[Gitarre] Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino«

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Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino«

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Dieses Review gliedert sich in 3 Kapitel, Chapter 1 beinhaltet den textlichen Teil, Chapter 2 eigene Soundsamples und Chapter 3 ergänzt andere Meinungen durch externe Videolinks.

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Who the fuck is Alice?
Who the fuck is »Jerry«?
Jerry Fulton Cantrell Jr. ist seines Zeichens Sänger, Gitarrist und Songwriter. Er wurde bekannt als Mitbegründer und Mitglied der Grunge-Band »Alice in Chains«. Dennoch bleibt die Frage: »Who the fuck is JJ?« Nachdem die Initialen JFC lauten, steht JJ wohl für Jerry Junior.

Who the fuck is »Alice«?
Der Begriff »Grunge« fand bereits Verwendung bevor sich eine ganze Musikszene darum bildete. In den achtziger und neunziger Jahren entwickelte sich dann ein ganzes Subgenre der Rockmusik daraus, das von Bands wie Nirvana, Pearl Jam und Alice in Chains vertreten wurde. Da die E-Gitarre eines der entscheidenden, stilbildenden Elemente dieses Genres darstellt, wurde die Szene, die in Seattle als erstes aufblühte, auch durch Gitarristen angetrieben. Durch Cantrells Einflüsse hoben sich die Songs von Alice in Chains von den anderen Grunge- und Alternativ-Rockbands in der Seattler Musikszene ab.

Who the fuck is »Wino«?
Was man bei Jerry Cantrell feststellen und daher auch anmerken muss, ist, dass sein Sound hauptsächlich von Strat-styligen Gitarren geprägt ist. Man findet und hört ihn wesentlich seltener mit Singel-Cut-Designs. Da fragt man sich, was ihn motivierte, sich als Testimonial für Les Pauls anwerben zu lassen und mit Epiphone zu kooperieren? Grund für die Zusammenarbeit soll Cantrells bedingungslose Liebe für das Gibson-Gitarrenmodell Les Paul sein. Etwas erstaunt liest man nun, Les Pauls haben sich für Cantrell immer wieder als wertvoller Begleiter während seiner Karriere als Musiker erwiesen. Darum präsentierten Epiphone und Jerry Cantrell Im Jahr 2022 die Les Paul Custom »Wino« und die Les Paul Custom »Prophecy«. Die »Wino« ist den Angaben zufolge von Jerry Cantrells eigener Gibson Les Paul Custom inspiriert und verfügt über ein »Dark Wine Red« Finish. Die »Prophecy« kommt in einem »Bone White« Finish daher und stellt lt. Epiphone eine Mischung aus modernen und traditionellen Features dar.

Offensichtlich hat sich die Kooperation zwischen Gibson und Jerry Cantrell als gewinnbringend erwiesen. Abseits der »Gibson Jerry Cantrell SongwriterAtone« brachte man ein streng auf 100 Exemplare limitiertes Signature-Instrument als Sammlerstück unter dem Namen »Gibson Custom Shop Jerry Cantrell “Wino” Les Paul Custom Aged And Signed« mit den ausgewiesenen Seriennummern #JCW001 bis #JCW100« auf den Markt, das auf JJ Cantrells früher ’90s Les Paul Custom basiert. Da waren die Marketing-Strategen wieder tüchtig und man cashed sowohl an Einzelstücken bei den High-Net-Worth-Individuals als durch Serienfertigung am Massenmarkt.

»Why« the fuck the »Wino«?
Ich war auf der Suche nach einer relativ günstigen weinroten Singe-Cut-Gitarre mit Korpus und Hals aus Mahagoni, Griffbrett aus Ebenholz und Gold-Hardware. Fündig wurde ich am Gebrauchtmarkt. Das heißt, ich habe die Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino« gebraucht gekauft. Grunge ist nicht mein Metier, und ich fragte mich: Who the fuck is »Jerry«?

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Chapter 1: The Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino«

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Spezifikationen lt. Hersteller
  • Signature E-Gitarre: Jerry Cantrell (Alice in Chains)
  • Hersteller: Epiphone
  • Serie: Inspired by Gibson
  • Bauform: Les Paul
  • Korpus: Mahagoni
  • Weight Relief: 9-Hole
  • Decke: Ahorn
  • Binding: Multi-Ply (7-lagige Decke, 5-lagiger Rücken und Kopfplatte, einlagiges Griffbrett)
  • Hals: Mahagoni
  • Halskonstruktion: Geleimt
  • Halsprofil: Custom Cantrell Taper
  • Mensur in mm: 628
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Griffbrett-Typ: Bundiert
  • Griffbrettradius in Zoll: 12
  • Anzahl Bünde: 22
  • Bundformat: Medium Jumbo
  • Griffbretteinlagen: Perlglanz-Block
  • Sattelmaterial: Graph Tech
  • Sattelbreite in mm: 43
  • Tonabnehmerbestückung: HH
  • Tonabnehmerhersteller: Epiphone
  • Halstonabnehmer: Alnico Classic Pro Hals-Humbucker, Gold-Cover
  • Stegtonabnehmer: 98T Pro Steg-Humbucker, Open Coil Black
  • Coil-Splitting: Nein
  • Elektronik: Passiv
  • Schalter: 3-Weg
  • Regler: 2x Volume, 2x Tone
  • Brücke: LockTone Tune-o-Matic
  • Saitenhalter: LockTone Stopbar
  • Mechaniken: Grover Rotomatic
  • Gurtpins: Standard
  • Hardware: vergoldet
  • Saitenstärke ab Werk: .010 - .046
  • Stimmung ab Werk: Standard E
  • Finish: Hochglanz
  • Farbbezeichnung: Dark Wine Red
  • Koffer: Custom Hardshell Case
  • Gigbag enthalten: Nein
  • Zertifikat: Nein
  • Handcraftet in China
  • UVP: 999,00 Euro
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Korpus
Die »Epiphone Les Paul Custom« kommt mit klassischen Korpusmaßen und präsentiert sich im vertrauten Les Paul Gewand mit einem Single-Cut Korpus aus Mahagoni. Diese Les Paul aus der »Inspired by Gibson« Kollektion präsentiert zahlreiche JJ-personalisierte Features, wie beispielsweise dieses mit einem Hochglanzfinish versehene dunkle Weinrot über einer schlichten Ahorn-Decke. Der Farbton »Dark Wine Red«, der dem Instrument auch den Beinamen »Wino« verleiht, wirkt sehr edel und ist sauber lackiert. Da die Decke »Dark« lackiert ist, wurde von einer auffälligen Maserung des Ahorns und der Verwendung von Rigel-Ahorn abgesehen. Frei nach dem Motto: Wozu eine Maserung, wenn sie doch nicht zur Geltung kommt?

Der Korpus wurde mit einem 9-Hole Weight-Relief versehen. Lt. Angaben des Herstellers will man damit nicht nur das Gewicht des Instruments reduzieren, sondern auch das Resonanzverhalten des Korpus optimieren. Ich habe von »Epiphone Les Paul Custom« Modellen mit massivem Korpus, in den keine Hohlkammern gefräst wurden, gelesen, die mit 4,1 kg gewogen wurden. Die gewichtsreduzierte »Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell« bringt immer noch satte 3,9 kg auf die Waage.

Der Korpus ist auf der Vorderseite in ein siebenfaches, auf der Rückseite in ein fünffaches Multiply-Binding gefasst. Dieses aufwendige Binding ist sauber und vorbildlich verarbeitet.

Was man bemerkt ist, dass der rote Lack an einigen Stellen überlappend auf das weiße Binding aufgetragen wurde. An diesen Stellen ist der Rotton etwas heller als am Korpus.

Unterhalb der Pickups befindet sich ein schwarzes Schlagbrett aus Kunststoff im 5-lagigen Les Paul Design, das dank der Verschraubung auch problemlos abmontiert werden kann, sollte man dieses Feature als entbehrlich empfinden.

Zwei schwarze Plastikabdeckungen mit goldenen Schrauben sorgen auf der Rückseite für den Zugang zu den Potis und dem Dreiwegschalter.

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Hals, Griffbrett und Kopfplatte
Die Rückseite weist den geleimten Hals-Korpus-Übergang auf Höhe des 16. Bundstäbchens aus. Der Halsfuß kommt traditionell ohne Verjüngung.

Der Hals aus Mahagoni dieser JJ-inspirierten »Epiphone Les Paul Custom« ist mit einem Griffbrett aus Ebenholz versehen, das neben den Blockeinlagen in farbenprächtiger Perlmuttoptik 22 Medium-Jumbo-Bünde beherbergt. Diese sind gut abgerichtet, sauber verrundet und poliert, an den Enden aber nicht immer perfekt plan geschnitten.

Das Korpus-Binding macht am Hals nicht halt und fasst auch das gesamte Griffbrett sauber ein. Auch auf Punkteinlagen an der Oberseite des Halses wurde nicht vergessen. Das Griffbrett ist einlagig und die Kopfplatte fünflagig von einem weißfarbenen Binding umgeben. Während das Binding am Griffbrett sauber verarbeitet ist, gibt es auf der Kopfplatte einige Unsauberkeiten, die Perfektionisten aufstoßen könnten, für mich jedoch nicht zur Beanstandung Anlass geben.

Die Sattelbreite schlägt mit den Paula-üblichen 43 mm bzw. 1.692″ zu Buche. Weder beim Hals mit einer Mensur von 628.65 mm bzw. 24.75″, noch beim Griffbrett mit dem klassischen Gibson-Radius von 12″ bzw. 304,8 mm gibt es Besonderes zu berichten.

Der Mahagonihals verfügt lt. Hersteller dagegen über ein eigens für das Reissue-Modell ermittelte »Cantrell Custom Taper Profile«. Das JJ-inspiriertes »Artist Profile« bildet demnach das unverwechselbare Hals-Shaping der originalen Wino detailgetreu ab und bietet damit das »Look and Feel« des Originals, das auf JJ Cantrells früher ’90s Les Paul Custom basiert. Alles schön und gut, aber was bedeutet das nun?

Der Hals dieser JJ-inspirierten »Epiphone Les Paul Custom« ist gefühlt etwas dünner als die klassischen 50er Maße, orientiert sich aber auch nicht an den 60er Les Pauls mit ihrem »Slim Taper« Profil, das im Prinzip ein schlankeres D-Profil ist. Das Halsprofil liegt defacto irgendwo zwischen den 50er und 60er Designs.

Ein weißer, weitgehend sauber eingearbeiteter Graph-Tech NuBone-Sattel führt die Saiten zur schwarzen Kalamazoo-Kopfplatte. Dort befindet sich, wie nicht anders zu erwarten, das Epiphone-Logo sowie das legendäre »Split Diamond« Symbol, ebenfalls in schillerndem Perlmutt-Look.

Hinter dem Sattel befindet sich die JJ-personalisierte White-Script Halsspannstababdeckung in Bell-Form mit Jerry Cantrells Namen, die den Zugang zum 2-fach anpassbaren Halsstab ermöglicht. Hier war wenig Nachbesserung nötig, das Setup war mit Ausnahme zweier minimaler Abweichungen bei der Oktavreinheit tadellos. Jedoch habe ich die JJ-inspirierten »Epiphone Les Paul Custom« gebraucht erworben und kann nicht beurteilen, wer für das Setup gezeichnet hat. Auch auf der Kopfplattenrückseite findet sich ein JJ-personalisierte Features, nämlich ein weißes JJ-Logo.

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Hardware und Elektronik
Die Hardware ist vornehmlich goldfarben gehalten, was für meinen Geschmack sehr stimmig mit der Lackierung in »Dark Wine Red« harmoniert, und nebenbei bemerkt auch ein primäres Kaufmotiv für mich dargestellt hat.

Beim Saitenhalter wird traditionell auf eine vergoldete Stopbar aus dem Hause LockTone samt LockTone Tune-O-Matic-Bridge gesetzt, die für das Einstellen der Oktavreinheit und der Saitenlage verantwortlich zeichnen.

Bei den Mechaniken kommen Grover Rotomatic Stimmmechaniken zum Einsatz. Diese sind wie die gesamte Hardware ebenfalls vergoldet, mit Kidney-Knöpfen ausstaffiert und traditionell in symmetrischer 3/3-Anordnung angebracht. Auch in diesem Punkt gibt es nichts zu bemängeln. Die Tuner erledigen ihre Aufgabe präzise und sind stimmstabil mit einem Übersetzungsverhältnis von 18:1.

Die ebenfalls vergoldeten Gurtpins befinden sich an den gewohnten Zargenpositionen.

An der unteren Zarge ist die vergoldete Klinkenbuchse montiert, die passend zum Design ebenfalls mit einer goldenen Jackplate aus Metall befestigt ist. Die Ausgangsbuchse hört auf den klingenden Namen Epiphone Heavy Duty 1/4 Zoll Ausgangsbuchse. Es ist immer wieder erfreulich, dass auch die kleinen Dinge große Namen tragen.

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Die vier CTS-Potis der CTS Corporation mit Sitz in Illinois, die 1896 als Chicago Telephone Supply Company gegründet wurde, werden mit schwarzen Standard Speed-Knöpfen in Zylinderform geregelt. Diese empfand ich als unvorteilhaft, darum habe ich sie durch PRS ACC-4247 Lampshade Knops in Amber ersetzt. Die vier Potis regeln, wie nicht anders zu erwarten, jeweils getrennt die Lautstärke der beiden PUs und den Ton.

PRS ACC-4247 Lampshade Knobs Amber


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Der Pickup-Wahlschalter ist ein Epiphone 3-fach Schalter aus Plastik mit einer Unterlegscheibe in schwarz und einem goldenen Hot Stamp. Dieser standardmäßig mit Rhythm/Treble beschriftete Kipp-Schalter wirkt, wie bei so vielen Les Paul Modellen, filigran.

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Tonabnehmer
Die von JJ-inspirierte »Epiphone Les Paul Custom« ist mit einem Alnico Classic PRO Humbucker mit goldener Abdeckung in der Halsposition und einem 98T PRO Humbucker mit offenliegender Spule in der Bridge-Position ausgestattet. Rein optisch würde mir ein Humbucker mit einer goldenen Abdeckung an der Bridge besser gefallen. Die offene Spule finde ich im Gesamtdesign optisch suboptimal. Da fragt man sich schon, wieso das Design so ausfällt. Sollte hier vielleicht die Idee zum Ausdruck gebracht worden sein, dass ein HB mit offener Spule anders klingt als wenn man ihn mit einer Abdeckung versieht? Hört JJ die Flöhe husten oder war das vom Custom Shop schon bei JJs früher ’90s Les Paul Custom ein Griff ins Designer-Klo?

Der Alnico Classic PRO Humbucker von Epiphone wird als Vintage Humbucking Pickup ausgewiesen und weist einen Alnico 5 Magneten auf. Dieser PU entspring dem Epiphone Standard-Repertoire und man findet ihn beispielsweise im Doppelpack in der Epiphone ES-335 Vintage. Dort portieren sie lt. Marketing den typischen warmen Semi-Hollow-Klang an den Verstärker. Auch die Epiphone Les Paul Classic Worn ist mit zwei Alnico Classic Pro Humbuckern ausgestattet, die sich im Klang laut Hersteller an die legendären PAFs anlehnen, mit etwas dezenterer Ausgangsleistung und einem angenehmen Sustainverhalten. Die dezentere Ausgangsleistung ist meines Erachtens letztlich entscheidend für die Konzeption des 98T PRO von Epiphone.

Der 98T PRO Humbucker von Epiphone wurde dem Gibson 498T Humbucker nachempfunden, ist also die Epiphone Version des Gibson 498T Humbuckers, der traditionell in vielen Gibson-Kernmodellen zu finden ist, und im Laufe der Jahre auch gerne durch Pro Buckers und Custom Buckers ersetzt wurde. Der 498T, der eine High-Output-Variante des 490T darstellt, verfügt bekanntlich über einen AlNico-5 Magnet. Über den Magneten des Epiphone 98T PRO Humbuckers konnte ich keine Infos finden. Was ich jedoch berichten kann ist, dass der Epiphone 98T PRO Humbucker im Gegensatz zum Gibson 498T Humbucker deutlich weniger Output hat. Er wurde wohl so konzipiert, dass er mit dem Epiphone Alnico Classic PRO Humbucker harmoniert. Von daher kann man davon ausgehen, dass der 98T PRO weniger Wicklungen, damit weniger Widerstand und letztlich auch von der Klangcharakteristik her vom 498T abweicht. Gemessen habe ich den Widerstand nicht. Zur Veranschaulichung habe ich das cleane Signal des 98T dem 498T aus der DAW, in meinem Fall Cubase, gegenübergestellt und geclippt. Oben sieht man die Hüllkurve des 98T, unten die Hüllkurve des 498T aus dem Soundsample 1. Relevant ist der Unterschied wenn man clean spielt. Sobald man den cleanen Bereich verlässt und mit Soundmodulationen, Drive oder Distortion arbeitet, nivelliert sich der Lautstärkeunterschied.

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Das Anwählen der beiden Tonabnehmer erfolgt traditionell über den Pickupwahlschalter, der sich an der dafür üblichen Stelle über dem Hals befindet. Schaltbar sind die vertrauten drei Positionen: Neck (Rhythm), Neck und Bridge parallel, und Bridge (Treble). Für beide Pickups stehen praktischer Weise jeweils ein CTS Volume- und je ein Ton-Poti mit jeweils schwarzen Speed-Knobs zur Verfügung.

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Koffer
Das Jerry Cantrell Wohlfühlpaket beinhaltet neben der JJ-inspirierten »Epiphone Les Paul Custom« auch einen Custom Hartschalenkoffer mit dem unübersehbar großen Schriftzug »Jerry Cantrell«. Der Koffer wirkt sehr hochwertig und verfügt über ein stabiles Außengehäuse mit 4 Schnallen, die sehr gut schließen und von denen eine absperrbar ist. Ergonomisch ist der Griff an der richtigen Stelle angebracht, so dass der Koffer eine gute Gewichtsverteilung aufweist und gut in der Hand liegt. Der Koffer ist innen gut gepolstert und sauber mit schwarzem Plüsch ausgekleidet. Die Innenverkleidung weist keine Mängel auf. In der oberen Hälfte, also unter dem Gitarrenhals, befindet sich ein Fach mit plüschbezogenem Klappdeckel. Und das Wichtigste, aber doch Naheliegendste, zum Schluss: Jerrys Custom Les Paul passt perfekt in Jerrys Custom Case.

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Preis
Der UVP der »Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell« wird mit 999,00 Euro angegeben. Praktisch findet oder fand man sie um 848,00 Euro, wie hier im Musicstore oder bei Session. Gebraucht habe ich sie für 600,00 Euro bekommen, wobei ein zusätzlicher PU dabei war, den ich für 80 Euro verkauft habe. Zum Vergleich mit anderen LP/SC-Modellen muss man berücksichtigen, dass der Koffer, der hochwertig ist, im Preis inbegriffen ist, und das »Epiphone Case Les Paul« bereits mit 138,00 Euro zu Buche schlägt.

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Spielgefühl
Nimmt man diese von JJ inspirierte »Epiphone Les Paul Custom« in die Hand, fällt neben dem ordentlichen Gewicht von 3,9 kg besonders der Hals auf, der spürbar mächtiger als das »Slim Taper« Profil ist. Der Rest ist Les Paul alike. Das Setup ist gut mit einer bequemen Saitenlage. In puncto Oktavreinheit lagen zwei Saiten ganz knapp daneben. Trocken angespielt zeigt sich diese Les Paul Custom mächtig und spritzig in den Höhen. Aber wen interessiert es? Gespielt wird sie verstärkt.

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Sound
Verstärkt bestätigt sich der sehr massive Eindruck der Custom Paula von Epiphone: Die Bässe klingen sehr voll bei guter Saitentrennung und neigen überhaupt nicht zum »Matschen«. Erfreulicher Weise zeigen sich die Höhen schön drahtig. Der Neck-PU brilliert bei offener Tonblende, der Bridge-PU brilliert bei etwas reduzierter Tonblende.

Ohren sagen mehr als tausend Worte. Da Soundempfindungen sehr unterschiedlich sind, erspare ich mir hier schwülstige Formulierungen. Für Interessierte habe ich weiter unten eine Reihe von Soundsamples erstellt, auch im direkten Vergleich zu Harley Benton und Gibson.

Mir persönlich gefällt der Hals-PU in meinen Soundsamples deutlich besser als der Steg-PU, der mir im verzerrten Bereich etwas zu spitz klingt, was sich natürlich regulieren ließe. Da ich zum Vergleich der unterschiedlichen Modelle aber darauf Wert gelegt habe, einheitliche Settings zu wählen, habe ich diese - für meinen Geschmack notwendige - Korrektur jedoch nicht vorgenommen. Die Epi und die HBs mussten sich den Einstellungen der Gibson beugen. Das Leben ist bisweilen unfair.

Darüber hinaus gibt es im Internet eine Fülle an Verkaufsvideos, auch im direkten Vergleich der JJ-inspirierten Epiphone mit der auflagenlimitierten JJ-inspirierten Gibson. Einige davon habe ich zu guter Letzt abschließend verlinkt.

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Fazit
Die Optik dieser von JJ inspirierten »Epiphone Les Paul Custom« ist wirklich allererste Sahne und das hochglanzpolierte Finish der »Wino« wirkt mit dem Binding und der goldenen Hardware für meinen Geschmack sehr edel.

Mit dieser »Epiphone Les Paul Custom« verpasst die Traditionsfirma Gibson dem Single-Cut-Klassiker der »Einsteigermarke« Epiphone einen gewaltigen Qualitätssprung. Diese »Inspired by Gibson«-Serie wertet das Image von Epiphone deutlich auf und bietet hinsichtlich der verwendeten Materialien bei Holz und Hardware Top-Qualität. Auch in der Verarbeitung gibt es von einigen Unsauberkeiten abgesehen nichts wirklich Gravierendes zu bemängeln. Die Bünde, das Binding und die Blockinlays sind gut eingearbeitet, die Saitenlage ist hervorragend.

Die JJ-inspiriert »Epiphone Les Paul Custom« ist ein absolut solides Instrument, das neben einer umwerfenden Optik und einer sauberen Verarbeitung auch mit einem ausgewogenen Klangspektrum überzeugen kann. Der Sound ist so, wie man es von einer »Custom« und einem »Signature-Modell« erwarten kann: massiv, wuchtig, sustainreich, aber dennoch präsent, drahtig und vor allem auch klar und »matscht« nicht. Klanglich kann diese »Epiphone Les Paul Custom« im Prinzip jedes Genre abdecken, von Clean über Blues bis hin zu Hard Rock und Metal. Grunge inklusive, geht es nach der Meinung von JJ.

Die Wahl der Pickups lässt für meinen Geschmack in dieser Preisklasse keine Wünsche offen. Zwar haben die PUs weniger Output, was sich aber nur im cleanen Bereich merkbar zeigt. Meine Erwartungen eines cremig, singenden Leadsounds einer Les Paul lassen sich jedenfalls umsetzen.

Alles in allem ist die »Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell« ein überzeugendes Single-Cut-Instrument zu einem für die Traditionsfirma fairen Preis, das sich abgesehen von den PUs nicht hinter teureren Modellen verstecken muss.

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Chapter 2: eigene Soundsamples



Soundsamples
Ich habe die Soundsampels in 2 Teile geteilt.
Teil 1: Im 1. Teil ist ausschließlich die »Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell« zu hören.
Teil 2: Da mich persönlich immer auch der Unterschied zu anderen Modellen interessiert, und um Soundsamples etwas aussagekräftiger zu machen, habe ich im 2. Teil die »Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell« drei anderen Les-Paul/Single-Cut-Modellen gegenübergestellt.

Teil 1: 4 Soundsamples der Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino«
Ich habe hier insgesamt vier unterschiedliche Soundsamples aufgenommen, von clean über moduliert bis hin zu Overdrive und starkem Overdrive. Das 2. Sample wird wohl jeder erkennen, es ist aufgrund der Länge des Originals stark verkürzt eingespielt:

Sample 1
Im 1. Sample ist die »Epiphone Les Paul Custom« zuerst mit Hals-PU (ab 00.03), dann mit Steg-PU (ab 00.37) clean, also ohne jegliche Effekte, über eine Line6 Emulation des Fender Bassman zu hören.




Sample 2
Im 2. Sample ist die »Epiphone Les Paul Custom« mit Mixed-PU mit Modulation und dezentem Drive über eine Line6 Emulation einen VOX AC30 Lead zu hören




Sample 3
Im 3. Sample ist die »Epiphone Les Paul Custom« mit Hals-PU verzerrt (Overdrive 1) über eine Line6 Emulation eines Marshall Plexi zu hören.




Sample 4
Im 4. Sample ist die »Epiphone Les Paul Custom« mit Steg-PU verzerrt (Overdrive 2) über eine Line6 Emulation eines Marshall JCM-800 zu hören.





Teil 2: 3 Soundsamples 4 unterschiedlicher LP/SC-Modelle im direkten Vergleich
Um die Soundsamples der »Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell« etwas aussagekräftiger zu machen, habe ich sie im direkten Vergleich einer »Gibson Les Paul Studio 2012«, dann einer »Harley Benton SC-550 II« und schließlich einer »Harley Benton SC-Custom III« gegenübergestellt. Dazu habe ich die Soundsample 1, 3 und 4 von oben verwendet. Die Settings sind in allen Fällen ident, die Einstellungen habe ich mit der Gibson vorgenommen.


Vergleichs-Sample 1: CLEAN
Im 1. Vergleichs-Sample sind die 4 Modelle zuerst mit Hals-PU, dann jeweils mit Steg-PU clean, also ohne jegliche Effekte, über eine Line6 Emulation des Fender Bassman zu hören. Anzumerken ist, dass ich die immensen Laustärkeunterschiede ausgeglichen habe, damit sich im Endmix vergleichbare Hörbedingungen vorfinden:
- Epiphone Les Paul Custom - Neck: 00:03
- Gibson Les Paul Studio - Neck: 00:34
- Harley Benton SC-550 II - Neck: 01:05
- Harley Benton SC-Custom III - Neck: 01:36
-- Epiphone Les Paul Custom - Bridge: 02:10
-- Gibson Les Paul Studio - Bridge: 02:41
-- Harley Benton SC-550 II - Bridge: 03:12
-- Harley Benton SC-Custom III - Bridge: 03:42




Vergleichs-Sample 2: OVERDRIVE 1
Im 2. Vergleichs-Sample sind die 4 Modelle mit Hals-PU verzerrt (Overdrive 1) über eine Line6 Emulation eines Marshall Plexi zu hören:
- Epiphone Les Paul Custom: 00:02
- Gibson Les Paul Studio: 00:32
- Harley Benton SC-550 II: 01:02
- Harley Benton SC-Custom III: 01:32




Vergleichs-Sample 3: OVERDRIVE 2 + DISTORTION
Im 3. Vergleichs-Sample sind die 4 Modelle mit Steg-PU verzerrt (Overdrive 2) über eine Line6 Emulation eines Marshall JCM-800 zu hören:
- Epiphone Les Paul Custom: 00:04
- Gibson Les Paul Studio: 00:38
- Harley Benton SC-550 II: 01:12
- Harley Benton SC-Custom III: 01:46




Chapter 3: Youtube Videos – Part 1


Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino«

Official Epiphone

Jerry Cantrell "Wino" Les Paul Custom Demo


View: https://www.youtube.com/watch?v=U1RyRUUpDLs&t=21s


Jason Wharton
Better than a Gibson.... Epiphone Jerry Cantrell Les Paul Custom 'Wino'


View: https://www.youtube.com/watch?v=iZ8L9rmuLCA


Juca Nery
Epiphone Jerry Cantrell Les Paul Custom - Demo / Review


View: https://www.youtube.com/watch?v=YfqcH5_cxZ0


George V Guitars
The Jerry Cantrell Wino is the best Les Paul Custom Epiphone


View: https://www.youtube.com/watch?v=-qts23GWzy8



Zach Wish
Epiphone Jerry Cantrell Les Paul Custom "Wino" | Full Demo & Review


View: https://www.youtube.com/watch?v=qFpOALWZDMk
 
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Reaktionen: 10 Benutzer
Das nenn ich mal ein Review! Tolle Gitarre. Was Epiphone da rausdonnert, ist schon gewaltig.
 
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Nachdem vorhin ständig eine Fehlermeldung beim Versuch diesen 2. Teil zu posten bekam, versuch ich es nun nochmals. Dank des Posts von @guitar-slinger sollte die Forums-Software nun nicht mehr versuchen, die beiden Teile zusammenzufügen, was den Rahmen der 6 erlaubten Einbindungen scheinbar gesprengt hat. Nun Hier die Fortführung von Chapter 3:


Chapter 3: Youtube Videos – Part 2


Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino«

The Backline

Jerry Cantrell Wino Epiphone Les Paul | The Backline Gear Review


View: https://www.youtube.com/watch?v=hTfotTQbKKY


Steve Ricardo
Jerry Cantrell - Wino - Custom Shop Review


View: https://www.youtube.com/watch?v=qOLDrVjt4BA


PMTVUK
Epiphone Jerry Cantrell 'Wino' Les Paul Custom! - Awesome & Affordable Version Of Jerrys Iconic Axe!


View: https://www.youtube.com/watch?v=RjRvEEXsUvg



Epiphone Les Paul Custom Jerry Cantrell »Wino« vs »Gibson Custom Shop Jerry Cantrell “Wino” Les Paul Custom Aged And Signed«


The Bassett Bros

Jerry Cantrell "Wino" Les Paul Custom - Dark Wine Red - The Bassett Bros Biased Reviews


View: https://www.youtube.com/watch?v=kFhS56CrILE



Gibson Custom Shop Jerry Cantrell »Wino« Les Paul Custom Aged And Signed


The Trogly's Guitar Show

Is the Cantrell Custom Worth the Money? | 2021 Gibson Jerry Cantrell "Wino" Les Paul Custom Review


View: https://www.youtube.com/watch?v=_qdT67IeJ4E


Andertons Music Co
Reacting to the New Jerry Cantrell Gibson Custom Shop Murphy Lab Les Paul!


View: https://www.youtube.com/watch?v=3x0FCEkFQVQ
 
Der Begriff „Review“ wird Deiner Ausführung nur begrenz gerecht, @relact

Ein bisschen mehr ins Detail hättest Du schon gehen können!
 
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Reaktionen: 1 Benutzer
Der Teufel steckt im Detail @IcedZephyr, darum will ich diese Büchse der Pandora gar nicht erst öffnen. Da halt ich mich lieber an oberflächliche Pauschalaussagen.
 
@relact
Wenn dich das stört mit dem Chapter 3, gib doch Bescheid beim Mod. Das kann doch bestimmt eingefügt werden.
 

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