netbear
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Quasi durch einen Zufall bin ich an eine der besten E-Gitarren in meinem bisherigen bescheidenen Gitarristenleben geraten.... gemessen am Produkt auch noch zu einem schier unglaublich günstigen Preis....
Vorgeschichte:
Eigentlich war ich ja gerade in der Bucht auf der Suche nach günstigen, aber dennoch vernünftigen Strat-Hals, da bei mir Zuhause schon einige Zeit ein Erle-Body herumlag, der Gesellschaft brauchte. In meiner raren Freizeit beschäftige ich mich nämlich leidenschaftlich gerne mit Musikelektronik. Vorwiegend hat es mir zwar der Bau von Vollröhrenamps und analogen Bodentretern angetan - aber ab und an reizt es mich auch mal wieder eine E-Gitarre zusammen zu basteln. Besonders die Strat eignet sich da ja hervorragend. Mittlerweile sind es deren drei und jede - bedingt durch die verwendeten Komponenten - klingt anders. Aber das wäre wieder ein anderes Thema.
Mit dem Gitarrespiel fing ich im zarten Alter von 12 Jahren an. Seitdem sind 35 Jahre vergangen und so manche Gitarre ist im Lauf der Zeit durch meine Hände gewandert. Darunter praktisch alle gängigen Standard-Solidbodies. Auch wenn sich über die Jahre für mich persönlich die Strat als der Gitarrentypus herauskristallisiert, mit dem ich mich am meisten verwachsen fühle, war es ein lang gehegter Wunsch von mir, auch einmal eine Halbakustik- bzw. Halbresonanz-Gitarre zu besitzen. Allerdings hatte ich bisher nichts vernünftiges gefunden, was trotz guter Qualität gleichzeitig auch meinem Geldbeutel entsprochen hätte. Und genau hier sind wir nach einigen Ausschweifungen meinerseits wieder beim eigentlichen Thema - der Greg Bennett Royale RL-3.
Bei der Suche nach dem bereits erwähnten Strat-Hals bin ich über Ebay auf die Shop-Seite eines deutschen Zupfinstrumentenbauers gelangt. Gleich auf der ersten Seite seines Webshops, auf der standardmäßig die aktuellen Angebote feil geboten werden, fiel mir die besagte Royale ins Auge. Mann! Was für eine wunderschöne Gitarre! Das Ganze für nur 429 Euro. Von der reinen Optik schier hingerissen, und angesichts der Tatsache, das mein Geburtstag kurz vor der Tür stand, war der Gedanke an die Suche nach einem Strathals plötzlich in weite Ferne gerückt. Ich konnte einfach nicht umhin mir das Teil mal etwas genauer anzusehen. Also kurzerhand das Foto angeklickt und erst mal nachgeschaut, womit ich es hier eigentlich zu tun habe:
Hersteller:
Die Royale ist eine von Samick (Korea) unter dem Designerlabel "Greg Bennett" hergestellte Halbresonanzgitarre. (Greg Bennett war früher als Produktdesigner bei Washburn und wurde von Samick engagiert, um eine Edel-Produktlinie innerhalb deren E-Gitarren-Produktion zu entwerfen.) Nun wäre Samick nicht gerade unter den ersten Herstellerempfehlungen gewesen, hätte mich bis dato jemand nach einer guten und günstigen Halbresonanzgitarre gefragt. Hier hätte ich wohl bisher zuerst ein Fabrikat wie Ibanez genannt. Das hat sich mit dem Kauf der Royale aber grundlegend geändert. Bisher verband ich mit dem Namen Samick irgendwie immer billige Fernostgitarren von schlechter Qualität. Der Teufel weiß warum. Tatsächlich ist Samick einer der größten Hersteller weltweit und wickelt in seinen Werken auch Auftragsarbeiten durchaus namhafter Hersteller ab.
Internet-Recherche:
Was mich letztendlich zur Bestellung der Gitarre veranlasst hat, war ebenfalls ein sehr gelungenes Produktvideo des Herstellers auf dessen Internetseite: http://www.gregbennettguitars.com/rl3.html , welches ich dem interessierten Leser vorab gleich mal ans Herz legen möchte.
Nachdem dieses Video schon recht vielversprechend war, interessierten mich natürlich auch die persönlichen Eindrücke von anderen Royale3-Besitzern. Sicherlich kennen die meisten unter euch die Website "www.harmony-central.com". Auch wenn man sich, was den Kauf eines Instrumentes angeht, grundsätzlich nicht blind auf die dort geschriebenen Rezensionen verlassen sollte, vermitteln sie doch einen recht guten Gesamteindruck.
Als grundsätzlich misstrauischer Mensch, habe ich dann vor meiner Bestellung außerdem noch den Verkäufer kontaktiert, ihn zu seiner persönlichen Meinung als Gitarrenbauer befragt und gleich mal darauf hingewiesen, das ich von meinem Rückgaberecht Gebrauch machen werde, sollte die Gitarre nicht meinen durchaus gehobenen Ansprüchen genügen. Nach dem kurzen aber informativen Gespräch, bei dem ich zu vermittelten versuchte, auf welche Qualitäten es mir bei dem Instrument ankommt, habe ich - mich auf die Aussage des Gitarrenbauers verlassend - schließlich das gute Stück bestellt. Der Versand erfolgte so fix, das ich sie bereits am übernächsten Tag gut verpackt vom Postboten in Empfang nehmen konnte.
DIE GITARRE:
Nach dem ersten Check auf Transportschäden, der Gott sei dank negativ ausfiel, widmete ich mich erst mal der Verarbeitungsqualität des Instruments:
Lackierung und Binding:
Diese kann man nur als tadellos bezeichnen. Auch intensivstes Suchen am kompletten Instrument offenbarte nicht die geringsten Mängel. Keine Lacknasen, keine eingeschlossenen Staubpartikel, keine stumpfen Stellen, Kratzer oder gar Risse - wirklich vorbildlich! Das Gleiche gilt für das sehr sauber ausgeführte Binding an Korpus, F-Löchern und Hals. Keine Schlieren, keine unegalen oder ausgefransten Kanten, nichts dergleichen. Also da hab ich schon ganz andere Sachen gesehen. Soweit alles ganz prima.
Hals und Fretwork:
Jawoll! So müssen Bundstäbchen aussehen! Extrem sauber und schön rund abgerichtet. Keine Grate keine überstehenden Enden und sauber eingesetzt. Gleiches gilt für die trapezförmigen Inlets. Ebenfalls tadellos! Der Hals selbst ist, soweit ich das optisch und vom Spielgefühl her beurteilen kann, kerzengerade. Also auch hier gibt es nichts zu meckern. Lediglich beim Polieren des Rosewood-Griffbretts hat man in den höheren Lagen - so ab dem 16. Bund - etwas nachgelassen. (Wahrscheinlich ging es da gerade in die Mittagspause oder den Feierabend) Ist zwar nicht weiter tragisch, aber ich werde da wohl ein wenig nachpolieren. Der Sattel ist nach Herstellerangaben aus weißem Graphit hergestellt. Da ich kein Chemiker bin, muß ich mich auf die pure Aussage verlassen. Jedenfalls gibt er keinerlei Grund zur Beanstandung. Die Kerbung ist sauber ausgeführt und beim Stimmen gibt es kein Saitenklemmen oder ähnliches. Alles in allem ein klasse Hals - für mich persönlich das A und O bei einer Gitarre!
Hardware und Elektrik:
Hier scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Für die einen müssen es unbedingt CTS-Potis sein, ein anderer baut sich schweineteure Boutique-Kondensatoren ein um die Soundgötter milde zu stimmen. Irgendwer bevorzugt Mechaniken einer bestimmten Firma, wieder ein anderer kann nur mit einem bestimmten Pickup-Hersteller leben. Ich für meinen Teil werde hier erstmal rein gar nichts verändern! Die Grover-Mechanken arbeiten leichtgängig, präzise und sind absolut verstimmungsfrei. Die Potis haben genau das richtige Maß an Drehwiderstand, kratzen nicht und funktionieren bestimmungsgemäß. Auch was Steg und Tailpiece angeht, habe ich nichts auszusetzen. Alles o.k.
Was man aber unbedingt und auf jeden Fall tun sollte, ist neue Saiten aufzuziehen! Mal abgesehen davon, das von Werk aus 009er Mädchensaiten aufgezogen waren, ist der Soundgewinn auf Grund des Saitenwechsels enorm! Ich bevorzuge hier Pure-Nickel-Saiten, aber das ist ebenfalls Geschmackssache und richtet sich auch ein wenig nach der bevorzugten Musikrichtung.
Handling:
Nimmt man die Royale das erste Mal in die Hand, fällt einem sofort das enorme Gewicht auf. Ich habe sie zwar nicht gewogen, aber hier kommen schätzungsweise ca. 4-4,5kg auf die Schultern. Für eine Halbresonanz-Gitarre ganz schön schwer. Ich war hier aber bereits vom Gitarrenbauer vorgewarnt. Wer sich das Video auf der Greg-Bennett-Homepage angesehen hat, sollte bereits Bescheid wissen. Das Ganze ist bauartbedingt, da die Resonanzräume der Royale aus dem massiven Mahagoni-Korpus herausgefräst werden und nicht wie normalerweise üblich durch das Aufleimen von Seitenteilen entstehen. Genau diese Besonderheit ist es, dem die Royale ihre phänomenalen Soundeigenschaften verdankt - aber dazu komme ich später noch.
Saitenlage, Halskrümmung und Oktavreinheit sind von Haus aus bereits optimal eingestellt gewesen. Das ist beileibe nicht selbstverständlich - schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Das Halsprofil würde ich als abgeflachtes C-Profil bezeichnen. Kein Baumstamm aber auch nicht zu dünn. Hier sollte eigentlich jeder klarkommen. Die hohen Lagen sind dank des Single-Cutaways sehr schön und mühelos zu erreichen. Von Kopflastigkeit sowieso keine Spur - kein Wunder bei dem Body. Die Tuner und Potis habe ich bereits weiter oben erwähnt. Der Pickupschalter arbeitet etwas hakelig, aber zuverlässig. Die Klinkenbuchse ist leider in die Decke integriert. In der Zarge wäre sie mir zwar lieber gewesen, aber vielleicht hat man ja sogar absichtlich darauf verzichtet um die Struktur des Rahmens nicht zu unterbrechen - wäre zumindest denkbar.
Alles in allem kann ich der Royale eine überdurchschnittlich gute Bespielbarkeit bescheinigen. Man fühlt sich hier vom Start weg sofort zu Hause und hat niemals auch nur im Entferntesten den Eindruck gegen das Instrument ankämpfen zu müssen.
Der Sound:
Hier könnte was mich angeht eigentlich ein einziges Adjektiv stehen, nämlich "phänomenal". Aber da würde ich es mir vielleicht ein wenig zu einfach machen.
Die für mich herausragendste Eigenschaft der Royale3 ist, wie äußerst akkurat - ja fast schon penibel - sie vermag auch die feinsten Nuancen in Punkto Spieltechnik zu übertragen. Hier wird nichts verschluckt und nichts verschleiert. Alle Töne stehen sofort und schon beim Hauch eines Anschlags oder Tappings. In solch einer Ausgeprägtheit hatte ich das bisher noch bei keiner einzigen Gitarre erlebt! Dead Spots sucht man auf dem Griffbrett vergebens. Flageoletts kommen plötzlich in Regionen wo man bei der Konkurrenz entweder gar nichts, oder nur leise Tönchen wahrnehmen kann. Und auch das Sustain der Royale ist einfach nur als Spitzenklasse zu betiteln!
Die Duncan-designed Tonabnehmer machen ebenfalls eine gute Figur. Der Output ist mehr als ausreichend und beide tun ihren bestimmungsgemäßen Job. Der Steg-PU hat ordentlich Punch ausgeprägte Mitten und kristallklare Höhen, der Hals-Pickup ist wie üblich von der softeren Fraktion mit ordentlichem Bassanteil aber trotzdem nicht zu dumpf. Besonders in der Mittelstellung lassen sich sehr viele feine Klang-Nuancen über die Potis regeln. Die Abstimmung der beiden Pickups aufeinander ist Duncan wirklich gelungen und macht die Royale ihrerseits extrem vielseitig einsetzbar. Ob Hardcore-Brett, Jazz oder auch die softe Schmuse-Geige - mit dieser Gitarre geht einfach alles! Der Sound ist dabei niemals dünn oder ausdruckslos. Der Holzanteil bzw. der Anteil der Resonanzkammern am Sound ist stets present, aber dennoch nicht vordergründig oder gar hinderlich. Sie hat einfach dieses Quäntchen mehr an Klangcharakter, das man bei einer reinen Solidbody eben vergeblich sucht.
Fazit:
Die Greg Bennet Royale3 einfach nur als gute, preiswerte Gitarre zu bezeichnen, käme einem bodenlosen Understatement gleich. Ihren Preis wert, wäre sie auch beim zwei- und sogar drei-fachen ihres aktuellen Verkaufspreises. Hersteller wie Gibson verlangen ohne das es Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treibt, das 6-fache vom Preis der Royale ohne auch nur ansatzweise ein im gleichen Verhältnis besseres Instrument abzuliefern.
Wer eine überaus gut verarbeitete, außergewöhnlich gut klingende und zudem beinahe universell einsetzbare E-Gitarre sucht, die auch im Jazz-Bereich ein gute Figur abgibt, dem kann ich die Royale nur wärmstens empfehlen! Unbedingt antesten!
Vorgeschichte:
Eigentlich war ich ja gerade in der Bucht auf der Suche nach günstigen, aber dennoch vernünftigen Strat-Hals, da bei mir Zuhause schon einige Zeit ein Erle-Body herumlag, der Gesellschaft brauchte. In meiner raren Freizeit beschäftige ich mich nämlich leidenschaftlich gerne mit Musikelektronik. Vorwiegend hat es mir zwar der Bau von Vollröhrenamps und analogen Bodentretern angetan - aber ab und an reizt es mich auch mal wieder eine E-Gitarre zusammen zu basteln. Besonders die Strat eignet sich da ja hervorragend. Mittlerweile sind es deren drei und jede - bedingt durch die verwendeten Komponenten - klingt anders. Aber das wäre wieder ein anderes Thema.
Mit dem Gitarrespiel fing ich im zarten Alter von 12 Jahren an. Seitdem sind 35 Jahre vergangen und so manche Gitarre ist im Lauf der Zeit durch meine Hände gewandert. Darunter praktisch alle gängigen Standard-Solidbodies. Auch wenn sich über die Jahre für mich persönlich die Strat als der Gitarrentypus herauskristallisiert, mit dem ich mich am meisten verwachsen fühle, war es ein lang gehegter Wunsch von mir, auch einmal eine Halbakustik- bzw. Halbresonanz-Gitarre zu besitzen. Allerdings hatte ich bisher nichts vernünftiges gefunden, was trotz guter Qualität gleichzeitig auch meinem Geldbeutel entsprochen hätte. Und genau hier sind wir nach einigen Ausschweifungen meinerseits wieder beim eigentlichen Thema - der Greg Bennett Royale RL-3.
Bei der Suche nach dem bereits erwähnten Strat-Hals bin ich über Ebay auf die Shop-Seite eines deutschen Zupfinstrumentenbauers gelangt. Gleich auf der ersten Seite seines Webshops, auf der standardmäßig die aktuellen Angebote feil geboten werden, fiel mir die besagte Royale ins Auge. Mann! Was für eine wunderschöne Gitarre! Das Ganze für nur 429 Euro. Von der reinen Optik schier hingerissen, und angesichts der Tatsache, das mein Geburtstag kurz vor der Tür stand, war der Gedanke an die Suche nach einem Strathals plötzlich in weite Ferne gerückt. Ich konnte einfach nicht umhin mir das Teil mal etwas genauer anzusehen. Also kurzerhand das Foto angeklickt und erst mal nachgeschaut, womit ich es hier eigentlich zu tun habe:
Hersteller:
Die Royale ist eine von Samick (Korea) unter dem Designerlabel "Greg Bennett" hergestellte Halbresonanzgitarre. (Greg Bennett war früher als Produktdesigner bei Washburn und wurde von Samick engagiert, um eine Edel-Produktlinie innerhalb deren E-Gitarren-Produktion zu entwerfen.) Nun wäre Samick nicht gerade unter den ersten Herstellerempfehlungen gewesen, hätte mich bis dato jemand nach einer guten und günstigen Halbresonanzgitarre gefragt. Hier hätte ich wohl bisher zuerst ein Fabrikat wie Ibanez genannt. Das hat sich mit dem Kauf der Royale aber grundlegend geändert. Bisher verband ich mit dem Namen Samick irgendwie immer billige Fernostgitarren von schlechter Qualität. Der Teufel weiß warum. Tatsächlich ist Samick einer der größten Hersteller weltweit und wickelt in seinen Werken auch Auftragsarbeiten durchaus namhafter Hersteller ab.
Internet-Recherche:
Was mich letztendlich zur Bestellung der Gitarre veranlasst hat, war ebenfalls ein sehr gelungenes Produktvideo des Herstellers auf dessen Internetseite: http://www.gregbennettguitars.com/rl3.html , welches ich dem interessierten Leser vorab gleich mal ans Herz legen möchte.
Nachdem dieses Video schon recht vielversprechend war, interessierten mich natürlich auch die persönlichen Eindrücke von anderen Royale3-Besitzern. Sicherlich kennen die meisten unter euch die Website "www.harmony-central.com". Auch wenn man sich, was den Kauf eines Instrumentes angeht, grundsätzlich nicht blind auf die dort geschriebenen Rezensionen verlassen sollte, vermitteln sie doch einen recht guten Gesamteindruck.
Als grundsätzlich misstrauischer Mensch, habe ich dann vor meiner Bestellung außerdem noch den Verkäufer kontaktiert, ihn zu seiner persönlichen Meinung als Gitarrenbauer befragt und gleich mal darauf hingewiesen, das ich von meinem Rückgaberecht Gebrauch machen werde, sollte die Gitarre nicht meinen durchaus gehobenen Ansprüchen genügen. Nach dem kurzen aber informativen Gespräch, bei dem ich zu vermittelten versuchte, auf welche Qualitäten es mir bei dem Instrument ankommt, habe ich - mich auf die Aussage des Gitarrenbauers verlassend - schließlich das gute Stück bestellt. Der Versand erfolgte so fix, das ich sie bereits am übernächsten Tag gut verpackt vom Postboten in Empfang nehmen konnte.
DIE GITARRE:
Nach dem ersten Check auf Transportschäden, der Gott sei dank negativ ausfiel, widmete ich mich erst mal der Verarbeitungsqualität des Instruments:
Lackierung und Binding:
Diese kann man nur als tadellos bezeichnen. Auch intensivstes Suchen am kompletten Instrument offenbarte nicht die geringsten Mängel. Keine Lacknasen, keine eingeschlossenen Staubpartikel, keine stumpfen Stellen, Kratzer oder gar Risse - wirklich vorbildlich! Das Gleiche gilt für das sehr sauber ausgeführte Binding an Korpus, F-Löchern und Hals. Keine Schlieren, keine unegalen oder ausgefransten Kanten, nichts dergleichen. Also da hab ich schon ganz andere Sachen gesehen. Soweit alles ganz prima.
Hals und Fretwork:
Jawoll! So müssen Bundstäbchen aussehen! Extrem sauber und schön rund abgerichtet. Keine Grate keine überstehenden Enden und sauber eingesetzt. Gleiches gilt für die trapezförmigen Inlets. Ebenfalls tadellos! Der Hals selbst ist, soweit ich das optisch und vom Spielgefühl her beurteilen kann, kerzengerade. Also auch hier gibt es nichts zu meckern. Lediglich beim Polieren des Rosewood-Griffbretts hat man in den höheren Lagen - so ab dem 16. Bund - etwas nachgelassen. (Wahrscheinlich ging es da gerade in die Mittagspause oder den Feierabend) Ist zwar nicht weiter tragisch, aber ich werde da wohl ein wenig nachpolieren. Der Sattel ist nach Herstellerangaben aus weißem Graphit hergestellt. Da ich kein Chemiker bin, muß ich mich auf die pure Aussage verlassen. Jedenfalls gibt er keinerlei Grund zur Beanstandung. Die Kerbung ist sauber ausgeführt und beim Stimmen gibt es kein Saitenklemmen oder ähnliches. Alles in allem ein klasse Hals - für mich persönlich das A und O bei einer Gitarre!
Hardware und Elektrik:
Hier scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Für die einen müssen es unbedingt CTS-Potis sein, ein anderer baut sich schweineteure Boutique-Kondensatoren ein um die Soundgötter milde zu stimmen. Irgendwer bevorzugt Mechaniken einer bestimmten Firma, wieder ein anderer kann nur mit einem bestimmten Pickup-Hersteller leben. Ich für meinen Teil werde hier erstmal rein gar nichts verändern! Die Grover-Mechanken arbeiten leichtgängig, präzise und sind absolut verstimmungsfrei. Die Potis haben genau das richtige Maß an Drehwiderstand, kratzen nicht und funktionieren bestimmungsgemäß. Auch was Steg und Tailpiece angeht, habe ich nichts auszusetzen. Alles o.k.
Was man aber unbedingt und auf jeden Fall tun sollte, ist neue Saiten aufzuziehen! Mal abgesehen davon, das von Werk aus 009er Mädchensaiten aufgezogen waren, ist der Soundgewinn auf Grund des Saitenwechsels enorm! Ich bevorzuge hier Pure-Nickel-Saiten, aber das ist ebenfalls Geschmackssache und richtet sich auch ein wenig nach der bevorzugten Musikrichtung.
Handling:
Nimmt man die Royale das erste Mal in die Hand, fällt einem sofort das enorme Gewicht auf. Ich habe sie zwar nicht gewogen, aber hier kommen schätzungsweise ca. 4-4,5kg auf die Schultern. Für eine Halbresonanz-Gitarre ganz schön schwer. Ich war hier aber bereits vom Gitarrenbauer vorgewarnt. Wer sich das Video auf der Greg-Bennett-Homepage angesehen hat, sollte bereits Bescheid wissen. Das Ganze ist bauartbedingt, da die Resonanzräume der Royale aus dem massiven Mahagoni-Korpus herausgefräst werden und nicht wie normalerweise üblich durch das Aufleimen von Seitenteilen entstehen. Genau diese Besonderheit ist es, dem die Royale ihre phänomenalen Soundeigenschaften verdankt - aber dazu komme ich später noch.
Saitenlage, Halskrümmung und Oktavreinheit sind von Haus aus bereits optimal eingestellt gewesen. Das ist beileibe nicht selbstverständlich - schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Das Halsprofil würde ich als abgeflachtes C-Profil bezeichnen. Kein Baumstamm aber auch nicht zu dünn. Hier sollte eigentlich jeder klarkommen. Die hohen Lagen sind dank des Single-Cutaways sehr schön und mühelos zu erreichen. Von Kopflastigkeit sowieso keine Spur - kein Wunder bei dem Body. Die Tuner und Potis habe ich bereits weiter oben erwähnt. Der Pickupschalter arbeitet etwas hakelig, aber zuverlässig. Die Klinkenbuchse ist leider in die Decke integriert. In der Zarge wäre sie mir zwar lieber gewesen, aber vielleicht hat man ja sogar absichtlich darauf verzichtet um die Struktur des Rahmens nicht zu unterbrechen - wäre zumindest denkbar.
Alles in allem kann ich der Royale eine überdurchschnittlich gute Bespielbarkeit bescheinigen. Man fühlt sich hier vom Start weg sofort zu Hause und hat niemals auch nur im Entferntesten den Eindruck gegen das Instrument ankämpfen zu müssen.
Der Sound:
Hier könnte was mich angeht eigentlich ein einziges Adjektiv stehen, nämlich "phänomenal". Aber da würde ich es mir vielleicht ein wenig zu einfach machen.
Die für mich herausragendste Eigenschaft der Royale3 ist, wie äußerst akkurat - ja fast schon penibel - sie vermag auch die feinsten Nuancen in Punkto Spieltechnik zu übertragen. Hier wird nichts verschluckt und nichts verschleiert. Alle Töne stehen sofort und schon beim Hauch eines Anschlags oder Tappings. In solch einer Ausgeprägtheit hatte ich das bisher noch bei keiner einzigen Gitarre erlebt! Dead Spots sucht man auf dem Griffbrett vergebens. Flageoletts kommen plötzlich in Regionen wo man bei der Konkurrenz entweder gar nichts, oder nur leise Tönchen wahrnehmen kann. Und auch das Sustain der Royale ist einfach nur als Spitzenklasse zu betiteln!
Die Duncan-designed Tonabnehmer machen ebenfalls eine gute Figur. Der Output ist mehr als ausreichend und beide tun ihren bestimmungsgemäßen Job. Der Steg-PU hat ordentlich Punch ausgeprägte Mitten und kristallklare Höhen, der Hals-Pickup ist wie üblich von der softeren Fraktion mit ordentlichem Bassanteil aber trotzdem nicht zu dumpf. Besonders in der Mittelstellung lassen sich sehr viele feine Klang-Nuancen über die Potis regeln. Die Abstimmung der beiden Pickups aufeinander ist Duncan wirklich gelungen und macht die Royale ihrerseits extrem vielseitig einsetzbar. Ob Hardcore-Brett, Jazz oder auch die softe Schmuse-Geige - mit dieser Gitarre geht einfach alles! Der Sound ist dabei niemals dünn oder ausdruckslos. Der Holzanteil bzw. der Anteil der Resonanzkammern am Sound ist stets present, aber dennoch nicht vordergründig oder gar hinderlich. Sie hat einfach dieses Quäntchen mehr an Klangcharakter, das man bei einer reinen Solidbody eben vergeblich sucht.
Fazit:
Die Greg Bennet Royale3 einfach nur als gute, preiswerte Gitarre zu bezeichnen, käme einem bodenlosen Understatement gleich. Ihren Preis wert, wäre sie auch beim zwei- und sogar drei-fachen ihres aktuellen Verkaufspreises. Hersteller wie Gibson verlangen ohne das es Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treibt, das 6-fache vom Preis der Royale ohne auch nur ansatzweise ein im gleichen Verhältnis besseres Instrument abzuliefern.
Wer eine überaus gut verarbeitete, außergewöhnlich gut klingende und zudem beinahe universell einsetzbare E-Gitarre sucht, die auch im Jazz-Bereich ein gute Figur abgibt, dem kann ich die Royale nur wärmstens empfehlen! Unbedingt antesten!
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