[Gitarre] Epiphone ES-333 „Tom Delonge“

EAROSonic
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Epiphone ES-333 „Tom Delonge“



Wunderbar, da gibt es Gitarren, die, auch wenn man sie sich nicht anschaffen will, trotzdem in Erinnerung bleiben. So geschehen bei der Tom Delonge Signature der ES-335. Mal ein anderes mutiges Design für den Klassiker, Rallyestreifen und nur ein einziger Pickup mit einem Volumepoti. Gespeichert, aber ob der Minimalausstattung nicht auf der haben-wollen-Seite angekommen. Warum auch, hab ja meine ES-335 Dot und so viel anders, bis auf die Optik wird sie schon nicht sein.

Manche Initialzündungen finden bekanntlich erst später statt. Bei mir oftmals so, dass ich in der Bucht eine gebrauchte Gitarre aus meinem Backupspeicher finde und überlege, ob ich nicht doch vielleicht zuschlagen sollte, bis es zu spät ist und die Auktion, natürlich mit einem Verkauf an einen anderen Interessente beendet wurde. Dann fängt oftmals die Suche nach günstigen Alternativen an, denn für so einen Versuchsballon will man doch nicht den gesamten Neukaufpreis aufbringen. Bekanntlich findet sich in solchen Momenten nichts Gebrauchtes auf dem Markt oder der Preis erscheint so abgehoben, dass sich doch die Suche nach einem Neuinstrument lohnt. Das Netz hilft bekanntlich.

Thomann führte eine als B-Ware. Dabei kommt bei mir immer der Gedanke „Wenn sie einem anderen schon nicht gefallen und er sie zurückgesendet hat, wieso sollte sie mir gefallen?“ auf. Man denkt ja erst im zweiten Schritt daran, dass sich der Kollege unter dem Modell vielleicht etwas ganz anders vorgestellt hat und außerdem, 30 Tage Money back! OK, die Chancen auf den Bestellbutton zu drücken erhöhten sich. Ich war allerdings immer noch nicht mit dem Preis zufrieden und suchte weiter und fand einen Shop, in dem ein Showroom-Modell einen Ticken günstiger, als beim großen T angeboten wurde. Showroom-Modell, die Teile die ewig an der Wand hängen, alle möglichen Leute so von dort herunterpflügen und nicht sorgsam damit umgehen, weil sie sich so ein Teil eh nie kaufen würden… Naja, da ich einen Login für den Shop besaß, loggte ich mich ein, um zu erfahren, dass ich bei meiner nächsten Bestellung 5 % Rabatt erhalten würde. Somit wurde die schon recht erschwingliche Gitarre noch ein Stück weit günstiger und das Eis war gebrochen und der Bestellbutton, alle Gedanken an Showroom-Modell usw. bei Seite gelegt, diesmal schnell gedrückt, nicht, dass mir noch einer zuvor kommt. Aus dem Skeptiker wird der Hoffende ein Gut zu erhaschen. Ging natürlich glatt. Schnell gezahlt und dann hieß es wieder auf die Lieferung warten.

In erträglicher Zeit kam sie gut verpackt bei mir an. Schnell vom Umkarton, Folien und dem anderen Kram befreit, zeigte sich ein Instrument, das kaum Gebrauchsspuren aufwies. Meine Befürchtung, dass der Mattlack durch etliche grabschende Hände in Mitleidenschaft gezogen wurde, erwies sich als unbegründet. Und schwer ist die, bzw. nicht leichter, als eine ES-335 mit der doppelten Anzahl an Pickups. OK, Holz wiegt eben auch etwas.

Die Verarbeitung
... zeigte sich erstklassig. Ich würde sogar sagen besser, als bei meiner 335 aus Indonesien. Vielleicht geben sich die Chinesen bei Signature-Modellen größere Mühe. Beim ersten Saitenwechsel (so eine Gitarre verlangt für mich nach einem 11er-Satz) schraubte ich natürlich die kleine Abdeckung unterhalb des Halses ab. Siehe da, der Hals ist an der Stelle nicht vollmassiv, sondern es tut sich ein kleines Loch von ca. 8 x 5 cm auf. Und dort wo man es nicht sieht, hat die Verarbeitungsqualität auch ihre Grenzen, denn es war noch der ein oder andere Holzspan von der Bearbeitung übrig geblieben. Selbstredend entfernt man das, wenn man schon gerade in der Nähe ist. Zur Kenntnis genommen und Deckel wieder drauf.

Die verwendete Hardware kennt man von anderen Epiphone-Gitarren, hier tut sich nichts Besonderes auf. Das Griffbrett aus Palisander zeigte sich schon bereits nach dem Auspacken sehr eingängig und schön dunkel. Denke hier hilft Epiphone durch einfärben nach, aber was soll´s. Nach meiner Ölbehandlung sah es noch eine Spur dunkler aus. Die Halsrückseite wurde satiniert und greift sich damit recht angenehm, Lagenwechsel stellen somit kein Problem dar, es holpert nicht.

Die Besonderheit der ES-333 „Tom Delonge“ liegt in der elektrischen Bestückung begründet. Da hätten wir zum einen einen Gibson Dirty Fingers-Pickup mit 12 verstellbaren Polpieces (sehr gut, bei einer Gitarre mit nur einem Volumen- und garkeinem Tonepoti). Hiermit kann man doch wohl seinem Wunschsound näher kommen. Dann hat sie auch noch ein rückseitiges E-Fach, das Arbeiten an der übersichtlichen Elektrik sehr einfach gestaltet. Gut, wenn man doch irgendwann mal ein Tonepoti installieren möchte. Die Kabel wurden sorgsam verlegt und mit kleinen Klebelaschen fixiert, so dass man durch das F-Loch kein Kabel erblickt.



Kommen wir zum Tone der Epi ES
Ich könnte es mir jetzt einfach machen und schreiben: nicht mit der ES-335 zu vergleichen. Aber dann hättet Ihr mit Sicherheit keinen Spaß mehr weiter zu lesen.

Als ich im Forum schrieb, dass ich Gefallen an der ES-333 finde, kamen auch Stimmen auf, die vom Austausch des Pickups sprachen. Aber bei einer Neuanschaffung hört man sich natürlich erst einmal an, was einem die Gitarre in der Werksbestückung zu sagen hat.

Meine „Angst“, dass sie sehr höhenreich klingen würde, hatte sich bewahrheitet, davon ging ich also aus. Kenne auch die 2011er Gibson SG Melody Maker aus eigener Erfahrung und die war vom Holz, der Pickup- und Reglerbestückung identisch zu der ES. Nur eben, dass der Dirty Fingers besser einstellbar ist.

Ich kann nicht anders, als zu konsternieren, dass der Dirty Fingers wunderbar zu dieser ES passt. Meiner Meinung nach dürfte es kein anderer sei, wenn man die Konzeption dieser Gitarre bedenkt. Er hat eine eigene Stimme in meinem Fuhrpark und schneidet sich wirklich durch alles hindurch. Er besitzt genau die Menge Bass und Mitten, die in markant erscheinen lassen. OK, die Höhen muss man etwas in den Griff bekommen, allerdings gelingt dies mit der Pickup- sowie der Polpiecejustage sehr gut, so dass ich mir momentan keine Gedanken über ein Tonepoti mache, über den Austausch dies Pickups schon gar nicht.

Highgain stellt natürlich seine Paradedisziplin dar, hier lebt er sich förmlich aus. Der Dirty Fingers wird oft als „dreckig“ klingender Pickup bezeichnet, dies würde ich unterschreiben. Er tönt recht aggressiv und damit sehr durchsetzungsfähig. Nur allzu wandlungsfähig ist er nicht gerade. Bei Crunch gibt er ebenfalls eine gute Figur ab, aber dafür lässt er im Cleanbetrieb naturbedingt Federn. Das will auch gar nicht sein Terrain sein. Ich würde hier eher von einem One Way-Pickup sprechen. Ist das negativ, nein, natürlich nicht. Diese ES will nicht schönfärben oder den Bluser bei seinem Seelenleid unterstützen. Sie will herausschreien „Ja, leckt mich doch am….!“. Dafür wurde sie konzipiert und das macht sie auch richtig gut.

Meine ES-335 statte ich mit einem Gibson Pat-No.-Pickup an der Bridge, der auch schon einiges mehr an Drehzahl, als die vormals verbauten Epi-Pickups oder manchem Modell von Mutter Gibson aufweist, aus. Dennoch klingt sie nicht im Entferntesten so rebellisch und angriffslustig, wie die 333 und das ist auch gut so.

Mein Fazit…
Eine Gitarre, die zwei komplett gegensätzliche Welten vereint, die der klassischen ES mit dem Rabaukentum des Punks, mit einer Stimme, die man von solch einem Instrument nicht erwartet, jedoch gerne hört (wenn man darauf steht).
 
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Na aber klar doch - Kekse für dieses Review! :)
 
2 Fotos sind ein bisschen mager. für ein Review ohne Video oder Sound. ;)
Da geht doch bestimmt noch was, oder?^^
:D
 
Ich hatte mal einen Dirty Fingers in einer Les Paul Studio. Das Teil hat wirklich ordentlich Dampf - ähnlich einem Dimarzio Super Distortion aus den 70ern.
Lass ihn ruhig drin, ich glaube zu der Gitarre passt er wirklich außerordentlich gut.
 
Passt meiner Meinung nach wie die Faust auf´s Auge. Ich wüsste momentan auch nicht, gegen welchen ich ihn tauschen sollte.
 
Ich darf leider nicht schon wieder Kekse geben... Aber mir ging es mit der Gitarre ähnlich, wenn ich mehr Platz hätte würde ich mir die wohl auch irgendwann zulegen. Ist schon ein eher einzigartiges Modell
 
Ich kann nicht anders, als zu konsternieren, dass der Dirty Fingers wunderbar zu dieser ES passt. Meiner Meinung nach dürfte es kein anderer sei ...
Ein richtiges Rockbrett also? :D.
Nochmals Gratulation zur ES.
 
Definitiv Rockbrett, schnörkellos, gerade aus und immer auf die 12! Blöde nur, dass die 335 nun etwas zu kurz kommt...
 
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@DocWorst:
Eine angespielte ES würde ich einer gebrauchte aus der Bucht oder den Kleinanzeigen vorziehen. Bei der Bekannten weißt Du, was Du bekommst. Meine stammt ich ja ebenfalls von Six & Four (noch kurz vor der Preiserhöhung für 289 € erstanden). Meine Vintage Sunburst, übrigens aus dem Jahr 2012 gefiel mir klanglich am besten, die Unterschiede zu den anderen beiden war schon enorm.

Von daher nimm sie und verplfanze ihr wie ich ein Satz höherwertiger Pickups (in meinem Fall zwei rumliegende Gibson-Aggregate) und sie wird es Dir danken.

Meinen Review zur ES-335 hast Du vielleicht auch schon entdeckt:
https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-epiphone-es-335-the-dot.584142/
 
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Ach, siehste das Review hatte ich nicht mehr auf dem Radar. Das mit Pickups ist notwendig. Von der Haptik war die sehr gut, der Sound der PUs hat Luft nach oben.
 
nur ganz bescheiden angemerkt: es heißt "konstatieren" - nicht "konsternieren" ;)

Klasse Review; und der Charakter des Sounds ist wirklich vortrefflich beschrieben!
 
Natürlich, heißt ja auch stilisiert und nicht sterilisiert! :-D 10x gelesen und doch nicht gesehen... :confused1::)

Danke!
 

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