etwas zurück. Nicht probespielen konnte ich die Swingster, für die der Preis, die gepinnte Rollenbridge, der günstigere Originalkoffer und die Empfehlung eines Boardusers sprachen. Statt dessen hab ich eine Joe Pass angespielt; die hat auch Spaß gemacht und war durch den dickeren Korpus unverstärkt ein Stück lauter. Aber die Joe Pass hat ganz andere Pickups und eine andere Bridge als die Swingster... vielleicht ist das gar nicht so aussagekräftig.

Schlussendlich hab ich mich entschlossen, die Mehrkosten zur Gretsch in Kauf zu nehmen. Dafür waren zum Teil irrationale Gründe ausschlaggebend - Optik und Kultfaktor. Und durchs Anspielen wusste ich, dass sie mir liegt und ein gutes Gefühl vermittelt. Leider gab's die Gitarre bei Schmidt nur in Weinrot, also hab ich die schwarze bei Musicworld Brilon geordert. Die Leute da haben mir auch geholfen, einen günstigeren passenden Koffer auszusuchen, mit dem ich insgesamt nicht mal 200 Euro über einer verkofferten Swingster liege. Letztlich hat ein Westernkoffer aus tolexbespanntem Holz optimal gepasst.

Hier ein Bild aus dem Netz:
01_700.jpg


Meine 5122 kommt aus Korea - Gerüchte über chinesische Produktion stimmen hier nicht. Bis auf den Doublecut und die etwas geringere Korpustiefe ist sie mit der 5120 baugleich. (Rezi hier) Ich hab ein grausilbernes Pickguard mit Gretschlogo, welches deutlich wertiger aussieht als das transparente auf den meisten Pics. Der Sound kommt aus zwei Gretschbuckern und wird durch vier Potis geregelt: Am unteren Horn sitzt das Mastervolume, ganz unten die Master- Tonblende, unterm Bigsby sitzen noch zwei Volumeregler für die einzelnen Pickups, mit denen sich ein Sound für die Zwischenstellung quasi als Preset "mischen" lässt - hab ich aber noch nicht gebraucht. Das B6- Bigsby (ohne Niederdruckrolle) ist kein Original, sondern bloß lizensiert - dennoch wesentlich überzeugender als der chinesische B7- Billignachbau auf meiner alten Rockabillyklampfe. Bei Bigsbynutzung verstimmt sich bevorzugt die G- Saite... mal den alten Bleistifttrick anwenden. Die Tuner sind ungekapselt, tun aber ihre Pflicht.

Die Gretschbucker klingen eher etwas dumpf- bassig als klingelnd- offen; nicht outputstark, aber auch nicht besonders filtertronmäßig. Ich spiele die Gitarre über mein Zoom- Multi im Fender Bassman- Modus mit zusätzlich reingedrehten Höhen und abgesenktem Bassanteil; dadurch werden die Schwächen gut kompensiert. Klingt klasse so. Heute hab ich mein neues Baby erst live im Gottesdienst und danach in der Bandprobe gespielt - konnte sich in jeder Situation gut durchsetzen, und ich hab mehrere Komplimente für meinen "heute besonders guten" Sound bekommen.

Da wir auf der Bühne nicht so laut sind, konnte ich auch höhere Crunchbereiche nutzen - hatte ich gar nicht erwartet. Bin mit dem Sound sehr zufrieden; konnte Jazziges, Rocknrolliges, Rockiges, Bluesiges und Balladiges abdecken. Habe zumeist die Zwischenposition genutzt, nur bei höherem Gain hab ich auf den Stegpickup allein gewechselt. Könnte mir schon vorstellen, dass ein Satz Filtertrons die Gitarre aufwertet, aber das hat Zeit. Vorsicht an die Hobbybastler: Weder Standard- Humbucker noch Standard- Filtertrons lassen sich ohne größere Umbauten einbauen. Passende Filtertrons müssen "English Mount" sein; Standardhumbucker haben andere Aufhängungen und brauchen deshalb andere Pickuprahmen. Außerdem sind werksmäßig zwischen Decke und Pickuprahmen passende schwarze Distanzstücke eingebaut, damit man die Pickups näher an die Saiten stellen kann - find ich sehr sinnvoll.

Der einzige kleine Verarbeitungsmangel, den ich bislang feststellen konnte, ist der Saitenverlauf. Die Saiten laufen nicht exakt über die Polepieces der Gretschbucker, sondern etwa zwei Millimeter zu weit "südlich". Hat weder auf die Bespielbarkeit noch auf den Sound Auswirkungen, stört bloß optisch etwas. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehe, weil ich bezüglich des Stegs noch am Grübeln bin. Da mir in mehreren Spielstunden trotz entschlossenen Tremolierens noch keine Saite gerissen ist, eilt die ursprünglich geplante Anschaffung einer Rollenbridge erst mal nicht. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich die Tunamatic behalten und pinnen soll; dadurch könnte ich den Saitenverlauf begradigen. Als Alternative wird in den Gretschforen Kolophonium (für Geigenbögen) empfohlen - damit könnte man eine Archtop- Bridge reversibel fixieren. Da hab ich noch keine Entscheidung getroffen - eilt wie gesagt auch nicht: Bislang hat die ungepinnte Bridge auf mein Spiel nicht mit plötzlichen Positionswechseln reagiert.

Fazit nach drei Tagen: Geile Gitarre; nicht perfekt, aber nah genug dran für einen Typen wie mich. :great:

Alex
 
Eigenschaft
 
Bislang hat die ungepinnte Bridge auf mein Spiel nicht mit plötzlichen Positionswechseln reagiert.
Hier muss ich mich mal selbst korrigieren. Hab eben nochmal hin und her probiert. Die ungepinnte Bridge bewegt sich eben doch genau um diese zwei Millimeter - die Decke ist ganz schön glatt. Also entweder Kolophonium oder Pins. Kolophonium dürfte erst mal die günstigere und einfachere Lösung sein. :gruebel:

Alex
 
Erzählst du mir mehr vom Koffer??? Past der auch bei ne 5125? :D

Mit den 2 mmversatz hatte ich auch, ein wenig Einstellen und weg ists:cool:
 
hey, hab die selbe gitarre, nur in weinrot ;)
sehr gute gitarre wie ich finde und gute review btw. der einzige negative punkt ist auch bei mir die ungepinnte bridge.... muss mir auch noch überlegen wie man das am besten lösen kann. falls du mittlerweile schlauer bist als ich und eine gute lösung gefunden hast, bitte immer her damit :):)

lg andy
 
Erzählst du mir mehr vom Koffer??? Past der auch bei ne 5125? :D

Eine 5125 ist 'ne 5120 mit Dynasonics, oder? Dann geh ich jede Wette ein, dass es passt. Tief genug ist der Koffer mit Sicherheit. :great:

http://www.musicworldbrilon.de/Gita...ger-Form-Koffer-Case-fuer-Western--25179.html

Der große T bietet diesen hier ausdrücklich für 5120er und 5122er- Gretschen an, der ist noch etwas günstiger:

https://www.thomann.de/de/thomann_western_gitarre_case.htm

Alex
 
Keine echten Dynasonics, in den 512X sind Dearmond 2000 Tonabnehmer drin. Sind zwar nah an Dynasonics dran, aber eben nicht ganz.
Wegen der Bridge: Mit dickeren Saiten (11er gehen ganz gut) hält die besser. Ansonsten gibt es doppelseitiges Klebeband oder Sandpapier, dann rutscht nichts mehr. :D
 
An doppelseitiges Klebeband hab ich auch schon gedacht. Bei Sandpapier hätte ich Angst, das Finish zu verkratzen - das würd ich doch gern vermeiden. :eek:

Aktuell hab ich noch die Stocksaiten drauf - fühlen sich an wie 010-046. Auf meinen Paulas und meiner Vee hab ich die GHS Gilmour 010.5-050, das ist schon etwas dicker. Ich hatte vor, wegen dem Spielgefühl und den Bendings die gleiche Stärke auf die Gretsch zu ziehen. Ich denke mal, das könnte vielleicht reichen. :gruebel:

In den Westernkoffer hab ich wegen des dünnen Gretschkorpus ein flaches Kissen untergelegt - passt so noch besser. Bei einer 5120 wäre das wahrscheinlich nicht nötig, die ist ja etwas dicker. Außerdem hab ich (nach dem Muster des Fender Wide Range Humbuckers) ein bisschen an den Polepieces der Pickups geschraubt und bilde mir ein, dass sie jetzt noch etwas transparenter klingen. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, sie gegen Filtertrons zu tauschen - aber wer weiß, was passiert, wenn ich in ein paar Monaten wieder Geld und Langeweile habe. ;)

Bringt es soundmäßig eigentlich was, die Tunamatic gegen eine "Rocking Bar"- Bridge auszutauschen? Und gibt's dann ein größeres Intonationsproblem, oder ist das vernachlässigbar? Bin zufällig im Netz auf das Teil gestoßen und finde, es sieht oberscharf aus. :eek:

Naja, scharf oder nicht - diesen Monat geb ich nix mehr für Gitarre aus... ;)

Alex
 
Probier's mal mit 11ern. ;) Einige Gretsch-Spieler (mich eingeschlossen) sind der Ansicht, auf 'ner Gretsch lassen die sich sehr gut spielen, inkl. Bendings. Bei der Bridge gibt es diverse Möglichkeiten, in einschlägigen Foren werden da "Tru-Arc" oder "Compton" empfohlen, die beide an den Griffbrettradius angepasst und aus massivem Metall sind (Aluminium, Stahl, Kupfer...). Soll einiges an Klang und Sustain bringen.
 
11er- Sätze fallen recht unterschiedlich aus... GHS ist 011-015-018-026w-036w-050w, Dean Markley ist 011-013-018/020w-030w-042w052w. Das ist schon krass verschieden. GHS hat eine stärkere H- Saite, dafür sind die Bassaiten bei DM wesentlich fetter. Insgesamt liegen abgezählt 10 Punkte dazwischen.

Der Gilmoursatz liegt mit 0105", 013",017",030",040",050" ziemlich genau in der Mitte - 4.5 Punkte über GHS und 5.5 Punkte unter DM. Ich bin optimistisch, dass das reicht. Aber wenn der Gilmoursatz kein zufriedenstellendes Ergebnis bringt, probier ich Dean Markley Medium.

Auf Compton und Tru Arc bin ich schon gestoßen. Aber die Compton schärft mich nicht, und die Tru Arc ist mir echt zu teuer - ich zahle doch keine 90 USD für ein Stück gebogenen Stahl und hab nicht mal den passenden Holzfuß dazu. Naja, letztlich muss ich da diesen Monat sowieso nix mehr entscheiden.

Vielen Dank nochmal für deinen Input. :great:

Alex
 
Danke für die Kofferinfo:D

Und für die Brückentips:gruebel::cool:
 
Aloha!

Ist ja echt ein hübsches Teil!
Ich würde dennoch die Compton ausprobieren, weil die echt so gut wie nix kostet und (bei mir zumindest) wirklich einen Sustainzuwachs bewirkt hat!
Mir persönlich ist die Tru Arc auch viel zu teuer, sehe ich auch nicht ein so nen Batzen dafür auszulegen!
Mich hat halt die originale TOM-Bridge bei Palm Muting extrem gestört.

Google mal nach den Gretschbuckern, da gibt's ein paar Threads wo die Leute sich mit den Polpieces gespielt haben und dann offenbar wirklich einen viel besseren Klang herausgeholt haben. War für mich belanglos weil ich da schon die TV Jones drinnen hatte. Da liegt wirklich noch mal ne ordentliche Welt dazwischen!

Danke, dass du auf mein Review verwiesen hast, vielleicht hilfts ja dem ein oder anderen noch weiter!

Ich hab für meine 5120er den Westernkoffer vom Thomann und kann icht meckern drüber. Das einzige was ich immer mache, ist den Bigsby Hebel nach unten zu drehen damit sie besser ind en Koffer passt!

Ich wünsch dir noch viel Spass und weitere freudige Stunden mit der Gretsch.
Seit ich die 5120er habe, habe ich sehr sehr selten eine andere meiner Gitarren in Hand gehabt!


LG aus Österreich,
Staudi

P.S.: Ich fahre am besten mit den D´adaddrios EXL 115 (0,011 - 0,049)
 
Tatsächlich ist die Gretsch sehr schnell meine Hauptgitarre geworden. Gelegentlich pack ich noch meine Worn Brown Paula aus, aber meine BFG, meine Strat und meine Vee hab ich seit zwei Jahren kaum noch in der Hand. :eek:

Diesen Monat hat mein Baby endlich einen besser passenden Koffer (Thomann ES- Koffer), einen Satz HS Filtertrons und eine Rocking Bar Bridge spendiert bekommen. Fühlt sich an wie eine ganz neue Gitarre. Ich meine, sie war vorher schon echt scharf, aber jetzt geht sie nochmal richtig ab! :great:

In einem normalen Publikum hört das zwar keiner, aber was soll's. Es geht schließlich um den Spaß am Spielen. :D

Damit ist sie jetzt die erste meiner Gitarren, die die Tausendermarke geknackt hat. ;)

Übrigens ist es saitenmäßig beim roten Gilmour- Satz geblieben. Geht problemlos. Die Bridge ist mit zwei Quadratmillimetern Doppelklebeband auf der Decke fixiert. :)

Alex
 

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