Hi,
den Preis halte ich ehrlich gesagt für ziemlich überzogen - gar nicht mal unbedingt am Markt gemessen, sondern für mein Gefühl in Sachen Preis/Leistung. Eine schöne gebrauchte Les Paul, aber die heutigen Reissues sind wesentlich günstiger und zugleich deutlich näher am Original. Ich denke übrigens auch, dass hier eine Neubundierung vorgenommen wurde, die Fretnibs waren auch in den 80ern immer da, soviel ich weiß. Diese frühen RI-Versuche von Gibson werden schon hoch gehandelt, das ist mir klar, aber ich halte diese Entwicklung eher für fragwürdig.
Vor allem aber: wenn Du Dir annähernd den Sound einer ganz alten Standard erhoffst, wirst Du ihn so wohl nicht bekommen, wenn das tatsächlich ein Ebenholzgriffbrett ist. Ich habe noch keine Les Paul in der Hand gehabt, die mit diesem Holz diesen runden, holzigen Ausdruck in den Mitten hatte. Customs oder Studios mit Ebenholzgriffbrett (wie meine eigene) haben andere Qualitäten, eher stramme Sounds mit recht tiefen Bässen, schärferen Höhen und viel Attack.
Vom, Holz könnte es sich übrigens um eine Heritage Standard handeln, die mitunter ein Ebenholzgriffbrett hatte (eigentlich nur die Elite, aber bei Gibson war damals alles möglich). Meines Wissens waren da aber keine Klusons verbaut, sondern Grover-Typen. Klusons wurden wohl erst in einer weiteren Serie verwendet, die später speziell für Guitar-Trader gebaut wurde. Ein weiterer Punkt ist die Seriennummer, die bei den Guitar Traders mit einer einzelnen 9 anfängt, bei den
meisten (aber ben nicht allen) anderen Paulas dieser Zeit aber nicht, da wird das normale System verwendet. Trotzdem ist es wohl keine der gesuchten Guitar-Trader-LPs, anscheinend ist dafür das Logo an der falschen Stelle, und die wurden nah diesem artikel hier alle in Sunburst lackiert (ich glaube nicht, dass die hier schon ausgeblichen ist, so wie der restliche Zustand aussieht, war die viel in ihrem Koffer):
http://www.lespaulforum.com/slubarticle/vgarticle.html
Das Blöde ist halt, dass es in der Zeit alle möglichen Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten gab... Auf jeden Fall solltest Du mal fragen, ob es eine zweite Seriennummer in der E-Fach-Fräsung gibt.
Nochmal zur Vintage-Authentizität: meines Wissens haben alle Gibsons dieser Zeit
keinen Long Neck Tenon, auch wenn sie äußerlich als "Pre-Historics" vintagemäßig aufgemacht waren. Sollte die Gitarre einen langen Halsfuß haben, wäre sie also gar keine Gibson. Es könnte vielleicht eine der wenigen Guitar-Trader-Bootleg-Les Pauls sein. Die hat der Laden selber bauen lassen und ganz frech Headstock und Logo von Gibson gemopst. Auch einige Gitarrenbauer haben sich damals an authentischen LP-Kopien versucht, weil die Kunden das bei Gibson nicht fanden, ich denke da z.B. an Slashs berühmte AFD-Les Paul, die gar kein Gibson war, sondern von Kris Derrig gebaut wurde.
Wie dem auch sei: Wenn Du wirklich so viel Geld ausgeben willst, musst Du die Gitarre wie jede andere anspielen, um Dir ein Bild zu machen. Dann ist sie Dir das Geld wert oder auch nicht. Und wenn sie "die Eine" für Dich ist und dann ein bisschen Mysterium bleibt, warum nicht?
Gruß, bagotrix