schandmann
Registrierter Benutzer
Wunderschönen guten Tag,
ich habe mich endlich mal dazu durchringen können, eine Review zu meinem Schätzchen zu verfassen.
Vielleicht kann ich ja so anderen weniger gut betuchten Gitarreros neue Wege abseits von Squier, LTD, Epiphone und dergleichen aufzeigen, wer weiss?
Nu is aber genug geschwafelt, los gehts:
Wie ich an die Gitarre gekommen bin:
Als es für mich in meiner Musikerkarriere so langsam in Richtung Band ging, merkte ich dass meine ansonsten wirklich schöne Yamaha AE500 bei Probelautstärke einfach nur noch ein einziges Pfeifkonzert produziert. (was sollte man auch sonst von einer Jazzgitarre erwarten?)
Eine Solidbody-Gitarre musste her. "Fett" sollte sie klingen und optisch gefallen musste sie mir natürlich auch. Mein erster Gedanke war natürlich - Les Paul!
Also ab in den Musikladen und quer durch die Bank alles Les Paul-ähnliche angespielt, aber nichts sagte mir wirklich zu.
Soundmässig war ich zwar besonders von den teureren Gibson-Modellen sehr angetan, aber die Bespielbarkeit in den höheren Lagen war IMHO grottig und allgemein fühlten sich alle Les Pauls für mich mehr oder weniger klobig an.
(Das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden, ich möchte hier niemandem seine Les Paul schlecht machen.)
Die entscheidende Rolle bei der Auswahl meiner Gitarre spielte aber - wie so oft - der Geldbeutel. Maximal 300 Euro hatte ich zur Verfügung, was ich dafür neu gekriegt hätte, hat mich dann doch schon sehr abgeschreckt.
Blieb noch der Gebrauchtmarkt - und siehe da, beim Stöbern im hiesigen Boardflohmarkt sprang mir irgendwann Ende September diese CS-400 ins Auge.
Hmm, geile Optik, sieht aus wie ne Mischung aus SG, Les Paul und Strat. Dazu noch diese Farbe, geil! Wieviel willse dafür? 250€? Juhu!
Soviel hatte ich, jetzt musste ich nur noch wissen, was ich mir da ausgeguckt hatte. Zackig auf den "Search"-Button gedrückt und Infos eingeholt.
Der gut recherchierte Lobesthread vom User "DerOnkel" hat dann den Ausschlag zum Kauf gegeben.
Irgendwann Anfang Oktober kam sie dann endlich in einem ziemlich abgefuckten Koffer an. Ich hatte erst ziemlich Schiss, aber die Gitarre selbst war in einem recht guten Zustand. Zumindest funktionierte alles so, wie es sollte.
An dieser Stelle mal einige Informationen
zur Gitarre:
Lassen wir ersteinmal Aria selbst zu Wort kommen. Aus dem '81er Katalog:
"Aria introduces the new CS models, which with the phase reversal switch and coil-tap switch, provide an easy to use tone control system giving a wide range of sounds from warm to treble."
Das alles kann ich voll unterstreichen, doch dazu später mehr.
Die CS-400 wurde von '81-'83 in den japanischen Aria-Fabriken gebaut, ist also eine "Pro II". Ihre "Geschwister" waren die CS-200, 250, 300, 350, sowie die CS-Custom und Deluxe (die bis 85 gefertigt wurden).
Die technischen Daten der CS-400 (geklaut von matsumoku.org):
Korpus: Esche, gewölbt
Hals: 3-teiliges Ahorn, eingeleimt
Griffbrett: Palisander, 22 Bünde, Dot-Inlays
Gewicht (laut Personenwaage): 3,7 kg
Mensurlänge: 630mm
Tonabnehmer: Protomatic V
Potis und Switches: 2x Volume, 2x Tone, 3-weg-PU-Switch, Coil-cut, Out-of-Phase
Bridge: Die Cast, Dual Anchor
Mechaniken: Die Cast
Sattel: Knochen (?)
Hardware: Chrom
An den Fakten kann man schon ablesen: Die CS-400 ist ein bunt zusammengewürfelter Gitarrenmischmasch.
Der Strat-typische Eschekorpus der LP- bzw. SG-mässige eingeleimte Hals, die Korpusform irgendwo zwischen SG und Strat - dazu die Zwischenmensur von 630mm (wie sie übrigens auch PRS verwendet) und fertig ist eine waschechte Allroundgitarre.
Die umfangreichen Schaltungsmöglichkeiten tun ihr Übriges.
Der Coil-Split-Tap schaltet eine Spule des Promatic-V-Humbuckers aus und bietet so waschechte Singlecoil-Sounds (die übrigens lautstärkemässig im Vergleich zu den reinen Humbuckersounds kaum abfallen), der Out-of-Phase-Schalter sorgt in der Mittelposition für einen knackigen, dünnen und irgendwie perkussiven Sound.
Die Pickups, sonst eigentlich der größte Schwachpunkt von alten Japan-Klampfen, machen ihre Sache übrigens auch wirklich gut: Der Bridge-PU hat ordentlich Dampf (auch Oldschool-Metal geht problem- und matschlos), der Neck-PU matscht mit etwas mehr Zerre zwar ein bisschen, das ist aber nicht zu dramatisch. Hier wäre ein Wechsel eventuell sinnvoll, für mich reichts aber. Die Dinger passen einfach wunderbar in die Aria.
Ein besonderes Schmankerl bietet die "Dual Anchor"-Brücke. Hier gibt es nämlich zwei verschiedene Arten, um die Saiten zu befestigen. Man kann sie entweder einhängen, oder durch den Korpus führen. Die Soundunterschiede sind nicht gigantisch, aber durchaus zu hören. Mit "string-through"-Saitenführung wird der Ton etwas knackiger, das gefällt mir persönlich etwas besser.
Die Cast-Mechaniken bieten ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, alles bleibt sehr gut "in tune", Sie sind auch nach nunmehr 25 Jahren immer noch leichtgängig und genau.
Zustand:
Als die Gitarre bei mir ankam, waren die Saiten angerostet, und sie war etwas verdreckt, also Putztuch und die gute alte Dunlop Formula No. 65 rausgeholt und erstmal ordentlich geputzt. Danach glänzte sie wie neu und ich habe erstmal eine Bestandsaufnahme gemacht.
Dings hier, Dongs da, ein fieser Lackplatzer am Headstock und ne böse Schramme seitlich am Korpus, sonst wirklich Okay. Die Pickups, deren Rahmen, die Trussrod-Glocke und die PU-Switch-Kappe haben über die Jahre ein ziemlich geiles gelbliches Vintageweiss angenommen, lasst euch von den Bildern nicht täuschen, die Farbe ist eher ein helleres Besch, sieht sehr sexy aus.
Die Mechaniken und die Brücke weisen ein paar kleinere Bläschen auf, wirken aber sonst immer noch sehr frisch und stabil. Im E-Fach ist auch alles in grünen Bereich, keine "angefressenen" Kabel, alles sauber abgeschirmt und fest verbunden.
Ebenfalls noch voll in Ordnung sind die Bünde, die auch nach all dieser Zeit nur minimalst abgespielt sind - erstaunlich!
Alles in allem nicht übel dafür, dass sie 25 Jahre lang gespielt wurde. Die nächsten 25 packt sie auch noch, davon bin ich überzeugt.
Verarbeitung:
Mit einem Wort: tadellos.
Die Bundstäbchen sind perfekt eingesetzt, die Inlays und das Griffbrett ebenso.
Nirgendwo wackelt was, insbesondere die Klinkenbuchse ist nicht kleinzukriegen.
Die Fräsungen für E-Fach und Humbucker sind ebenfalls sehr gut und genau durchgeführt, sogar die Kanten wurden schön abgeschliffen.
1a!
Bespielbarkeit:
Mit etwas Tuning (Halskrümmung, Saitenlage, Oktavreinheit, usw. - Lässt sich übrigens alles ohne Schwierigkeiten einstellen.) sehr gut.
Die Saiten kann man recht tief schrauben, ohne dass es schnarrt, als Shreddergitarre würde ich die CS-400 allerdings nicht bezeichnen.
Der Hals leidet nicht unter Magersucht, ist aber auch kein Baseballschläger. Ein eher dickes D-Profil im oberen Mittelfeld, würde ich sagen, mir gefällts.
Die schwache Lackierung des Halses ist wohl Geschmackssache. "Klebrig" ist sie auf jeden Fall nicht.
Zum Glück stimmt hier auch das, was mich an den vielen Les Pauls gestört hat:. Bis auf die letzten 3 Bünde (der Hals-Korpus-Übergang ist nunmal am 20. Bund) lassen sich alle super bespielen, ab dem 20. wirds etwas tricky, aber das ist auch nicht allzu problematisch.
Insgesamt wohl Geschmackssache (vor allem durch den lackierten und dickeren Hals), für mich aber absolut passend.
Sound:
Sound ist natürlich eine absolut subjektive Sache, aber ich versuche ihn einfach mal objektiv in Worte zu fassen. (Es wird beim Versuch bleiben, genau wie oben auch schon. )
Der Testamp ist mein Ampeg VL-502.
Der Grundsound ist SG-ähnlich, allerdings mit mehr Bassfundament, bzw. Les Paul-ähnlich, nur heller - sucht euch was aus.
Mit Coilsplit kann man den Sound grob in die Strat-ecke einordnen. Überall schwingt natürlich auch eine ordentlich Prise CS-400 mit, muss man schon selbst hören.
Was sich unplugged gespielt sofort bemerkbar macht, ist das messerscharfe Attack. Zack! Der Ton ist da! Einfach geil...
Aber auch das Sustain lässt keineswegs zu wünschen übrig, die Töne klingen sehr gleichmäßig und harmonisch aus. The best of two worlds eben...
An den Amp angeschlossen kommt je nach Pickupstellung folgendes zu Tage:
Clean:
Neck Pickup:
Hier entsteht ein sehr dichter, fetter Cleansound. Schön warm und einfach rund. Kommt gut für Jazz, Balladen und sanfte Rhythmussounds.
Neck Pickup + Coilsplit:
Mehr Höhen, weniger Bässe und ein Plus an Transparenz. Klingt verdammt stratig, Little Wing lässt grüßen . Angezerrte Schrammel-akkorde sind genau so machbar wie knackige Funkriffs und dergleichen. Mein Cleansound-Favorit!
Mittelstellung:
Ich setze die Mittelstellung ehrlich gesagt kaum ein. Wenn, dann habe ich einen Pickup voll auf und mische den anderen nach Lust und Laune dazu.
So kann man entweder den weichen Necksound mit etwas mehr Biss versehen, oder den knackigen Bridgesound etwas abschwächen.
Beide voll aufgedreht gefallen mir nicht so wirklich, der Bridge-PU mäht den Neck-PU ziemlich nieder und verwischt IMHO etwas das Soundbild. Aber auch der Sound könnte Anhänger finden.
Ist der Out-of-Phase-Schalter aktiv, wird der Sound dünner und bekommt mehr Höhen. Interressanter Effekt, aber nicht wirklich mein Fall.
Mittelstellung + Coilsplit:
In etwa dasselbe wie ohne Coilsplit, nur eben mit Singlecoil-Sounds.
Bridge Pickup:
Je nach Anschlag kann man hier wunderschöne weiche, irgendwie platte Singlenotes (wie ich es sonst beschreiben soll weiß ich nicht) genau so rauslocken, wie "bratende" Akkorde mit ordentlich Wumms dahinter. Haut man etwas Verzerrung hinein, brät es nochmal etwas schöner, sehr nett.
Bridge Pickup + Coilsplit:
Funk- und Skasound deluxe. Klar, transparent, glockig und doch mit Bumms.
Verzerrt:
Im Drive-Kanal benutze ich den Coilsplit eigentlich kaum, deshalb hier mal alles unter einer Überschrift.
Bridge Pickup:
Im Grunde ist hier alles von den Ampeinstellungen abhängig. Von der warmen Blueszerre bis hin zum brachialen Metalriffgewitter ist alles drin.
Der Pickup pustet das Gespielte sauber in den Amp, da matscht nix.
Was sich hier sehr bemerkbar macht, sind die ausgeprägten Höhen, diese Gitarre wartet nur auf das nächste Solo.
Ist der Coilsplit aktiv, wird der Sound merklich dünner und der Zerrgrad nimmt ab. Für Blues mal ganz gut, alles darüber braucht IMHO aber einfach mehr Dampf.
Mittelstellung:
Mag ich verzerrt gar nicht. Nicht so cremig wie der Neck-PU, nicht so knackig wie der Bridge-PU, quasi weder Fleisch noch Fisch.
Lediglich wenn der Out-of-Phase-Switch aktiv ist, wirds interressant. Dieser Effekt macht sich bei einigen Soli ziemlich gut, man denke z.B. an Brian May.
Ansonsten wirklich nicht mein Fall.
Neck Pickup
Etwas hohl, aber schön klar und durchsichtig. Müsste ich es mit einem Wort ausdrücken, wäre das "verträumt", keine Ahnung, warum.
Erinnert sehr an Sweet Child o' Mine und allgemein Slashs Leadsound bei Guns 'n Roses.
Haut man von da aus noch mehr Verzerrung rein, wird es allerdings leicht matschig.
Mit Coilsplit klingt es fast genauso, nur etwas "schriller" und weniger voluminös, auch nicht übel.
Fazit:
Mit der Aria Pro II CS-400 bekommt man für 200-300€ sehr, sehr viel Gitarre für sein Geld.
Sie deckt eine ganze Palette von Sounds ab, von denen sie viele wirklich gut beherrscht und fühlt sich in jedem Genre wohl.
Wer eine Eierlegendewollmilchsaugitarre für kleines Geld möchte, kann hier glücklich werden.
Traditionalisten mit klassischem Soundgeschmack (= Les Paul + Strat) könnte hier und da das gewisse Etwas fehlen, aber das ist natürlich wie alles Geschmackssache.
Ich für meinen Teil bin mit meiner CS-400 auf jeden Fall mehr als zufrieden und kann mir durchaus vorstellen, in ihr das "Instrument fürs Leben" gefunden zu haben.
Bilder gibts hier: Klick
Konstruktive Kritik ist ausdrücklich erwünscht!
ich habe mich endlich mal dazu durchringen können, eine Review zu meinem Schätzchen zu verfassen.
Vielleicht kann ich ja so anderen weniger gut betuchten Gitarreros neue Wege abseits von Squier, LTD, Epiphone und dergleichen aufzeigen, wer weiss?
Nu is aber genug geschwafelt, los gehts:
Wie ich an die Gitarre gekommen bin:
Als es für mich in meiner Musikerkarriere so langsam in Richtung Band ging, merkte ich dass meine ansonsten wirklich schöne Yamaha AE500 bei Probelautstärke einfach nur noch ein einziges Pfeifkonzert produziert. (was sollte man auch sonst von einer Jazzgitarre erwarten?)
Eine Solidbody-Gitarre musste her. "Fett" sollte sie klingen und optisch gefallen musste sie mir natürlich auch. Mein erster Gedanke war natürlich - Les Paul!
Also ab in den Musikladen und quer durch die Bank alles Les Paul-ähnliche angespielt, aber nichts sagte mir wirklich zu.
Soundmässig war ich zwar besonders von den teureren Gibson-Modellen sehr angetan, aber die Bespielbarkeit in den höheren Lagen war IMHO grottig und allgemein fühlten sich alle Les Pauls für mich mehr oder weniger klobig an.
(Das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden, ich möchte hier niemandem seine Les Paul schlecht machen.)
Die entscheidende Rolle bei der Auswahl meiner Gitarre spielte aber - wie so oft - der Geldbeutel. Maximal 300 Euro hatte ich zur Verfügung, was ich dafür neu gekriegt hätte, hat mich dann doch schon sehr abgeschreckt.
Blieb noch der Gebrauchtmarkt - und siehe da, beim Stöbern im hiesigen Boardflohmarkt sprang mir irgendwann Ende September diese CS-400 ins Auge.
Hmm, geile Optik, sieht aus wie ne Mischung aus SG, Les Paul und Strat. Dazu noch diese Farbe, geil! Wieviel willse dafür? 250€? Juhu!
Soviel hatte ich, jetzt musste ich nur noch wissen, was ich mir da ausgeguckt hatte. Zackig auf den "Search"-Button gedrückt und Infos eingeholt.
Der gut recherchierte Lobesthread vom User "DerOnkel" hat dann den Ausschlag zum Kauf gegeben.
Irgendwann Anfang Oktober kam sie dann endlich in einem ziemlich abgefuckten Koffer an. Ich hatte erst ziemlich Schiss, aber die Gitarre selbst war in einem recht guten Zustand. Zumindest funktionierte alles so, wie es sollte.
An dieser Stelle mal einige Informationen
zur Gitarre:
Lassen wir ersteinmal Aria selbst zu Wort kommen. Aus dem '81er Katalog:
"Aria introduces the new CS models, which with the phase reversal switch and coil-tap switch, provide an easy to use tone control system giving a wide range of sounds from warm to treble."
Das alles kann ich voll unterstreichen, doch dazu später mehr.
Die CS-400 wurde von '81-'83 in den japanischen Aria-Fabriken gebaut, ist also eine "Pro II". Ihre "Geschwister" waren die CS-200, 250, 300, 350, sowie die CS-Custom und Deluxe (die bis 85 gefertigt wurden).
Die technischen Daten der CS-400 (geklaut von matsumoku.org):
Korpus: Esche, gewölbt
Hals: 3-teiliges Ahorn, eingeleimt
Griffbrett: Palisander, 22 Bünde, Dot-Inlays
Gewicht (laut Personenwaage): 3,7 kg
Mensurlänge: 630mm
Tonabnehmer: Protomatic V
Potis und Switches: 2x Volume, 2x Tone, 3-weg-PU-Switch, Coil-cut, Out-of-Phase
Bridge: Die Cast, Dual Anchor
Mechaniken: Die Cast
Sattel: Knochen (?)
Hardware: Chrom
An den Fakten kann man schon ablesen: Die CS-400 ist ein bunt zusammengewürfelter Gitarrenmischmasch.
Der Strat-typische Eschekorpus der LP- bzw. SG-mässige eingeleimte Hals, die Korpusform irgendwo zwischen SG und Strat - dazu die Zwischenmensur von 630mm (wie sie übrigens auch PRS verwendet) und fertig ist eine waschechte Allroundgitarre.
Die umfangreichen Schaltungsmöglichkeiten tun ihr Übriges.
Der Coil-Split-Tap schaltet eine Spule des Promatic-V-Humbuckers aus und bietet so waschechte Singlecoil-Sounds (die übrigens lautstärkemässig im Vergleich zu den reinen Humbuckersounds kaum abfallen), der Out-of-Phase-Schalter sorgt in der Mittelposition für einen knackigen, dünnen und irgendwie perkussiven Sound.
Die Pickups, sonst eigentlich der größte Schwachpunkt von alten Japan-Klampfen, machen ihre Sache übrigens auch wirklich gut: Der Bridge-PU hat ordentlich Dampf (auch Oldschool-Metal geht problem- und matschlos), der Neck-PU matscht mit etwas mehr Zerre zwar ein bisschen, das ist aber nicht zu dramatisch. Hier wäre ein Wechsel eventuell sinnvoll, für mich reichts aber. Die Dinger passen einfach wunderbar in die Aria.
Ein besonderes Schmankerl bietet die "Dual Anchor"-Brücke. Hier gibt es nämlich zwei verschiedene Arten, um die Saiten zu befestigen. Man kann sie entweder einhängen, oder durch den Korpus führen. Die Soundunterschiede sind nicht gigantisch, aber durchaus zu hören. Mit "string-through"-Saitenführung wird der Ton etwas knackiger, das gefällt mir persönlich etwas besser.
Die Cast-Mechaniken bieten ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, alles bleibt sehr gut "in tune", Sie sind auch nach nunmehr 25 Jahren immer noch leichtgängig und genau.
Zustand:
Als die Gitarre bei mir ankam, waren die Saiten angerostet, und sie war etwas verdreckt, also Putztuch und die gute alte Dunlop Formula No. 65 rausgeholt und erstmal ordentlich geputzt. Danach glänzte sie wie neu und ich habe erstmal eine Bestandsaufnahme gemacht.
Dings hier, Dongs da, ein fieser Lackplatzer am Headstock und ne böse Schramme seitlich am Korpus, sonst wirklich Okay. Die Pickups, deren Rahmen, die Trussrod-Glocke und die PU-Switch-Kappe haben über die Jahre ein ziemlich geiles gelbliches Vintageweiss angenommen, lasst euch von den Bildern nicht täuschen, die Farbe ist eher ein helleres Besch, sieht sehr sexy aus.
Die Mechaniken und die Brücke weisen ein paar kleinere Bläschen auf, wirken aber sonst immer noch sehr frisch und stabil. Im E-Fach ist auch alles in grünen Bereich, keine "angefressenen" Kabel, alles sauber abgeschirmt und fest verbunden.
Ebenfalls noch voll in Ordnung sind die Bünde, die auch nach all dieser Zeit nur minimalst abgespielt sind - erstaunlich!
Alles in allem nicht übel dafür, dass sie 25 Jahre lang gespielt wurde. Die nächsten 25 packt sie auch noch, davon bin ich überzeugt.
Verarbeitung:
Mit einem Wort: tadellos.
Die Bundstäbchen sind perfekt eingesetzt, die Inlays und das Griffbrett ebenso.
Nirgendwo wackelt was, insbesondere die Klinkenbuchse ist nicht kleinzukriegen.
Die Fräsungen für E-Fach und Humbucker sind ebenfalls sehr gut und genau durchgeführt, sogar die Kanten wurden schön abgeschliffen.
1a!
Bespielbarkeit:
Mit etwas Tuning (Halskrümmung, Saitenlage, Oktavreinheit, usw. - Lässt sich übrigens alles ohne Schwierigkeiten einstellen.) sehr gut.
Die Saiten kann man recht tief schrauben, ohne dass es schnarrt, als Shreddergitarre würde ich die CS-400 allerdings nicht bezeichnen.
Der Hals leidet nicht unter Magersucht, ist aber auch kein Baseballschläger. Ein eher dickes D-Profil im oberen Mittelfeld, würde ich sagen, mir gefällts.
Die schwache Lackierung des Halses ist wohl Geschmackssache. "Klebrig" ist sie auf jeden Fall nicht.
Zum Glück stimmt hier auch das, was mich an den vielen Les Pauls gestört hat:. Bis auf die letzten 3 Bünde (der Hals-Korpus-Übergang ist nunmal am 20. Bund) lassen sich alle super bespielen, ab dem 20. wirds etwas tricky, aber das ist auch nicht allzu problematisch.
Insgesamt wohl Geschmackssache (vor allem durch den lackierten und dickeren Hals), für mich aber absolut passend.
Sound:
Sound ist natürlich eine absolut subjektive Sache, aber ich versuche ihn einfach mal objektiv in Worte zu fassen. (Es wird beim Versuch bleiben, genau wie oben auch schon. )
Der Testamp ist mein Ampeg VL-502.
Der Grundsound ist SG-ähnlich, allerdings mit mehr Bassfundament, bzw. Les Paul-ähnlich, nur heller - sucht euch was aus.
Mit Coilsplit kann man den Sound grob in die Strat-ecke einordnen. Überall schwingt natürlich auch eine ordentlich Prise CS-400 mit, muss man schon selbst hören.
Was sich unplugged gespielt sofort bemerkbar macht, ist das messerscharfe Attack. Zack! Der Ton ist da! Einfach geil...
Aber auch das Sustain lässt keineswegs zu wünschen übrig, die Töne klingen sehr gleichmäßig und harmonisch aus. The best of two worlds eben...
An den Amp angeschlossen kommt je nach Pickupstellung folgendes zu Tage:
Clean:
Neck Pickup:
Hier entsteht ein sehr dichter, fetter Cleansound. Schön warm und einfach rund. Kommt gut für Jazz, Balladen und sanfte Rhythmussounds.
Neck Pickup + Coilsplit:
Mehr Höhen, weniger Bässe und ein Plus an Transparenz. Klingt verdammt stratig, Little Wing lässt grüßen . Angezerrte Schrammel-akkorde sind genau so machbar wie knackige Funkriffs und dergleichen. Mein Cleansound-Favorit!
Mittelstellung:
Ich setze die Mittelstellung ehrlich gesagt kaum ein. Wenn, dann habe ich einen Pickup voll auf und mische den anderen nach Lust und Laune dazu.
So kann man entweder den weichen Necksound mit etwas mehr Biss versehen, oder den knackigen Bridgesound etwas abschwächen.
Beide voll aufgedreht gefallen mir nicht so wirklich, der Bridge-PU mäht den Neck-PU ziemlich nieder und verwischt IMHO etwas das Soundbild. Aber auch der Sound könnte Anhänger finden.
Ist der Out-of-Phase-Schalter aktiv, wird der Sound dünner und bekommt mehr Höhen. Interressanter Effekt, aber nicht wirklich mein Fall.
Mittelstellung + Coilsplit:
In etwa dasselbe wie ohne Coilsplit, nur eben mit Singlecoil-Sounds.
Bridge Pickup:
Je nach Anschlag kann man hier wunderschöne weiche, irgendwie platte Singlenotes (wie ich es sonst beschreiben soll weiß ich nicht) genau so rauslocken, wie "bratende" Akkorde mit ordentlich Wumms dahinter. Haut man etwas Verzerrung hinein, brät es nochmal etwas schöner, sehr nett.
Bridge Pickup + Coilsplit:
Funk- und Skasound deluxe. Klar, transparent, glockig und doch mit Bumms.
Verzerrt:
Im Drive-Kanal benutze ich den Coilsplit eigentlich kaum, deshalb hier mal alles unter einer Überschrift.
Bridge Pickup:
Im Grunde ist hier alles von den Ampeinstellungen abhängig. Von der warmen Blueszerre bis hin zum brachialen Metalriffgewitter ist alles drin.
Der Pickup pustet das Gespielte sauber in den Amp, da matscht nix.
Was sich hier sehr bemerkbar macht, sind die ausgeprägten Höhen, diese Gitarre wartet nur auf das nächste Solo.
Ist der Coilsplit aktiv, wird der Sound merklich dünner und der Zerrgrad nimmt ab. Für Blues mal ganz gut, alles darüber braucht IMHO aber einfach mehr Dampf.
Mittelstellung:
Mag ich verzerrt gar nicht. Nicht so cremig wie der Neck-PU, nicht so knackig wie der Bridge-PU, quasi weder Fleisch noch Fisch.
Lediglich wenn der Out-of-Phase-Switch aktiv ist, wirds interressant. Dieser Effekt macht sich bei einigen Soli ziemlich gut, man denke z.B. an Brian May.
Ansonsten wirklich nicht mein Fall.
Neck Pickup
Etwas hohl, aber schön klar und durchsichtig. Müsste ich es mit einem Wort ausdrücken, wäre das "verträumt", keine Ahnung, warum.
Erinnert sehr an Sweet Child o' Mine und allgemein Slashs Leadsound bei Guns 'n Roses.
Haut man von da aus noch mehr Verzerrung rein, wird es allerdings leicht matschig.
Mit Coilsplit klingt es fast genauso, nur etwas "schriller" und weniger voluminös, auch nicht übel.
Fazit:
Mit der Aria Pro II CS-400 bekommt man für 200-300€ sehr, sehr viel Gitarre für sein Geld.
Sie deckt eine ganze Palette von Sounds ab, von denen sie viele wirklich gut beherrscht und fühlt sich in jedem Genre wohl.
Wer eine Eierlegendewollmilchsaugitarre für kleines Geld möchte, kann hier glücklich werden.
Traditionalisten mit klassischem Soundgeschmack (= Les Paul + Strat) könnte hier und da das gewisse Etwas fehlen, aber das ist natürlich wie alles Geschmackssache.
Ich für meinen Teil bin mit meiner CS-400 auf jeden Fall mehr als zufrieden und kann mir durchaus vorstellen, in ihr das "Instrument fürs Leben" gefunden zu haben.
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Konstruktive Kritik ist ausdrücklich erwünscht!
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