zu §2 Faule Ausrede; wo sind diese Toleranzen festgelegt?
festgelegt nirgends, aber technisch bedingt ins Instrument eingebaut.
Denn Stimmzungen sind leider in Bezug auf sauberen Ton ein eher lausiger Tonerzeuger - selbst die besten. Denn bauarttechnisch bedingt haben fast alle Stimmzungen eine mehr oder weniger ausgeprägte Tondrift in Abhängigkeit von der Lautsärke, die darüberhinaus auch noch obendrein von Stimmzunge zu Stimmzunge (auch der des gleichen Tons) unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Und selbst wen man sich die Mühe machte ( und es ist hier wirklich viel Zeitaufwand dafür nötig) die Stimmzungen exakt auszubalancieren, dann macht einem unter Umständen das Ventil wieder einen Strich durch die Rechnung, denn dessen Öffnungshub ( vor allem sollte der dann gleichbleibend und konstant bleiben) verändert auch die Stimmung.
Deshalb: ein komplett exakt gestimmtes Akkordeon ist ein Wunschtraum aber in der Wirklichkeit nicht zu bekommen.
Das heißt nun nicht, dass man jede Stimmungsarbeit hinnehmen muss und es spricht auch darum gar nix dagegen, die Stimmung kontrollieren zu wollen. - Vertrauen ist gut, Kontrolle besser!
Aber an dem Punkt kommt man zum Messen und wenn man messen will muss man sich zwangsläufig mit dem Begriff Toleranz beschäftigen. Denn das Messgerät wird einem einen Wert anzeigen, so exakt es diesen halt grad ermitteln kann - aber über die Toleranz zu diesem Messwert sagt das Gerät gar nichts aus. Weil aber ein Akkordeon per se nicht absolut exakt und über alle Töne gestimmt sein kann, muss man sich zwangsläufig damit auseinanderseitzen, welche Abweichungen vom gewünschten Sollwert lasse ich zu und bin in ich bereit zu aktzeptieren?
Wenn man also für ein Orchester das Instrument haben will, muss man zuerst mal nachmessen, welche durchschnittliche Stimmung hat denn das Orchester und kann sich dann auf die Suche , bzw. der Stimmung seines Instrumentes machen und dies dann dem Fachmann erklären. Dafür macht ein Messgerät schon Sinn, denn normalerweise wird man nicht das ganze Orchester zum Stimmer schleppen können, damit er sich eine Begriff von der gewünschten Stimmung machen kann.
Ich würde mich zumindest zur Kontrolle immer mehr auf meine Ohren als auf ein Stimmgerät verlassen. Wenn es stimmig klingt, gibt es keine Notwendigkeit, das Ganze technisch zu hinterlegen. Wenn ich schon höre, dass einzelne Töne verstimmt klingen, brauche ich auch keine App.
Ich formuliere den Satz für mich immer um: Meine Instrumente klingen für mich dann als zu verstimmt, wenn mich die vorhandenen Abweichungen stören und ärgern. Das höre ich ohne App oder Messgeräte.
Meinem Meister hab ich schon öftes beim Stimmen zugeschaut. Er stimmt mit der Smartphone app Cleartune, die Morigol schon erwähnt hat. Die Anzeige ist groß und klar ablesbar, hat aber auch ihre Auflösungsgrenzen. Darunter werden Unterschiede nicht mehr angezeigt. Die Stimmung damit ist dann auch schon ziemlich gut, aber trotzdem kann man dann beim Greifen von Referenztönen auf dem Instrument noch ab und an ganz leichte Abweichungen hören. Die korrigiert mein Meister dann noch nach Gehör aus. Den Ergeiz hat er einfach.
Ich freu mich auch darüber - ganz klar... und geh dann ganz schnell heim und versuche mit der sauberen Stimmung ganz viel zu spielen, denn ich weiß leider auch, dass diese so saubere Stimmung bereits nach ein paar Tagen anfängt die ersten Unsauberkeiten aufzuweisen....
Und das bringt mich dann wieder zur Toleranz, mit der ich mich auseinandersetzen muss: wieviel lasse ich zu, wieviel bin ich bereit zu akzeptieren. Wobei ich hier gegenüber Schtine01 den Vorteil habe, dass ich kein Orchesterspieler bin und von daher es bei meinen Instrumente auch nicht wichtig ist, ob die Grundstimmung ungefähr 440 Hz ist, oder wie bei mir z.B. bei der einen Kiste ca. 440,7 Hz sind (oder ca.443 Hz bei der anderen).