KickstartMyHeart
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Betrachtet wird hier die "Fender Player Plus Stratocaster, Olympic Pearl", gekauft im Oktober 2022, 949 Euro, Thomann
First Things First: Auf Basis der hier oft gelesenen Einwände in Sachen schlechter Werkseinstellungen, Gurkenmodellen und diversen Ärgernissen, wie Lacknasen, schlechte Bundbearbeitung und so weiter, habe ich den Fehler begangen, meine Bestellung mit dem Zusatz zu versehen „Bitte nehmt nicht die Erstbeste aus dem Regal und stellt sicher, dass ich ein dem Wesen des Neuproduktes nach ‚sauber verarbeitetes‘ Instrument bekomme, das spart Euch und mir Zeit“. Nach über 10 Jahren als Kunde sollte ich wissen, dass Thomann so nicht arbeiten kann und das ist auch in Ordnung so. Für die Umstände bitte ich Euch liebes Thomann-Team jetzt in aller Öffentlichkeit um Entschuldigung! Ihr habt einen gewohnt guten Job gemacht. Kleines „Aber“: Wenn Ihr eine Chatfunktion anbietet, dann dürft Ihr definitiv die Kunden nicht 70 Minuten warten lassen nach der „Ich bin gleich für Sie da“-Meldung. Customer Experience und so. Aber, alles gut.
Kommen wir zum Instrument:
Verpackung/Gigbag
Hier das Eye Candy - ich hätte in der Tat vorhin mal mit einem Tuch drüber fahren können.
First Things First: Auf Basis der hier oft gelesenen Einwände in Sachen schlechter Werkseinstellungen, Gurkenmodellen und diversen Ärgernissen, wie Lacknasen, schlechte Bundbearbeitung und so weiter, habe ich den Fehler begangen, meine Bestellung mit dem Zusatz zu versehen „Bitte nehmt nicht die Erstbeste aus dem Regal und stellt sicher, dass ich ein dem Wesen des Neuproduktes nach ‚sauber verarbeitetes‘ Instrument bekomme, das spart Euch und mir Zeit“. Nach über 10 Jahren als Kunde sollte ich wissen, dass Thomann so nicht arbeiten kann und das ist auch in Ordnung so. Für die Umstände bitte ich Euch liebes Thomann-Team jetzt in aller Öffentlichkeit um Entschuldigung! Ihr habt einen gewohnt guten Job gemacht. Kleines „Aber“: Wenn Ihr eine Chatfunktion anbietet, dann dürft Ihr definitiv die Kunden nicht 70 Minuten warten lassen nach der „Ich bin gleich für Sie da“-Meldung. Customer Experience und so. Aber, alles gut.
Kommen wir zum Instrument:
Verpackung/Gigbag
- Das übliche Thomann-Bild: Vorbildlich verpackt. Da gibt es nichts zu beanstanden. Im Karton findet sich das Fender Gigbag in der bereits beschriebenen Qualität. Wenn man mit dem Auto zu einem gesitteten Sonntags-Jam zu Kumpels fährt, reicht das definitiv. Größere Belastung wollte ich damit nicht ausprobieren. Gut verarbeitet, aber recht dünn. Tut aber für den Transport, was es soll und damit passt das schon mal. Es gibt ein bisschen Papierkram und die beiden Inbusschlüssel für Hals und Saitenböckchen sowie den Tremolohebel. Eine Inspektionskarte ist auch dabei. Wenig überraschend wurde diese auch abgearbeitet. Passt auch. Im Gigbag selbst ist die Gitarre nochmal in Schaumstofffolie verpackt.
- Erstmal das gute Stück ganz genau unter die Lupe nehmen und komplett begutachten und optische Prüfung. Meine oben geschilderte Befürchtung hat sich nicht bestätigen können. Die Player Plus Strat ist sehr gut verarbeitet und steht toll im Olympic Pearl Lackkleid, das vollkommen ohne jegliche Fehler, Nasen, stumpfen Stellen oder ähnlichem ausgeführt wurde. Bei Abnahme der Tremolofachabdeckung zeigen sich drei weitere Punkte: die Fräsungen sind äußerst sauber ausgeführt, es findet sich nicht der geringste Rückstand an Holzstaub oder Schleifarbeiten und die Bohrungen für die Schrauben der Abdeckung wurden perfekt gesetzt. Der Zinkguß(?)-Block hängt ausbalanciert an drei Federn und die Kralle an zwei Schrauben. Alles äußerst sauber und akkurat.
- Der Hals sitzt sehr passgenau und gerade in der Tasche, der Sattel ist sauber gefeilt und vor allem in der richtigen Höhe gefeilt und eingesetzt. Ist halt ein Plastiksattel und wird wahrscheinlich bei den meisten über kurz oder lang gegen ein Exemplar aus Knochen oder Tusq ausgetauscht. Das Gesamtbild auch bei naher Betrachtung aller Bestandteile ist absolut positiv. So muss das sein und so ist es auch ausgeführt.
- Häufig genannter Schwachpunkt „Fretjob“. Bei meinem Exemplar kann ich es kurz halten. Slam, Bam, Thank you, M’am. Perfekt geslottet, sauber eingesetzt, nicht die kleinste Kleinigkeit an einem der Bünde, die rau wäre oder raussteht. Ganz normal: Man muss am einfachsten ein oder zwei Spielstunden investieren und hat dann auch die Bundoberseiten perfekt. Der Hals ist schnurgerade (später via Fret-Level-Edge und -Rocker überprüft), kein Bund steht hoch und er erlaubt eine äußerst flache Saitenlage (wenn man es so mag, was bei mir der Fall ist) - gestern in der Tat von 1,2 auf 1,3 mm beim tiefen E erhöht. Die gerollten Griffbrettseiten sind ein sehr schöner und fühlbarer Bonus, der sich für mich als Kunden total lohnt, weil ich das Spielgefühl eines eingespielten Halses direkt „out of the box“ habe. Die sehr schön ausgeführte Satinierung des Halses trägt dazu ihren Teil bei. Macht Spaß.
- Ich kann nicht oft genug strapazieren, dass man eine neue Gitarre nicht nach ihren Werkssaiten beurteilen sollte. Hochwertiges Material oder nicht – in der Regel liegt oder steht das Instrument längere Zeit in einem von mir nicht kontrollierbaren Klima. Und so auch hier: Man nimmt die Gitarre in die Hand und – zumindest mir ging es wieder mal so – ist verwundert, wie schlecht sie sich anfühlt und beim ersten Akkord auch klingt. Von der Werkseinstellung Hals/Saitenreiter, die komplett „auf Sicherheit“ gewesen ist, rede ich hier gar nicht. Der Labberkram muss runter. Meine EB Slinkies müssen drauf und dann reden wir weiter.
- Aha, soso, cool. “Vastly different” wie der Engländer sagen würde. Ja, out of the box kann man die Gitarre natürlich spielen und sie klingt auch. Aber wie bei vielen Dingen im Leben, erst wenn man seine persönlichen Vorlieben umsetzt, geht wirklich die Sonne auf (oder unter, aber das ist hier definitv nicht der Fall!).
- Häufig gelesen: Viele Exemplare sind den Testern/Käufern zu schwer und laufen bei 3,7 Kilogramm raus. Hier scheine ich Glück gehabt zu haben, meine liegt ungefähr bei 3,2 Kilogramm und das ist m.E. fast schon leichtgewichtig. Wie fühlt sie sich aber nun „am Körper“ an? Naja, wie eine Stratocaster halt – keine Überraschung, da muss man nichts mehr zu schreiben. Gut eben. Der Erle-Body in Verbindung mit dem Maple-Neck klingt trocken gespielt schon resonant und knackig mit einem kernigen Grundsound. Ich will hier aber nicht über Tonholz schwadronieren. Es ist schließlich eine E-Gitarre und sollte dementsprechend auch nach den verstärkten Klangeigenschaften beurteilt werden. Das Spielgefühl ist aber insgesamt als (sehr subjektiv für mich gesprochen) angenehm zu bezeichnen. Es fühlt sich einfach an, als würde man schon länger miteinander zu tun haben und gar nicht mal wie ein brandneues Instrument.
- Ich muss hier eines vorausschicken: Ich habe einfach (noch) keine Singlecoil-Ohren! Meine allererste E-Gitarre war – bevor ich sie nach ca. vier Wochen für eine ES335-Kopie tauschte und nie wieder von HH aus zurückblickte – eine relativ frühe Mapleneck Squier aus Korea. Das war ungefähr Mitte der 1980er. In der Folge waren es dann erst viele Les Pauls und anschließend noch mehr Power-Strats, mit denen ich unterwegs gewesen bin – der gemeinsame Nenner war dabei immer die Auslegung mit zwei Humbuckern und einer klassischen 3-Weg-Schaltung. Mehr brauche ich hauptsächlich nicht. Als ich aber vor einiger Zeit Andy Ferris‘ Video zu seiner Player Plus gesehen habe, war ich irgendwie mit dem „Ich brauche nach 35 Jahren endlich doch mal eine richtige Strat“-Virus infiziert. Keine FR-Strat, sondern halt was Konkretes mit drei Singlecoils und 5-Weg-Schaltung. Insofern bin ich keine Instanz, um die Player-Plus-Noiseless Singlecoils auf ihre Authentizität hin zu beurteilen, lediglich darauf, ob sie wie Singlecoils klingen und ob sie grundsätzlich gut klingen. Das tun sie. Sie klingen nach nunmehr vier Wochen Spielzeit in meinen Ohren richtig gut und genau so, wie man es sich wünscht – ohne zu tief in das Rabbit-Hole „Tone“ einzutauchen. Diese Strat klingt für mich eindeutig nach Strat. Ob 50s oder 60s oder was-auch-immer, ist mir persönlich vollkommen hupe. Fender hat der Gitarre mit dem Push-Pull-Tone-Pot sogar noch mehr Schaltvarianten ermöglicht, indem in den Positionen 1 und 2 immer auch der Hals-Pickup mit dazugeschaltet werden kann. Das klingt in der 1 ein zumindest leichtes Stück nach Tele-Twang, aber doch noch eigenständig. Alle Schaltvarianten haben ihren eigenen Charme und ich bin begeistert, wie schön der Steg-Pickup britzelt, wenn man etwas mehr Zerre gibt und über den nöhligen dicken Ton, den der Hals-Pickup auspackt. Das hat Klarheit und Punch und setzt sich durch. Elektrisch verstärkt läuft das ganze bei mir über einen Kemper Stage in eine Headrush 108 und die Player Plus überzeugt hier auf ganzer Linie. Ich habe den Patienten nicht auf den OP-Tisch gelegt, kann also zu Elektrik unter dem Pickguard nichts sagen. Das Ding heißt aber ja auch „Player Plus“ und nicht „Schrauber Plus“ und insofern ist es egal, was drunter steckt – es funktioniert alles genau, wie es soll. Die Regelwege der Potis sind gut und praxisfreundlich. Der Klingenschalter ist kein Weichei und schaltet fest. Da wackelt nichts. Was allen Testern bislang auffällt, finde ich auch ein wenig suboptimal: Fender-Knobs in Verbindung mit einem solide zupackenden Push-Pull-Poti? Das funktioniert nur so halb gut. Hier empfehle ich einen Gummiring, damit man nicht abrutscht. Was auch gut funktioniert, ist die Variante mit dem Fingernagel drunterzugehen und anzuheben. Passt für mich. Kein Ding, das mich jetzt groß stört. Kommen wir zu den Endpunkt-Verbindungen: Vibratoeinheit und Mechaniken. Am einen Ende verrichten Fender-branded Locking-Tuner ihren Dienst und das ganz hervorragend. Laufen feinfühlig und fühlen sich hochwertig an. Am anderen Ende eine oft genug gesehen Zwei-Punkt-Vibratoeinheit mit massiven Sätteln – für mich ein großes Plus, weil ich bent-steel-Saddles nicht schön finde. Schaubarm dran und fertig ist das Ding. Auch das tut genau was es soll und in Verbindung mit einem guten Setup hat man in gewissen Grenzen verstimmungsfreien Spaß z.B. bei flächigen Sounds. Auch in den Bereichen Tuner und Vibratoeinheit gilt: Sehr gut verarbeitet. Mittlerweile von "aufliegend" auf "floating" eingestellt mit 1 Ganztonschritt auf G nach oben.
- Danke Fender und Danke Thomann! Das ist ein handwerklich richtig gutes Instrument und es kam sicher verpackt in Thomann-Geschwindigkeit bei mir an. Dies vorausgeschickt: Kann man eine bessere Strat bekommen? Natürlich kann man das. Wir reden hier über die 1.000 Euro-Klasse und alles, was ich hier schreibe, bezieht sich ausschließlich auf diesen gesteckten Rahmen. Die Frage ist also eher „kann man für das Geld eine bessere Strat bekommen?“. Das kann gut möglich sein – wir bezahlen ja hier auch den Markennamen mit. Aber hier kommt ein zweiter Punkt für mich ins Spiel: Inflation made me buy it! Ich wollte ausdrücklich zum Werterhalt eine „echte“ Fender und ich wollte überhaupt mal endlich eine echte Fender. Keine Squier, keine Schecter, keine Dingsdabummsda oder ähnliches. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren und allen Gitarren, die ich bislang ge- oder verkauft habe (neu oder gebraucht – und das waren reichlich) halte ich die Fender Player Plus Stratocaster für ein richtig tolles Instrument. Fehlerfreie Verarbeitung mit praxisnahen Sounds. Das, was sie anbietet, macht sie durchweg gut bis sehr gut. Mehr wollte ich gar nicht. Insofern ist der Bang-for-the-Buck-Faktor für mich vollständig erfüllt. Bekommt man also eine bessere Strat für mehr Geld? Natürlich! Aber wir reden hier nicht mehr über „Welten“ an Unterschied. Die ersten 90(?)% zum Strat-Himmel kann man hiermit m.E. schon erklimmen.
Hier das Eye Candy - ich hätte in der Tat vorhin mal mit einem Tuch drüber fahren können.
Grund: Olympic Pearl und nicht Alpine White
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