kypdurron
Helpful & Friendly User
Kurz vor Weihnachten habe ich mir noch mal einen Wunsch erfüllt und mir die m.E. sexiest guitare alive () gegönnt: Eine Fender Mustang. Und da über diese Gitarre viele widersprüchliche Dinge zu lesen sind, dachte ich macht es nix wenn ich da noch einige hinzufüge und sie hier mal vorstelle.
Vorgeschichte
Als ich noch jung war, also so um 15 oder 16, rutschte ich irgendwie an den Rand der Gothicszene ab und war ein begeisterter Fan von Nick Cave und Einstürzende Neubauten. Mit staunenden Augen stand ich damals kurz nach dem Mauerfall im Tempodrom und sah zu, wie ein komplett in Leder gekleideter Mann mit auftoupierten Haaren so eine kleine, hellblaue Gitarre verdrosch und ihr seltsame Geräusche entlockte, ein sprödes Klirren wie nebliges Kristallglas, oder auch Slide-Teppiche von zarter, zerbrechlicher Schönheit. Und ein Brett, das meine Guns n Roses-geschulten VOrstellungen von harten Gitarrensounds total auf den Kopf stellte. Das war keine schiebende Gitarre, sondern eine, die den ganzen Raum zustellte. Die Gitarre war eine Fender Mustang, und diese war seitdem der latente feuchte Traum meines eigenen musikalischen Werdegangs. Meinen ersten selbstverdienten Tausender steckte ich aber in eine Jazzmaster, die sah so ähnlich aus, klang aber einfach vielseitiger und war in dem Laden, damals lange vor dem Internet, eben da.
Da ich dieses Jahr endlich mal regelmäßig Geld verdiene, war es an der Zeit, sich so manchen Wunsch zu erfüllen, und spätestens seit klar war, dass das auch nächstes Jahr erst mal so sein wird, war eben zu Weihnachten die Mustang dran. Und da ich sie mir selber schenke, kriege ich sie schon vorher
Ich habe also viel gelesen und lange überlegt, mir eine US vintage zu beschaffen, die es in USA schon so um 700 $ gibt - derzeit kein Geld, wer sich für alte Strats, Teles oder gar Les PAuls interessiert, wird das bestätigen können. Leider sind wir hier aber nicht in Amerika, und in dem bösen Teufelskreis von bezahlen können, bezahlen wollen und beschaffen können würde die aktuelle Mustang aus japanischer Produktion zwangsläufig immer interessanter, erst recht, nachdem mir etliche User versicherten, der Hauptunterschied sei "mojo, not sound". Am Ende wurde es also eine Fender Mustang '65 Reissue aus japanischer Produktion in Daphne Blue, zum Gebrauchtpreis bei ebay. Erwähnen muss man, dass die Gitarre dennoch praktisch neu ist. Der Vorbesitzer hat sie auf keinen Fall regelmäßig durch Probekeller gezogen, sieht drastisch frischer und neuer aus als manches Vorführmodell, das ich im Vorfeld anspielte. Laut Seriennummer ist die Gitarre etwa 2 Jahre alt.
Features
von der thomann-site:
Pappel Korpus
Ahorn Hals "C"; Shape
Palisander Griffbrett
22 Vintage Bünde
2 Mustang Single-Coil Pickups (Neck & Bridge)
Floating Bridge with "Dynamic"; Vibrato Tail-piece
Pickguard 3-Ply White Pearloid
Mensur 24"; (610 mm)
Sattelbreite 1.625"; (41 mm)
Farbe: Daphne Blue
T-Preis derzeit 777 €.
Zusätzlich muss erwähnt werden, dass die Schaltung aus 2 3-Way-Switches besteht, die die üblichen Schaltungen (Bridge, Bridge + Neck, Neck) sowie eine out-of-phase-Schaltung erlauben.
Die 65 Reissue von Fender Japan ist mit Ausnahme der Halsform exakt der "long" version der originalen Mustang nachempfunden (es gab tatsächlich noch eine kürzere Mensur),in der Optik, Austattung, dem Holz ... also ein kaum modernisierter Anachronismus für Fortschrittsverweigerer. Die 60er Mustang, die ich mal in der Hand hatte, fühlte sich fast genauso an. Nur der abartig schmale Hals wurde etwas wurstfingerfreundlicher gestaltet.
Geschenke auspacken
Auf den ersten Blick sieht die Gitarre wirklich winzig aus. De facto is sie nur 1 cm kürzer und ca. 3 cm schmaler als eine Stratocaster, aber das wirkt. Zudem ist sie mit einem schimmernden Perloidschlagbrett und jeder Menge Chrom ja auch einfach ein echter Hingucker:
Verarbeitung
Fender Japan hat einen exzellenten Ruf, der sich hier noch mal bestätigt. Man findet hier einfach gar nix zum Meckern. Der Hals ist perfekt abgerichtet, kein bisschen wabbelig. Der Korpus ist astrein lackiert und die Hardware sauber eingepasst. Die Elektronik funktioniert einwandfrei. Das einzige, was man monieren kann, wenn man will: Die Potis sind sehr leichtgängig. Und der Hals kann einen Shim vertragen; bei flachstmöglicher schnarrfreier Saitenlage geht es mit der Bridge nicht mehr viel weiter runter, sie liegt dann nur noch knapp 2 mm über dem Korpus. Das ist aber sicher auch nur ein Anachronismus, ebenso wie der nur bei abgenommenem Hals zugängliche Truss Rod ... kein Verarbeitungsmangel.
Handling
Schlank liegt der Korpus an der Hüfte (kaschiert viel weniger Bauch als viele andere Gitarren ...), und auch der Hals mit der kurzen 24' Mensur liegt schlank und schnell in der Hand. Dabei ist die Gitarre nicht wirklich leicht. Etwas über 4 kg wird sie schon haben mit dem vielen Chrom und dem massiven Pappelkorpus.
Auf der kurzen Mensur lässt sich wirklich schnell und flink spielen, auch mit Wurstfingern. Das ist jetzt die 2. Shortscale, die ich mir kaufe, und irgendwie habe ich gar keine Lust mehr auf STrat-Tele- oder sonstige Hälse. Nur ganze Barreakkorde oberhalb des 12. Bundes erfordern etwas Übung. Ansonsten ist einfach alles leichter.
Etwas ungewöhnlich ist die sehr flach über dem Korpus liegende Bridge bei Palm Mutes. Da kam ich etwas aus dem Takt. Nach hinten schieben kann man die Hand auch nicht groß, denn da ist das Tremolo-Stoptail im Weg. Auf dem kann man die Hand gut ablegen, aber dann kann man eben keine Palm Mutes machen. Und man muss etwas aufpassen, die Gitarre nicht aus der Tonalität zu drücken.
Über das "Dynamic Vibrato" hört man ja schlimmes, aber ich muss sagen: Im Vergleich zur Jazzmaster ("FLoating") und STratocaster (Vintage standard) schneidet es nicht schlecht ab. Im Test konnte ich die A-Saite bis aufs tiefe D sauber absenken (macht also mind. 3,5 Ganztöne), und danach kam es sogar wieder hoch, und man konnte halbwegs weiterspielen. Bei etwas artgerechterer Vibratoverwendung verstimmt das Instrument sich kaum, wenn man die Brücke vernünftig einstellt und die Saiten halbwegs abgehangen sind.Dazu passt, dass das Sattelmateral scheinbar etwas weicheres Kunststoff ist als sonst üblich. Da bleibt absolut nix hängen, mit etwas Graphit flutscht es noch besser.
Insgesamt muss man sich also mit dem hohen Aufbau des Vibratos etwas arrangieren, ebenso wie mit den etwas langen Switches, die es auch kaum erlauben, mal eben mitten im Solo spontan den Pickup zu wechseln ... ich habs bisher zumindest nicht geschafft. Da ist ein herkömmlicher Toggle Switch irgendwie bentzerfreundlicher. Von diesen Dingen abgesehen ist das aber ein absolut leichtgängiges Instrument. Verbuchen wir es also ebenfalls unter Anachronismus.
Sound
Wie eingangs angedeutet, ist die Mustang eine Gitarre, die man aus tausenden heraushört. Der Ton ist extrem charakteristisch. Das kommt vor allem daher, dass die Pickups extrem "low output" sind. Immerhin sind diese Reissues etwas ärmer an Streubrummungen als die Originale, aber der typische dünne, perkussive Mustang-Ton (der nur wenig mit Tele-Twang gemein hat) ist unverkennbar da. Hinzu kommt, dass die Gitarre nur wenig Sustain liefert, was neben den sehr cleanen Pickups der floating bridge geschuldet ist. Die Saiten liegen auf einem breiten Metallrund, und die Brücke hat nur minimalen Kontakt mit dem Korpus.
Dass die Gitarre damit nur klirrt, kann man aber nicht sagen. Der Sound ist wesentlich nützlicher als das, was japanische Jaguar-Reissues liefern. Kein dünnes Quäken, sondern ein klarer, kurzer, aber auch kräftiger und bassiger Ton. Wenn es Klirren und twängen soll, muss man schon am Treble-Poti des Amps etwas nachhelfen. Der Neck Pickup liefert dabei den etwas satteren un drunderen Ton, während es an der Bridge eher rauh und aggressiv zugeht. Zusammen ergibt sich ein humbucking effekt, der zwar nicht mehr drückt, aber schön warm singen kann, solang ees das Sustain eben zulässt. Diese Gitarre klingt doch insgesamt deutlich ruppiger und rüpeliger als eine Strat oder Tele, aber dabei definierter und klarer als ihre großen Schwestern Jaguar oder Jazzmaster. Dünn und spröde wird es dann spätestens in der out-of-phase-Schaltung. Das ist er, der Sound, der Nick Cave damals den Schmutz in den Schmalz zauberte und der mich nicht mehr losließ. Wofür man den sonst noch brauchen kann? Gute Frage
Man kann also clean mit der Gitarre eine ganze Menge machen. Sie ist bluestauglich, New-Wave-tauglich (psycho killer) und Noise-tauglich. Aber auch die Beat-Ecke lässt sich gut abdecken. Am richtigen Amp steht auf einmal Dave Davies im Zimmer. Und auch den federhallgesättigten Surf-Ton hat sie gerne, wenn es etwas ruppiger sein darf als ... bei einer Strat eben.
Angecruncht fand ich spannend, wie das Signal fast nur auf den Anschlag mit Verzerrung reagiert und sich dann sofort wieder in den Clean zurückzieht. Wer also als Rhythmusgitarrist nicht immer leiser gedreht werden will weil sein Signal zu dominant ist, sollte mal low-output-PUs in Betracht ziehen. Man ist auf dem Schlag da, und dann wieder weg. Sehr interessant.
Auf mehr Gain reagiert die Gitarre mit dem typischen Breitwand-Nirvana-Sound. Hier fangen die Pickups an zu verwaschen, als Metaller wird man damit garantiert nicht glücklich. Den Grunge und manche Punk-Nuancen hat dieser Sound aber mitgeprägt, insofern hat er durchau seine Berechtigung. Und in der indie-Rock-Ecke fühlt man sich damit sofort zu hause, auf dem Sofa mit den Pixies und Sonic Youth. Und an einem Fuzz hat man auf einmal diesen sechziger-Beat-Ton, den eine andere Gitarre einfach nicht so kann, ausser der Jaguar vielleicht.
Fazit
Also, erst mal, diese Gitarre sieht geil aus An der Qualität gibt es nix zu meckern. Den Sound will man allerdings oder man will ihn nicht, die Mustang ist ein reines Spartenprodukt und damit für Anfänger eher ungeeignet, falls man erst mal seinen Stil finden will. Innerhalb dieser Sparten wird man allerdings kaum etwas besseres finden, ausser evtl einer Original 60er Mustang. Falls man eine findet.
Wirklich schade ist, dass auch das Reissue neu zu einem recht hohen Preis verkauft wird. Derzeit zwischen 750 und 800 € muss man online dafür hinblättern, Ladenpreis manchmal noch höher. Zu dem Preis hätte ich es dann vermutlich doch auf dem US-Markt mit ienem alten Instrument versucht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt für mich da insgesamt nicht so ganz, da wären 600-650 € angemessener, im Vergleich zu dem , was Fender selbst zB mit der Jazzmaster,oder Jaguar anbietet. Aber da diese Gitarre vermutlich ohnehin fast nur Leute kaufen, die eher nichts anderes wollen, kann man das vermutlich verlangen.
Vorgeschichte
Als ich noch jung war, also so um 15 oder 16, rutschte ich irgendwie an den Rand der Gothicszene ab und war ein begeisterter Fan von Nick Cave und Einstürzende Neubauten. Mit staunenden Augen stand ich damals kurz nach dem Mauerfall im Tempodrom und sah zu, wie ein komplett in Leder gekleideter Mann mit auftoupierten Haaren so eine kleine, hellblaue Gitarre verdrosch und ihr seltsame Geräusche entlockte, ein sprödes Klirren wie nebliges Kristallglas, oder auch Slide-Teppiche von zarter, zerbrechlicher Schönheit. Und ein Brett, das meine Guns n Roses-geschulten VOrstellungen von harten Gitarrensounds total auf den Kopf stellte. Das war keine schiebende Gitarre, sondern eine, die den ganzen Raum zustellte. Die Gitarre war eine Fender Mustang, und diese war seitdem der latente feuchte Traum meines eigenen musikalischen Werdegangs. Meinen ersten selbstverdienten Tausender steckte ich aber in eine Jazzmaster, die sah so ähnlich aus, klang aber einfach vielseitiger und war in dem Laden, damals lange vor dem Internet, eben da.
Da ich dieses Jahr endlich mal regelmäßig Geld verdiene, war es an der Zeit, sich so manchen Wunsch zu erfüllen, und spätestens seit klar war, dass das auch nächstes Jahr erst mal so sein wird, war eben zu Weihnachten die Mustang dran. Und da ich sie mir selber schenke, kriege ich sie schon vorher
Ich habe also viel gelesen und lange überlegt, mir eine US vintage zu beschaffen, die es in USA schon so um 700 $ gibt - derzeit kein Geld, wer sich für alte Strats, Teles oder gar Les PAuls interessiert, wird das bestätigen können. Leider sind wir hier aber nicht in Amerika, und in dem bösen Teufelskreis von bezahlen können, bezahlen wollen und beschaffen können würde die aktuelle Mustang aus japanischer Produktion zwangsläufig immer interessanter, erst recht, nachdem mir etliche User versicherten, der Hauptunterschied sei "mojo, not sound". Am Ende wurde es also eine Fender Mustang '65 Reissue aus japanischer Produktion in Daphne Blue, zum Gebrauchtpreis bei ebay. Erwähnen muss man, dass die Gitarre dennoch praktisch neu ist. Der Vorbesitzer hat sie auf keinen Fall regelmäßig durch Probekeller gezogen, sieht drastisch frischer und neuer aus als manches Vorführmodell, das ich im Vorfeld anspielte. Laut Seriennummer ist die Gitarre etwa 2 Jahre alt.
Features
von der thomann-site:
Pappel Korpus
Ahorn Hals "C"; Shape
Palisander Griffbrett
22 Vintage Bünde
2 Mustang Single-Coil Pickups (Neck & Bridge)
Floating Bridge with "Dynamic"; Vibrato Tail-piece
Pickguard 3-Ply White Pearloid
Mensur 24"; (610 mm)
Sattelbreite 1.625"; (41 mm)
Farbe: Daphne Blue
T-Preis derzeit 777 €.
Zusätzlich muss erwähnt werden, dass die Schaltung aus 2 3-Way-Switches besteht, die die üblichen Schaltungen (Bridge, Bridge + Neck, Neck) sowie eine out-of-phase-Schaltung erlauben.
Die 65 Reissue von Fender Japan ist mit Ausnahme der Halsform exakt der "long" version der originalen Mustang nachempfunden (es gab tatsächlich noch eine kürzere Mensur),in der Optik, Austattung, dem Holz ... also ein kaum modernisierter Anachronismus für Fortschrittsverweigerer. Die 60er Mustang, die ich mal in der Hand hatte, fühlte sich fast genauso an. Nur der abartig schmale Hals wurde etwas wurstfingerfreundlicher gestaltet.
Geschenke auspacken
Auf den ersten Blick sieht die Gitarre wirklich winzig aus. De facto is sie nur 1 cm kürzer und ca. 3 cm schmaler als eine Stratocaster, aber das wirkt. Zudem ist sie mit einem schimmernden Perloidschlagbrett und jeder Menge Chrom ja auch einfach ein echter Hingucker:
Verarbeitung
Fender Japan hat einen exzellenten Ruf, der sich hier noch mal bestätigt. Man findet hier einfach gar nix zum Meckern. Der Hals ist perfekt abgerichtet, kein bisschen wabbelig. Der Korpus ist astrein lackiert und die Hardware sauber eingepasst. Die Elektronik funktioniert einwandfrei. Das einzige, was man monieren kann, wenn man will: Die Potis sind sehr leichtgängig. Und der Hals kann einen Shim vertragen; bei flachstmöglicher schnarrfreier Saitenlage geht es mit der Bridge nicht mehr viel weiter runter, sie liegt dann nur noch knapp 2 mm über dem Korpus. Das ist aber sicher auch nur ein Anachronismus, ebenso wie der nur bei abgenommenem Hals zugängliche Truss Rod ... kein Verarbeitungsmangel.
Handling
Schlank liegt der Korpus an der Hüfte (kaschiert viel weniger Bauch als viele andere Gitarren ...), und auch der Hals mit der kurzen 24' Mensur liegt schlank und schnell in der Hand. Dabei ist die Gitarre nicht wirklich leicht. Etwas über 4 kg wird sie schon haben mit dem vielen Chrom und dem massiven Pappelkorpus.
Auf der kurzen Mensur lässt sich wirklich schnell und flink spielen, auch mit Wurstfingern. Das ist jetzt die 2. Shortscale, die ich mir kaufe, und irgendwie habe ich gar keine Lust mehr auf STrat-Tele- oder sonstige Hälse. Nur ganze Barreakkorde oberhalb des 12. Bundes erfordern etwas Übung. Ansonsten ist einfach alles leichter.
Etwas ungewöhnlich ist die sehr flach über dem Korpus liegende Bridge bei Palm Mutes. Da kam ich etwas aus dem Takt. Nach hinten schieben kann man die Hand auch nicht groß, denn da ist das Tremolo-Stoptail im Weg. Auf dem kann man die Hand gut ablegen, aber dann kann man eben keine Palm Mutes machen. Und man muss etwas aufpassen, die Gitarre nicht aus der Tonalität zu drücken.
Über das "Dynamic Vibrato" hört man ja schlimmes, aber ich muss sagen: Im Vergleich zur Jazzmaster ("FLoating") und STratocaster (Vintage standard) schneidet es nicht schlecht ab. Im Test konnte ich die A-Saite bis aufs tiefe D sauber absenken (macht also mind. 3,5 Ganztöne), und danach kam es sogar wieder hoch, und man konnte halbwegs weiterspielen. Bei etwas artgerechterer Vibratoverwendung verstimmt das Instrument sich kaum, wenn man die Brücke vernünftig einstellt und die Saiten halbwegs abgehangen sind.Dazu passt, dass das Sattelmateral scheinbar etwas weicheres Kunststoff ist als sonst üblich. Da bleibt absolut nix hängen, mit etwas Graphit flutscht es noch besser.
Insgesamt muss man sich also mit dem hohen Aufbau des Vibratos etwas arrangieren, ebenso wie mit den etwas langen Switches, die es auch kaum erlauben, mal eben mitten im Solo spontan den Pickup zu wechseln ... ich habs bisher zumindest nicht geschafft. Da ist ein herkömmlicher Toggle Switch irgendwie bentzerfreundlicher. Von diesen Dingen abgesehen ist das aber ein absolut leichtgängiges Instrument. Verbuchen wir es also ebenfalls unter Anachronismus.
Sound
Wie eingangs angedeutet, ist die Mustang eine Gitarre, die man aus tausenden heraushört. Der Ton ist extrem charakteristisch. Das kommt vor allem daher, dass die Pickups extrem "low output" sind. Immerhin sind diese Reissues etwas ärmer an Streubrummungen als die Originale, aber der typische dünne, perkussive Mustang-Ton (der nur wenig mit Tele-Twang gemein hat) ist unverkennbar da. Hinzu kommt, dass die Gitarre nur wenig Sustain liefert, was neben den sehr cleanen Pickups der floating bridge geschuldet ist. Die Saiten liegen auf einem breiten Metallrund, und die Brücke hat nur minimalen Kontakt mit dem Korpus.
Dass die Gitarre damit nur klirrt, kann man aber nicht sagen. Der Sound ist wesentlich nützlicher als das, was japanische Jaguar-Reissues liefern. Kein dünnes Quäken, sondern ein klarer, kurzer, aber auch kräftiger und bassiger Ton. Wenn es Klirren und twängen soll, muss man schon am Treble-Poti des Amps etwas nachhelfen. Der Neck Pickup liefert dabei den etwas satteren un drunderen Ton, während es an der Bridge eher rauh und aggressiv zugeht. Zusammen ergibt sich ein humbucking effekt, der zwar nicht mehr drückt, aber schön warm singen kann, solang ees das Sustain eben zulässt. Diese Gitarre klingt doch insgesamt deutlich ruppiger und rüpeliger als eine Strat oder Tele, aber dabei definierter und klarer als ihre großen Schwestern Jaguar oder Jazzmaster. Dünn und spröde wird es dann spätestens in der out-of-phase-Schaltung. Das ist er, der Sound, der Nick Cave damals den Schmutz in den Schmalz zauberte und der mich nicht mehr losließ. Wofür man den sonst noch brauchen kann? Gute Frage
Man kann also clean mit der Gitarre eine ganze Menge machen. Sie ist bluestauglich, New-Wave-tauglich (psycho killer) und Noise-tauglich. Aber auch die Beat-Ecke lässt sich gut abdecken. Am richtigen Amp steht auf einmal Dave Davies im Zimmer. Und auch den federhallgesättigten Surf-Ton hat sie gerne, wenn es etwas ruppiger sein darf als ... bei einer Strat eben.
Angecruncht fand ich spannend, wie das Signal fast nur auf den Anschlag mit Verzerrung reagiert und sich dann sofort wieder in den Clean zurückzieht. Wer also als Rhythmusgitarrist nicht immer leiser gedreht werden will weil sein Signal zu dominant ist, sollte mal low-output-PUs in Betracht ziehen. Man ist auf dem Schlag da, und dann wieder weg. Sehr interessant.
Auf mehr Gain reagiert die Gitarre mit dem typischen Breitwand-Nirvana-Sound. Hier fangen die Pickups an zu verwaschen, als Metaller wird man damit garantiert nicht glücklich. Den Grunge und manche Punk-Nuancen hat dieser Sound aber mitgeprägt, insofern hat er durchau seine Berechtigung. Und in der indie-Rock-Ecke fühlt man sich damit sofort zu hause, auf dem Sofa mit den Pixies und Sonic Youth. Und an einem Fuzz hat man auf einmal diesen sechziger-Beat-Ton, den eine andere Gitarre einfach nicht so kann, ausser der Jaguar vielleicht.
Fazit
Also, erst mal, diese Gitarre sieht geil aus An der Qualität gibt es nix zu meckern. Den Sound will man allerdings oder man will ihn nicht, die Mustang ist ein reines Spartenprodukt und damit für Anfänger eher ungeeignet, falls man erst mal seinen Stil finden will. Innerhalb dieser Sparten wird man allerdings kaum etwas besseres finden, ausser evtl einer Original 60er Mustang. Falls man eine findet.
Wirklich schade ist, dass auch das Reissue neu zu einem recht hohen Preis verkauft wird. Derzeit zwischen 750 und 800 € muss man online dafür hinblättern, Ladenpreis manchmal noch höher. Zu dem Preis hätte ich es dann vermutlich doch auf dem US-Markt mit ienem alten Instrument versucht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt für mich da insgesamt nicht so ganz, da wären 600-650 € angemessener, im Vergleich zu dem , was Fender selbst zB mit der Jazzmaster,oder Jaguar anbietet. Aber da diese Gitarre vermutlich ohnehin fast nur Leute kaufen, die eher nichts anderes wollen, kann man das vermutlich verlangen.
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