LoneLobo
Mod Emeritus
Seit einiger Zeit nenne ich nun eine Gitarre mein Eigen, die es hier in Schland nicht gibt:
Viel Spaß beim Lesen:
Vorgeschichte:
Vor einiger Zeit gabs hier mal einen Thread in dem nach Les Paul-Kopien gefragt wurde. Das ist ja soweit nichts neues, allerdings kam in jenem Thread von Dogdaysunrise (oder chri5, je nach dem) ein Link zu einer amerikanischen Seite:
www.Rondomusic.net
Dogdaysunrise hat ja gute Kontakte in/nach Amerika und verkehrt da auch fröhlich in diversen Foren. Er sprach davon, dass diese "Agile"-Gitarren von so ziemlich jedem der eine besitzt, hochgelobt werden. Damals hab' ich schonmal angefragt ob der Laden auch nach Deutschland verschickt - tut er.
Schon damals stand mein Entschluss, dass ich mir eine Agile kaufen möchte, relativ fest: Ich mochte die Les Paul-Form, fand hier aber keine Mittelpreisgitarre die mir gefiel (Geht mir weg mit Epiphone!).
Als Termin hab' ich mir dann gedacht "die schenkste dir zum Abi!". In der Vorbereitungsphase zum Abitur hab ich mich auf der Rondomusic-Seite nochmal umgesehn und hab gemerkt, dass so langsam aber sicher die Gitarren aus der 3500er Serie verschwinden. Eine Mail klärte die aufkommende Frage:
Rondomusic antwortete mir, dass ihnen das gute Holz für die 3500er ausgeht und sie dieses auch nicht mehr bekommen. Das fand ich natürlich blöd. Wenn, dann wollt' ich nämlich ne 3500er (das Spitzenmodell halt). Also hab' ich mir die Gitarre schon vorm Abi bestellt. Dass ichs Abi schaff, stand eh fest, deshalb bin ich auf Nummer sicher mit der Gitarre gegangen.
Seit einiger Zeit hab' ich sie nun, und da wirds mal Zeit für ein Review:
Optik & Konstruktion:
Die Ähnlichkeit zur Originalen Les Paul ist ja schonmal grundsätzlich da. Schonmal nicht schlecht. Unterschiede gibt's dennoch. Zuerst natürlich die Kopfplatte, die _muss_ ja anders aussehen. Mir gefällt die Agile-Kopfplatte weitaus besser als die Epiphone-Kopfplatte. Die Gibson-Kopfplatte wäre noch hübscher gewesen, allerdings nur dann wenn sie mindestens ein Binding aussenrum hat. Die nackte, schwarze mag ich nicht.
Wo wir eh schon bei Bindings sind: Ich bin ein großer Bindingfan, das spiegelt sich auch in der Gitarre wieder: dreifaches Binding um die Kopfplatte und den Korpus rum, der Hals hat immerhin noch ein einfaches abbekommen.
Die Bindings sind allesamt sehr gut gearbeitet, und ich weiß wie schwer das is. Insbesondere an den vielen unterschiedlichen Radien an der Kopfplatte merkt mans, da is nix krumm oder so. An einem Eck schauts aus als wäre unter die Klarlackschicht ein bisschen Dreck gelangt, aber das ist so wenig dass es mir nichts ausmacht.
Der Korpus an sich ist auch sehr schön. Der Mahagoni-Block untendran ist augenscheinlich aus einem einzigen Stück Holz, genau wie der Hals. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Zuge der Authenzität isses sicher nicht verkehrt. Die Ahorndecke ist in der Mitte ihre 2 cm hoch, passt also. Beim Blick ins Hals-tonabnehmerfach fällt auf dass der Halsfuß bis in dieses hineinragt. Nennt sich bei Gibson glaub ich "Long Tenon".
Die Decke ist "bookmatched" aufgeleimt, besteht also aus zwei spiegelbildichen Teilen. Die Maserung soll komplett durchgehen, das stand zumindest in der Beschreibung. Nachprüfen kann ich das nicht, ist mir aber auch egal. Selbst wenn es nur ein Furnier auf "normalem" Ahornholz wäre, es erfüllt seinen Zweck: Schön aussehen. Mitm Sound oder sonstwas hat die Riegelung schließlich nichts zu tun.
Weitere Unterschiede zur "echten" Les Paul wären noch der abgerundete Cut-off (einziges Manko in der Optik dieser Gitarre: Mir wäre ein spitzer Cutoff im Stil der Eclipse von ESP lieber gewesen) und natürlich das Griffbrett.
Während Gibson und Epiphone ihren Les Pauls Griffbretter aus Palisander verpassen, kommt diese hier mit einem aus Ebenholz daher. Auffällig sind noch die grünlichen Abalone-Einlagen.
Haptik:
Hierzu lässt sich recht wenig sagen. Das relativ hohe Gewicht kann gut wie schlecht bewertet werden, ich sag jetzt halt einfach mal dass es mit ~4 kg durchaus vorhanden ist. Der Lack wurde perfekt bearbeitet. Inzwischen sind von mir und hauptsächlich meiner Gürtelschnalle natürlich einige Kratzer drin, aber was solls. Eine Gitarre ist ein Werkzeug, kein Ausstellungsgegenstand.
Bei Auslieferung war der Lack aber absolut glatt und ohne Macken, und zwar überall.
Die Bundstäbchen sind allesamt sehr gut abgerichtet, man spürt keine Ecken oder ähnliches bei schnellen Lagenwechseln. Von der Größe her sind sie im Mittelbereich anzusiedeln. Also keine Ibanez-Jumbos und keine Fender-Minis. Passt gut zur Gitarre wie ich finde.
An die Haptik einer Les paul musste ich mich erst mal gewöhnen, da ich bisher fast ausschließlich Gitarren mit Korpuskonturen für die Rippen und als Armauflage gespielt hatte.
Aber auch das ging recht schnell vorbei. Stört mich nicht mehr. Ganz so bequem wie meine Ibanez ist sie natürlich nicht, aber das war eh klar. Da trägt natürlich auch der Hals bei, der doch eher "dick" genannt werden kann. Extrem ist es zwar nicht, da hatte ich schon andere Kaliber in der Hand. Aber man merkts doch.
Einen großen Kritikpunkt hab' ich noch: Agile hat den Hals/Korpusübergang und den Hals/Kopfplattenübergang 1:1 von Gibson übernommen. Es ist also weder eine schützende Volute, noch ein angenehmer, weicher Übergang vorhanden.
Mehr Kanten als bei solch einem Hals/Korpus-Übergang einzubauen schafft man zwar fast nicht mehr, aber naja. Soll halt eine Kopie sein. Hier und da hätte man das Original allerdings doch etwas verbessern und angenehmer gestalten können wenn man sich schon die Arbeit macht, ne Gitarre zu produzieren.
Modifikationen:
Die Gitarre kam hier an mit einem kaputten 3-Wegschalter (Wackelkontakt), 4 normalen Potis, 4 Bernsteinfarbenen "Knobs" und Humbuckern mit Chromkappen umringt von Crémefarbenen Tonabnehmerrahmen.
Das konnte so natürlich nicht bleiben. Da ich noch einen sehr flexiblen 3-Weg-Schalter von meiner Ibanez RG-Umbauaktion hatte, wollte ich gleich den verwenden. Außerdem wollte ich die Tonabnehmer splitten, was mich zu zwei Problemen führte: Ich brauchte noch mehr Schalter und außerdem 4adrige Humbucker.
Die mitgelieferten Humbucker flogen raus, ich hatte nämlich noch DiMarzios von anni 1986 hier rumliegen. Vor n paar Jahren bei eBay auf Vorrat gekauft, kommen sie jetzt endlich zur Verwendung. Also die beiden Freunde aufgemacht, 4adrige drausgemacht, und rein damit. Zusammen mit dem neuen 3-Wegschalter und 3 Push/Pull-Potis hab' ich jetzt ne dezent flexiblere Gitarre als vorher:
Der 3-Wegschalter macht das was er soll. Hals, beide, Steg. Push/Pull-Poti 1 und 2 sind jeweils für Neck oder Steg zuständig und übernehmen das Splitten. Push/Pull-Poti 3 legt fest ob bei der Mittelposition beide Tonabnehmer parallel oder seriell geschaltet sind.
Optik hat das natürlich auch einiges ausgemacht: Die Chromkappen waren weg, stattdessen sind die Tonabnehmer jetzt offen, und auch crémefarben. Der Schalter ist komplett metallisch, ohne so nen Plastikknopf dran. Und das Meisterstück: Die 4 Bernsteinfarbenen Knobs wurden durch welche aus Metall mit Perlmuttauflage ersetzt.
An dieser Stelle möchte ich nochmal ein riesiges Dankeschön an Matze vom Trashcontainer aussprechen: Auch wenn ich genervt hab wie n Depp, blieb er freundlich und hat mir nen super Preis für meine Mod-Zutaten gemacht. Dankeschön Matze!
Handling:
Die Gitarre hängt ausgewogen am Gurt, sehr schön! Kopflastige Gitarren mag ich nämlich nicht. Davon ist hier keine Spur, ihr Schwerpunkt liegt relativ direkt beim Halstonabnehmer und damit ~10-15 cm vom Aufhängepunkt entfernt. Da ist also noch reichlich Platz. Den dicken Hals hatte ich bereits erwähnt, aber wild ist es wirklich nicht. Noch sehr gut spielbar. Allgemein war ich angenehm überrascht. Ich hab schön öfter mal auf der Epiphone LP Studio von nem Freund gespielt. Kein Vergleich zu dieser Gitarre hier.
Die Schalterposition find' ich nicht 100%ig ideal, aber ist halt Les Paul. Auch das nehme ich gern in Kauf für diese Gitarre. Etwas unpraktishc ist das Push/Pull-Poti ziehen, das geht nämlich fast nicht. Man rutscht ständig mit den Fingern ab. Krieg ich aber auch noch in den Griff. Momentan knöpp ich die Knobs einfach mitm Plektrum von unten hoch. Klappt auch super.
Insgesamt kann ich sagen dass das Spielgefühl schon sehr unterschiedlich zu meiner Ibanez ist. Aber nicht unbedingt schlechter. Es sind einfach 2 verschiedene Gitarre die sich für unterschiedliche Sachen eignen. Und bereits die Tatsache dass ich mit meiner Ibanez seit mehr als 1 1/2 Wochen nichtmehr gespielt habe, spricht dafür dass die Agile durchaus mit ihr Vergleichbar ist.
Sound:
Tjaja...das leidige Thema Sound.
Wer jetzt hier Lobreden auf spritzige Mitten, samtige Höhen, straffe Bässe und knurrende Ultrafrequenzschwingungen hören will, kann gleich zum nächsten Punkt weiter gehen...ich bin nicht Gitarre&Bass!
Stattdessen möchte ich lieber anmerken, dass mein Gehör meiner Meinung nach nicht das Beste ist. Mein Ex-Gitarrenlehrer hat mir zwar ein sehr gutes Gehör bescheinigt, dem glaub' ich aber nicht.
Ich hab' ja relativ frühzeitig (ca. 3 Wochen nach dem Kauf) die Tonabnehmer gewechselt. Das hatte keinen Soundgrund, sondern einfach den, dass die DiMarzios leichter 4-adrig zu machen waren. Interessanterweise hat sich auch der Klang nicht allzusehr verändert.
Vorher hatte ich den Eindruck, dass die Gitarre doch sehr aggressiv klingt, sogar aggressiver als meine Ibanez RG. Das hat sich mit den neuen Tonabnehmern etwas gelegt. Mag am geringeren Output liegen, aber ich bin der Meinung, der Sound hat sich zum Positiven bewegt. Metal etc. klappt zwar immer noch (meiner Meinung ist sowas auch eher Verstärker-Einstellungssache), aber bei eher mäßig verzerrten Sachen gefällt mir der Sound jetzt etwas besser. Es klingt weicher, einfach schöner.
Wobei man hier auch zwischen Steg- und Halstonabnehmer unterscheiden muss. Vom Halstonabnehmer bin ich zum Beispiel restlos begeistert. Der ist einfach klasse und klingt super, ganz egal ob clean, leicht oder richtig böse verzerrt. Der hat genau die richtige Mischung aus Bass, Mitten, Höhen, Präsenz und was es noch so alles gibt. Einfach sehr ausgeglichen, sehr sehr schön.
Beim Steg bin ich da nicht so überschwenglich. Er klingt immer noch aggressiv, ohne viele Bässe. Relativ schneidend. Ist für vieles auch sehr gut, auch bei den Sachen die ich spiele. Vor allem im Bandgefüge stellt er sicher dass man sich nicht mit dem Bassmann ins Frequenzgehege kommt (sagte ich schon dass ich kein wirklicher Freund vom Tieferstimmen bin?). Fürs alleine Spielen fehlt ihm manchmal aber ein bisschen der Tiefgang.
Zudem haben beide Tonabnehmer die gleiche Outputstärke (DC-Widerstand liegt bei ca. 14kOhm wenn ich mich recht erinnere). Das sorgt für ein Lautstärken-ungleichgewicht, eigentlich schade.
Ich umgehe das mit dem Tieferschrauben des Halstonabnehmers und umgekehrt kommt der Stegtonabnehmer halt nach oben. Sehr schön schaut das aber nicht aus, ausserdem ist noch immer ein kleiner Unterschied da.
Verzerrt fält der aber nicht annähernd ins Gewicht, clean ist er auch noch zu ertragen. Geht also.
Schlusskommentar zum Sound: Ich versuche noch Aufnahmen zu machen. Die Chancen dafür stehen 50:50 dass es welche gibt. Also bitte nicht 20 Kommentare hintereinander mit "ololol aufnahmen!!!11eins!!1". Ich versuchs.
Preisliches:
Die Gitarre wird nicht mehr hergestellt, also isse schonmal uuunbezahlbar.
OK, ganz so woll mer mal nicht sein. Neupreis war 529,95$, wens interessiert:
Die Lefthandmodelle sind genauso teuer und da gibts noch ein paar wenige davon. Hier gehts zur Beschreibung (ist ja im Grunde die gleiche Gitarre wie meine. Nur falschrum).
Dazu kommen natürlich noch einige Zusatzausgaben:
Porto (~90$), Zoll, Mehrwertsteuer.
Außerdem sind meine Modifikationen natürlich auch nicht umsonst. Das macht nochmal ca. 45.
Ich bin ja bloss froh dass ich meine Arbeitsstunden nicht bezahlen muss (und meine Freunde auch nicht, die könnten sich das inzwischen gar nicht mehr leisten ).
Insgesamt komme ich damit auf irgendwas im Bereich von 650.
Das bewegt sich uuungefähr im Bereich der höherklassigen Epiphonemodelle: Elitist Standard, Joe Perry Signature, Black Beauty etc...
Ich finde den Preis gerechtfertigt, auch nach den paar Wochen in denen ich die Gitarre jetzt habe, noch. Zudem war bei meiner ja gleich ein Formkoffer dabei, den sucht man bei Epiphone auch vergeblich.
Bilder:
Ich hoffe euch hat das Review gefallen. Es ist viel länger geworden als ich eigentlich wollte, aber wenn ich halt ma ins Erzählen komm...sorry
Ich dachte mir nur, dass man bei so einer seltenen Gitarre auch schonmal etwas weiter ausholen kann...schließlich ist es nicht so dass man die in jedem Musikladen antesten kann.
Schönen Gruß!
Lobo
Da ichs noch nie gemacht habe, wollt' ich dazu auch endlich mal ein Review schreiben.
Agile AL-3500 Prestige BC (Black Cherry)
Viel Spaß beim Lesen:
Vorgeschichte:
Vor einiger Zeit gabs hier mal einen Thread in dem nach Les Paul-Kopien gefragt wurde. Das ist ja soweit nichts neues, allerdings kam in jenem Thread von Dogdaysunrise (oder chri5, je nach dem) ein Link zu einer amerikanischen Seite:
www.Rondomusic.net
Dogdaysunrise hat ja gute Kontakte in/nach Amerika und verkehrt da auch fröhlich in diversen Foren. Er sprach davon, dass diese "Agile"-Gitarren von so ziemlich jedem der eine besitzt, hochgelobt werden. Damals hab' ich schonmal angefragt ob der Laden auch nach Deutschland verschickt - tut er.
Schon damals stand mein Entschluss, dass ich mir eine Agile kaufen möchte, relativ fest: Ich mochte die Les Paul-Form, fand hier aber keine Mittelpreisgitarre die mir gefiel (Geht mir weg mit Epiphone!).
Als Termin hab' ich mir dann gedacht "die schenkste dir zum Abi!". In der Vorbereitungsphase zum Abitur hab ich mich auf der Rondomusic-Seite nochmal umgesehn und hab gemerkt, dass so langsam aber sicher die Gitarren aus der 3500er Serie verschwinden. Eine Mail klärte die aufkommende Frage:
Rondomusic antwortete mir, dass ihnen das gute Holz für die 3500er ausgeht und sie dieses auch nicht mehr bekommen. Das fand ich natürlich blöd. Wenn, dann wollt' ich nämlich ne 3500er (das Spitzenmodell halt). Also hab' ich mir die Gitarre schon vorm Abi bestellt. Dass ichs Abi schaff, stand eh fest, deshalb bin ich auf Nummer sicher mit der Gitarre gegangen.
Seit einiger Zeit hab' ich sie nun, und da wirds mal Zeit für ein Review:
Optik & Konstruktion:
Die Ähnlichkeit zur Originalen Les Paul ist ja schonmal grundsätzlich da. Schonmal nicht schlecht. Unterschiede gibt's dennoch. Zuerst natürlich die Kopfplatte, die _muss_ ja anders aussehen. Mir gefällt die Agile-Kopfplatte weitaus besser als die Epiphone-Kopfplatte. Die Gibson-Kopfplatte wäre noch hübscher gewesen, allerdings nur dann wenn sie mindestens ein Binding aussenrum hat. Die nackte, schwarze mag ich nicht.
Wo wir eh schon bei Bindings sind: Ich bin ein großer Bindingfan, das spiegelt sich auch in der Gitarre wieder: dreifaches Binding um die Kopfplatte und den Korpus rum, der Hals hat immerhin noch ein einfaches abbekommen.
Die Bindings sind allesamt sehr gut gearbeitet, und ich weiß wie schwer das is. Insbesondere an den vielen unterschiedlichen Radien an der Kopfplatte merkt mans, da is nix krumm oder so. An einem Eck schauts aus als wäre unter die Klarlackschicht ein bisschen Dreck gelangt, aber das ist so wenig dass es mir nichts ausmacht.
Der Korpus an sich ist auch sehr schön. Der Mahagoni-Block untendran ist augenscheinlich aus einem einzigen Stück Holz, genau wie der Hals. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Zuge der Authenzität isses sicher nicht verkehrt. Die Ahorndecke ist in der Mitte ihre 2 cm hoch, passt also. Beim Blick ins Hals-tonabnehmerfach fällt auf dass der Halsfuß bis in dieses hineinragt. Nennt sich bei Gibson glaub ich "Long Tenon".
Die Decke ist "bookmatched" aufgeleimt, besteht also aus zwei spiegelbildichen Teilen. Die Maserung soll komplett durchgehen, das stand zumindest in der Beschreibung. Nachprüfen kann ich das nicht, ist mir aber auch egal. Selbst wenn es nur ein Furnier auf "normalem" Ahornholz wäre, es erfüllt seinen Zweck: Schön aussehen. Mitm Sound oder sonstwas hat die Riegelung schließlich nichts zu tun.
Weitere Unterschiede zur "echten" Les Paul wären noch der abgerundete Cut-off (einziges Manko in der Optik dieser Gitarre: Mir wäre ein spitzer Cutoff im Stil der Eclipse von ESP lieber gewesen) und natürlich das Griffbrett.
Während Gibson und Epiphone ihren Les Pauls Griffbretter aus Palisander verpassen, kommt diese hier mit einem aus Ebenholz daher. Auffällig sind noch die grünlichen Abalone-Einlagen.
Haptik:
Hierzu lässt sich recht wenig sagen. Das relativ hohe Gewicht kann gut wie schlecht bewertet werden, ich sag jetzt halt einfach mal dass es mit ~4 kg durchaus vorhanden ist. Der Lack wurde perfekt bearbeitet. Inzwischen sind von mir und hauptsächlich meiner Gürtelschnalle natürlich einige Kratzer drin, aber was solls. Eine Gitarre ist ein Werkzeug, kein Ausstellungsgegenstand.
Bei Auslieferung war der Lack aber absolut glatt und ohne Macken, und zwar überall.
Die Bundstäbchen sind allesamt sehr gut abgerichtet, man spürt keine Ecken oder ähnliches bei schnellen Lagenwechseln. Von der Größe her sind sie im Mittelbereich anzusiedeln. Also keine Ibanez-Jumbos und keine Fender-Minis. Passt gut zur Gitarre wie ich finde.
An die Haptik einer Les paul musste ich mich erst mal gewöhnen, da ich bisher fast ausschließlich Gitarren mit Korpuskonturen für die Rippen und als Armauflage gespielt hatte.
Aber auch das ging recht schnell vorbei. Stört mich nicht mehr. Ganz so bequem wie meine Ibanez ist sie natürlich nicht, aber das war eh klar. Da trägt natürlich auch der Hals bei, der doch eher "dick" genannt werden kann. Extrem ist es zwar nicht, da hatte ich schon andere Kaliber in der Hand. Aber man merkts doch.
Einen großen Kritikpunkt hab' ich noch: Agile hat den Hals/Korpusübergang und den Hals/Kopfplattenübergang 1:1 von Gibson übernommen. Es ist also weder eine schützende Volute, noch ein angenehmer, weicher Übergang vorhanden.
Mehr Kanten als bei solch einem Hals/Korpus-Übergang einzubauen schafft man zwar fast nicht mehr, aber naja. Soll halt eine Kopie sein. Hier und da hätte man das Original allerdings doch etwas verbessern und angenehmer gestalten können wenn man sich schon die Arbeit macht, ne Gitarre zu produzieren.
Modifikationen:
Die Gitarre kam hier an mit einem kaputten 3-Wegschalter (Wackelkontakt), 4 normalen Potis, 4 Bernsteinfarbenen "Knobs" und Humbuckern mit Chromkappen umringt von Crémefarbenen Tonabnehmerrahmen.
Das konnte so natürlich nicht bleiben. Da ich noch einen sehr flexiblen 3-Weg-Schalter von meiner Ibanez RG-Umbauaktion hatte, wollte ich gleich den verwenden. Außerdem wollte ich die Tonabnehmer splitten, was mich zu zwei Problemen führte: Ich brauchte noch mehr Schalter und außerdem 4adrige Humbucker.
Die mitgelieferten Humbucker flogen raus, ich hatte nämlich noch DiMarzios von anni 1986 hier rumliegen. Vor n paar Jahren bei eBay auf Vorrat gekauft, kommen sie jetzt endlich zur Verwendung. Also die beiden Freunde aufgemacht, 4adrige drausgemacht, und rein damit. Zusammen mit dem neuen 3-Wegschalter und 3 Push/Pull-Potis hab' ich jetzt ne dezent flexiblere Gitarre als vorher:
Der 3-Wegschalter macht das was er soll. Hals, beide, Steg. Push/Pull-Poti 1 und 2 sind jeweils für Neck oder Steg zuständig und übernehmen das Splitten. Push/Pull-Poti 3 legt fest ob bei der Mittelposition beide Tonabnehmer parallel oder seriell geschaltet sind.
Optik hat das natürlich auch einiges ausgemacht: Die Chromkappen waren weg, stattdessen sind die Tonabnehmer jetzt offen, und auch crémefarben. Der Schalter ist komplett metallisch, ohne so nen Plastikknopf dran. Und das Meisterstück: Die 4 Bernsteinfarbenen Knobs wurden durch welche aus Metall mit Perlmuttauflage ersetzt.
An dieser Stelle möchte ich nochmal ein riesiges Dankeschön an Matze vom Trashcontainer aussprechen: Auch wenn ich genervt hab wie n Depp, blieb er freundlich und hat mir nen super Preis für meine Mod-Zutaten gemacht. Dankeschön Matze!
Handling:
Die Gitarre hängt ausgewogen am Gurt, sehr schön! Kopflastige Gitarren mag ich nämlich nicht. Davon ist hier keine Spur, ihr Schwerpunkt liegt relativ direkt beim Halstonabnehmer und damit ~10-15 cm vom Aufhängepunkt entfernt. Da ist also noch reichlich Platz. Den dicken Hals hatte ich bereits erwähnt, aber wild ist es wirklich nicht. Noch sehr gut spielbar. Allgemein war ich angenehm überrascht. Ich hab schön öfter mal auf der Epiphone LP Studio von nem Freund gespielt. Kein Vergleich zu dieser Gitarre hier.
Die Schalterposition find' ich nicht 100%ig ideal, aber ist halt Les Paul. Auch das nehme ich gern in Kauf für diese Gitarre. Etwas unpraktishc ist das Push/Pull-Poti ziehen, das geht nämlich fast nicht. Man rutscht ständig mit den Fingern ab. Krieg ich aber auch noch in den Griff. Momentan knöpp ich die Knobs einfach mitm Plektrum von unten hoch. Klappt auch super.
Insgesamt kann ich sagen dass das Spielgefühl schon sehr unterschiedlich zu meiner Ibanez ist. Aber nicht unbedingt schlechter. Es sind einfach 2 verschiedene Gitarre die sich für unterschiedliche Sachen eignen. Und bereits die Tatsache dass ich mit meiner Ibanez seit mehr als 1 1/2 Wochen nichtmehr gespielt habe, spricht dafür dass die Agile durchaus mit ihr Vergleichbar ist.
Sound:
Tjaja...das leidige Thema Sound.
Wer jetzt hier Lobreden auf spritzige Mitten, samtige Höhen, straffe Bässe und knurrende Ultrafrequenzschwingungen hören will, kann gleich zum nächsten Punkt weiter gehen...ich bin nicht Gitarre&Bass!
Stattdessen möchte ich lieber anmerken, dass mein Gehör meiner Meinung nach nicht das Beste ist. Mein Ex-Gitarrenlehrer hat mir zwar ein sehr gutes Gehör bescheinigt, dem glaub' ich aber nicht.
Ich hab' ja relativ frühzeitig (ca. 3 Wochen nach dem Kauf) die Tonabnehmer gewechselt. Das hatte keinen Soundgrund, sondern einfach den, dass die DiMarzios leichter 4-adrig zu machen waren. Interessanterweise hat sich auch der Klang nicht allzusehr verändert.
Vorher hatte ich den Eindruck, dass die Gitarre doch sehr aggressiv klingt, sogar aggressiver als meine Ibanez RG. Das hat sich mit den neuen Tonabnehmern etwas gelegt. Mag am geringeren Output liegen, aber ich bin der Meinung, der Sound hat sich zum Positiven bewegt. Metal etc. klappt zwar immer noch (meiner Meinung ist sowas auch eher Verstärker-Einstellungssache), aber bei eher mäßig verzerrten Sachen gefällt mir der Sound jetzt etwas besser. Es klingt weicher, einfach schöner.
Wobei man hier auch zwischen Steg- und Halstonabnehmer unterscheiden muss. Vom Halstonabnehmer bin ich zum Beispiel restlos begeistert. Der ist einfach klasse und klingt super, ganz egal ob clean, leicht oder richtig böse verzerrt. Der hat genau die richtige Mischung aus Bass, Mitten, Höhen, Präsenz und was es noch so alles gibt. Einfach sehr ausgeglichen, sehr sehr schön.
Beim Steg bin ich da nicht so überschwenglich. Er klingt immer noch aggressiv, ohne viele Bässe. Relativ schneidend. Ist für vieles auch sehr gut, auch bei den Sachen die ich spiele. Vor allem im Bandgefüge stellt er sicher dass man sich nicht mit dem Bassmann ins Frequenzgehege kommt (sagte ich schon dass ich kein wirklicher Freund vom Tieferstimmen bin?). Fürs alleine Spielen fehlt ihm manchmal aber ein bisschen der Tiefgang.
Zudem haben beide Tonabnehmer die gleiche Outputstärke (DC-Widerstand liegt bei ca. 14kOhm wenn ich mich recht erinnere). Das sorgt für ein Lautstärken-ungleichgewicht, eigentlich schade.
Ich umgehe das mit dem Tieferschrauben des Halstonabnehmers und umgekehrt kommt der Stegtonabnehmer halt nach oben. Sehr schön schaut das aber nicht aus, ausserdem ist noch immer ein kleiner Unterschied da.
Verzerrt fält der aber nicht annähernd ins Gewicht, clean ist er auch noch zu ertragen. Geht also.
Schlusskommentar zum Sound: Ich versuche noch Aufnahmen zu machen. Die Chancen dafür stehen 50:50 dass es welche gibt. Also bitte nicht 20 Kommentare hintereinander mit "ololol aufnahmen!!!11eins!!1". Ich versuchs.
Preisliches:
Die Gitarre wird nicht mehr hergestellt, also isse schonmal uuunbezahlbar.
OK, ganz so woll mer mal nicht sein. Neupreis war 529,95$, wens interessiert:
Die Lefthandmodelle sind genauso teuer und da gibts noch ein paar wenige davon. Hier gehts zur Beschreibung (ist ja im Grunde die gleiche Gitarre wie meine. Nur falschrum).
Dazu kommen natürlich noch einige Zusatzausgaben:
Porto (~90$), Zoll, Mehrwertsteuer.
Außerdem sind meine Modifikationen natürlich auch nicht umsonst. Das macht nochmal ca. 45.
Ich bin ja bloss froh dass ich meine Arbeitsstunden nicht bezahlen muss (und meine Freunde auch nicht, die könnten sich das inzwischen gar nicht mehr leisten ).
Insgesamt komme ich damit auf irgendwas im Bereich von 650.
Das bewegt sich uuungefähr im Bereich der höherklassigen Epiphonemodelle: Elitist Standard, Joe Perry Signature, Black Beauty etc...
Ich finde den Preis gerechtfertigt, auch nach den paar Wochen in denen ich die Gitarre jetzt habe, noch. Zudem war bei meiner ja gleich ein Formkoffer dabei, den sucht man bei Epiphone auch vergeblich.
Bilder:
Ich hoffe euch hat das Review gefallen. Es ist viel länger geworden als ich eigentlich wollte, aber wenn ich halt ma ins Erzählen komm...sorry
Ich dachte mir nur, dass man bei so einer seltenen Gitarre auch schonmal etwas weiter ausholen kann...schließlich ist es nicht so dass man die in jedem Musikladen antesten kann.
Schönen Gruß!
Lobo
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